NEWS

Hygon C86-7490

Ein chinesischer Frankenstein EPYC-Prozessor

Portrait des Authors


Ein chinesischer Frankenstein EPYC-Prozessor
11

Werbung

Schon häufiger sind die vom chinesischen Unternehmen Zhaoxin wegen von AMD lizensierter Prozessoren auffällig geworden – bisher auffällig dahingehend, dass meist ältere EPYC-Generationen eins zu eins etwas später als Hygon-Server-Prozessor auf den Markt gekommen sind. Auf X tauchte nun ein Foto eines Angebots auf einer chinesischen Handelsplattform auf, welches einen Hygon C86-4G 7490 zeigt, der für 42.000 Yuan (umgerechnet etwa 5.300 Euro) angeboten wurde.

Das Besondere am Hygon C86-4G 7490: Er soll 64 Kerne zu bieten haben, aber anstatt der noch halbwegs aktuellen Zen-4- oder Zen-3-Kerne, sind es solche mit betagter Zen+-Architektur, die im April 2018 vorgestellt wurde. AMD brachte sie auf den EPYC-Prozessoren mit Codenamen Naples zum Einsatz. Waren es bei AMD maximal 32 Kerne in einem EPYC-Prozessor, sind es beim C86-4G 7490 derer 64.

Eine weitere Besonderheit zeigt sich bei einem Blick auf die Bilder: Der Hygon C86-4G 7490 kommt im aktuell von AMD für die Genoa-Prozessoren eingesetzten Sockel SP5 zum Einsatz. Für die eben erwähnten 32 Kerne verwendete AMD vier Zeppelin-Dies mit jeweils acht Kernen. Zhaoxin muss für den Hygon C86-4G 7490 daher gleich acht CCDs auf dem Package unterbringen. Zudem bot der Chip bei AMD über den Speichercontroller nur die Unterstützung von DDR4-Speicher – jeweils zwei Kanäle pro Chiplet und demnach acht Speicherkanäle für den gesamten Chip. Beim SP5 von AMD sind inzwischen zwölf DDR5-Speicherkanäle möglich. Zudem können bis zu 128 PCIe-5-Lanes aus dem Sockel herausgeführt werden.

Weiterhin soll der Hygon C86-4G 7490 in 4S-Servern eingesetzt werden. Mehr als zwei direkt miteinander verbundene CPUs sah AMD aber niemals vor. Wie Zhaoxin hier die Multi-Socket-Fähigkeit auf vier Prozessoren umgesetzt hat ist nicht bekannt.

Beides, also sowohl DDR5 wie auch PCI-Express 5.0 kann der Hygon C86-4G 7490 nur dann unterstützen, wenn das Chip-Design angepasst wurde. Einen I/O-Die brachte AMD damals noch nicht zum Einsatz. Auch die Kombination aus Zen+-Architektur und DDR5/PCI-Express 5.0 gab es in dieser Form nicht. Details zu AMDs damaligem Chip- und Package-Design findet ihr in einer Meldung aus dem Jahre 2018.

Es ist also unklar, wie Zhaoxin hier genau vorgegangen ist. Die Entwicklung eines eigenen CCDs ist unwahrscheinlich. Auch der Einsatz eines eigens entwickelten I/O-Dies eher fraglich. Die Fertigung der CCDs mit den Zen+-Kernen fand damals in 14/12 nm statt. Aufgrund der Handelsrestriktionen gibt es neben der technischen Umsetzung auch noch viele weitere Fragezeichen hinter dem Hygon C86-4G 7490.

Quellen und weitere Links KOMMENTARE (11) VGWort