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Unbestritten befinden wir uns derzeit in einer Phase des Umbruches - nicht zuletzt durch die zahlreichen Ankündigungen der vergangenen Wochen und Monate. Im Frühjahr und Sommer wird sich entscheiden, wer in den kommenden Jahren den Tablet-Markt dominieren wird und dieser ist nicht zu verachten. Apple verkaufte im letzten Jahr über 14 Millionen iPads, Samsung soll zwei Millionen Einheiten des Galaxy Tabs ausgeliefert haben. Für 2011 sollen sich diese Zahlen mehr als verdoppeln und ein gewaltiger Markt entstehen, der dem klassischen Business-Sektor vieler Unternehmen bald den Rang ablaufen könnte. Heute haben wir einige wichtige Plattformen in einem Vergleich von Apples iPad, dem BlackBerry Playbook, HPs TouchPad und Motorolas Xoom schon einmal gegenübergestellt.
Wer sich all diese Geräte kaufen soll, erschließt sich nicht auf den ersten Blick, zumindest aber die stagnierenden Zahlen bei den Netbooks zeigen die Richtung recht deutlich an: "Mobiler digitaler Lifestyle" wird zukünftig auf dem Tablet vollzogen und immer weniger auf den klassischen- Notebook und Desktop-Systemen. Im Business-Bereich werden wir die gängigen Strukturen noch einige Zeit lang sehen.
Was tun die Hersteller um diesem Trend folgen zu können? Microsoft wollte bereits vor einigen Jahren hier eine Vorreiterrolle einnehmen. Microsofts Betriebssysteme wurden auf die Berührungsempfindlichkeit hin optimiert, doch die Technik war noch lange nicht soweit. Kapazitive Touch-Displays befanden sich noch im Entwicklungsstadium und so verendeten viele Versuche in der Bedeutungslosigkeit, da sie einfach nicht das Erlebnis bieten konnten, welches sich der Anwender wünschte. Es fehlte nicht an Ideen, es fehlte an der technischen Umsetzung.
Apple und iOS
So war Apple nicht der erste Hersteller, der auf die Idee gekommen ist, ein Tablet zu bauen, aber sie waren die ersten, die eine Umsetzung in Hard- und Software bieten konnten, die eine echte Chance hatte zu bestehen. Mit dem iPhone wurde die nötige Grundlage geschaffen und auch wenn sich vorher niemand vorstellen konnte, was überhaupt mit einem Tablet zu tun ist, so sprechen die 14 Millionen verkauften Einheiten eine klare Sprache. Inzwischen ist aus dem iPhone und iPad ein komplettes Ökosystem entstanden. Mit dem (Mac)-App-Store revolutionierte Apple den Vertriebsweg für Softwareentwickler.
Neben diesen beiden Geräten ist auch ein MP3-Player und eine TV-Box mit iOS verfügbar und der Kunde kann sich in einer eigenen geschlossenen Welt bewegen. Software-Elemente von iOS sollen mit Mac OS X 10.7 "Lion" auch den Weg auf den Desktop finden. Apple hat die Richtung für die Zukunft also klar vorgegeben.
Google und der Android
Google gilt als Unternehmen mit Mut zum Versagen. Jedes Jahr starten dutzende, vielversprechende Projekte, nur die wenigsten davon halten bis zur Marktreife durch. Gelungen ist dies Android, nicht zuletzt weil Google bereits 2005 das Potenzial eines mobilen Betriebssystems erkannt hat. Dass der Nerv des Marktes getroffen wurde, zeigen die Zahlen. Sowohl bei den absolut-verwendeten Betriebssystemen wie auch bei den Wachstumszahlen liegt man mit Apple an der Spitze. Auf der CES wurden dutzende Smartphones und Tablets mit Android angekündigt. Bisher kranken Tablets mit Android noch an der Tatsache, dass das OS bis einschließlich Version 2.3 nicht auf die Verwendung auf einem Tablet vorgesehen ist. Mit Android 3.0 "Honeycomb" soll sich dies nun ändern und wir sehen ein auf Tablets angepasstes Betriebssystem. Google ist also mit dabei und scheint gut aufgestellt zu sein. Mit Android 2.3 und 3.0 sehen wir allerdings erst einmal eine Fragmentierung des Marktes. Android 3.0 bleibt den Dual-Core-Tablets vorbehalten, ältere Tablets und Smartphones müssen mit Android 2.3 und 2.4 vorliebnehmen. Vermutlich erst mit Android 3.2 "Ice Cream" werden beide Produktlinien wieder zusammenlaufen.
Google muss sich dabei auf seine Software verlassen, denn die Entwicklung der Hardware hat man nicht in der Hand. Allerdings schein man HTC, Samsung und andere Hersteller sehr gut anzuweisen. Man arbeitet zusammen und verbleibt nicht in seinem goldenen Käfig ohne dabei auf das Drumherum zu achten. Ein Pluspunkt für Google sind die weiteren Dienste, wie Google Mail, Google Maps, Youtube, Documents und vieles mehr. Diese gehören neben der Suche zu den wichtigsten Plattformen und lassen sich sehr schön in Android integrieren. Diesen Vorteil versucht man auch weiter auszubauen und auch hier entsteht eine Art Ökosystem in dem sich der Anwender problemlos bewegen kann.
Aus dem Dornröschenschlaf erwacht - Research in Motion
BlackBerry ist aus der Business-Welt nicht mehr wegzudenken. Hier hat sich Research in Motion (RIM) durch den Aufbau einer eigenen Infrastruktur einen Wettbewerbsvorteil geschaffen, den man über Jahre nutzen konnte. Doch lange ruhte man sich auf den Lorbeeren der Vergangenheit aus und verlor dabei die Entwicklung der Umgebung aus den Augen. Im September letzten Jahres schien RIM dann aus dem Dornröschenschlaf erwacht zu sein, denn man stellte das PlayBook vor. Die technischen Daten lesen sich ansprechend, zumindest wird man in technischer Hinsicht mitspielen können. Ein großes Fragezeichen stellt noch die Software dar. Zwar konnte man sich auch hier schon in einigen Videos einen Eindruck verschaffen, letztendliche Klärung, wie gut das BlackBerry Tablet OS nun sein wird, kann aber erst eine (nahezu) finale Version bringen.
RIM will sich mit dem PlayBook auf seine Stärken besinnen - den Business-Bereich. Dazu wird das PlayBook mit anderen BlackBerry-Geräten interagieren können und soll effektive Security-Features und out-of-the-box Enterprise-Support bieten. In seiner WiFi-Ausführung soll das PlayBook noch im Frühjahr auf den Markt kommen. Der Preis für das Modell mit 16 GB Speicher und ohne UMTS soll bei rund 500 US-Dollar liegen.
HP und webOS - die Neueinsteiger
Palm gehörte in den 90-ziger Jahren zu den Innovationstreibern im mobilen Segment. Mit dem Pre wollte man 2009 in die Erfolgsspur zurückkehren, nachdem man in den Jahren zuvor nahezu in der Bedeutungslosigkeit verschwunden war. So richtig gelingen wollte der Durchbruch nicht, obwohl gerade das Betriebssystem webOS gute Ansätze präsentierte und das zu einem Zeitpunkt, als iOS gerade erst ins Rollen gekommen war und Google den Anfang mit Android 1.1 wagte. 2010 verleibte sich HP das Kerngeschäft von Palm ein und früh war klar, dass HP Großes vor hatte. Gestern nun präsentierte man die beiden neuen Smartphones Veer und Pre3, doch wirklich interessant war eigentlich das TouchPad. Bei der Hardware orientiert man sich dabei an den Eckdaten des iPads. Besonders beeindruckend aber ist die Software in Form von webOS 3.0. Alles wirkt wie aus einem Guss - etwas, dass vor allem Apples iOS nachgesagt wird. Doch inzwischen haben Hersteller wie Google, RIM oder HP/Palm bewiesen, dass man es in gewissen Bereichen noch besser machen kann.
Beim HP TouchPad müssen wir aber dennoch die meisten Fragezeichen setzen. Bisher wird als Termin nur "Planned availability this summer" genannt - mehr als wage. Einen Preis kann und will man ebenfalls noch nicht nennen. Somit verbleibt das HP TouchPad mit webOS 3.0 noch in einem gewissen Dunstkreis, der sich erst über die Zeit aufklären muss. Eines aber wird bereits deutlich: HP will mit webOS mehr als nur ein Betriebssystem für Smartphones und Tablets bieten. Bereits Erwähnung gefunden hat webOS als Schnittstelle zu weiteren Produkten aus dem Hause HP, so z.B. bei den Foto- und Videokameras sowie Druckern. Noch in diesem Jahr soll webOS auch den Weg auf die Notebook und Desktop-Systeme finden. Ob diese dabei vollständig unter webOS laufen werden, ist fraglich. Denkbar ist eine Art User-Interface auf Basis von Windows in Anlehnung an Front-Row oder einen Widget-Service.
Und Microsoft?
Ein großes Fragezeichen muss momentan hinter Microsoft und deren Strategie für den mobilen Markt gemacht werden. Einst gehörte man zu den Vorreitern - vielleicht war man einfach zu früh dran und verschreckte potenzielle Kunden und Partner mit einer nicht umzusetzenden Handhabung. Aber zumindest eines ist sicher, man hat den Anschluss erst einmal verloren. Dies macht vor allem die Situation bei den Smartphones deutlich. Windows Phone 7 hat einen schweren Stand. Zwar sind mit HTC, Samsung und LG viele große Namen auf den Zug aufgesprungen, vor einiger Zeit aber äußerten sich diese recht enttäuscht über die bisherige Entwicklung.
Gänzlich vermisst wird eine Tablet-Strategie. Zwar sind einige Tablets mit Windows-7-Oberfläche bereits erhältlich, ob diese aber den Ansprüchen der Benutzer entsprechen, ist mehr als fraglich. Eine berührungsempfindliche Oberfläche bzw. Benutzerführung ist nicht mit einem auf die Mausbedienung ausgelegten User-Interface in Einklang zu bringen. Dies dürften bereits die frühen Versuche gezeigt haben.
Letztendlich haben wir vier große Player, die in den kommenden sechs Monaten gegeneinander antreten werden: iOS, Android, webOS und Blackberry Tablet OS. Außen vor bleibt Microsoft, die keine klare Strategie erkennen lassen. Daran ändert auch die Ankündigung auf der CES nichts, dass Windows 8 auf ARM-Prozessoren laufen wird. Bis Windows 8 erscheinen wird, dürfte der Anschluss endgültig verloren gegangen sein und ein schnellse Portieren von Windows Phone 7 für Tablets erscheint ebenfalls eher unwahrscheinlich.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass es sich bei all den Einschätzungen um eine persönliche Sicht des Autors handelt.
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