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Pünktlich zur Vorstellung seiner neuen iPhone-Generation hat Apple am Abend auch den finalen Zeitplan für die Veröffentlichung von iOS 11 bekannt gegeben. Demnach können Entwickler und Teilnehmer des Open-Beta-Programms den Golden Master vermutlich schon ab heute Abend herunterladen und installieren, alle anderen erhalten die neueste Version des mobilen Apple-Betriebssystems, welches zur WWDC 2017 im Juni erstmals angekündigt wurde, ab dem 19. September als kostenloses Update.
Überarbeitetes Kontrollzentrum, neues Dock für das iPad
Eine der größten Änderungen für iPhone-Nutzer betrifft das Kontrollzentrum, welches sich weiterhin durch Ziehen von unten nach oben am Bildschirmrand öffnen lässt. Dieses ist nun deutlich mächtiger und übersichtlicher zugleich geworden. Während dieses unter iOS 10 noch dreigeteilt war, zeigt das neue Control Center alle Einstellungen nun gesammelt auf einer einzigen Seite an. Welche das sein können, kann der Nutzer in den Einstellungen selbst festlegen. So lassen sich neben den Schnellzugriffen auf den Flugzeugmodus, die WLAN- und Bluetooth-Verbindung, auch die Helligkeit und Lautstärke regeln oder die Taschenlampen-Funktion starten und die Kamera-App öffnen.
In den Einstellungen können zahlreiche weitere Schnellfunktionen, wie der Batteriespar-Modus, ein Schnellzugriff auf Apple Wallet oder die Steuerung des Apple TV im Netzwerk angelegt werden. Wo sich die einzelnen App-Icons innerhalb des Kontrollzentrums befinden können, kann der Anwender ebenfalls einstellen. Praktisch: Per Force Touch können je nach Funktion weitere Einstellungen direkt aus dem Control Center heraus getätigt werden. Etwas ärgerlich: WLAN und Bluetooth lassen sich – zumindest in der letzten Beta-Version – leider nicht mehr über das Kontrollzentrum abschalten. Per Klick auf das WLAN-Symbol wird lediglich die aktuelle Verbindung getrennt bzw. wieder hergestellt. Um das Funkmodul komplett abzuschalten, muss unter iOS 11 nun der Umweg über die Einstellungen gegangen werden.
Für iPad-Besitzer gibt es mit iOS 11 wie für macOS nun ein eigenes Dock. Darin werden zum einen häufig genutzte Apps zentral gesammelt, zum anderen aber lassen per Drag & Drop Dateien von einem Fenster zum anderen kopieren, was die Multitasking-Funktionen deutlich vereinfacht. Anzeigen lässt sich das neue Dock auf dem iPad zunächst wie das Kontrollzentrum auf dem iPhone: Durch einen Wisch von unten nach oben. Wer das Dock weiter nach oben zieht, öffnet wie auf dem iPhone das neue Kontrollzentrum.
Die Continuity-Funktion, welche bereits mit iOS 8.2 eingeführt wurde und welche geräteübergreifend Notizen, Präsentationen oder Browser-Fenster weitergeben kann, wird dadurch ebenfalls verbessert. Wie auf dem Mac wird die zuletzt auf einem anderen Apple-Gerät angezeigte Anwendung über das Handoff-Symbol im Dock auf dem iPad angezeigt. Besonders praktisch: Per Split View lassen sich zwei Apps, welche beide zu 50 % auf dem iPad-Bildschirm angezeigt werden sollen, direkt aus dem Dock heraus starten, womit dieses auch als eine Art App-Switcher fungiert.
Die Benachrichtigungen zeigt Apple weiterhin mit einem Fingerwisch von oben nach unten an, hat diese nun aber optisch an den Sperrbildschirm angepasst. Neue Benachrichtigungen werden fortan ganz oben angezeigt, ältere hingegen weiter unten. Per Wischgeste von links nach rechts lassen sich diese als „gelesen“ markieren und werden in den Benachrichtigungen nicht mehr angezeigt. Direkt in die entsprechende App kommt man über sie aber natürlich auch weiterhin. Apple will damit die Übersicht weiter verbessert haben.
Neue und angepasste System-Apps
Mit der neuen „Dateien“-App führt Apple mit iOS 11 außerdem einen zentralen Speicherort zum Durchsuchen, Öffnen und Bearbeiten von Dateien ein, die entweder direkt auf dem iPhone oder iPad abgelegt wurden oder sich in einem der zentralen Cloudspeicher-Dienste wie Google Drive, Dropbox oder der eigenen Synology-DiskStation liegen. Die App listet alle installierten Cloud-Anwendungen auf und startet diese auf Wunsch direkt in der neuen Dateien-App, womit man Zugriff auf die dort abgelegten Dateien erhält. Dank des mit iOS 10.3 eingeführten neuen APFS-Dateisystems werden die lokal abgelegten Dateien so nicht mehr innerhalb einer bestimmten App in der Sandbox abgespeichert, sondern befinden sich nun zentral auf dem iOS-Gerät, was unterm Strich Speicherplatz spart.
Eigene System-Apps hat Apple für iOS 11 ebenfalls überarbeitet und deren Icons aufgehübscht. Die eigene Notizen-App ermöglicht nun beispielsweise das Scannen von Dokumenten über die Kamera, der App-Store hat ein Design-Update erfahren und wurde nun an das Layout von Apple Music angepasst. Die Kamera-App unterstützt je nach Endgerät für Bewegtbilder ab sofort den HEVC-Code (H.265), das in die Jahre gekommene JPEG-Formet wird durch HEIF ersetzt. Wer entsprechend aufgenommene Bilder über die sozialen Netzwerke teilnehmen oder in anderen Apps speichern möchte, für den erzeugt das Betriebssystems automatisch ein JPEG-Foto, um die Kompatibilität beizubehalten. Die Enkodierung funktioniert aber erst ab dem A10-SoC und damit erst ab dem Apple iPhone 7 und iPhone 7 Plus sowie dem iPad Pro in der 2017er-Variante.
iMessage bekommt einige neue Effekte spendiert, die Einbindung von Stickern oder anderen kompatiblen Apps wurde deutlich vereinfacht. Die angekündigte Cloud-Synchronisation des Chat-Verlaufs mit anderen Apple-Geräten wird jedoch erst mit einer späteren iOS-11-Version folgen. Das Feature hatte Apple mit der fünften Entwickler-Beta ohne Angaben von Gründen entfernt. Über Apple Pay lassen sich zwischen Freunden kleinere Geldbeträge hin- und herschicken. Die Karten-App bringt außerdem einen neuen Fahrspur-Assistenten mit sich und unterstützt teilweise eine Navigation innerhalb von öffentlichen Gebäuden, wie großen Einkaufszentren oder Flughäfen. In Deutschland funktioniert dies allerdings (noch) nicht.
Der hauseigene Sprachassistent Siri kann unter iOS 11 nun auch männlich sein, allgemein will Apple die Stimmen in deutscher Sprache deutlich verbessert haben. Ansonsten hat Apple neue Do-Not-Disturb-Features beim Autofahren oder das neue Protokoll Home Kit 2, welches erstmals Multi-Room-Musik-Support bekommt, implementiert.
iOS 11 nicht für alle Geräte, teilweise nur mit geringerem Funktionsumfang
Mit iOS 11 kommt mit ARK-Kit für App-Entwickler ein neues Tool, welches Augmented-Reality-Erlebnisse auf dem iPhone und iPad verbessern soll. Darin sollen digitale Objekte und Informationen der eigenen Umgebund mit Augmented Reality verbindet werden. Um solche Apps jedoch einsetzen zu können, bedarf es ein wenig Hardware-Power. Apple nennt hier den A9-Chip als Grundvoraussetzung, womit Besitzer eines Apple iPhone 6 oder iPhone 5S komplett leer ausgehen werden.
Mit iOS 11 schwenkt Apple nun komplett auf 64 Bit um und streicht den bisherigen Legacy-Modus auf 32 Bit. Damit wird das neuste iOS-Betriebssystem nicht nur zu nicht angepassten 32-Bit-Anwendungen inkompatibel, sondern auch zu Geräten, deren SoC kein 64 Bit beherrscht. Folglich ist iOS 11 nur auf Geräten mit A8-Chip oder neuer lauffähig. Damit bedarf es mindestens eines iPhone 5S oder iPhone SE, beim iPad sollte man mindestens ein iPad mini 2, ein iPad Air der fünften Generation oder ein aktuelle iPad Pro besitzen. Innerhalb der iPod-Familie ist nur das aktuelle touch-Modell der sechsten Generation zu iOS 11 kompatibel. Damit fallen Geräte wie das das iPad 4 oder das iPhone 4S heraus.
Apple startet den Rollout zu kompatiblen Geräten ab dem 19. September als kostenloses Update.