NEWS

E-Mail-Dienst Lavabit schließt wegen Druck von US-Behörden

Portrait des Authors


E-Mail-Dienst Lavabit schließt wegen Druck von US-Behörden
22

Werbung

Der aktuelle, globale Überwachungsskandal hat aufgezeigt, wie eng privatwirtschaftliche Unternehmen mit staatlichen Behörden zusammenarbeiten. Sowohl die Anbieter von Diensten wie Facebook oder Google als auch Telekommunikationsfirmen mit Zugriff auf zentrale Infrastruktur des Internets kooperieren mit der NSA, dem britischen Pendant GCHQ und Co. . Was passieren kann, wenn ein Unternehmen die Zusammenarbeit verweigert, zeigt der Fall des E-Mail-Dienstes Lavabit.

Der Dienst wurde 2004 gegründet, nachdem Googles weit verbreitetes Gmail vermehrt auf datenschutzrechtliche Kritik gestoßen war. Folgerichtig war Lavabit darum bemüht, die Privatsphäre der Nutzer zu achten und zu schützen. Technisch wurde das unter anderem durch asymmetrische Verschlüsselung gewährleistet. Offenbar war selbst Edward Snowden von Lavabit überzeugt, denn er nutzte die Mailadresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., um mit Menschenrechtsaktivisten und - anwälten zu kommunizieren.

Vielleicht ist genau das jetzt Lavabit zum Verhängnis geworden, denn sein Besitzer Ladar Levison hat Lavabit nach neun Jahren spontan vom Netz genommen und eine bemerkenswerte Erklärung online gestellt. Darin macht er deutlich, dass es offenbar massiven Druck von Seiten der US-Behörden gegeben hat. Lavabit sollte mit den Behördern kooperieren und - mit den Worten Levisons - "Komplize bei Verbrechen gegen die amerikanische Bevölkerung" werden. Schweren Herzens hat Levison deshalb den E-Mail-Dienst geschlossen. Zu den genauen Hintergründen könne er sich nicht äußern, weil trotz der durch den 1. Zusatzartikel zur US-Verfassung (First Amendment) garantierten freien Meinungsäußerung aktuelle Gesetze keine genauen Erklärungen zulassen würden.

Lavabit2

Trotz der einstweiligen Schließung von Lavabit zeigt sich sein Betreiber für die Zukunft optimistisch. Levison will vor das zuständige Bundesgericht ziehen und dort für die US-Verfassung und seinen E-Mail-Dienst kämpfen. Im gleichen Atemzug rät er dringend davon ab, Firmen private Daten anzuvertrauen, die von den Vereinigten Staaten belangt werden können.

Wer Ladar Levison und Lavabit bei den juristischen Auseinandersetzungen für die von der US-Verfassung verbürgten Rechte unterstützen möchte, kann dem Lavabit Legal Defense Fund eine PayPal-Spende zukommen lassen (solange die US-Behörden das zulassen).

 

Quellen und weitere Links

Werbung

KOMMENTARE (22) VGWort