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EU-Kommission plant eigenen DNS-Resolver

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EU-Kommission plant eigenen DNS-Resolver
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Wenn Nutzer in der Adresszeile des Browsers eine Domain eingeben, wird ihre Anfrage an den im Betriebssystem/Browser oder Router/Firewall hinterlegten DNS-Server geschickt. Besagter Server antwortet mit der passenden IP-Adresse der Webseite. Anschließend wird die Webseite aufgerufen. Wer seine Internetgeschwindigkeit mit wenigen Handgriffen beschleunigen will, sollte den hinterlegten DNS-Server überprüfen. Mit dem Tool DNSBench ist es möglich die Geschwindigkeit des DNS-Servers zu messen. Bekannte Anbieter sind neben Cloudflare (1.1.1.1) oder Quad9 (9.9.9.9) auch Google (8.8.8.8). Zudem gibt es unzählige durch verschiedenen Organisationen betriebene DNS, die keinerlei Datenverkehr mitschreiben wollen. Wie sich einer offiziellen Ausschreibung entnehmen lässt sucht die zuständige Kommission derzeit einen Partner für das Projekt DNS4EU – Ziel ist der Aufbau eines großen, zentralen europäischen DNS-Anbieters.

Die EU-Kommission erhofft sich von einem eigenen europäischen rekursiven DNS-Resolver in erster Linie einen Schutz vor globalen und EU-spezifischen Cybersicherheitsbedrohungen. Dies kann zum Beispiel Phishing oder Malware sein. Zudem will man mit ISPs und Browser-Herstellern ins Gespräch kommen und so für den neuen DNS-Dienst werben. Ideal für die Kommission wäre es natürlich, wenn DNS4EU direkt standardmäßig in den Routern hinterlegt wird. Einer Vielzahl von Nutzern dürfte selbst das Grundprinzip eines DNS-Servers fremd sein.

Auch wenn ein von der EU betriebener DNS-Dienst seine Vorteile haben mag, ließe sich so sicherlich die sogenannte Netzsperre leichter um- beziehungsweise durchsetzen. Bereits in der Vergangenheit kam es immer wieder zu gerichtlichen Anordnungen, dass Provider bestimmte Domains auf DNS-Ebene sperren mussten. Auch die Clearingstelle Urheberrecht im Internet (CUII) könnte an einem DNS4EU großes Interesse haben. 

Allerdings dürfte auch ein europäischer DNS-Server bei der Unterbindung von Urheberrechtsverletzungen nur wenig bewirken können. Solange die IP-Adresse des Servers nicht gesperrt wird, auf dem die illegale Webseite gehostet wird, sind DNS-Sperren wirkungslos. Lediglich technisch unversierte Nutzer werden so an einem Besuch der Seite gehindert.