Ich habe mir dieses Objektiv von einem Freund ausgeliehen und es die letzten Tage ausgiebig getestet um zu entscheiden ob ich es ihm abkaufe oder nicht.
Das Objektiv wird seit 1997 für das EF Bajonett gebaut, mein Exemplar ist von 1999.
Dieses Objektiv ist recht interessant für Sport und Tierfotografen, da es das einzige „bezahlbare“ Canon Teleobjektiv über 300mm mit Bildstabilisator ist, neben dem 100-400 F4,5-5,6 L IS USM. Das optisch sehr gute EF 400 F5,6 L USM besitzt leider keinen Bildstabilisator und ist somit ohne Stativ nicht all zu leicht zu bedienen.
Deswegen soll dieser Test vor allem auch dein Einsatz von Telekonvertern untersuchen.
Übersicht:
Die Verarbeitung ist, wie man das von Objektiven der L Klasse gewohnt ist, hervorragend nahezu perfekt. Es sitzt alles optimal und die Haptik und Anfassqualität ist überragend.
Lediglich am Bajonett hat das Objektiv minimal Spiel, aber das haben fast alle meine Objektive, desto schwerer sie werden desto mehr merkt man es. In der Praxis ist dies aber kein Faktor der stört.
Die Gegenlichtblende ist ebenfalls kein billiges schwarzes Plastikteil sondern ist fest an dem Objektiv montiert und wird zum Gebrauch nach vorne gezogen. Dies ist äußerst praktisch und spart viel Platz im Fotorucksack.
Hier noch ein paar Technische Daten: Das Gewicht beträgt 1190g bei 22cm Länge und 9cm Dicke. Es wurden 15 Linsen in 11 Gruppen verbaut, die Naheinstellgrenze beträgt 1,5m und der Filterdurchmesser ist 77mm.
Technik:
Der Autofokus ist sehr gut, ich habe diesen bei einem Radrennen (siehe Bilder der letzten Tage) getestet und hatte echt wenig Ausschuss, was bei einer derart schnellen Sportart schon sehr gut ist.
Der Bildstabilisator (IS = Image Stabilisation) ist ein 2Stufen IS. Dies bedeutet, dass man eine um 2 Blenden längere Verschlusszeit ohne zu verwackeln halten kann.
In der Praxis schaffe ich ca. 1/60-1/80 verwacklungsfrei zu halten. Dies ist eine sehr praktische Sache (bei statischen Motiven), denn ohne Bildstabilisator wären an einer APS-C Kamera mindestens 1/250-1/400 nötig, je nachdem wie stark man zittert.
Der IS gibt ein paar Geräusche von sich (ich finde es klingt ähnlich einer sehr leisen Festplatte, dies ist aber vollkommen normal)
Die Naheinstellgrenze von 1,5m erweist sich in der Praxis als extrem hilfreich, es lässt sich wunderbar freistellen.
Hier kann das Objektiv in allen Bereichen punkten.
Optische Qualität:
Die Punkte Verzerrung, CAs und Vignettierung sind bei diesem Objektiv nahezu vernachlässigbar, denn sie treten gar nicht oder in nur so geringem Umfang auf, dass dies in der Praxis nicht oder kaum auffällt.
Farben und Kontrast sind ebenfalls sehr gut, hier habe ich nichts auszusetzen.
Kommen wir zur Wiedergabequalität, Bildqualität und Schärfe.
Hier wurde ich leider etwas enttäuscht, denn von einer 300mm Festbrennweite hatte ich etwas mehr erwartet vor allem bei Offenblende und mit Telekonverter.
Bei F4 bildet das Objektiv anständig bis gut ab, das EF70-200/4 ist im Vergleich aber doch schärfer. Auf 5,6 abgeblendet steigert sich die Schärfe allerdings und erreicht bei F8 ihre beste Qualität, wobei sich F5,6 und F8 nicht viel geben. Die Offenblendtauglichkeit ist gegeben, allerdings sollten hierzu gute Licht und Kontrastverhältnisse herrschen um perfekte Ergebnisse zu erreichen.
Da diese Linse wie in der Einleitung erklärt, nahezu prädestiniert für den Einsatz mit Telekonvertern ist, habe ich auch dies untersucht. Zum Einsatz kam der optisch sehr gute Kenko 1,4 Pro DG 300.
Leider wurde ich hier bezüglich Wiedergabequalität und Schärfe etwas enttäuscht. Performed der Kenko an dem 70-200/4 exzellent, zeigen sich am 300/4 IS einige Schwächen. Das Bild ist bei F5,6 relativ weich, erst 1-2stops abgeblendet stellt sich eine für mich gute Schärfe ein. Dies ist leider schon recht dunkel und kann in der Praxis zu hohen ISO führen. CAs sind ebenfalls stärker ausgeprägt, dies ist aber normal und tritt auch am 70-200/4 auf.
Einen 2fach TK habe ich nicht getestet, da hier vermutlich die Bildqualität zu stark nachlässt und man des weitern an den EOS Kameras die Autofokusfunktion verliert (außer an der EOS-1 Serie oder man nutzt einen Telekonverter welcher sich unsichtbar macht, hierbei wird der Autofokus aber auch deutlich langsamer).
Fazit:
Insgesamt sehe ich die optische Leistung etwas zwiespältig. Zeigt das 300/4 ohne Telekonverter schon bei Offenblende eine anständige Leistung und steigert sich noch bei 5,6 zu exzellenter Schärfe, so weich und unbefriedigend ist es mit Telekonverter.
Ich werde alternativ noch einen Canon Extender 1,4 testen, vermute aber keine besseren Ergebnisse da sich dieser und der Kenko 1,4 DG Pro300 optisch nicht viel geben.
Da ich diese Linse sehr häufig mit Telekonverter einsetzen wollen würde, stellt sich für mich die Frage ob nicht ein EF100-400 L IS USM die bessere Wahl wäre.
Alternativen sind nur das EF400 5,6 L USM oder das Sigma 300 2,8 DG EX HSM allerdings beide ohne Bildstabilisator.
Testbilder sowie 100% Crops folgen.
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