@Mandy Wessels
"Yeah, Intel rulez!!!", jubelt Chakko in einem Internet-Diskussionsforum. "Qualität setzt sich eben durch", freut sich ein anderer User. Worüber? Darüber, dass der kleinere Wettbewerber im hart umkämpften Prozessormarkt, AMD, seine Umsatzerwartungen reduzieren musste und wieder einmal ein Quartal mit roten Zahlen abschließen wird.
Noch heftigeres Triumphgeschrei löste am selben Tag die Nachricht aus, dass Apple seine Gewinnprognose um ein Fünftel senkte. Die Schreihälse haben immer gewusst, dass es so kommen musste: "Das sind doch Loser!" Klarer Fall. Ein Loser ist nach der einfältigen Flamewar-Logik auch, wer von denen etwas gekauft hat: "Wieso seid ihr eigentlich so bescheuert?", befragt NinjaX rhetorisch die Mac-Anwender. Wer sich beim PC-Kauf anders entscheidet als die große Mehrheit, muss doch bescheuert sein. Er hat einen Windows-PC gekauft, er gehört zum stärkeren Lager: "Mac OS sux, MS rulez!!!"
Wenn Manta- und GTI-Fahrer sich an Stammtischen über die beste Automarke in die Haare gerieten, konnte man noch darüber lächeln und solche Verhaltensmuster als ein übrig gebliebenes Erbe von unseren ganz frühen Urahnen abtun. Doch auch im vermeintlich vernunftbestimmten Computermarkt ist die archaische Es-kann-nur- einen-geben-Mentalität nicht selten.
Dabei ist Schadenfreude über Absatzprobleme der kleineren Computerfirmen völlig fehl am Platze, denn ihrer Existenz verdanken gerade die Kunden der Großen viel. Der Branchenprimus Intel wirkt fitter als je zuvor, seit AMD ihm ordentlich Feuer unterm Hintern gemacht hat. Der harte Wettstreit beschert uns mehr Rechenpower für weniger Geld und ein breiteres Angebot.
Pfiffige Ideen kommen häufig von den kleineren Anbietern. Hätte es das innovative Mac OS nicht gegeben, müssten wir wohl heute noch kryptische Kommandozeilen-Befehle auswendig lernen. Und zu den Paradoxien des PC-Marktes gehört, dass erst die mutigen Apple-Entwickler der von Intel entwickelten USB-Schnittstelle zum Durchbruch verhalfen.
Konkurrenz belebt den Markt. Sonst bekämen wir den normierten Einheitsbrei, den uns Technokraten am liebsten vorsetzen. Seit außer AMD noch VIA und Transmeta die Nischen im Prozessormarkt füllen, ist von der Low- Power- bis zur High-End-CPU fast alles zu haben. Jeder darf seinen individuellen Kompromiss zwischen Preis, Leistung, Lärm, Design, Betriebssystem und Marken-Nimbus schließen. Genau deshalb gibt es das absolut "beste" Produkt schlichtweg nicht. Das ist gut so.
Und weil Menschen, Affen und Unternehmen vor allem durch Nachahmung lernen, dürfen wir weiter auf bessere Technik hoffen. Dafür ist es aber wichtig, dass das Alpha-Tier nicht zu dominant wird. Nur dann können die jungen Wilden die Stagnation des "Geht nicht, gibt es nicht, braucht eh niemand" gründlich durcheinander wirbeln. Competition rulez!