Der
Erwartungswert für die Lebenserwartung von SSDs liegt in etwa so:
- Eine SLC-Disk sollte mit einer mechanischen Platte mithalten, und sie sogar übertreffen
- Eine MLC-Disk ist um einen Faktor 8 bis 10 schneller 'verbraucht' als eine SLC-Disk.
Ich sage Erwartungswert, weil die Lebensdauer stark von zwei Faktoren abhängt, den es bei konventionellen HDDs erst gar nicht gibt:
- erstens, Blockaufbau. Eine bestimmte Anzahl Speicherzellen ist verwaltungstechnisch bedingt zu einem "Erase Block" zusammengefasst. Dieser Block kann nur als Ganzes gelöscht und neu beschrieben werden. Spricht man bei SSDs von Ausfall, meint man meistens, dass ein Erase Block ausfällt. Denn fällt nur eine einzelne Zelle innerhalb des Blocks aus, kann deren Inhalt meist über ECC-Checks zurückgerechnet und wiederhergestellt werden. Darüberhinaus haben Erase Blocks immer Reservezellen, die den Job ausgefallener Speicherzellen übernehmen. Es kann aber der Punkt kommen, an dem alle Reservezellen verbraucht sind. Wenn dann noch eine Zelle stirbt, dann stirbt der ganze Block mit ihr - und der Datenverlust ist da.
Und das Problem dabei? Jeder Hersteller macht seine Blockgröße anders, vergibt andere Mengen an Reservezellen an anderen Orten, die über verschiedene Verfahren bedient werden... und Dokumentation existiert nicht! Hier besteht also ein großer Unsicherheitsfaktor, der eine genaue Eingrenzung der Lebenszeit unmöglich macht. Falls du nur Messpunkte eines ganz spezifischen Modells nimmst, kannst du nützliche Aussagen treffen... betrachtest du dagegen SSDs als Ganzes, wirst du eine riesige Streuung von Messwerten haben, die keine statistisch sinnvolle Aussage zulassen.
- zweitens: Wear Leveling. Ein Verfahren, dass Versucht, den Ausfall von Erase Blocks zu verhindern, in dem Schreibzugriffe so weit wie möglich über unbenutzte Blöcke verteilt wird. Die Crux an der Sache ist eigentlich ganz logisch, aber kaum einer kommt tatsächlich darauf: Die Zugriffe werden über
unbenutzte Blöcke verteilt. Das bedeutet nichts anderes, als das bei einer vollen SSD dem Wear Leveling Algorithmus fast keine freien Blöcke mehr zur Verfügung stehen! Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein häufig vorkommender Schreibzugriff nicht 'verteilt' werden kann, und somit immer an denselben Blöcken hängenbleibt... die dadurch sehr schnell in den Ruin getrieben werden können. Oder ein anderer Algorithmus könnte gnadenlos die nur wenigen verbleibenden freien Blöcke runterbügeln, weil er sie alle für jeden verteilten Zugriff verwenden muss.
Somit hängt die Lebensdauer also sogar noch davon ab, wieviele Daten du auf die SSD schaufelst. Und wie stark dieser Effekt tatsächlich einschlägt, und ab welchem Füllungsgrad er merkbar die durchschnittliche Lebenserwartung beeinträchtigt, kann im Moment keiner so wirklich sagen!
Schau dir mal
diesen Artikel hier an, den kann ich jedem, der sich irgendwie für SSDs interessiert, nur empfehlen. Zwar sind die getesteten SSDs mit den damals noch völlig hoffnungslosen first generation Controllern ausgestattet und schneiden entsprechend schlecht ab, aber die Seiten 3 und 4 des Artikels liefern einen riesen Haufen Hintergrundwissen, den ich so in dieser Form noch nirgendwo sonst gesehen habe.