Einkaufsführer Headsets und Kopfhörer
Das Interesse an einem neuen Headset ist bei den Usern hier im Forum nach wie vor ungebrochen und fast täglich werden hier neue Threads zu diesem Thema eröffnet.
Dort werden häufig ähnliche Anfragen gestellt und der Threadersteller nach einem immer wiederkehrenden Schema "abgearbeitet". Oft fehlt es den Hilfesuchenden an grundlegendem Wissen zum Thema und es kursieren viele Vorurteile.
Diesen Umstand will ich zum Anlass nehmen, um euch hier einen Einkaufsführer zur Verfügung zu stellen, der die wichtigsten Grundlagen zum Thema klärt und euch auch ein paar grundsätzlich empfehlenswerte Artikel rund ums Thema "Headset & Kopfhörer" vorstellt.
Gerade weil die klangliche Wahrnehmung von Mensch zu Mensch verschieden ist, erhebt dieser Einkaufsführer keinen Anspruch auf absolute Objektivität und Richtigkeit und soll nicht dogmatisch gesehen werden. Er soll auch keine individuelle Beratung ersetzen, sondern sie um ein Grundgerüst, eine Basis, ergänzen. Am Ende des Einkaufsführers wird ein Schema vorgegeben nach dem ihr neue Headset/Kopfhörer-Kaufberatungsanfragen im Sound-Forum erstellen könnt. Dieses Schema hilft den Beratern euch und euren klanglichen Anspruch in Grundzügen einschätzen zu können und vereinfacht die Kaufberatung ungemein.
Es soll nicht als Schikane der Art "Hilf dir erstmal selber!" angesehen werden. Es ist vielmehr eine Basis, die es einfacher macht schnell eine adäquate Lösung für eure individuellen Kaufgesuche zu finden.
Auch wenn Theorie nicht so viel Spaß wie die Praxis macht - sie ist auch beim Thema Audio nötig. Ohne Kenntnisse der zugrundeliegenden Theorie, ist es für den Kopfhörer-Laien oft unverständlich, warum von bestimmten Produkten kategorisch abgeraten wird.
Und sicher ist es auch hilfreich und interessant mal die technisch-physikalischen Grundlagen dahinter kennen zu lernen
Grundlagen und Theorie:
- Der Mythos des Surround-Headsets
Raumklang ist zum Spielen wichtig, um die Gegner zu orten. So einfach lässt es sich begründen, dass ein Großteil der Headsetsuchenden nach einem Surround-Headset verlangt. Doch ganz so einfach ist das mit dem Raumklang nicht. So gibt es Headsets mit lediglich einem Treiber (so nennt man die Lautsprecher in Kopfhörern) pro Hörmuschel und einer integrierten Surround-Simulation. Anderere Headsets verfolgen dagegen das 5.1-Konzept und haben in jeder Hörmuschel 3 Treiber verbaut, oftmals noch mit einem Bass-Vibrator kombiniert. Auch wenn es paradox klingen mag: Im Bereich der Kopfhörer ist die Simulation den "echten" 5.1-Headsets überlegen. Um zu verstehen warum, muss man sich die Frage stellen: Was ist Raumklang und wie entsteht er?
Nun er entsteht in unserem Kopf, genauer gesagt in unserem Gehirn. Das entnimmt den Tönen bestimmte Informationen und "errechnet" daraus die Richtung, aus der ein Geräusch kommt. Diese Informationen sind:
- der Zeitversatz zwischen rechtem und linkem Ohr
- richtungsbestimmende Änderungen im Frequenzspektrum eines Tones
Zeitversatz:
Der Zeitversatz ist vor allem für die Stereophonie wichtig, also das Hören in der Breite. Das lässt sich recht leicht erklären. Kommt ein Geräusch von Links erreichen die Schallwellen des Geräuschs das linke Ohr des Hörers sekundenbruchteile bevor sie das rechte Ohr erreichen. Aus diesem Zeitunterschied berechnet unser Gehirn die grobe Richtung aus der ein Geräusch kommt oder zu kommen scheint.
Richtungsbestimmende Änderungen im Frequenzspektrum:
Hiervon gibt es viele verschiedene die unseren Höreindruck beeinflussen. Eine große Rolle dabei spielt die Anatomie unseres Außenohrs und des Gehörgangs.
Zum einen wäre hier der Pegelunterschied im linken und rechten Ohr zu nennen. Ein Geräusch welches vom linken Ohr lauter wahrgenommen wird als vom rechten Ohr wird von unserem Gehirn als links von uns positioniert interpretiert, da das Geräusch durch unseren Kopf und die Wellenbrechung am rechten Ohr im Pegel (also der Wellenamplitude) gedämpft wird. Somit wird also der Stereoeffekt verstärkt und präzisiert.
Für die Tiefeneinschätzung eines Geräusch, also ob es vor, über oder hinter uns seinen Ursprung hat ist die Frequenzänderung in den sogenannten blauertschen Bändern verantwortlich.
Das sind bestimmte Frequenzbereiche deren Amplitude einen großen Einfluss auf die Interpretation von räumlicher Tiefe hat.
So werden Geräusche deren Frequenzamplitude z.B. in einem Frequenzbereich zwischen 300 und 600Hz und 2000 und 5000Hz stark gegenüber dem restlichen Frequenzband angehoben ist als von vorn kommend interpretiert.
Das liegt daran, dass unser Außenohr als Resonanzkörper dient. Es wird also durch die Schallwellen angeregt und verstärkt oder verringert so die Amplituden bestimmter Frequenzbereiche eines Tones. Wie diese Modulation der Ursprungsfrequenz genau geschieht hängt von der Richtung, aus der der Ton kommt, ab.
Das ist natürlich nur eine grobe Umreißung der tatsächlich stattfindenden Vorgänge am Ohr und im Gehirn. Es soll lediglich veranschaulichen wie Raumklang funktioniert. Denn Prinzipiell ist unser Gehör nur Stereo. Schließlich hat jeder Mensch nur zwei Ohren. Zusätzlich Hörorgane für Geräusche von vorn oder hinten fehlen uns schlicht.
Mit diesem Wissen ausgestattet lässt es sich nun recht leicht erklären warum ein "echtes" 5.1-Headset gar nicht richtig funktionieren kann.
Funktionsweise des Surround-Headsets:
5.1-Headsets werden im Normalfall genauso wie ein 5.1-Lautsprecher-System angesteuert. Nun fehlt dem 5.1-Headset aber etwas wichtiges gegenüber einem Surround-Lautsprechersystem: die Lautsprecher stehen im Raum verteilt, sind also tatsächlich räumlich verschiedene Schallquellen. In einem 5.1-Headset sind die Schallquellen aber lediglich am linken oder am rechten Ohr leicht versetzt angeordnet. Dadurch wird die Frequenzmodulation durch das Außenohr zum Großteil umgangen und es entsteht kein richtiger Raumklangeffekt.
Ein Surround-Headset, welches auf dem Prinzip der Surround-Simulation beruht hat dagegen den Vorteil, dass die Frequenzmodulationen, die unser Gehirn erwartet, künstlich von einem Klangprozessor erzeugt werden. Der Klangprozessor übernimmt sozusagen die Aufgabe unseres Außenohrs und so entsteht ein Raumklangeindruck obwohl nur zwei Treiber in dem Headset verbaut sind. Das macht die Raumklangsimulation besser als das "echte" 5.1-Headset. Man muss leider eingestehen, dass diese "echten" 5.1-Headsets lediglich ein Marketinggag der Hersteller sind. Dass man das Konzept von Surround-Lautsprechern einfach auf den Kopfhörer überträgt erscheint einem Laien einfach logisch, doch wenn man sich etwas mit Psychoakustik (also wie das Gehirn Geräusche interpretiert) beschäftigt wird schnell klar, dass man dieses Konzept nicht einfach 1 zu 1 übertragen kann. Auch hier gilt mal wieder der Grundsatz: Klang braucht Raum.
Übrigens: Wenn man sich für einen Kopfhörer entscheidet muss man keineswegs auf Surround-Klang verzichten. Die Surround-Simulation kann auch von einer Soundkarte oder mittlerweile auch schon von einigen Spielen übernommen werden.
So kommt es, dass wir keine 5.1-Headsets empfehlen können, es ist einfach ****** am Kunden.
- USB oder Klinke-Headsets - was nun?
Es gibt Headsets mit USB-Anschluss und Headsets mit einem Klinke-Anschluss. Doch was ist besser? Wo sind überhaupt die Unterschiede zu suchen?
Jedes Audiosignal muss, damit wir es wahrnehmen können, vom digitalen Signal, wie es in der Datei gespeichert ist, in ein analoges Signal gewandelt werden, welches vom Headset oder Kopfhörer in hörbare Schallwellen umgewandelt werden kann.
Entscheidet man sich für ein Headset mit Klinke-Anschluss, so schließt man dieses zwangsläufig an eine Soundkarte an. Die Soundkarte übernimmt in diesem Fall diese Wandlung von Digital nach Analog (kurz D/A-Wandlung).
Kauft man ein USB-Headset so schließt man dieses natürlich an einen freien USB-Port an und umgeht damit die Soundkarte. Die D/A-Wandlung wird von einem Prozessor, der im Headset selbst verbaut ist, übernommen. Das Headset übernimmt also die Aufgaben der Soundkarte. Doch was ist nun besser?
Nun, es kommt darauf an. Hat man nur einen OnBoard-Soundchip und scheut die Ausgaben für eine dedizierte Soundkarte, so kann man fast sicher sein, dass die D/A-Wandlung eines USB-Headsets besser ist.
Hat man dagegen eine Soundkarte verbaut, muss man sich im klaren darüber sein, dass man die Soundkarte mit einem USB-Headset nicht nutzen kann, da das Headset ja seine eigene Soundkarte quasi schon mitbringt. Nützlich kann es aber trotzdem sein, wenn man an der Soundkarte schon ein Lautsprechersystem angeschlossen hat und sich zukünftig das Umschalten zwischen Lautsprechern und Headset ersparen will. Greift man in diesem Fall zu einem USB-Headset wird es immer dann automatisch aktiviert, wenn man es in den USB-Port einsteckt und auch automatisch wieder deaktiviert, und somit wieder auf die Lautsprecher umschaltet, wenn man es aus dem USB-Port entfernt.
Doch man sollte noch etwas beachten:
Die Klangqualität wird zum Großteil durch das Headset oder den Kopfhörer selbst bestimmt und nur in verhältnismäßig geringem Maße durch die Soundkarte. Bei einem begrenzten Budget ist es also meist vorteilhafter zu einem teureren Headset oder Kopfhörer zu greifen und dafür auf eine Soundkarte oder ein USB-Headset zu verzichten. Die erreichte Klangqualität ist so in der Regel weitaus besser.
- Was habt ihr eigentlich gegen Headsets?
Vor allem ein Argument spricht laut und deutlich gegen Headsets: das Preis-Leistungsverhältnis.
Dazu ein beliebtes Beispiel (Stand 12.02.2012, Preise von Amazon):
Das Speed-Link Medusa NX 5.1 Headset kostet derzeit knapp 56 Euro im Netz. Rein klanglich gesehen liegt es noch ziemlich weit unter dem nur 20 Euro günstigem Superlux HD 681. Auch qualitativ gesehen befindet es sich auf unterstem Niveau, nicht nur in meinem Freundeskreis hat es sich früher oder später verabschiedet, sondern ein Foren-User hatte sogar ganze 7 Stück in kurzer Zeit "zerstört" im normalen Gebrauch. Sicher dies mag ein Extremfall sein, aber es gibt halt noch viele Andere die über ähnliches klagten. Nicht zuletzt ist selbst das Mikrofon maximal durchschnitt, sodass man beim Medusa nach guten Aspekten vergeblich sucht.
Wem es also um möglichst viel Klang fürs Geld geht, der sollte also immer einen Kopfhörer in Betracht ziehen. Bei einem Kopfhörer bekommt man mehr Klang fürs Geld. Auch Begriffe wie "Gaming-Headset" oder Phrasen wie "Wird von ESL-Profis genutzt" sagen nichts über den Klang aus und sind reine Marketingaussagen. Ein Spiel stellt grundsätzlich keine anderen Anforderungen an einen Kopfhörer als Musik. Die Headsethersteller setzen einfach darauf, dass viele Spieler recht zahlungskräftige Kunden mit wenig bis keiner Erfahrung im Audiobereich sind. So kann man relativ schlechte Produkte zu einem hohen
Preis anbieten und den Gewinn maximieren.
Wer trotzdem auf jeden Fall zu einem Headset greifen will, ganz gleich ob man mit einem Ansteck-Mikrofon nicht klarkommt, oder aus Prinzip einfach ein Headset haben will, dem werden weiter unten ein paar Headsets empfohlen, die klanglich zumindest kein totaler Reinfall sind. Ein schlechtes Preis-Leistungsverhältnis muss man aber auch bei diesen Modellen akzeptieren. Eines sollte man aber auf jeden Fall beachten: Diejenigen die nicht allzu hohe Ansprüche stellen und NUR Spielen wollen können auch mit einem Headset durchaus auskommen, fürs Musik hören sollte man seine Wahl allerdings nochmal überdenken!
- Und was ist mit einer Soundkarte?
Viele User wollen zum neuen Headset auch gleich eine neue Soundkarte dazu kaufen, um den Klang weiter zu optimieren. Doch lohnt sich das überhaupt?
Grundsätzlich muss auch hier wieder gesagt werden, dass die Klangqualität zum Großteil vom Kopfhörer oder Headset selbst bestimmt wird. Den überwiegenden Anteil am Klang hat die Umwandlung des elektrischen Signals in das mechanische Signal, also die Schallwellen.
Trotzdem kann festgehalten werden, dass eine Soundkarte dem OnBoard-Sound in der Regel vorzuziehen ist, da OnBoard-Sound so gut wie immer mit einem schlechten Rauschverhalten und einer schlechten Digital/Analog-Wandlung zu kämpfen hat.
Da aber schließlich der Kopfhörer oder das Headset den Großteil der Klangqualität ausmacht, sollte man auch dort den Hauptteil des Budgets veranschlagen. Eine teure Soundkarte lässt einen schlechten Kopfhörer auch nicht besser klingen. Welche Soundkarte zu welchem Kopfhörer/Headset passt wird weiter unten geklärt.
- Begriffswirrwarr - oder ein kleines FAQ
Die Welt der Kopfhörer wartet mit einigen speziellen Begriffen auf die hier grob erklärt werden sollen:
Geschlossene Bauweise: Das Gehäuse des Kopfhörers ist luftdicht nach außen abgeschlossen, wodurch kein Schall nach außen dringen kann. Dadurch hören Mitmenschen kaum etwas vom Kopfhörer, man spricht von einer guten Isolation. Klanglich bringt das in der Regel eine Bassbetonung. Solche Kopfhörer eignen sich für den mobilen Gebrauch.
Offene Bauweise: Das Gehäuse des Kopfhörer hat viele kleine Löcher durch die der Schall fast ungehindert nach außen dringen kann. Mitmenschen hören den Kopfhörer laut, und auch du hörst die Umgebung recht deutlich. Klanglich führt das in der Regel zu einem schwächeren Bass aber dafür einer genaueren Räumlichkeit.
Halboffene Bauweise: Das ist ein Kompromiss aus den beiden anderen Bauweisen. In der Regel überwiegt aber eher der Eindruck eines offenen Kopfhörers.
Ohraufliegende Bauweise: Die Ohrpolster des Kopfhörers liegen auf dem Außenohr auf. Das macht den Kopfhörer kompakter, dafür ist der Tragekomfort schlechter, da der Kopfhörer direkt aufs Ohr drückt.
Ohrumschließende Bauweise: Die Ohrpolster des Kopfhörers liegen außerhalb des Außenohrs auf dem Kopf auf, wodurch der Kopfhörer sehr bequem ist. Dafür ist er natürlich größer.
Impedanz: Die Impedanz ist der Widerstand, den der Kopfhörer seinem Verstärker entgegensetzt. Die Impedanz lässt sich auf die Bauweise der Antriebsspule zurückführen, wodurch man grobe Aussagen über den Klang machen kann. Eine niedrige Impedanz steht für eine Spule mit wenigen Wicklungen und dickem Draht. Durch den geringen Widerstand spielt der Kopfhörer recht laut. Der dicke Draht führt aber zu einem hohen Gewicht der Antriebsspule, demnach wird diese träge. Das resultiert in einem unpräziserem detailärmeren Klangbild.
Eine hohe Impedanz weist auf eine Spule mit vielen Wicklungen und dünnem Draht hin. Durch den hohen Widerstand ist der Kopfhörer relativ leise und lässt sich vom Verstärker schwerer antreiben. Der dünne Draht der Antriebsspule führt dafür aber zu einem geringeren Gewicht und damit einer niedrigen Trägheit. Die an der Antriebsspule befestigte Membran schwingt dadurch freier und der Klang wird detailreicher und präziser. (direkt gültig nur für sonst identische Kopfhörer etwa Beyerdynamics DT770-990) Das soll aber nur eine grobe Orientierung sein, es gibt durchaus auch Kopfhörer, die trotz niedriger Impedanz sehr detailreich spielen können. Ebenfalls gibt es natürlich auch Kopfhörer die trotz verhältnismäßig hoher Impedanz auch ohne Kopfhörerverstärker ausreichend laut sind.
Kopfhörerverstärker: Ein Kopfhörerverstärker ist ein Bauteil oder eigenständiges Gerät, dessen Aufgabe das Verstärken des Signals auf einen für Kopfhörer geeigneten Pegel ist. In der Regel reicht der normale Line-Pegel eines Soundkarten- oder Mp3-Player-Ausgangs schon für einen Kopfhörer aus. Bei Kopfhörern mit einer hohen Impedanz oder einer speziellen Membranarchitektur kann ein Kopfhörerverstärker aber mitunter wesentliche Verbesserungen im Klang eines Kopfhörers bewirken.
Einkaufsführer
Hier werden nun einige Produkte empfohlen die sich schon vielfach bewährt haben und aus unserer Sicht allgemein empfehlenswert sind.
Trotzdem sollte man sich immer die Mühe machen und sich selbst mit den eigenen Ohren die Produkte vor dem Kauf anhören. Jeder Mensch hat eine andere klangliche Wahrnehmung und niemand kann mit absoluter Sicherheit sagen was dir gefallen wird.
Also hier wieder die Aufforderung:
Geh es dir selbst anhören! Kauf nicht taub!
Die Einstiegsklasse
Wenn es nur darum geht überhaupt etwas hören zu können oder das Taschengeld einfach kein größeres Budget hergibt findet ihr hier zwei Kandidaten, die trotz ihres niedrigen Preises ordentlichen Klang abliefern.
Kopfhörer:
Superlux HD 681
Der Superlux HD-681 B ist ein Fernost-Imitat des AKG K240 MKII. Für seinen Preis von gerade mal 25 Euro bietet er ein erstaunlich lineares Klangbild ohne allzu große Ausreißer im Bass, der Präsenzbereich (oberer Mittelton) ist aber deutlich betont. Das führt zu einer etwas nasalen Stimmwiedergabe die aber für den Preis absolut in Ordnung geht und den großteil der Konkurrenz in dieser Preisklasse alt aussehen lässt. Seine größte Schwäche aber ist die doch ziemlich eingeschränkte Auflösung. Der HD-681 B ist ein ohrumschließender halboffener Kopfhörer. Durch das von AKG bekannte selbstjustierende Kopfband hat er einen hohen Tragekomfort. Natürlich muss man sich aber mit einer billigen Materialanmutung zufrieden geben und sollte auch nicht erwarten, dass der Hörer ein Leben lang hält. Es gibt auch noch 2 andere Varianten des Superlux HD-681 nämlich den ohne Buchstaben, welcher sich durch eine Badewannenabstimmung auszeichnet und den HD-681 F, dessen Tieftonbereich abgeschwächt ist.
Eine Soundkarte lohnt sich für diesen Kopfhörer nicht. Das Geld wäre in einem teureren Kopfhörer besser investiert. Eine spätere Investition in eine Asus Xonar DG bringt jedoch nochmal eine klanglichere Steigerung.
Headset:
Creative Fatal1ty Headset
Wer sich mit einem Kopfhörer absolut nicht anfreunden kann und dazu nicht mehr als 30 Euro ausgeben kann oder will, der ist bei einem Creative Fatal1ty Pro Series Headset gut aufgehoben. Das Headset zeichnet sich durch eine für den Preis gute Auflösung aus. Die größte Schwäche liegt beim starken und schnell übersteuernden Tiefton. Oftmals klingt es daher recht dumpf. Das Mikrofon ist abnehmbar und kann flexibel verbogen werden. Das Creative Fatal1ty Headset ist geschlossen ohrumschließend, kann bei großen Ohren aber auch auf dem Außenohr aufliegen. Die weiche Velourspolsterung fühlt sich gut an und sorgt für einen guten Tragekomfort wenn der Hörer nicht auf dem Außenohr aufliegt und so für ein recht starkes Druckgefühl sorgt.
Auch hier lohnt sich eine Soundkarte nicht und das Geld ist in einem teureren Headset besser angelegt, auch wenn eine nachträglich hinzugefügte Asus Xonar DG ebenfalls den Klang noch etwas verbessern kann.
Die Mittelklasse
Dieser Preisbereich ist wohl für die meisten User der interessanteste. Hier bekommt man keinen allzu großen Mist mehr, aber die Kosten bleiben im Rahmen.
Kopfhörer:
Creative Aurvana Live!
Der Creative Aurvana Live! ist mit dem deutlich teureren Denon AH-D1001 nahezu identisch und kostet dabei nur einen Bruchteil. Während man für den Denon gut 130 € auf den Tisch legen muss sind es beim Creative-Pendant gerade mal 50 Euro. Der Aurvana Live! ist ein geschlossener ohrumschließender Kopfhörer. Trotz seiner geschlossenen Bauweise isoliert er relativ schlecht nach außen. Die Klangcharakteristik ist recht linear mit einer leicht warmen Betonung des Tieftones und das Auflösungsvermögen entspricht seiner Preisklasse, ist also deutlich besser als bei den Modellen der Einstiegsklasse.
Eine einfache Soundkarte vom Schlage einer Asus Xonar DG bringt deutliche Vorteile gegenüber dem OnBoard-Sound. Eine bessere Soundkarte lohnt sich in Anbetracht des Preises des Kopfhörers nicht.
Shure SRH 440
Der Shure SRH440 vertritt in diesem Segment den neutraleren Part. Bei ihm handelt es sich um einen recht schlichten nahezu komplett schwarzen geschlossenen Studio-Kopfhörer. Besonders ist das sein Wendelkabel steckbar ist und somit bei Kabelbruch ausgetauscht werden kann. Klanglich gibt er sich unnauffällig bis neutral. Die Höhen sind ganz leicht akzentuiert, die Mitten weitestgehend ausgewogen und der Bass überzeugt mit nettem Punch. Nur im Tiefbass fehlt es ihm teils deutlich an Volumen. Auch bei ihm lohnt es sich eine Asus Xonar DG zur Seite zustellen, von der er deutlich profitiert.
Headset:
Steelseries Siberia V2 USB
Mit dem Steelseries Siberia V2 möchte ich auch ein USB-Headset in diese Auflistung mit einbringen, auch wenn es kein reines USB-Headset ist. Denn dem Siberia V2 liegt lediglich eine USB-Soundkarte bei, das Headset an sich verfügt über normale Klinkenanschlüsse. Zwar gilt auch hier wieder wie bei allen anderen Headsets: das Preis-Leistungsverhältnis ist einfach sehr schlecht. Aber zumindest bietet das Siberia V2 ein Mindestmaß an Auflösungsvermögen und geht vor allem im Bassbereich deutlich kultivierter zugange als andere Headsets dieser Preisklasse. Das Headset hat eine ohrumschließend offene Bauweise, ist also
bequem zu tragen aber nicht für lautere Umgebungen geeignet. Das Mikrofon kann in das linke Headsetgehäuse eingefahren werden, sodass es beim reinen Hörbetrieb nicht stört.
Eine Soundkarte lohnt sich bei diesem Headset nicht, da ein USB-Modell schon mitgeliefert wird. Die Raumklangsimulation der mitgelieferten USB-Soundkarte ist in Ordnung, kommt aber nicht an die Leistung einer Dolby Headphone oder CMSS-3D Karte heran.
Steelseries Siberia 7H
Das 7H legt gegenüber dem Siberia V2 noch eine Schippe drauf. Das Headset entspricht einer ohrumschließenden geschlossenen Bauweise wodurch es sich außerordentlich gut für laute Umgebungen eignet. Klanglich macht das 7H etwas mehr Druck als das Siberia V2, verliert dabei aber nicht allzu viel Detailauflösung. Den etablierten Kopfhörern des Preissegmentes muss sich aber auch dieses Headset deutlich geschlagen geben. Ein nettes Feature des Steelseries-Headsets ist die komplette Zerlegbarkeit, wodurch es außerordentlich mobil ist und praktisch in jede Tasche rein passt.
Für das Headset macht eine kleine günstige Soundkarte wie die Asus Xonar DS oder die Xonar DG durchaus Sinn und kann das Klangbild insgesamt gut abrunden.
Die Aufstiegsklasse
User, die den vorherrschenden mittelmäßigen Klang satt haben und endlich mal mehr hören wollen, ohne sich dabei finanziell zu ruinieren werden hier fündig.
Kopfhörer:
Beyerdynamic DT 770 Pro 250 Ohm
Der DT 770 ist die geschlossene Studiovariante der Beyerdynamic DT-Serie und schlägt mit etwa 140 Euro zu Buche. Er zeichnet sich durch eine sogenannte Badewannenabstimmung aus, was bedeutet, dass der Bass- und der Hochtonbereich deutlich betont sind. Das macht den Kopfhörer zu einer echten Spaßmaschine und zum idealen Begleiter für actionlastige Spiele. Die Bühnendarstellung wirkt etwas eingeengt, lässt aber trotzdem eine ziemlich genaue Ortung einzelner Geräusche zu. Die Verarbeitung ist absolut tadellos. Der DT770 Pro ist, genau wie alle anderen DT-Modelle, in 3 verschiedenen Impedanz-Varianten erhältlich. Verallgemeinert kann man sagen, dass die Präzision des Kopfhörers mit steigender Impedanz zunimmt.
Für die Modelle mit 80 Ohm und 250 Ohm empfiehlt sich eine Asus Xonar DX als Soundkarte.
Beyerdynamic DT 990 Pro 250 Ohm
Der DT990 Pro ist im Prinzip eine offene Version des DT770. Die Treiber der beiden Kopfhörer sind identisch. Der DT990 Pro hat durch seine offene Bauweise vor allem eine größere Bühnendarstellung, wirkt also in seiner Spielweise deutlich räumlicher. Der Tieftonbereich des DT990 Pro hält sich gegenüber dem DT770 Pro deutlich zurück und wirkt konturierter. Aufgrund dieser Aspekte wird er oftmals als der "bessere" DT770 bezeichnet.
Auch für den DT990 Pro bietet Beyerdynamic zwei Impedanz-Varianten an für die das gleiche gilt wie beim DT770 Pro.
AKG K601
Der K601 ist ein für seinen Preis (ca. 135 Euro) durch seine sehr offene Bauweise ein außerordentlich hoch auflösender Kopfhörer. Für Detailversessene Klanganalytiker ist er der geeignetste Kopfhörer dieser Preisregion. Auch die Bühnendarstellung wirkt sehr groß und aufgeräumt, Geräusche lassen sich sehr gut im Raum orten. Diese Genauigkeit erkauft er sich aber mit einem sehr zurückhaltenden Bass.
Trotz seiner relativ niedrigen Impedanz von nur 120Ohm verlangt der K601 durch seine Varimotionmembran nach einer außerordentlich guten Quelle weshalb man ihm unbedingt eine Soundkarte mit Kopfhörerverstärker zur Seite stellen sollte. Eine Creative X-Fi Titanuim HD oder Asus Xonar Essence ST/STX sind in der Lage das Potenzial des K601 zu offenbaren.
Headset:
Sennheiser PC 360
Das Sennheiser PC 360 G4ME Headset beansprucht den Geldbeutel mit etwa 135 Euro. Das PC 360 Headset eine offene ohrumschließende Konstruktion und ist damit auch für längere Zockerabende bequem geeignet. Klanglich folgt das PC360 der für Sennheiser typischen Charakteristik mit einem betonten Tiefton und zurückhaltenden Höhen. Das Klangbild wirkt dadurch etwas verhangen und dumpf, Details werden zum Großteil nur angedeutet. So muss sich das PC360 G4ME eher auf eine Stufe mit den günstigeren Shure SRH 440 oder Creative Aurvana Live! stellen.
Eine Soundkarte mit Kopfhörerverstärker gibt dem PC 360 G4ME vor allem im Bassbereich mehr Kontur, eine Asus Xonar DG wäre angemessen.
Die Oberklasse
Für ambitionierte Klanggenießer mit üppigem Budget sind vor allem "die Großen Drei" interessant:
Kopfhörer:
AKG K701
Der AKG K701 entspringt der Klasse über dem K601. Wie auch der K601 ist seine Bauart offen und ohrumschließend. Klanglich ist er der neutralste der großen Drei. Seine Abstimmung ist durchweg als analytisch zu bezeichnen mit einer leichten Ausprägung im Präsenzbereich. Somit gilt er als der detaillierteste Kopfhörer bis 250 Euro und schlägt die beiden Konkurrenten in dieser Disziplin. Die Mitten zeigen sich ausgewogen mit einem kleineren Einbruch im Grundton. Zuletzt erweist sich auch der Tiefton als relativ neutral. Er ist kein Stück aufgedickt, sodass es vielen zu wenig Bass ist. Die Bühnendarstellung des 701 ist nochmals breiter als die des 601. Der K701 fühlt sich besonders wohl in den Bereichen der Klassik und Jazz, beziehungsweise einfach ruhiger Musik. In schnelleren Rockstücken wird ihm oftmals vorgeworfen zu langweilig zu sein. Trotz der verhältnismäßig niedrigen Impedanz von nur 62 Ohm empfiehlt es sich dringend ihn mit einem ordentlichen Kopfhörerverstärker zu speisen, um alle Fesseln zu lösen. (Entsprechende Modelle siehe AKG K601)
Sennheiser HD 650
Der Sennheiser HD 650 ist so ziemlich der Gegensatz zum K701. Er ist zwar ebenfalls offen aufgebaut, aber klanglich ist es ein Unterschied wie Tag und Nacht. Der HD 650 ist deutlich dunkler abgestimmt Oberbass und Grundton sind betont die Höhen hingegen deutlich zurückgenommen. Die Mitten jedoch sind sehr gut sowohl in Hinsicht auf Präsenz als auch mit Blick auf die Auflösung. Aufgrund der genannten klanglichen Eigenschaften ist er eher der gemütliche Kopfhörer zum stundenlangen Hören, ohne das der Benutzer unter Ermüdungserscheinungen verursacht von nervigen Höhen leidet. Auch der HD 650 brauch eine gute Soundkarte an seiner Seite, bei einer Impedanz von 300 Ohm. Leider ist der HD 650 inzwischen extrem teuer geworden und liegt mit nun mehr 350 Euro Marktpreis bei einem eher schlechten Preisleistungsverhältnis. Wer bei ihm zuschlägt sollte auf jeden Fall zu 100% Fan der ihm zu Grunde liegenden Klangsignatur sein.
Beyerdynamic DT 880 Edition 250 Ohm
Der Beyerdynamic DT-880 vereint laut vieler Meinungen das Beste aus den beiden letztgenannten Kopfhörern also dem AKG K701 und dem Sennheiser HD 650. Und tatsächlich kann man ihn am ehesten als den Alleskönner bezeichnen. Der Aufbau ist ebenfalls offen und ohrumschließend. Klanglich ist der DT-880 im weitesten Sinne noch als neutral zu bezeichnen. Er hat im Gegensatz zum analytischen K701 eine leichte Betonung im Hoch- und Tiefton, was ihn nicht so langweilig wie den AKG erscheinen lässt, aber auch nicht so dunkel wie den HD 650. Kombiniert mit einer ordentlichen Bühnendarstellung, welche zwar nicht ganz so breit wie die des K701 ist und dem sehr guten Tragekomfort von Beyerdynamics Editions-Modellen erfreut er sich sehr großer Beliebtheit.
Headset:
Beyerdynamic MMX-300
Als einziges Headset bewegt sich in den preislichen Gefilden über 200 Euro nur noch Beyerdynamics MMX-300, welches jedes andere Headset in den Schatten stellt. Allerdings nur jedes Headset, denn das MMX-300 basiert auf dem bereits oben genannten Kopfhörer des DT770, entspricht also auch nur dem klanglichen Niveau. Bis auf das aufgebohrte Bassreflexrohr und die niedrige Impedanz unterscheidet es sich von diesem nämlich kaum. Für den Preis von 270 Euro erhält man also einen DT770 gepaart mit einem recht guten Kondensatormikrofon. Nun ja das Preisleistungsverhältnis ist nicht gut, aber wer sich partout nicht mit einem Kopfhörer anfreunden kann und maximalen Sound will, bleibt kaum eine andere Wahl als zum MMX-300 zugreifen.
- Welches Mikrofon empfiehlt sich?
Am Markt gibt es viele Mikrofone, ob Ansteck- oder Tischmikrofon hat man also die Wahl bei der Suche nach einem Mikrofon. Definitiv sein Geld wert ist das Ansteck-Mikrofon von Zalman was nicht nur sehr preisgünstig ist, sondern auch eine ordentliche Aufnahmequalität für Teamspeak oder Skype liefert. Es bietet einige Halterungen, mit denen man das Kabel des Kopfhörers und des Headsets miteinander verknüpfen kann. Die bessere Variante ist aber eine Ummantelung mit Sleeve.
Wer ein Mikrofon möchte, dass dem eines "richtigen" Headsets noch näher kommt kann zum AntLion Modmic greifen. Dies ist derzeit nur in den USA erhältlich und muss daher über die Herstellerseite nach Deutschland geordert werden. Die Bezahlung erfolgt problemlos per Paypal. Das Modmic wird mit Hilfe eines Magneten auf der Hörmuschel des Kopfhörers befestigt und ist optisch einem normalen Headset-Mikrofon mit flexiblem Arm sehr ähnlich. Auch die Sprachqualität ist durchweg gut. Dennoch bringt das Modmic einige Nachteile mit sich, die geklärt werden sollten:
- sehr hoher Preis (ca 34 Euro) für eigentlich sehr günstige Bauteile
- zur Befestigung wird ein Magnet am Treiber angebracht
- lange Lieferzeit (10 Tage - 6 Wochen)
- möglicher Preisaufschlag durch den Zoll (etwa 5-6 Euro)
- sehr dünnes Kabel, bei dem Preis meiner Meinung nach unakzeptabel
Wer auch nach dem Lesen dieses Guides eine Beratung benötigt, kann natürlich weiterhin einen Thread im Sound & HiFi Forum erstellen. Zur Beratung werden aber dringend Angaben benötigt:
- maximales Budget?
- offen oder geschlossen?
- Soundkarte bereits vorhanden?
- Anwendungsbereich? (Filme, Spiele, Musik? möglichst genau in %)
- Musikgeschmack? (möglichst genau in % pro Genre)
Ebenfalls definitiv lesenswerte Lektüre findet sich hier:
Guide: Kopfhörer testen: Ohren auf beim Höhrerkauf
Ich hoffe mit diesem Guide den Hilfesuchenden bei der Wahl eines Kopfhörers oder Headsets etwas unter die Arme zu greifen!
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