Nun auch mein erster Beitrag hier in den alten Fred:
Seit heute eine Asus GTX770 CU II OC im Einsatz, zum Testen mal diverse Sachen gestartet, erstes Fazit:
Originalzustand: Bei 99% GPU-Last steigt die Temp. auf 77°C, Lüfter drehen mit 79%.
In meinen Augen zwar nicht kritisch für eine moderne Grafikkarte, aber auch nicht optimal, v.a. wenn man die diversen Lobhudeleien in diversen Tests bezügl. Kühlkonzept und Temperaturentwicklung im Hinterkopf hat.
Aus diesem Grund wollte ich der Sache mal auf den Grund gehen, denn meiner ERfahrung nach gibts derartige "Serienstreuungen" in der Halbleiterproduktion und auch der Leiterplattenbestückung nicht, die bestückte Leiterplatte fällt als Ursache also schon mal aus. Folglich kann es sich nur um ein Defekt des Kühlsystems selber handeln oder einen Fehler bei der Montage des Kühlsystems auf der Leiterplatte der Grafikkarte. Trotz eventuell drohendem Garantieverlust und wegen der recht einfachen Montage hab ich also einfach mal den Kühler runntergebaut (4 gut erreichbare Schrauben) und wollte mir mal die Beschaffenheit von dessen Unterseite (Kontaktfläche ) und die Art und Weise der Wärmeleitpasten-Auftragung anschauen. Da ich beruflich regelmäßig mit ESD gefärdeten Baugruppen umgehen muss, kenne ich natürlich alle Vorsichtsmaßnamen, um eine Beschädigung der Grafikkarte bei dieser Aktion zu vermeiden. Also bevor bei jedem das große Gebastel an der teuren Hardware losgeht, vorher schlau machen was ESD bedeutet und entsprechend berücksichtigen.
Erkenntnisse: Statt einer rel. fließfähigen WLP wird hier ein relativ festes (trocknes) Wärmeleitmedium (Pad?) verwendet. Die im Vergleich zum Chip recht große Kontaktfläche des Kühlers ist zwar plan aber relativ rauh/riefig vom maschinellen Bearbeiten. Da der Kühler nur über 4 Schrauben und dazugehörigen kleinen Federn rings um die GPU fixiert ist, lässt sich dieser beim Handhaben der GRafikkarte (Ein-/Ausbau in den Rechner usw.), leicht verdrehen und verschieben (Spiel der gefedert gelagerten Halteschrauben in den Bohrungen des PCB). Das könnte in Verbindung mit dem recht harten Wärmeleitmaterial und der riefigen Kontaktfläche in meinen Augen zu Unterbrechungen/Hohlräumen im Wärmeleitmedium zw. Chip und Kühler kommen, die Folge: verschlechterter Wärmeübergang zw. Chip und Kühler.
Abhilfe: Entfernen der alten Wärmeleitpad-Reste von Chip und Kühler (beim Chip ist hier besonders behutsames Vorgehen angezeigt) und Auftrag einer neuen Wärmeleitpaste (in meinem Falle noch vorhandene Restbestände , die meinem Noctua-CPU-Kühler beigelegt waren, die Paste nennt sich "NT-H1"). Da das Die des GPU-Chip sprichwörtlich "nackt", also ohne schützenden Heatspreader o.ä. unter dem Kühler sitzt, sollte man sicherstellen, dass die Wärmeleitpaste elektrisch nicht leitfähig ist. Es befinden sich nämlich ein gutes Dutzend winzige SMD-Kondensatoren rund um das Die platziert, falls also etwas von der WLP beim Aufzetzen des Kühlers zwischen diesem und dem Die hervorquillt, könnte die WLP durchaus diese SMD-Bauteile benetzen und dann ist es sicher gut, wenn die WLP eben nicht elektrisch leitend ist
Notfalls per Widerstandsmessung (geeignetes Messequipment vorausgesetzt) an einem kleinen Rest WLP überprüfen.
Resultat: Belastung durch die selben Applikationen/Games wie oben: Bei 99% GPU-Last steigt die Temp. nur noch auf auf 67-68°C, Lüfter drehen mit 72-73%. Es ist also schon mal eine um ganze 10 K geringere Erwärmung feststellbar (Lebensdauer des GPU-Chips, OC-Potential,...). In dem Zusammenhang stellt sich auch eine etwas geringere Lüfterdrehzahl ein, hier kommt es aber auf die (im BIOS der GraKa?) hinterlegte Temp. - Drehzahl-Kennlinie an, wie da der Zusammenhang besteht. Wie oben bereits geschrieben, ist die Karte an sonsten im Original-Werkszustand, keine extra Übertaktung, geänderte Lüfterkennlinien oder sonstige BIOS- bzw. Treiber-Spielereien.
Nachtrag: Da das Bessere bekanntermaßen des Guten Feind ist, hat mich die Sache nicht losgelassen und ich habe mir nochmal den Kühler, insbesondere dessen riefige Kontaktfläche angesehen. Eine Überprüfung mit dem Haarlineal im Gegenlicht ergab darüberhinaus auch noch eine recht bescheidene Planarität, gerade in dem Bereich, wo das Die der GPU aufliegt. Grund dafür ist vermutlich der Materialmix aus Kupfer von den Heatpipes und Aluminium vom Block, in den die Heatpipes eingearbeitet sind. Beim offenbar recht schludrig durchgeführten Bearbeiten (Bandschleifer?) kommt es zwangsläufig zu unterschiedlich starkem Materialabtrag wegen der unterschiedlichen Materialeigenschaften und - Festigkeiten von Aluminium und Kupfer. Also habe ich mit Nassschleifpapier (400er, 600er und zum Abschluss 1000er) die Auflagefläche soweit möglich plan geschliffen und geglättet. Hier ist noch einiges zu beachten, damit man nicht noch alles schlimmer macht, aber das hier alles zu erklären, würde ziemlich ausufern. Nach erneuter Montage unter Verwendung von NT-H1 Wärmeleitpaste also folgendes
Fazit: Belastung durch "burn in" mittels "MSI Kombustor", GPU- Temp. max. 75 Grad, Lüfter laufen mit ca. 82-83% und keine Throttelung, da das Temp.-Target von 79 Grad noch weit genug weg ist. Vor dem plan Abrichten und Glätten wurden unter an sonsten identischen Bedingungen die 80 Grad nach ca. 5 min " BurnIn" erreicht, und die GPU begann runterzutakten ( laut GPU-z), um die Temp. zu halten, dazu natürlich auch knappe 90% Lüfterdrehzahl. In verschiedenen Spielen wird die GPU ohnehin meist nur geringer belastet, was dann auch in niedrigeren Temperaturen und weniger Lüfterlärm resultiert.
Natürlich ist solch eine Bastelei nicht jedermanns Sache und die Garantie geht da sicher auch flöten, generell sollte man als Käufer für fast 300 Euro eine etwas bessere Verarbeitung auch "unterhalb der Haube" erwarten können, auch abseits von oberflächlichem Blendwerk und Marketinggetöse im einschlägigen Medienhype. Hier drängt sich der Verdacht auf, dass ASUS die hinlängst bekannten "Testlabore" mit selektierten oder gar nachgearbeiteten Testexemplaren beliefert hat, um sich der positiven Resonanz sicher zu sein, anders lässt sich die Diskrepanz zwischen den vielen "Vergleichstests" und der Realität, wie sie anscheinend viele Käufer erleben nur schwer erklären.