Gibt es ein Museum für Lebensmittel mit ewig altem Mindesthaltbarkeitsdatum? Seit 33 Jahren abgelaufene Salatkräuter wären doch ein Exponat, oder?
Eine ältere Dame (keine Kinder, alleinstehend, 87 Jahre) aus dem Bekanntenkreis meiner Eltern hat sich entschieden, ihre Wohnung aufzugeben und ins Seniorenheim zu ziehen. Einen Parkplatz für ein Auto im Besitz der Bewohner gibt es dort nicht. Gute Entscheidung, denn sie fährt noch immer, obwohl sie mit Schwindelgefühlen zu tun hat und entweder am Rollator oder an Krücken geht. Jetzt muss sie es zum Glück verkaufen.
Am Wochenende wurde die Wohnung geräumt. Im Küchenschrank mit den trockenen Lebensmitteln gab es einen massiven Mottenbefall. Die Viecher haben sich vor allem über Nüsse und Mandeln, aber auch über Tee her gemacht. Zwei Gefrierschränke standen in der Wohnung, der Erste defekt und beim Zweiten - aus welchem Grund auch immer - der Stecker gezogen. In einem lag ein Beutel mit Hackfleisch, der Gestank erregte Übelkeit. Im Kühlschrank ein ähnliches Bild, Aufschnitt mit MHD 2019. Wir haben über 50 Kilo haltbare Lebensmittel (Konserven und Gläser) entsorgt, die alle vor mindestens fünf, teilweise vor bis zu 30 Jahren abgelaufen waren. Die Dame bewohnte die Wohnung noch keine zehn Jahre und das war sicher nicht der erste Umzug, den diese Lebensmittel erlebt haben.
Ich würde ja sagen, es ist nicht der erste Fall von Demenz, wo ich die Folgen mitbekomme, doch sie war ja erst Anfang 50, als sie die Salatkräuter kaufte. Die Wohnung war bis vor wenigen Jahren auch noch in einem ordentlichen und sauberen Zustand. Ich bin schockiert, wie sehr das Leben aus der Spur gerät, wenn Mobilität und Gedächtnis nachlassen!