Also erstmal gibt es Russland auf der einen - und USA auf der anderen Seite. Seitdem der Kommunismus untergegangen ist, haben die USA mit dem mächtigeren kapitalistischen System nach und nach die Pufferstaaten für sich gewinnen können. Die europäischen Staaten sind allesamt Winzlinge auf dem Erdball, die einzeln ganz und gar stimmlos wären. Um endlich der Position als Spielball beider Mächte zu entfliehen, haben sie die EU gegründet und werden auch den Superstaat Europa gründen - das ist nur noch eine Frage der Zeit. Die EU muss sich zwangsweise zu den USA bekennen. Um das zu verstehen, muss man einfach mal die Fläche von Russland und China mit der von Amerika und der EU vergleichen. Deshalb wird Europa auch bereit sein, einen hohen Preis zu zahlen, damit die, aus europäischer Sicht, riesige Ukraine sich Europa anschließt.
Und erst jetzt kommen wir zu Griechenland. Auch Griechenland ist in der EU, um den Machtbereich der "UDSSR" zu verringern und gleichzeitig die Macht der Europäer zu stärken. Wie auch Amerika langsam aber sicher die EU bedenklich betrachtet, zeigt der immer rauere Umgangston. Als einzelner Winzlingsstaat hätte sich kein Schwein für irgendwelche Aussagen interessiert. Und auf der anderen Seite lauert Putin, dessen Aufgabe sich nur darauf beschränkt, den Einflussschwund von Russland hinauszuzögern, weil er absolut nichts dagegen tun kann. Insofern betrachte ich es durchaus als eine gewisse Stärke an, dass er dennoch die Fassung kaum verliert, obwohl er ständig mit ansehen muss, wie er sein bestes gibt und dabei nur versagen kann. Einen Kim Jong-un würde ich mir an seiner Stelle gar nicht vorstellen wollen.
Um so unverwunderlicher ist es, dass die USA Druck ausüben, Griechenland mit allen Mitteln zu halten, und gleichzeitig Putin leicht gierig auf Griechenland als eventuellen Verbündeten schielt. Zumal der dadurch sinkende Eurokurs den Amerikanern gerade recht kommt - immerhin haben wir fast schon einen 1:1- Kurs.
Das ist erstmal die Außenpolitische Bedeutung von Griechenland. Nun aber zur innenpolitischen.
Die CDU und FDP haben damals den ESM mit Hilfe der Opposition gebilligt. Zwar gab es einige vehemente Abweichler in der FDP, jedoch hat der Rest aus offensichtlichen Machtgründen doch zugestimmt, weil es sonst das Ende der Koalition bedeutet hätte. Nun läuft das ganze seit einiger Zeit und Griechenland speziell bekommt immer wieder Hilfskredite. Die SPD war ja ohnehin immer dafür, dass man Griechenland noch mehr helfen müsse. Nachdem immer mehr Politiker aus der CDU die Fehler einsehen, macht sich diese auch bei der SPD langsam breit. Wer dies niemals einsehen wird, ist unsere Bundeskanzlerin. Das würde das Eingestehen eines dramatischen Versagens bedeuten. Die Griechenlandkrise ist momentan für Merkel die größte Gefahr. Umso wichtiger war es, dass die Folgen weiter verschleppt werden. Auch die Verantwortlichen anderer Staaten hatten selbstverständlich kein Interesse an einer derartigen Meldung. Folglich wurde von allen Seiten geblufft, während das Ergebnis schon feststand: Die Griechen erhalten weiter Hilfen, man wird feststellen dass die Raten zu hoch sind, und Griechenland eine verzögerte Rückzahlung erstatten, mit der Option, die Rückzahlung später aufzugeben, wenn Gras über die Sache gewachsen ist.
Tatsächlich würde es keinen riesigen Unterschied für Griechenland machen, ob sie im Euro bleiben oder ausscheiden. Sie haben in beiden Fällen die gleichen Sanierungen zu beschließen: Privatisierung und weniger Staat; Arbeitsdruck und weniger Sozialleistunge. Allerdings würde der Schlag mit einem Austritt schneller kommen, während man im Euro noch Gelder absahnen kann und ein schleichender Zerfall eintritt. Kein Staat der Welt kann anders Schulden abbauen, als sich selbst zu schwächen. Da hilft auch die Ansicht der Amerikaner nicht, man müsse investieren um den Gewinn zu steigern. Und das nennen sie dann Keynesianismus. Tatsächlich sollte man in guten Zeiten Geld sparen, welches man in schlechten Zeiten zur Belebung der Wirtschaft investieren kann. Ein Staat kann das tun, indem er die Steuern leicht erhöht, wenn es wirtschaftlich gut läuft und zum Beispiel stark in die Sanierung kaputter Straßen oder Schulen investiert, wenn es schlecht läuft. Keinesfalls ist es aber so gemeint, dass man Geld rausschmeißt, wenn es gut läuft und noch mehr rausschmeißt, wenn es schlecht läuft, wie es anscheinend in Amerika verstanden wird. Und wie gut Amerika mit dem Prinzip fährt, sieht man ja an ihrer Beinahe- Insolvenz der letzten Jahre.
Insofern bin ich persönlich dafür, dass mindestens Griechenland aus dem Euro ausscheidet. Auch Deutschland profitiert keinesfalls vom Euro. Das ist genauso blödsinnig, wie wenn man behaupten würde, dass das hohe BIP belege, wie viele Fortschritte Deutschland gemacht hätte. Unser BIP profitiert ja letztlich davon, wenn der Euro schwach ist, weil dann mehr Waren exportiert werden können. Das bedeutet aber nur, dass bei uns die Ausländer billig einkaufen können und wir somit billig für das Ausland arbeiten. Umgekehrt sind für uns externe Waren sehr teuer. Alleine wenn man unsere Nahrungsvielfalt betrachtet: Kakao, Bananen, Kaffee, Bambussprossen, Kokosnüsse... oder auch Textilien - Dürfte man feststellen, dass nur weil auf dem Papier steht, wir wären reich, es nicht bedeutet, dass der Einzelne sich mehr davon kaufen könnte als davor. Deshalb halte ich die Behauptungen, nach denen wir ohne den Euro viel schlechter dastünden, für gelogen.
Aus diesem Grund bin ich dafür, dass Europa erstmal näher zusammenwachsen müsste, und die Geduld haben müsste, abzuwarten, bis die einzelnen Staaten ähnlich leistungsfähig sind, bis man sich auf eine gemeinsame Währung einigt. Somit bin ich auch dafür, dass Deutschland austritt und würde auch jedem EU- Staat das gleiche empfehlen. Eine Währung, die nicht die eigene Wirtschaftsleistung abbildet, schadet immer dem Volk. Allerdings sollte Europa sich statt auf Wirtschaft mehr auf gesellschaftliche Gemeinsamkeiten konzentrieren und sich darüber klar werden, dass es europäische Werte sind, die es lohnt zu verteidigen. Dass Europa kein Heer hat und die Bundeswehr Deutschland im Notfall nicht verteidigen kann, macht mir viel mehr sorgen. Hier hat man sich zu sehr darauf konzentriert, die Wirtschaftsleistung zu erhöhen, und die Instandhaltung der Armee vernachlässigt, was ich als äußerst fahrlässig erachte. Ich bin mir sehr sicher, dass eine starke, gemeinsame europäische Armee den Ukraine- Konflikt hätte verhindern können. So konnte Putin sich aber sicher sein, dass die EU sich nicht einmischt und die Amerikaner sowieso keine Alleingänge wagen. Und wer sollte ihm das verübeln? Ein Präsident hat das zu entscheiden, was für sein Land das richtige ist. Da er offensichtlich damit durchkommt, hat er also die korrekte Entscheidung getroffen. Was man riskiert hat, interessiert nur, wenn es schief ging.