Ich bin seit seit über 11 Jahren als Consultant in diversen Großkonzernen der IT-Branche tätig und kann das bisher geschrieben nur unterstreichen.
Was man bedenken sollte: IT-Consultants sind in der Regel entweder fachlich extrem breit aufgestellt oder haben bestimmte Fachgebiete, in denen sie (für ihren jeweiligen Level) absolute Experten sind. Es sind fast immer Arbeitskräfte, die (Groß-)Kunden einkaufen, weil sie diese Expertise selbst nicht haben. Ein Studium der IT, selbst als Einstieg, ist daher meist unausweichlich. Ein Quereinsteig ist möglich, aber dann entweder als sehr erfahrener Fachinformatiker oder als erfahrener Berater aus einem anderen Fachgebiet (z.B. BWL/Controlling).
Was ich mich frage: Wieso gerade ein IT Consultant? Was reizt gerade daran so? Ist es nur der mögliche Verdienst? Will man in die IT und hat kein Studium, gibt es durchaus andere Berufe, die man verfolgen kann. Fachinformatiker ist so der Klassiker für die Jungs und Mädels mit mehr Verbindung zur Hardware. Von da aus kann man sich entwickeln, mit viel Einsatz sicherlich auch in Richtung eines Consultant. Andere starten eher in der Vertriebsschiene und versuchen dann über die Zeit etwas näher an die Bits & Bytes zu kommen.
Ansonsten: IT Consultant ist ein beliebter Einsteigsberuf nach dem Studium. Als Junior darf man dann gerne 4-5 Tage die Woche unterwegs sein und/oder im Hotel verbringen und die berüchtigten 60+ Stunden pro Woche schieben. Je größer und bekannter die Firma, desto wahrscheinlicher läuft es so. Man nimmt in der Zeit aber ne Menge mit und kann - wenn man sich geschickt anstellt - schnell aufsteigen. Mit mehr Erfahrung ist man dann tendenziell nicht mehr ganz so häufig unterwegs. Man gibt eher die Richtung vor und steuert andere, die dann (vor Ort) loslaufen, um es umzusetzen.
In welchen Bereichen berate ich so mit 11 Jahren Berufserfahrung? Grob gesagt geht es um alles mit Strom und einem Microcontroller drin. Kann ich programmieren? Ja, das könnte ich. Könnte ich einen Server zusammenschrauben, einrichten und administrieren? Ja, auch das bekomme ich hin. Es gibt in der Firma aber andere Experten, die das jeweils besser können und außerdem nur einen Bruchteil von mir kosten. Meist geht es bei mir um viel allgemeinere Dinge, etwa:
- "Firma A hat Firma B zugekauft und die machen in der IT alles "komplett anders". Bring die beiden Welten zusammen." => Bestandsaufnahme, Schwerpunkte festlegen, Arbeitsgruppen definieren und anleiten, Zeitpläne ausarbeiten und dann das Projekt begleiten
- "Völlig überraschend stellt Microsoft den Support für Windows 7 ein. Wir müssen bis Datum X auf Windows 10 sein. Mach es möglich!"
- "Wir haben gehört, dass alle Cloud Computing (oder IOT oder sonstwas) machen. Wir aber irgendwie nicht. Wie können wir davon auch profitieren?"
Ich bin also eher nicht der Fachexperte oder der Coder, sondern gebe die Richtung für Projekte vor und ziehe andere Spezialisten hinzu bzw. bringe diese zusammen. Dazu benötigt man neben einem wirklich guten Fachwissen auch die sog. "Soft Skills" in den Bereichen Empathie, Menschenkenntnis und Menschenführung. Ein dickes Fell schadet auch nicht. Oftmals wissen die Kunden schon, dass sie unanagehme Entscheidungen fällen müssen, um in bestimmten Bereichen weiter zu kommen. Es ist dann einfacher "den Consultant von der Firma Z" diese unangenehmen Dinge festellen und auf den Tisch bringen zu lassen. Der ist nach ein paar Wochen/Monaten wieder weg, nicht aber der Kollege für die nächsten 10+ Jahre.