Test meines Netzteils ist fertig
Hallo,
also 3DCenter-Mitglied anddill, der schon das
Review zum Cougar S550 durchgeführt hatte, hat nun auch mein Cougar CM 700W auf Herz und Nieren geprüft.
Hier der Test:
3DCenter Forum - Kurzcheck technische Qualität des Cougar CM 700W
Ich fasse auch hier die Ergebnisse zusammen:
Abschneiden des CM 700W schrieb:
a) bis f) beziehen sich auf simulierte Lasten, nicht auf natürliche Auslastung in einem richtigen System.
a) Wenn eine hohe Last (z.B. 530W) auf der 12V-Leitung anliegt, gleichzeitig aber die 5V-Leitung kaum belastet wird (1,2A), bricht die 12V-Leitung unter die Toleranzgrenze von 11,4V ein.
b) Wenn eine hohe Last (z.B. 530W) auf der 12V-Leitung anliegt und gleichzeitig die 5V-Leitung mit praxisnäheren 1,8A belastet wird, bricht die 12V-Leitung ebenfalls ein, aber nur bis zu 11,59V, was noch zulässig ist.
c) Bei einer geringen Last wie 30W auf der 12V-Leitung, treten sporadische Spikes auf der 12V-Leitung von bis zu 290mV auf, was den zulässigen Maximalwert für Ripple & Noise beim ATX-Standard von 120mV also um 170mV (!) übersteigt.
d) Bei einer Gesamtlast von 530W weisen sowohl die 3V-Leitung als auch die 5V-Leitung Spikes auf, die etwa doppelt so stark sind (ca. 100mV), als es die ATX-Norm für Ripple & Noise erlaubt (max. 50mV).
e) Bei einer Gesamtlast von 530W weist die 12V-Leitung Spikes mit bis zu 220mV auf (letztes Bild in Post #5), was den ATX-Grenzwert für Ripple & Noise von 120mV um 100mV überschreitet.
f) Bei einer Gesamtlast von etwa 350W zeigt das Cougar im Vergleich zu zwei anderen Netzteilen ein starkes Ripple mit vielen Spikes, die bis zu 150mV stark sind (rechtes Bild in Post #6), was 30mV mehr sind, als es die ATX-Norm vorschreibt.
g) In anddills richtigem PC (statt simulierter Lasten) bricht die 12V-Leitung nicht so stark ein, wie im simulierten Extremfall, was aber auch von der konkreten PC-Konfiguartion abhängt (wie viele PCI-Karten werden von der 5V-Leitung gespeist, wieviele Laufwerke, Festplatten, etc.?).
h) Die Spikes auf der 12V-Leitung liegen in anddills richtigem PC nur noch bei etwa 60mV, was der Hälfte des erlaubten Maximalwerts von 120mV bei Ripple & Noise entspricht.
Die Frage, ob die ATX-Normwerte für Ripple & Noise (=Restwelligkeit/Störwerte/Rauschen) auch für Spikes gelten (sollen/müssen), wird unterschiedlich beantwortet.
Da mir das grundlegende Unterscheidungskriterium zwischen Restwelligkeit und Spikes das zu sein scheint, dass erstere konstant ist, während Spikes nur vereinzelt in unregelmäßigen Abständen auftreten, beantworte ich persönlich die Frage mit "ja".
Die ATX-Normwerte (z. B.
hier zu finden) von max. 50mV auf der 3V- und der 5V-Leitung und von max. 120mV auf der 12V-Leitung sollten auch von vereinzelten Spikes nicht überschritten werden.
Was bedeutet das jetzt also?
Anddill gibt seine Einschätzung (Hervorhebung durch mich):
anddill bei 3DC schrieb:
Außerdem hat das Netzteil ein Problem mit niedrigen Lasten auf der 5V-Leitung. Durch die gemeinsame Regelung führt das zu einem kritischen Einbruch der 12V -Leitungen unter Last. In der Praxis führt das zusammen mit der schlechten Filterung dazu, daß das Netzteil nur bis etwa 300 bis maximal 350W Last auf 12V brauchbare Ausgangsspannungen liefert. Darüber würde ich den Einsatz nicht empfehlen.
Andreas würde meinem Netzteil also nicht ruhigen Gewissens mehr aufbürden, als allerhöchstens 350W.
Nun, ich habe das Netzteil mit einer Maximallast genutzt, die etwa zwischen 380 und 450W gelegen haben dürfte, der Großteil davon auf der 12V-Schiene:
-Intel Q9550 übertaktet auf 4 GHz (erheblich mehr Spannung benötigt als bei 2,83 GHz)
-Gigabyte EP45-UD3P (NB-Spannung, RAM-Spannung recht hoch für 4 GHz auf dem Quad-->zieht Strom).
-EVGA GTX 285 (brät z. B. bei Furmark einiges weg)
-zwei HDDs
-eine SSD
-ein LW
-Cardreader
-bis zu 8 Lüfter im Gehäuse und am Towerkühler
Also hätte ich das Netzteil lange Zeit schon über die von einem erfahrenen Tester und Elektonikkenner gesetzte Höchstgrenze hinaus betrieben bzw. meine Komponenten darüber versorgt.
Das ist natürlich noch lange kein Beweis, dass mir deshalb zwei Grafikkarten gestorben sind, es ist nur ein weiteres Indiz. Und es beruht auch erstmal nur auf der Einschätzung einer einzigen Person (die man aber sicherlich nicht als einen Laien abtun kann).
Zum Leistungseinbruch der 12V-Leitung sagt anddill auch:
anddill bei 3DC schrieb:
In der Praxis würde der Spannungswandler der CPU oder Grafikkarte bei Unterspannung einfach mehr Strom ziehen, bis das Defizit ausgeglichen ist.
Es sei also zunächst nicht so, dass die GPU langsam vor sich hin krepiert, weil sie permanent zu wenig Spannung bekommt.
Aber wie es den Spannungswandlern der Grafikkarte dabei ergeht, ständig die Minderversorgung durch das Netzteil zu kompensieren, bleibt offen.
Umso belastender dürfte das sein, wenn auch noch ein relativ starkes Noise & Ripple permanent vorhanden ist (aber noch im ATX-Rahmen) und ab und zu noch kräftike Spikes auftreten (jenseits der ATX-Norm).
Ebenso unklar bleibt, was es wiederum als Ketteneffekt nach sich zieht, wenn die Sapnnungswandler "einfach mehr Strom" ziehen, weil sonst nicht genügend geliefert wird. Es scheint mir offen, welchen Einfluss das wiederum auf Restwelligkeit und Spikes haben kann.
Zum Thema Spikes:
Die Spikes sind mit bis zu 290mV unter simulierter Last auf der 12V-Schiene zwar nicht so hoch wie beim damals getesteten S550. Aber sie sind dennoch da. In anddills PC waren sie deutlich niedriger, ABER:
anddill bei 3DC schrieb:
Ursache dürfte die "Symbiose" mit den Filterbauteilen auf Board, Grafikkarte usw. sein. Leider kann ich das Netzteil in meinem PC nicht weiter auslasten. Allerdings werden die am Prüfstand festgestellten Eigenheiten des Geräts sich im PC-Einsatz nicht in Luft auflösen. Die Grenze wird nur etwas höher liegen, wie hoch hängt dann vom konkreten PC ab.
Dass man solche Spikes vermeiden sollte, egal wie stark oder oft sie auftreten, teilt auch Casecenter im Fazit zum Test eines
Xigmatek NRP-PC602:
Casecenter schrieb:
Anzumerken sind allerdings die recht hohen Spikes. Diese werden im System von den Spannungsreglern der Hardware gefiltert, weshalb wir zu deren Bedeutung für die Systemstabilität und Lebensdauer der Komponenten keine abschließenden Aussagen machen können. Dennoch schadet es nicht, diese möglichst gering zu halten, was technisch auch kein Problem darstellt.
Interessanterweise wird das Xigmatek NRP-PC602 ebenfalls von HEC/Compucase produziert, genau wie mein Cougar CM 700W der ersten Stunde, was den HEC/Compucase-Produkten sehr nahe stehen dürfte, wenn es nicht sogar technisch fast identisch mit einigen von ihnen ist.
Und auch beim
Test des Xigmatek (HEC/Compucase) diese recht starken Spikes:
Casecenter schrieb:
Ripple der +12V Leitung liegt bei einem unbelasteten System unter 100mV, und damit noch im Limit. Leider sind auf unserem Testsystem recht starke Spikes vorhanden. Bei einem Gegentest auf einem anderen System waren sie weniger ausgeprägt, dennoch äußerst unschön und etwas, dass eigentlich vermieden werden sollte.
Casecenter macht hier also auch klar, dass die Spikes auf unterschiedlichen System unterschiedlich stark in Erscheinung treten können.
Wo also anddill mit meinem Netzteil in seinem PC "nur" 60mV starke Spikes verzeichnet hat, könnten es in meinem PC weit stärkere Spikes gewesen sein, die vielleicht auch nahe an die im Teststand gemessenen 290mV des Cougar CM 700W heranreichen. Vielleicht, messen kann ich das leider nicht. Deshalb habe ich das Netzteil ja zu Andreas/anddill geschickt.
Es ist also keinesfalls nachgewiesen, dass meine zwei unterschiedlichen Grafikkarten nacheinander auf Grund der Mängel des Cougar CM 700W das Zeitliche gesegnet haben.
Es bleiben aber auch ein paar Fakten:
- Die dritte Grafikkarte, die nicht an die 12V-Leitung des Netzteils angeschlossen wird, lebt noch immer.
- Mein Netzteil kann ab einem gewissen Punkt nicht mehr stabil die geforderte Spannung auf der 12V-Leitung bieten.
- Es sind Spikes auf der 12V-Leitung vorhanden, die im simulierten Lasttest weit über die Vorgaben zumindest für Ripple & Noise hinausgehen.
- In anddills PC sind diese Spikes ebenfalls da, allerdings sehr viel schwächer und noch unterhalb der für Ripple & Noise gültigen Höchstgrenze.
- Das Abschneiden meines Netzteils hängt mehr oder weniger stark vom individuellen System ab, das es zu versorgen hat, und von dessen Komponenten. Das gilt sowohl für die Spikes, als umso mehr für die Spannungsstabilität.
- Einige Cougar-Netzteile mit DC-to-DC-Technologie - wie das bisherige S550 - haben die Spikes-Problematik noch einmal wesentlich ausgeprägter als mein CM 700W.
- Dem User Pirate1985, der ein S700 mit DC-to-DC-Technik benutzt, ist nun bereits die dritte HD5770 abgeraucht, wenn ich richtig mitgezählt habe. Ob ein direkter oder indirekter Bezug zum Cougar besteht, weiß natürlich derzeit niemand sicher.
- Auch andere von HEC/Compucase gefertigte Netzteile (z.B. das angesprochene Xigmatek NRP-PC602) weisen unschöne Spikes auf.
Ich persönlich kann mich mit dem Cougar CM 700W sicher nicht mehr anfreunden, die Angst davor, dass die nächste Grafikkarte kaputtgeht, ist bei mir zu groß. Ich werde also schauen müssen, wo ich ein anderes Netzteil anstelle meines alten CM 700W herbekomme.