Euch ist hoffentlich klar, um was für eine Art von Nanofluid es sich bei der getesteten Flüssigkeit handelt.
Das ist nichts anderes als
verdünnte Wandfarbe!
Bevor ihr diesen Beitrag jetzt als dummes Geschwätz abtut - lasst mich (kurz) Edit "etwas länger" erklären warum ich mir meiner Sache da so sicher bin:
Zu erst sprechen einmal alle genannten und gezeigten Eigenschaften dafür:
- transluzentes weißes Erscheinungsbild, niedrig viskos (nicht messbar durchflusshemmmend)
- Geruch: leicht nach "frisch gestrichen"
- weißer Belag nach längere Benutzung in den Schläuchen
und Kühlern
- wird als Nanofluid angeboten
Besonders zum letzten Punkt werdet ihr fragen was das mit Wandfarbe zu tun haben soll.
Nun - die Hersteller des Zeugs sind durchaus berechtigt dies als Nanofluid anzupreisen, denn die Pigmente handelsüblicher Dispersionsfarben sind echte klassische Nanopartikel!
Die Partikelgrößen liegen da zwischen einigen 10nm bis zu mehreren 100nm.
Auch nicht ganz falsch ist im Übrigen die Aussage, dass die Wärmeleitfähigkeit solcher Dispersionen höher sein kann als die von reinem Wasser, da die meist silikatischen oder oxidischen Partikel selbst in fast allen Fällen eine höhere Wärmeleitfähigkeit besitzen als Wasser.
Die Wärmekapazität liegt jedoch zwangsläufig unterhalb der von Wasser - und darauf kommt es in der Wakü vor allem an. Nichts desto trotz ist natürlich der Ansatz die recht niedrige Wärmeleitfähigkeit von Wasser durch einen volumenmäßig recht geringen Anteil von Nanopartikeln mit besserer WLF zu erhöhen kein ganz falscher. Bei geringen Volumina an Pigmenten treten zum Einen keine (leicht) messbaren Viskositätsänderungen auf und zum Anderen vermindert sich die Wärmekapazität nicht deutlich. Insbesondere bei schlechteren Kühlern mit geringen Re-Zahlen innerhalb der Kühlstruktur aber auch bei Kühlern mit hohem Turbulenzgrad gibt es auch dann wenn überall turbulente Strömungszustände erreicht werden unterhalb der vergleichweise schon recht dünnen turbulenten Grenzschicht noch den Bereich der viskosen Grenzschichten die den Wärmeübergang behindern. Dort könnten die Partikel durchaus einen positiven Effekt haben - der evtl auch messbar ist.
Abrieb ist übrigens nicht zu befürchten. Die Partikel haben derart geringe Massen, dass ist selbst bei höchster Geschwindigkeit keine genügenden Normal- oder Scherkräfte auf Schlauchwände oder Kühlerbestandteile ausüben könnten, um nennenswerte materialtransportierende oder gar spanabhebende Effekte hervorzurufen. Was jedoch an den Schlauchwänden passieren kann, ist Agglomerieren der Partikel und Vernetzung untereinander, wie es auch beim trockenen von Wandfarbe auftritt. Das ist im Übrigen die Erklärung für Punkt drei der obigen Liste.
Da es sich mutmaßlich um Wandfarbe handelt ist im Übrigen auch der merkwürdige Geruch nach "frisch gestrichen" kein Wunder
. Die Lösungsmittel und Emulgatoren hinterlassen dieses charakteristische Reizmuster auf den Nasenschleimhäuten (Erklärung zu Punkt zwei der Liste).
Dass es nicht so stark riecht liegt daran, dass die Farbe verdünnt wurde. Gute Wandfarbe hat einen hohen Pigmentanteil und bleibt auch hochverdünnt noch transluzent - die Verdünnung ist also Erklärung für Punkt eins der Liste.
Es ist doch immer wieder erstaunlich wie man durch das Schlagwort "Nano" fast alles zu einer interessanten Neuentwicklung machen kann (nicht bös gemeint!). Nicht umsonst erscheint es einem so als ob fast nur noch Forschungsanträge mit diesem netten Schlagwort gefördert werden. Nicht auszuschließen ist auch, dass die Hersteller tatsächlich den komplizierten Weg gegangen sind. Wandfarbe heben sie, hoffentlich nicht unwissentlich, dennoch hergestellt.
Dabei haben selbst die alten Ägypter bereits nachgewiesenermaßen derartige Nanofluide zum schreiben und Wände streichen eingesetzt. Rußpartikel und Pigmente aus gebranntem Kalk liegen voll in der Nanometerskala. Nanopartikel sind daher weder etwas Neues noch etwas Besonderes.
Freilich ist nicht alles was "Nano"-im Namen trägt von derart profaner Natur, denn man wenn man z.B. an CNTs oder spezielle Beschichtungstechnik denkt lässt sich mit Nanotechnik doch einiges Erstaunliches erreichen. Um beim Thema zu bleiben: Lotuseffekt-Fassadenfarbe dürfte wohl eins der bekanntesten Beispiele für den erfolgreichen Einsatz von Nanopartikeln sein. Auch in anderen Bereichen ist nicht alles mit dem Namenszusatz "Nano" Humbug.
Die Idee mit der verdünnten Wandfarbe ist also, wie oben beschreiben, nicht von der Hand zu weisen und ein positiver Effekt muss nicht im Reich der Märchen angesiedelt werden. Verdünnte Dispersionsfarbe als Nanofluid anzupreisen leitet jedoch den geneigten User leicht in die Irre.
Bin gespannt wer bereit ist seinen Kopf zum nachdenken einzuschalten und sich den Test nochmal unter diesem Aspekt zu Gemüte zu führen. Ich denke einige werden zum selben Schluss kommen wie ich. Der Anteil wird jedoch die Minderheit bleiben, denn sonst hätte Herr Gauß sich einen groben Schnitzer geleistet
. (btw - wer den Satz und seine Konsequenzen verstanden hat wird vermutlich besagter Minderheit angehören
)