Ich hab in der letzten Woche in einer Virtuellen Maschine einige Betriebssysteme genauesten durchprobiert und kann da nun doch mit gutem Gewissen was zu sagen.
Bzgl ZFS allgemein: Da gibt es keine Tools zum überprüfen des Dateisystems weil das Dateisystem so gebaut ist das es gar nicht kaputt gehen kann. Ob das so stimmt oder nicht ist zum Teil Ansichtssache weswegen eben manche Leute Probleme damit haben das es keine Testtools gibt, aber wenn Firmen mit Verträgen über tausende Euro dem Dateisystem ihre Daten anvertrauen dann werden deine TV Serien und Filme dort auch sicher sein...
Die Betriebssysteme im Überblick:
OpenSolaris: Das Standard Osol ist für einen 4GB USB-Stick zB schon fast zu sehr aufgebläht. Ich hatte in meiner VM dann Nexenta installiert, das ist ein auf ein basisystem (nur CLI) reduziertes Solaris mit Debian/Ubuntu Tools wie apt-get und aptitude zur Paketverwaltung. Einen Dateiserver hat man damit auch super schnell und ohne große Probleme mit
napp-it aufgesetzt und konfiguriert und das ganze Läuft dann bombensicher.
Wenn man allerdings noch Sachen dazu machen will die vom Standardumfang hinausgehen wirds gefrickel und man kommt zum Teil um das selbst kompilieren von Anwendungen nicht drum herum. Da ist etwas Einarbeitung erforderlich. Ein weiteres Problem bei Solaris ist das einige Hardware Funktionen unzureichend behandelt werden was für mich dann das KO Kriterium war: SMART Daten auslesen geht nur über 3rd Party app selbst kompilieren, CPU Temperatur geht ohne weiteres überhaupt nur bei ganz bestimmten Hardware Konfigurationen, sonst überhaupt nicht. Und das aller schlimmste: Für AMD CPUs älter als die K10 Generation (also alles vor Phenom) wird
KEIN Cool'N'Quiet unterstützt, ergo läuft deine CPU immer vollgas durch wenn du so eine hast (wie ich). Ich hatte schon 3 Tage Arbeit in das System gesteckt bis ich das gelesen habe... solche Informationen findest du auch nicht unbedingt in der Installationsanleitung, diese zugeständnisse sind in 2 Jahre alten Mailinglisten-Posts versteckt. Von offizieller Seite aus soll Unterstützung dafür auch nicht mehr nachgeliefert werden! Ziemlich bescheiden.
FreeNAS: Sehr einfach installiert (2 mal Enter drücken und das wars) und dann läuft das System. Das WebUI sieht auch sehr gut aus und scheint einen Haufen Funktionen zu bieten. Das System unterstützt auch ZFS, allerdings nicht nativ und die Implementierung ist ein paar Versionen zurück, wodurch zB unterstützung für Deduplikation fehlt. Allerdings für den Heimanwender sollten alle wichtigen Funktionen drin sein. Die Unterstützung gilt als gut, ist aber noch als experimentell gekennzeichnet und niemand wird die 100% garantieren können das es keine Bugs gibt. Von daher muss man selbst entscheiden ob man dem die Daten anvertrauen will oder ob man doch lieber UFS benutzt, das 0815 Unix Dateisystem.
Wenn man widerrum Funktionen will die über den Lieferumfang hinausgehen muss man wieder in das CLI hinabsteigen und unter Umständen Code selbst kompilieren. Also Erweiterbarkeit auch mit Einarbeitung behaftet. FreeNAS ist aber von Haus aus sehr gut ausgestattet so das nicht alzu viele Wünsche offen bleiben sollten. ich hab bei mir aber zB lieber Deluge von Hand installiert als den integrierten Transmission Bittorrent client benutzt. Das WebUI von Transmission ist einfach zum kotzen häßlich und die Funktionen sind auch gelinde gesagt eingeschränkt.
OpenFiler: Hab ich nicht installiert bei mir, nur mal auf der Webseite angeschaut. Letzter release war 2008, also wohl nicht alzu aktiv das Projekt. Features wie ZFS wird man da auch vergeblich suchen. Ich konnte keine Vorteile gegenüber FreeNAS erkennen.
Linux allgemein: Prinzipiell kann man jedes Linux als Server nehmen und sich selbst einrichten. Verzichten musst du dann auf ein WebUI und auf die automatische konfiguration die dir die Arbeit abnimmt. Dafür ist man natürlich etwas flexibler. Allgemein gibts unter Linux keine native Implementierung von ZFS. Das ganze gibts nur über FUSE und läuft eher bescheiden von der Performance her, würde ich also nich empfehlen. Wenn Linux dann mit nativen Dateisystem arbeiten wie Ext3 oder XFS.
Windows: Wenn man einfach nur eine Freigabe ins Netz bringen möchte tuts natürlich eine alte WinXP Lizenz. Aber ein WebUI und derartige Features sind natürlich nicht vorhanden. Eine extra Lizenz dafür kaufen lohnt gar nicht, das ist echt verbranntes Geld für weniger Features. Einziger Vorteil ist das jeder Windows bedienen kann und man sich in nix einarbeiten muss.
Windows Server: Kostet zu viel, ich bezweifle mal das du noch eine Lizenz daheim rumliegen hast
So das wäre meine Zusammenfassung. Also allgemein würde ich wirklich FreeNAS empfehlen. Einfach zu bedienen, wenn man sich einarbeiten will auch gut an eigene Bedürfnisse anzupassen. OpenSolaris und derivate sind unter Umständen besser, aber nur wenn man Hardware hat die davon komplett unterstützt wird und man Ahnung von Unix Systemen hat oder sie sich aneigenen will.
Hoffe das hat geholfen, noch Fragen?
In meiner VM läuft grade FreeNAS, leider warte ich immer noch auf die Hardware. Alles ist da bis auf die CPU, die musste nachbestellt werden >_>
Übrigens für Linux ist auch ein neues Projekt im Stile von FreeNAS in Arbeit (auch vom Hauptentwickler von FreeNAS, also in kompetenten Händen):
OpenMediaVault
Wird aber noch einige Monate dauernd bis da ein release fertig ist.