VJoe2max ich kann verstehen, dass du als Fachmann eine AiO-Kühlung nicht als wertiges Produkt ansiehst, aber deine Argumentation ist doch sehr einfach gedacht.
Darf ich mich nun auch nicht wundern, dass ich als Dacia-PKW Fahrer am nächsten Baum klebe, weil vernünftige bremsen nunmal für den Preis einfach nicht drin sind und ich mir das mit gesundem Menschenverstand auch vorher hätte erklären können?
Und wer kein Maschinenbau studiert hat und/oder sich keinen Hochwertigen (da teuer) BMW/Mercedes leisten will/kann darf sich eben auch nicht beschweren/wundern, wenn er am nächsten Baum klebt. Ist ja klar.
Ein Autovergleich ist hier denke ich nicht angebracht. Autos sind mehr als fertig entwickelte Produkte, bei denen die Unterschiede zwischen billigen und teuren Modellen sich nur noch sehr geringfügig auf grundlegende oder gar sicherheitsrelevante Eigenschaften auswirken - zumal es da auch vergleichsweise scharfe Regeln gibt die eingehalten werden müssen. Die "Hochwertigkeit" teurer Autos bezieht sich eher auf Nebensächlichkeiten wie Komfort der Innenausstattung, allerhand elektronische Spielereien, Schalldämmung, Motorleistung, Fahrwerksabstimmung oder sonstige Dinge, die man nicht unbedingt braucht, um sicher von A nach B zu kommen. Ein Dacia (Renault) wird bei essentiellen Punkten, wohl kaum merklich schlechter als irgendeine teure Karre sein - auch wenn das von Nutzern teurer Autos gerne bezweifelt wird. Unter den Hauben und Karosserien steckt zumindest bis zu einer Preisklasse die man doch eher selten auf der Straße vorfindet, überall ziemlich ähnliche und oftmals auch gleiche sicherheitsrelevante Technik - ganz unabhängig vom Preis des Autos. Jedenfalls fühle ich mich, obwohl oder gerade weil ich Maschinenbau studiert habe, in meinen kleinen Skoda (VW) mindestens so sicher wie in irgendeinem teuren Straßenschlachtschiff aus dem gleichen oder einem anderen Konzern
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Auf Wakü Bauteile ist das aber größtenteils nicht übertragbar. Das ist eine vergleichsweise winzige und junge Branche mit dementsprechend geringem Erfahrungsschatz, die sich letztlich aus Hobbyanwendern entwickelt hat und in die später ein paar branchennahe industrielle Hersteller mit diversen Marken über die AIO-Schiene eingestiegen sind. Zu Zeiten der Corsair H50 gab es ja z.B. nur Asetek und CoolIT als Hersteller von AIOs, die das Zeug für Marken wie Corsair geliefert haben. Zudem dürfte die Wakü-Branche im Schnitt vergleichsweise niedrige Gewinnmargen erreichen - wegen der geringen Stückzahlen und dem vergleichsweise geringem Automatisierungsgrad. Letztlich ist sicherlich auch nicht das größte KnowHow in der Branche angehäuft - wobei da natürlich die alteingesessenen Wakü-Firmen schon erhebliche Erfahrungsvorteile gegenüber ihrer neuen billigen Konkurrenz haben. Letztlich sind die hergestellten Bauteile aber nicht wirklich notwendig, geschweige denn sicherheitsrelevant (dafür sorgen Fi-Schalter) und sind daher einfach nur ein Hobby für eine Hand voll PC-Bastler wie uns.
Was AIOs zumindest von hochwertigen richtigen Waküs unterscheidet sind aber im Gegensatz zu Autos eben auch die grundlegenden Qualitäts- und "Sicherhits"-merkmale. Bei AIOs herrscht massiver Preisdruck, um auch mit dem billigsten Teil preislich konkurrieren zu können, selbst wenn dieses der letzte Schrott ist. Außerdem steht man hier leistungsmäßig tendenziell mehr in Konkurrenz zu Luftkühlern als zu richtigen Waküs, was ebenfalls Preisdruck erzeugt. Die Hersteller wissen, dass die Kundschaft sich im Schnitt nicht, oder zumindest nicht intensiv mit den Details beschäftigt und der Preis und Optik die ausschlaggebenden Argumente für den Kauf von AIOs sind. Die Qualität muss da einfach nicht stimmen, zumal von so einem Produkt i. d. R. auch keine hohe Lebensdauer erwartet wird. Hier werden deshalb ganz andere Maßstäbe angesetzt als in Industriezweigen, die auf einem viel komplexeren technischen Niveau agieren, noch gibt es z.B. bindende Richtlinien für die Verarbeitung und Materialauswahl und auf den hiesigen Stand der Technik kann man sich auch nicht berufen, weil das Zeug afaik ausnahmslos im fernen Osten produziert wird. Wichtig ist allenfalls ein CE-Kennzeichen, was man ohne besondere Nachweise für fast alles erhält, und was auch nichts über Sicherheit, Langlebigkeit oder Qualität eines Produkts aussagt. Sicherheitsrelevante technische Gerätschaften, ja selbst Kinderspielzeuge müssen in der Regel viel viel höhere Hürden nehmen, um auf den Markt zu dürfen. Für anderes Spielzeuge wie AIO-Waküs gelten diese Regeln nicht.
Allerdings versuchen sich die alteingesessenen Hersteller im ohnehin sehr kleinen Wakü-Markt eben deutlicher als in anderen Märkten durch Qualität von der Billigkonkurrenz zu unterscheiden, denn hier ist das eben auch tatsächlich möglich, ohne sich zu ruinieren oder aufwändig eine künstliche Akzeptanz für eine exponentielle Preisspirale bei degeressiver oder allenfalls linearer Qualitätssteigerung heran zu züchten (vgl. Nobelmarken bei Autos, Apple bei Wischkästchen, oder sonstige Beispiele wo Preis und Qualtität in keinem linearen Zusammenhang stehen) - wobei letzteres in Ansätzen leider auch im Wakü-Bereich schon ansatzweise versucht wird. Am untersten Ende stehen dabei im Wakü-Bereich eben die AIOs (und zwar alle), deren weiteres Produktleben dem Hersteller aufgrund von höheren Verkaufszahlen, sonstwo vorbei gehen kann, solange das Zeug nicht doa beim Kunden ankommt. Die paar Fälle, die einen Kunden bei dem Preis dazu veranlassen nach Schäden um Ersatz zu bitten, machen da das Kraut einfach nicht fett und eine Ruf den es vor dem Ruin zu bewahren gilt, gibt´s auch nicht.
Oberhalb dieses LowEnd-Segement haben sich die alteingesessenen Wakü-Firmen mit mehreren Preisgruppen von Wakü-Produkten positioniert (bzw. waren schon da), bei denen dann auch zunehmend Aspekte wie Materialqualität und Verarbeitung eine Rolle spielen, weil diese Punkte für die potentiellen Käufer in der Preislage tatsächlich kaufentscheidend werden. Das erfordert aber in der Tat, dass sich die Kunden mit dem Thema beschäftigen und der Preis nicht die aller oberste Priorität hat
. Wakü ist eben ein Hobby - und wie bei allen Hobbys gibt es Leute die es mehr oder weniger ambitioniert betrieben und dafür eben auch bereit sind unterschiedlich viel Geld auszugeben. Wie bei anderen Hobbys darf man aber auch nicht erwarten, dass die Einstiegsutensilien, in wichtigen Eigenschaften genauso gut sind wie die "Profi"-Versionen.
Aber das wird jetzt alles ein bisschen zu sehr OT. Ich will dich in deiner Suche nach Kompensation für den entstandenen Schaden auch gar nicht weiter stören. Auch deine Warnung an andere Nutzer dieser kleinen Zeitbombe finde sich sehr löblich! Schließlich dürfte es vielen AIO-Käufern so gehen, dass sie eben kaufen was in Kurzzeit-"Tests" nicht komplett verrissen wurde. Meiner Ansicht nach sind die Ansprüche zwar ein wenig zu hoch geschraubt in dem Segment, aber ich denke die Hersteller wissen wie mit den paar Schäden, die letztlich an sie heran getragen werden, umzugehen haben - zumindest sollten sie es. Einen Ausgleich für dein Board dürfte es aber wohl kaum drin sein.