So ihr Lieben, ich muss jetzt mal eine sich eben ereignete Story mit euch teilen, die einige „wertvolle“ Erziehungstipps beinhaltet
Vorweg muss ich allerdings noch darüber informieren, dass wir uns in der Familie manchmal harmlose Streiche spielen, sodass meine Frau des Öfteren sagt „sie fühle sich wie eine Alleinerziehende mit 3 Kindern“…
Long story short: Nachdem ich mich heute mal wieder durch die Steuererklärung gequält habe, wollten die Kids irgendwann Star Citizen spielen – da das nur zu zweit geht, brauchten sie meinen Computer dazu. Der Kleine zockte also an der alten Maschine und die "große" Teenie-Tochter an meiner neuen Maschine… Kein Problem, mein Kopf rauchte eh – rauf aufs Fahrrad (Hinweis an Frau Baerbock, wenn sie mitlesen sollte): E-Bike. Also kein „Hühnerschreck“ mit Benzinmotor von Opa (der lt. ZDF „alten Umweltsau“) aus DDR-Restbeständen.
… War schön, es blüht überall, ich entspannt – herrlich
Zuhasue war es aber komisch – die Kids grinsen dreckig, tuscheln unverständliches Kauderwelsch… Keine Ahnung warum.
Abendessen – alles ruhig, Kids kichern noch immer… Es gibt mehrere Rügen, dass wir ja gerade essen – ungezogene Bälger... – bitte nicht falsch verstehen, wir lieben uns alle tatsächlich sehr
So, den Wanst vollgerammelt und vor den PC geschleppt. Ich hatte für mein Abendprogramm eigentlich vorgesehen, dass ich vor einem Inga-Lindström-Heile-Welt-Film aus der Herzkino-Mediathek des ZDF, noch eine Hand voll Bunkermissionen mache, damit ich mir Buggys, Panzer und was es evtl. noch so gibt (oder auch nicht) mal zum Test Ingame kaufen kann. Ich logge mich also ein, latsche zum Terminal: Alle Schiffe Schrott, Bankkonto 180 aUEC statt knapp 780.000. Kurze Ratlosigkeit, allmähliche Realisierung was hier los ist und kurze „Schockstarre“. Was ist jetzt schlimmer, deutsche Formulare oder ewiges Feierabend-Abgeracker in Bunkern, um das nötige Kleingeld in einem Computerspiel zu besorgen!?
Ich kurz durchgeatmet, aufgestanden und in das Kinderzimmer gegangen – wo mir sofort meine freche (große) „Göre“ in einer epischen Überheblichkeit entgegen schallt „na, lief wohl nicht wie erwartet“ – Gefolgt von hämischem Gelächter.
Tipp 1: In voller Ruhe das grinsende „Gesindel“ darüber in Kenntnis setzen, dass ohnehin bald der kuhle Patch kommt, über den wir schon geredet haben und dann eh wieder alles „geresetet“ wird. Ja klar, sinnloser Satz, da ich die Schiffe claimen kann und die aUEC eh nicht zurück gezaubert werden können – aber den Kids bloß keinen Triumpf gönnen! Innerlichen war ich natürlich kurz vor dem Siedepunkt…
Dann: Umdrehen, weggehen und so tun, als wäre alles easy. Noch ein kleiner Scherz mit der Frau, danach Kumpel kurz angerufen – offiziell so tun, als hätte ich es schon vergessen. Insgeheim aber den Gegenschlag planen
Die Stunde der Rache schlug schließlich. Die „faule Bande“ machte natürlich keine Anstalten nach dem Abendessen zu duschen, also habe ich mir einen Brühwürfel aus der Speisekammer geholt und bin ins Bad. Während das Wasser also vor sich in plätschert habe ich im zweckentfremdeten Zahnputzbecher den Brühwürfel aufgelöst
Wasserhahn zu, Schlauch an der Mischbatterie abgeschraubt, leer gepustet, rein mit der Molke, Schlauch wieder dran…
Kinder sind ja recht sicher kalkulierbar… ich also raus aus dem Bad und Ansage an die Kids: Bitte geht duschen, das Wasser ist noch warm (sonst braucht es ja immer eine Weile, bis es warm aus der Wand kommt). In Lichtgeschwindigkeit rennen die Kids in Richtung ihrer Betten, um das Schlafzeug zu holen – was meine Große erwartungsgemäß gewinnt. Ich streichle kurz den Kleinen und sage, dass seine Stunde noch kommen wird. Beim Trösten habe ich mir natürlich Zeit gelassen, um das sich nun in Reichweite befindliche Feedback aus dem Bad aus erster Reihe genießen zu können
In der Zwischenzeit deutet die akustische Rückmeldung aus dem Bad auch an, dass hier alles plangemäß abläuft: WC-Spülung, Klappern des metallenen Wäschekorbs, Duschtür schließt… PAAAAAAAPAAAAAAAAAAAAAAAA…
Ich an die Badtür… klopfe und versuche eine Atempause meiner Tochter zu erwischen: Ja? Es folgte ein Wortgewitter in einer Mischung aus Hasstiraden, Wutausbrüchen und Schmerzenzschreien, als hätte jemand Körperteile verloren…
Ich öffne leicht die Tür und hauche durch den Spalt: Das war die Revanche für die Vernichtung von 2 Wochen Arbeit.
Tipp 2: großzügig zu eigenen Gunsten den Schaden maßlos aufrunden
„Vertragsgemäß“ setzt sich Wutanfall 2 in Gang, während dessen „Luft-holen-Pause“ ich den Kommentar nachschiebe, dass sie ja morgen ihre Boys in der Schule mit der Tütensuppe-Aura betören kann. Das Geschrei in der Kabine wird mit den ersten Anzeichen von Wandalismus erweitert, währenddessen erwartungsgemäß meine Frau in den Flur vor dem Badezimmer einbiegt und schließlich auch die nach fettigen Hühnerfüßen riechende Nasszelle erreicht. „Seid ihr völlig durchgeknallt?“ – Jetzt ist der Zeitpunkt für eine klare Ansage gekommen: Nein, sie hat meinen Star Citizen Account mit Absicht ruiniert und jetzt reden wir hier alle mal Klartext.
Tipp 3, wie man jetzt sein Gesicht bewahrt, der Tochter den Wind aus den Segeln nimmt und anschließend als glorreicher Sieger von seiner Frau auch noch Recht bekommt
Ich also: Wir hatten immer ausgemacht, dass bei unseren Späßen kein Schaden verursacht wird aber das ging jetzt in jedem Fall zu weit!! Du weißt wie lange ich dafür gebraucht habe!! (Dabei idealerweise tief bestürzt und möglichst dramatisch klingen – das erhöht die Solidaridierungschance der Frau enorm)
Tipp 4: Das Overkill-Argument
Egal was die Kids jetzt argumentierten, von wegen verfilzte fettige Haare mit einem Hauch Petersilie… platzierte ich geschickt die Androhung eines vergleichbaren sigitalen Gegenschlags, der automatisch den aktuellen Vorfall entkräftet:
So meine Liebe, du kannst jetzt nochmal duschen und alles ist wieder in Ordnung aber mein Schaden bleibt! Und damit du weißt wie das ist, setze ich dein Telefon jetzt auf Werkseinstellungen zurück – das ist der Moment wo ich meine Frau angesehen habe und weiter deutlich ausführte: Das du ja dann weißt, wie viel Arbeit es ist, alles vom Telefonbuch, Einstellungen, Chats etc. wieder her zu stellen UND die Mama das ja auch so sieht!! Meine Frau hielt sich die Hand vors Gesicht, schüttelte den Kopf und ging – was meine Tochter aber nicht sehen konnte, da wir ja nur halb in der Tür standen. Ich interpretiere das großzügig als "mit mir solidarisiert"
Abschlusssatz in Richtung Dusche: Nun komm runter, überlege, was du heute falsch gemacht hast und dann will ich so etwas nicht noch einmal erleben. Ich dachte wir sind ein Team und können uns vertrauen – und du verursachst (mal wieder) Schaden und verspottest mich dann auch noch! Das geht gar nicht!!
Ein Hauch von Ruhe, gefolgt von „Und was mach ich da jetzt mit dem blöden Zeug?“ – fragte meine mittlerweile „an allen Fronten“ abgekühlte Tochter. Ich so: Einfach Dusche auf, kurz laufen lassen, ordentlich Shampoo und gut ist. Das war nur ein aufgelöster Brühwürfel, der schon lange aus dem Schlauch raus ist.
Gemurmel, Geklapper, Duschtür geht wieder zu, Shampoo fällt runter, Gemurmel, Shampoo fällt nochmal runter…
10 Minuten später (erste Bunkermission läuft) strecke ich den Hals und lausche… Aha, der Fön…
Etwas später eine noch leicht angesäuerte Tochter schwebt an meinem Büro vorbei… Ich zu ihr: Komm mal her. Erst störrisch, dann „na gut“. Setz dich mal auf meinen Schoß. Kurz in den Arm genommen und noch der Abschlusskommentar, dass wir uns jetzt alle wieder vertragen, ich sie lieb habe und wir bitte zukünftig keinen Schaden verursachen und auch nicht über uns lachen. So etwas macht man nicht. Ja, Kussi auf die Wange – alles gut. Naja, fast alles. Immerhin schließ der Abend mit knapp 80.000 aUEC und in ein paar Minuten fängt die Schnulze im TV an. Dann ist plangemäß die Vorabendserie meiner Frau zu Ende, sodass sich auch die Mediathek danach richten muss
In diesem Sinne viel Spaß bei der Erziehung und in SC