Tschernobyl heute

Fakt ist, dass man die Gegend um Tchernobyl (außer Todeszone, da wo das Militär ist) auch als Touri besuchen kann. Sicherlich ist der Wald gefährlich, freies Feld, mit viel Beton etc. weniger.
 
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Mag auch sein. Kenn ich nicht aus dem Kopf. Zerfallen aber trotzdem genung/sekunde. :d
In einem Schulpräparat zerfallen pro Sekunde ca. 6 Millionen Atome, aber die Aktivität hat sich nicht nennenswert verändert. Da sieht man mal, wie sich Radioaktivität auswirkt. Und wie lange sie, selbst bei geringsten Mengen andauert.
1 cm³ Nukleonen (Kernteilchen), dicht an dicht gepackt, ist ja auch mehrere Milliarden Tonnen schwer. :fresse: Da sieht man mal, was sich da überhaupt für Dimensionen auftun!
Die Erde beispielsweise wäre 3 cm groß, um ein schwarzes Loch zu werden. Erst dann sind die Atomkerne dicht genug beisammen, um die nötige Anziehungskraft aufzubringen. :d

@ nobody: Ich weiß. Ich war nur mal wieder etwas genau, und bin auf dein "absolut ungefährlich" angesprungen. :p
 
die srahlung in der gegend is über straßen minimal aber sobald man auf nicht asphaltierten boden geht fängts an zu piepsen

Hab ich in einer doku gesehen gibt touris die da hinfahren alle mit geigerzähler bewafnet über dem asphalt kein mux dan 5 meter von der straße weg geht das ding gut ab
 
Tjaja, wenn man sich so überlegt, wieviele Menschenleben gerettet werden könnten, allein dadurch, dass die verfickte russische Regierung es gleich zugegeben hätte.

Nunja, die Kinder in Osetien (? wie heisst die Stadt nochmal ?) mussten auch nicht von ungefähr sterben. Aber das Geilste finde ich immernoch, dass die russischen Spezialkräfte nicht für solche Einsätze trainiert wurden. Für welche denn dann?????

'cuda
 
Jonny schrieb:
afaik 5 Millarden Jahre...

4,5 - bis dahin gibs eh lange keine menschen mehr.

naja, realität seit einiger zeit ... eher krass wie das hier einige zu "überraschen" scheint... :eek:
 
jo, nach dem motto "hätte man den reaktounfall verhindern können? - ja, wenn die schweden bloss nicht son grosses maul gehabt hätten." ;)

das schlimmste war damals bei den aufräumarbeiten. da kamen feuerwehr, militär und freiwillige zum einsatz. teils ganz ohne schutz und infos über die strahlung. die leute waren teilweise werten von 20-100 röntgen ausgesetzt! das sind ungeheure werte die zu verbrennungen und gewebe zerfall führen. das kam davon dass die regierung versucht hat das ausmass der katastrofe zu vertuschen. man versuchte die aufmerksamkeit auf den kaputten reaktor zu lenken, um das thema über die freigesetzte menge untern tisch zu kehren. erst später in den 90er jahren kamen die geheimen infos des KGB ans tageslicht. heute weiss man dass viel mehr freigesetzt wurde, und dass man den fallout in den europäischen ländern auch verharmlost hat um unterm volk keine panik zu machen.

da der fallout nicht gleichmäßig niederging, gibt es sogenannte "hot spots". das sind bereiche von einigen m², wo die strahlung recht hoch sein kann. das größte problem ist das cäsium 137, mit einer halbwertszeit von 30 jahren. das heisst es strahlt ca. 60 jahre bis der zerfall vorbei ist und die strahlung nicht mehr gefährlich ist. cäsium 137 lagert sich in den knochen und zähnen ab, und verursacht läukemie und knochenkrebs. es ist bis heute nicht geklärt welche strahlungswerte für den mensch ungefährlich sind, und es gibt noch immer unterschiedliche grenzwerte von land zu land. tatsache ist aber, dass die globalen strahlungswerte in europa teilweise um das 10 fache höher wurden als vor tschernobyl. deshalb wurden zb. in manchen ländern wie österreich die grenzwerte von 100 auf 600 Bq (becquerel) erhöht. man sollte trotzdem bei pilzen und anderen waldfrüchten aufpassen. die heimischen sind in bezug auf die strahlungsmenge/pro jahr nicht lebensgefährlich, aber es gibt viel importiertes aus aus dem osten. da hat man schon werte von über 10000 Bq gemessen, und diese sollte man auf keinen fall kaufen/essen!

weitere infos:

http://www.umweltfibel.de/lexikon/c/lex_c_caesium.htm
http://www.umweltinstitut.org/frames/all/m231.htm
http://www.chernobyl.info/de/Facts/Health/ConsequenceOtherCountries
http://www.stern.de/politik/deutschland/?id=225735

und noch einige kurzfilme (speichern unter):

http://www.umweltinstitut.org/download/planetopia020908.mpg
http://www.umweltinstitut.org/download/garching_m.mpg
http://www.umweltinstitut.org/download/orf_report3.mpg
http://www.ulrich-raithel.de/download/br_interview3.mpg

gs

ps: die story mit dem motorrad ist ein fake. in der gesperrten zone darf man mit motorrad nicht rein ;) besuchen kann man heute die stadt als tourist. man kann sich auch per internet für ne tour anmelden.

das würd ich aber nie machen. es besteht noch immer die gefahr ein strahlendes teilchen einzuatmen. was dann passiert kann man sich denken. die russen gehen so leichtsinnig damit um. jetzt machen sie auch so ne art tourismus daraus, indem sie touren anbieten. guckt euch mal die preise an: http://www.ukrcam.com/tour/tour_3.html
 
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Hmmm ja schwieriges Thema.

Eine Katastrophe durch eine Kombination vom Fehlverhalten unerfahrender KKW Arbeiter und Technischen Mängeln.

strangler schrieb:
das schlimmste war damals bei den aufräumarbeiten. da kamen feuerwehr, militär und freiwillige zum einsatz. teils ganz ohne schutz und infos über die strahlung. die leute waren teilweise werten von 20-100 röntgen ausgesetzt! das sind ungeheure werte die zu verbrennungen und gewebe zerfall führen. das kam davon dass die regierung versucht hat das ausmass der katastrofe zu vertuschen.

Hm wie hättest du reagiert? Da ist ein Reaktor der Strahlt wie ein Kind zu Weihnachten, den gilt es schließlich zu sichern. Und in den bisher geposteten Quellen lässt sich ( ich glaub in der zweiten unter dem Bild mit der Ferngesteuerten orangen Raupe ) nachlesen das die Elektronik für Fehrnsteuerungen aufgrund der Strahlung den Geist aufgab. Tja was willste machen ... da müssen Menschen hin. Und wenn die gewartet hätten, bis richtig aufgeklärte Freiwillige in ausreichender Zahl vorhanden gewesen wären, dann könntest du heute an der Ostsee Fische mit 3 Augen oder gar Beinen angeln. Das ist sicher schwer zu verstehen aber irgendwas musste schnell getan werden und sowohl warten als auch Unwissende dahin schicken war bzw. wäre falsch gewesen.


Ansonsten muss ich sagen:
Heftig, wie das in so einer totalen Geisterstadt aussieht. Echt da überkommt ein ja die absolute Endzeitstimmung ... also nicht wie in MadMax sonder halt so richtg, auch ihr versteht schon. Selbiges Gefühl kenne ich nur von der Besichtigung alter Industrie- oder Bunkeranlagen. Da ist es aber neben dem "so könnte das nach einem Atomkrieg aussehen" auch immer so ein "hmm wie es hier früher mal was" bei.Das mit den Touristenfahrten finde ich schon makaber obwohl ich sagen muss, wenn ich wüsste, dass ich wenn ich mich richtig Verhalte nach einem Tag keine Schäden davon trage, würde ich das alles dort auch mal gerne sehen. Naja vielleicht doch eher in 10 Jahren und im Schutzanzug.


Naja zu S.T.A.L.K.E.R:
Wenn es denn endlich mal rauskomt, werde ich es testen und ggf. kaufen. Allein schon um zusehen wie es umgesetzt wurde. Wenn ich dann da selbiges Unwohlsein - Empfinde haben die es geschafft. Nun denn, ...

Edit :
ps: die story mit dem motorrad ist ein fake. in der gesperrten zone darf man mit motorrad nicht rein ;) besuchen kann man heute die stadt als tourist. man kann sich auch per internet für ne tour anmelden.

Naja, erm ... in Chapter 5 ...

http://www.kiddofspeed.com/chapter5.html schrieb:
Special permission is required to enter the zone of exclusion. Mine is issued by a governmental organization. Thank You, Daddy!

Und mal ehrlich gesagt wüsste ich nicht warum sie das Faken sollte. Denn die Seite ist ja jetzt nichts kommerzielles oder so ... dient ja lediglich der Information, in Form eines Erlebnisberichts. Außerdem kann man ja wohl nicht abstreiten das Sie und ihr Begleiter mit einem Motorad und warscheinlich noch einem Auto dort drinwaren. Warum sollte jemand sich die Mühe machen und das Faken ... bringt doch weiter nichts.


Wissenswertes:
Wusstet ihr das wenn man bei google Katastrophe eingibt, nach der allgemeinen Definition des Wortes der zweite Eintrag " Katastrophe von Tschernobyl - Wikipedia " ist, und das noch soviele danach.
 
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Also ich finde das jetzt richtig übel vorallem die Kommentare, wenn man sich die mal durchliest...

Wieso soll es gefährlich sein, wenn man vorallem Waldwege besucht? Ich finde das heftig wie die Leute alles stehen und liegen lassen vorallem Fotos,Zeitungen usw. ich würde ja gerne mal hinreisen, aber wahrscheinlich habe ich nie die möglichkeit dazu :(
 
Warum es gefährlich is? Weil die Waldwege evtl. die Strahlung besser speichern als der Asphalt?!
 
ja die preise gehen ja müßte man nurnoch die paar leute hier zusammen bekommen und schon gehts auf exkursion ;)
 
Also ich beschäftige mich schon lange mit dem Thema und die Bilder sind nicht gerade berauschend und zumal nur wenige von ihr.

Es gibt wesentlich bessere:

http://pripyat.com

Leider ist die Seite auf russisch aber wenn ihr über die Links mit der maus fahrt, sieht man in der Statusleiste die englischen "links" oder halt rechts oben auf de

Wirklich, krasse seite. Vorallem die Macher der Seite ... sind selber hingefahren und haben die ganzen Fotos gemacht und nebenbei Werbung für die Seite angebracht.
 
da hat einer eine 2 Jahre alte Leiche rausgeholt :-)
Nen Arbeitskollege von mir war vor ein paar Wochen dort. Wäre ich gerne mit dabei gewesen...

Es arbeiten tatsächlich noch Menschen da, im Wochen-Rythmus. Der Schutzmantel zerbröckelt, die ganze Gegend ist hochgradig verstrahlt. Nur die Strassen sind einigermaßen RA-Frei, weil man die Säubern kann... neben den Strassen ist es Lebensgefährlich. In den Gebäuden von Tschernobyl genauso.

BTW mein Arbeitskollege war auch mit dem Motorrad dort http://www.eurobiker.lu/2006_german.html
 
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mich wundert nur das die da so ungehindert reingekommen ist.
Ist das nich seit 1986 militärisches sperrgebiet ?

zu den bildern : naja beeindruckend isses nicht gerade so sieht halt verfall aus, und ?

und bleibende schäden trägt sie nicht davon oder wie ?
 
hat jemand ne ahnung wo man luftbilder von den stillgelegten fahrzeugen herbekommt ? ich find in google earth nix
hab bisher nur die schiffe und nen paar helikopter gefunden

das ist die raketenabwehranlage


nen paar schiffe


weiß jemand was das ist ?


btw: http://www.reyl.de/tschernobyl/
ich hoffe das ein weiterer vorfall uns erspart bleibt
 
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Die Bilder sind wirklich beeindrucken. Hoffe das sich die Politiker und die Wissenschaftler mal Gedanken machen wie sie jetzt den Reaktor absichern wollen. Der jetzige Mantel ist nur für eine sehr geringe Lebenszeit konzipiert.

Ich hab letztens noch eine Reportage gesehen, über die Folgen von radioaktiver Strahlung auf den Menschen. Wirklich heftig was raioaktive Strahlung mit dem Menschen anrichtet.

mfg Andrew
 
da sieht man mal wieder was Menschen für "Scheisse" bauen und gebaut haben und wie gut es einem überhaupt geht. Und dann wird heutzutage noch rumgemotzt wie schlecht es einem in Deutschland geht....aber über sowas denken die wenigsten nach, was schon alles passiert ist und ziemlich schnell passieren kann

leider.....
 
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ja an sowas denkt man ja nicht wenn man ein akw plant/baut
wenn man sich mal die geschichten der akw`s hier durchliest möchte man am liebsten weit weg von jeglicher zivilisation !
http://www.reyl.de/tschernobyl/osteuropa.html

und ich wußte gar nicht das sie die usa an solchen akw`s beteiligt kann man z.b. hier nachlesen http://www.reyl.de/tschernobyl/osteuropa/rostov.html
in diesem absatz ..
Die Behörden sowie die Betreiberfirma Rosatom begründen die Inbetriebnahme des Kernkraftwerks mit der Aussicht, dass der Meiler die Stromversorgungsprobleme der nördlichen Kaukasusregion sowie der Städte Rostow und Wolgodonsk lösen werde. Es ist freilich auch bekannt, dass das AKW Rostow das Kernstück eines russisch-amerikanischen Projekts zur "Verarbeitung" waffenfähigen Plutoniums in russischen Kernreaktoren darstellt.

achso und im akw tschernobyl waren ja noch weitere blöcke geplannt !
 
Dr.sebastian pflugbeil "Tschernobyl - der Millionensarg" sehen, da wird vieles mal anders dargestellt als von den westlichen Medien
Die Doku ist mit extremer Vorsicht zu genießen, zeigt zwar interessante Innenaufnahmen, ist aber von der Sachaussage her leider daneben, basiert sie doch auf Aussagen von Herrn Tschetscherow, den heute eigentlich niemand mehr ernstnimmt. Er war 1986 und dann erst wieder 88 in Tschernobyl. Aussagen über den verbliebenden Kernbrennstoff waren dort schon lange gemacht. Die These Tschetscherows: Es ist fast kein Brennstoff mehr im Einschluß. Das ist natürlich Quark, tatsächlich ist die Lage der brennstoffhaltigen Massen heute ziemlich gut bekannt. Das der Schacht der aktiven Zone fast leer ist, führt er faktisch als Beweis an, dabei war das schon kurz nach der Havarie beobachtet worden.

"[...] In den letzten Jahren (1994 - 2001) haben Dutzende Objektbegehungen von Erkundungsgruppen, Hunderte Analysen von Proben und Bohrkernen, Fotos und Videomaterial bestätigt, dass wir im Inneren des "Einschlusses" ungefähr 150 t Brennstoff ausgemacht haben und zu weiteren 30 t bisher nicht vorgedrungen sind.
Außerdem hat sich durch die Auswertung dreier unabhängiger integraler Methoden (einer thermischen, einer weiteren durch Cäsium-Abreicherung der Lava und einer chemischen) ergeben, dass allein in den brennstoffhaltigen Massen in den Räumen auf der 9-Meter-Kote ca. 90 t Brennstoff enthalten sind. In allen normativen Dokumenten, sogar in den Regierungsdokumenten der Ukraine, werden diese Ziffern verwendet." [GRS]

Den Lavafluß kann man sich hier ganz gut veranschaulichen, viel ist in den unteren Bereich des partiellen Sicherheitseinschlußes, wo durch Dampf- und Wasserstoffexplosion auch große Versetzungen stattfanden, genauer: des Naßkondensators geflossen und hat sich mit Strukturmaterialien vermengt:

http://www.grs.de/module/layout_upload/half_an_hour_after_the_beginning_of_the_accident.pdf

Zum "Einstieg" empfehle ich mal die Literatur, die ich im Nebenthread schon genannt habe:
http://www.forumdeluxx.de/forum/showpost.php?p=4946721&postcount=10

Gruß

Denis
 
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bekommt man die doku auch woandersher ausser als beim e*el ?

ja genau den klecks mein ich bzw. die kleckse ;)

und falls es noch keiner wußte das akw tschernobyl wurde 2000 stillgelegt
aber mit fördergeldern der eu wurde ein neues bzw konnten 2 neue fertiggestellt werden die nun auch nicht besser aussehen irgendwie dreht man sich da nur im kreis -.-
 
Und wie hebt es eine ultraschwere (glaube 100t) hohe Stahlkugeldecke mehrer dutzend meter weit raus
Deutlich schwerer. Der obere biologische Schild (von dem es dann noch ein Stück bis zur den oberen Abdecksteinen ist) wiegt etwa 3000 Tonnen. Die unteren Strukturen wurden um mehrere Meter (!) versetzt. Grund: Katalysereaktion des Zirkaloy unter hohen Temperaturen. Dadurch ist in sehr kurzer Zeit sehr viel Wasserstoff entstanden, der nach der Dampfexplosion für die Versetzungen und Zerstörung des Zentralsaals verantwortlich war. Auch der partielle Sicherheitseinschluß war dem nicht gewachsen und kein Volldruckcontainment der Welt hätte in diesem Fall etwas genutzt.
Die Zeugenbeobachtungen* zeigen wie gesagt gewaltige Wasserstofffreisetzungen**, angekündigt u.a. durch kleinere Verpuffungen im Zentralsaal). Die Dampfexplosion fand als Erstes statt. Der entstandene Wasserstoff konnte sich in den zum partiellen Sicherheitseinschluß gehörenden druckfesten Räumen wunderbar sammeln***. Auch in Harrisburg hat man da sehr unangenehme Erfahrungen gemacht, die durchaus zur Zerstörung des Containments hätten führen können. Ich empfehle wie gesagt das Dokument "Half an hour after the beginning of the accident", das die GRS zwar verlinkt hat, an dem sie aber nicht beteiligt war. Andere Studien gibt es natürlich auch, die Dokumente sind keine Geheimsache.

Dann meine Frage an dich: Wie kann, wenn 97% der "gefährlichen Masse"
Die "gefährlichen Massen" bzw. Teile davon (viele Räume sind nicht mehr zugänglich bzw. wurden verfüllt) sind wie gesagt längst gefunden und sogar fotografisch belegt. Viel findet sich im Bereich des Naßkondensators. Zudem wurden ja z.B. die leichtflüchtigen Nuklide tatsächlich vollständig ausgetrieben.
Aber da werde ich wohl etwas ausholen müssen. Ich will das aber auch nicht zu weit treiben. Im Prinzip müßte ich jetzt die genauen Umstände der Havarie "herunterbeten", was aber wieder in einem extrem langen Beitrag münden würde. Das werde ich jetzt nur machen, wenn es gewünscht ist.
Festhalten möchte ich aber u.a. die Ergebnisse, die der Prozeßrechner SKALA kurz vor der Havarie lieferte.

"[...] Um 1.22.30 wurde durch den Rechner Skala die Leistungsdichteverteilung und die Lage der Absorberstäbe ausgedruckt. Hier ist anzumerken, dass der Rechner etwa 7-10 Minuten rechnet, also den Zustand der Anlage ungefähr 10 Minuten vor der Explosion ausgab. Über den Querschnitt der aktiven Zone war das Neutronenfeld ausgebeult, über die Höhe hatte es im mittleren zwei Maxima, wobei die Leistungsdichte im oberen Teil höher lag [...] so hatte sich im oberen Teil der aktiven Zone ein Gebiet gebildet, das die Form einer abgeplatteten Kugel mit einem Durchmesser von etwa 7 Metern und einer Höhe von etwa 3 Metern hatte. In diesem Teil der aktiven Zone (der etwa 50 Tonnen wiegt) entstand auch vor allem die prompte Kritikalität und die darauf folgende Leistungsexkursion. Hier kam es zuerst zur Krise des Wärmeaustausches, hier wurden die Brennstäbe zerstört, zerschmolzen und verdampft. Eben dieser Teil der aktiven Zone wurde durch die Knallgasverpuffung in hohe Schichten der Atmosphäre geschleudert..." [G. Medwedew - Vebrannte Seelen]

Vielleicht doch noch kurz zur Havarie, in aller Kürze, weil das nicht ganz unwichtig ist: Das Betriebsregime des Reaktors war äußerst instabil. Eine deutlich unterschrittene Reaktivitätsreserve, die fortschreitende Xenon-Vergifung bei niedrigem Leistungsniveau, ein deutlich zu großer Kühlmitteldurchsatz und fatale Konstruktion des Steuerstabsystems sind einige der Gründe, warum es zu der Leistungsexkursion kam, d.h. der Void-Effekt in vollem Umfang wirksam werden konnte, ohne das ausreichend negative Reaktivität zugeführt wurde. Zudem lag noch der Erstbeladungskern von 1983 vor, d.h. der Abbrand war nach 3 Jahren sehr ungünstig****. Zusätzlich waren im Zuge des fortschreitenden Abbrandes die fixen Absorber entfernt worden. Wichtig ist aber, dass sich nicht die gesamte aktive Zone, die bei einem RBMK gewaltige Dimensionen hat (die niedrige Leistungsdichte ist dabei übrigens bei Station-Blackout-Szenarien -darum ging es in dem Versuch- ironischerweise ein großer Vorteil, auch gegenüber unseren Druckwasseranlagen), in einem gleichen Zustand befand. Die eigentliche Leistungsexkursion ist ~im mittleren Bereich anzusiedeln.

Du weisst schon das Herr Tschetscherow und auch Dr. Pflugbeil gerade "gegen" die GRS sind.
Mir geht es hier nicht gegen oder für jemanden. Dr. Pflugbeil war lange bei der GRS beteiligt, und ob er da noch Rechnungen offen hat, ist mir an der Stelle Wurscht. Um ihn geht es mir auch nicht, aber um Herrn Tschetscherow. Er hat ja sonst auch noch diverse Verschwörungstheorien im Angebot (u.a. Sabotage durch Sprengung), hat aber außer einer visuellen Erkundung nie etwas zu Tage gefördert - und es ist auch nicht sein Gebiet. Das der Reaktorschacht leer ist, ist wie gesagt absolut kein Geheimnis, sondern war bereits kurz nach der Havarie klar und auch logisch. Deshalb mußte ich schon schmunzeln, als Herr Pflugbeil so extrem überrascht war. De facto ist dies bereits seit 1986 klar. Zudem sollte man sich vor Augen halten, dass die verbleibenden 190t Kernbrennstoff im Verhältnis zur Größe der Einschlußes so verschwindend wenig sind, dass eine visuelle Begehung nichts bringt. Zumal ja sehr viel erstarrte Lava (also Kernbrennstoff mit Strukturmaterial) im Bereich des Abblasebeckens, aufgefunden wurde.

Gruß

Denis

*
[...] Doch plötzlich schrak Perewostschenko zusammen. Starke, rasch aufeinanderfolgende hydraulische Schläge wurden laut. Die 350 Kilogramm schweren Würfel mit der Projektbezeichnung "Element elf" begannen hochzuspringen um dann wieder auf den Köpfen der technologischen Kanäle zu landen. [...] Auch die Schachteln des biologischen Schutzes um den Reaktor zittern und bogen sich durch. Das bedeutete, daß es unter ihnen schon zu den ersten Knallgasverpuffungen kam. [...]"

**
[...]in den letzten zwanzig Sekunden bis zur Explosion, [...], begannen in der aktiven Zone die chemische Reaktion zwischen dem Zirkonium und dem Dampf sowie andere exothermische chemische Reaktionen, wobei sich Wasserstoff und Sauerstoff, also Knallgas, bildete. [...] Zur gleichen Zeit wurden durch den riesigen Druck die unteren Wasserkommunikationen und oberen Wasser-Dampf-Kommunikationen abgerissen. Der Reaktor hatte jetzt nach oben eine freie Verbindung zum Zentralsaal und nach unten in einen Druckraum. [...] Wesentlich ist, daß der Reaktor und das Gebäude des vierten Blocks durch eine Serie gewaltiger Knallgasexplosionen zerstört wurden.

***
"Es sei auch daran erinntert, daß der vierte, durch Gidroprojekt projektierte Block, bei dem die explosionsgefährdeten Druckräume und das Abblasebecken unter dem Reaktor liegen, explodierte [...]"

****
"Am 25. April 1986, in dem Moment in dem der Reaktor zur Großinstandhaltung abgefahren werden sollte, enthielt die aktive Zone 1659 Brennelemente (etwa 200 Tonnen Urandioxid), einen zusätzlichen Absorber und einen leeren technologischen Kanal. Der größte Teil der Brennelemente (75 Prozent) bestand noch aus Elementen der ersten Beladung, mit einem Abbrand, der dem maximal zulässigen Wert sehr nahekam. Das bedeutet, daß auch die Menge der langlebigen radioaktiven Nuklide in der aktiven Zone maixmal war[...]"
 
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