Hallo,
aus eigener Erfahrung kann ich leider nur Negatives berichten. Ich habe viele Jahre als KFZ-Mechaniker gearbeitet, keine sehr rückenschonende Tätigkeit, vor allem da sich Hebebühnen nicht hoch genug fahren lassen (zumindest nicht hoch genug für mich, bin 1,98 cm groß). Vor 8 Jahren begannen die extremen Schmerzen, Kopfschmerzen 24 Std. tgl. Zwei lange Jahre vom Hausarzt zum Orthopäden zur Krankengymnastik und zurück. Dann auch endlich die Diagnose: Bandscheibenvorfall C5/C6 in der Halswirbelsäule (HWS).
Also Behandlung der HWS (inkl LWS, weil die sich auch wieder gemeldet hat) beim Orthopäden, Neurologen, Neurochirurgen. Spritzen (PRT), KG, Massagen, Schwimmen. Kein Erfolg, also Reha. Auch kein Erfolg. Also wieder von vorne: neue Diagnostik. Ergebnis: Morbus Scheuermann, Osteochondrose mit Protrusionen L2/L3, L4/L5, L5/S1 mit anzunehmender Wurzelirritation S1 (Ich bin immer noch im Jahr 2003). Spondylose, Unkovertebralarthrose und Facettengelenksarthrose HWS. C5/C6 Protrusion medial/intraforaminal mit Irritation Nervenwurzel C6. Behandlung erst mal wie gewohnt: PRT, KG, Massage, Schwimmen, Tabletten für die HWS und eine Reha. Die LWS wurde komplett ignoriert, da die Ärzte sich erst mal nur um eine Baustelle kümmern wollen (O-Ton Neurochirurg). Allerdings keine Besserung, im Gegenteil Ausfallerscheinungen im rechten Arm, drei Finger dauerhaft taub, aber keine Änderung im Behandlungsplan.
Im Jahr 2004 erfolgte ein sozialmedizinisches Gutachten, bei dem ich auf allen Vieren kriechend vorstellig wurde. Dem Gutachter ist eine Krankenhauseinweisung zu verdanken, leider nur, weil ich gekrochen bin anstatt zu gehen. Also stat. Aufnahme, dort aufwendige Diagnostik mit Kontrastmittel-CT usw. Der Professor war so entsetzt, dass er mich in eine Klinik für Neurochirurgie überwiesen hat. Dort wurde ich endlich operiert. Soll heißen, kaputte Bandscheibe in der HWS heraus, Zement hinein, leider, denn ich habe dummerweise an einer Studie teilgenommen. Das Zufallsprinzip hat entschieden, welcher Patient Zement, Eigenknorpel aus der Hüfte oder eine Titanimplantat erhielt. Chancen standen immerhin 1:3, es hätte klappen können. Drei Tage nach der OP war ich wieder zu Hause mit einer Halskrause, die ich 4 Wochen zu tragen hatte (24 Std. tgl.). Immerhin war ich jetzt schmerzfrei, das erste Mal seit 4 Jahren und ich hatte auch wieder Gefühl in den Fingern. Ich habe eine Woche nach der OP schon mal eine Reha beantragt, jetzt konnte ich sie ja gebrauchen. Wurde natürlich abgelehnt, ich hatte schließlich erst ein Jahr zuvor eine. Was mir kein Arzt verraten hat und ich erst Jahre später erfahren habe war, dass ich eine Anschlußheilbehandlung hätte beantragen müssen. Dumm gelaufen.
Nach 4 Wochen Dauerhalskrause und weiteren zwei Wochen Halskrause nur noch nachts, zurück in die Klinik zur Nachuntersuchung. Regelmäßige Nachuntersuchungen gehören nämlich zur Studie. Die war ganz toll. Der Arzt hat mich kurz angeguckt, einmal den Hals abgetastet und gesprochen:" Die Halskrause brauchen Sie nicht mehr, Sie sind jetzt zu 100% arbeitsfähig!" Super, frisch ans Werk und die Schmerzen kamen wieder. Wieder mal Arztbesuche und Wochen später mal wieder ein MRT (ich bekomme schon Blumen vom Radiologen geschenkt). Leider ist der Zement etwas ausgetreten und drückt gerne mal auf den Nerv. Kann man aber nicht mehr ändern, denn das Zeug sitzt bombenfest, kann also nicht entfernt werden und durch die Versteifung leidet die Bandscheibe darunter. Also wieder Schmerzen und taube Finger, aber jetzt läßt sich wirklich nichts mehr daran ändern, aber mit Tabletten wird es erträglich.
Bleibt nur noch die LWS. Die ist ja noch behandelbar. Aber das gleiche Spiel: erst mal Tabletten und KG, Röntgenbilder und MRT, ein Arzt schickt mich zum nächsten. Nachdem also jahrelang die LWS ignoriert wurde, wurde sie ein bißchen "gestreichelt", und siehe da: ein Bandscheibenvorfall! Aber operiert wird nicht, erstmal PRT, dann sehen wir weiter.
PRT hatte ich zwar schon, aber was soll`s, wird weiter gemacht, bis entweder eine Besserung eintritt oder ich Ausfallerscheinungen habe.
Vor drei Jahren haben meine Frau und ich uns entschieden, viel Geld in vernünftige Räder zu investieren und aktiv Rad (Trekking mit aktiver Körperhaltung) zu fahren, neben der Gymnastik und dem Schwimmen. Jährliche Fahrleistung pro Person 7500 bis 8000 Km.
Vor zwei Jahren haben wir dann das Auto komplett abgeschafft, obwohl wir auf dem platten Land leben und die Busverbindung ziemlich schlecht ist. Das viele Radfahren ist das Einzige, was hilft, die Schmerzen zu reduzieren, so dass ich auch mal zwei Wochen komplett ohne Schmerztabletten auskommen kann. Meinen Beruf konnte ich schon vor Jahren an den Nagel hängen und das Arbeitsamt kann mir leider bei der Berufswahl auch nicht helfen, aber wenn es mir gut geht, helfe ich in einem Fahrradgeschäft aus, das sich auf meine "Behinderung" eingestellt hat. So komme ich mir mit Mitte 30 nicht allzu sehr wie ein Wrack vor. Außerdem kann ich meine Frau sehr gut bei der Hausarbeit unterstützen, da wir uns nach meiner Körpergröße eingerichtet haben. Alles Eigenbau (Bett, Schreibtisch, Stühle, Küchenarbeitsplatte 105 cm Höhe), denn zu kaufen gibt es das nicht.
Am Freitag geht die PRT wieder los, ich bin gespannt.
Als Fazit für alle Rückengeplagten: Die beste Diagnostik taugt nichts, wenn keine adäquate Behandlung erfolgt. Bei Ärzten ist man verraten und verkauft.
Am Besten ist eben Bewegung, Stärkung der Rückenmuskulatur, wobei jeder für den passenden Sport finden muß. Allerdings sollte mann darauf achten, dass die Sportart nicht die Sprung- und Kniegelenke belastet. Gymnastik, Schwimmen, Radfahren und Walking sind sehr zu empfehlen.
Ganz wichtig: Kopf nicht hängen lassen!
Das ist meine Geschichte nach 8 Jahren und 18 Ärzten, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass ich irgendwann einmal schmerzfrei bin.