Darf ich mich an dieser Stellen mal als Foren-Opa outen und das Problem mal aus Sicht der Eltern (2 Kinder 18 und 10) schildern?
1. Ich weiß, dass man sich das Zeugnis der 8. oder 11. Klasse je nach Schulzweig ins Klo nageln kann.
2. weiß ich aber auch, dass ein fauler Schüler nicht eines Morgens aufwacht und fleißig ist.
3. gibt es den "Anschiss" nicht für die Note an sich sondern, weil man deutlich mehr hätte leisten können (in Latein war ich auch schon mal von einer 5 meines Sohnes hocherfreut, weil damit der Zeugnis-Vierer feststand. Mehr war nicht zu erwarten - schlimmeres schon). Damit spreche ich vermutlich für viele Eltern.
4. warum meckere ich an den Noten meiner Kinder (ok, beim Großen, die Kleine ist noch in der Grundschule mit Einser-Schnitt) rum? Nein, ich war selbst kein Held der Lernbewegung! Im Gegenteil, mein Großer ist zu 95% das perfekte Spiegelbild eines gewissen Bengels, den ich vor 25 - 30 Jahren sehr gut kannte. Aaaaber....
5. man sieht mit einer gewissen Lebenserfahrung (sicher, Alter ist keine Leistung. Aber Lebenserfahrung kann man nur dadurch bekommen, dass man eine Weile gelebt hat...) die Dinge aus einer anderen Perspektive. Glaubt mir, das Verhalten meiner Kinder ist mir weder fremd noch finde ich es ungewöhnlich. Ich sehe darin nur Gefahren, die sie selbst genausowenig erkennen wie ich sie damals erkannt hätte. Dazu kommt
6. dass man nach einer ganzen Reihe von Jahren im Berufsleben weiß, wie es da zugeht. Ich selbst habe und hatte mit Personalauswahl, Ausbildung und ähnlichem Unfug zu tun. Und es ist wirklich bitter, wenn sich 30 Leute mit guten Schulabschlüssen um 1 - in Worten: EINEN - (nebenbei noch nicht einmal wirklich spannenden) Ausbildungsplatz bewerben. Ich weiß definitiv, dass es zu "meiner Zeit" einfacher war. Da musste man sich gegen Arbeit richtig wehren...
7. weiß ich, wie besch....ssen man sich fühlt, wenn man einen Job hat, der nicht den eigenen Vorstellungen und dem eigenen Leistungsvermögen entspricht. Ich habe damals mit viel Glück die Kurve gekratzt und möchte meinen Kindern eine solche Erfahrung möglichst ersparen.
8. also will ich erreichen, dass sie (bzw. im Moment ER) verstehen, dass sie JETZT eine ganze Menge wichtiger Weichen für ein ganzes Leben stellen und dass der Verzicht auf eine Stunde WOW oder rumhängen bei Kumpels im Vergleich zu einem bescheidenen Ausbildungsplatz, einer miesen Perspektive auf dem Arbeitsmarkt oder einem frustrierenden Job richtig billig ist.
9. bin ich damit vermutlich viel zu pessimistisch und alles wird gut, auch wenn ich mich nicht aufrege. Aber man kann die Sorge um die eigene Brut nicht einfach ausknipsen, obwohl das machmal sehr praktisch wäre (für beide Seiten).