Von meinen Erfahrungen aus dem Maschinenbau Studium ausgehend würde ich dir, zumindest falls du einen technisch oder physikalisch geprägten Studiengang (also z. B. Ingenieurwesen welcher Fachrichtung auch immer) gewählt hast, dringend raten von dem Ansatz Abstand zu nehmen den Zeitaufwand für das Lernen in diversen Fächern explizit vorausplanen zu wollen. Das ist imho relativ sinnlos und bringt dich nur in Nöte die du dir sparen kannst
. Man teilt sich seine Zeit letztlich so ein wie es nötig ist. Es wird immer Dinge geben die man wie im Fluge lernt und auch behält, weil sie einem einfach liegen, und andere an denen man lang zu knabbern hat und die trotzdem bereits kurz nach der Prüfung nicht mehr präsent sein werden. Sich da aber auf irgendwelche, von Credit Points abgeleiteten, Zeitvorgaben zu stützen ist aus meiner Sicht ein komplett falscher Ansatz und wird dazu führen, dass du es tendenziell sehr schwer haben wirst, wenn du versucht dir deine Zeit nach derartigen Gesichtspunkten einzuteilen.
Wichtig ist meiner Erfahrung nach weder wie sich ein Fach hinsichtlich seiner CP-Wertung für das Gesamtresultat in einem Studiengang auswirkt, noch wie viel Zeit man nun tatsächlich für jedes Fach aufwendet, sondern vor allem der unerschütterliche Wille sich auch bei Fächern, die einem vllt. nicht so liegen, einfach durch zu beißen, selbst wenn das heißt, dass der Zeitaufwand dafür manchmal sehr hoch ist. Dafür gibt es wieder andere Fächer, die man mit weit weniger Zeitaufwand als ihn vllt. irgendwelche Punktwerte glauben machen wollen, bewältigen kann. Außerdem halte ich es für grundfalsch sich überhaupt so eine Frage wie die nach freien Tagen auf Basis solcher Überlegungen zu stellen. Tage an denen man nicht viel oder gar keine Zeit für´s Studium aufwendet ergeben sich völlig von allein. Aber es gibt eben immer auch Phasen, in denen man mal durchziehen und die Nacht zum Tag machen muss, um voran zu kommen.
Wenn es eines ausgeprägten und im Voraus minutiös geplanten Stundenplans bzw. Zeitmanagements zur Bewältigung eines technisch-physikalisch geprägten Studiums bedarf, macht man imho irgendetwas falsch. Das Aneignen eines passenden Zeitmanagements mag sich zwar vllt. während des Studiums ergeben und es schadet ja auch nicht, aber man darf sich dabei meiner Ansicht nach nicht von äußeren Vorgaben leiten lassen - schon gar nicht nach so abstrakten wie den Punktwerten für einzelne Fächer. Ich möchte zwar nicht bezweifeln, dass es Menschen gibt, denen so eine Vorgehensweise vllt. besser liegt als mir selbst, aber zumindest aus meiner Erfahrung während des Studiums anhand von Mitstudenten die es so gehandhabt haben, kann ich nur abraten.
Will man in der Regelstudienzeit und mit einem hoffentlich ordentlichem, aber letztlich eben immer durch die eigenen Fähigkeiten bestimmten, Resultat fertig werden, ist imho das Wichtigste, dass man niemals die Motivation verliert und auch an schwer verdaulichen Themen unbeirrt dran bleibt, bis zumindest die Basis so weit sitzt, dass man sich einigermaßen sicher zutraut die jeweilige Prüfung ohne Ehrenrunden bestehen zu können - alles andere ist imho ziemlich nebensächlich was die Erreichung dieses Ziels angeht.
Als ich vor 18 Jahren Studienanfänger war, gab es auch schon Credit Points, weil man auch damals im Prinzip bereits hätte Bachelor und Master machen können (was freilich niemand freiwillig tat - alle aus meinem Semester, die das Studium letztlich abgeschlossen haben, beendeten es meines Wissens mit dem Diplom). Man konnte während des Grundstudiums (in meinem Fall die ersten vier Semester bis zum Vordiplom) aber sehr schön beobachten, dass fast alle die sich an dem Punktesystem orientierten, und sich daraus auch versuchten Zeitpläne für´s Lernen bestimmter Fächer aufzustellen, entweder noch während des Grundstudiums aufgaben oder spätestens nach dem Vordiplom gegangen sind.
Als grobe Orientierungshilfe auf welche Fächer man den Fokus vllt. etwas mehr als auf andere legen sollte, um am Ende nicht den eigentlichen Kern des Studiengangs umschifft zu haben, mögen die Punktwerte eine gewisse Berechtigung haben, aber als Ansatz zur Ableitung von Zeitaufwänden sind sie imho ziemlich untauglich. Die Aufteilung in Haupt-, Pflicht- und Wahlfächer, sowie Vorlesungen die man aus reinem Eigeninteresse besucht, wäre denke ich auch heute noch sinnvoll - aber auch daraus konnte man nicht so ohne Weiteres auf den jeweiligen Zeitaufwand für die eigenständige Vertiefungsarbeit schließen.
Was letztlich die Zeit bestimmt, die man für bestimmte Fächer aufwenden muss, hat imho viel mehr damit zu tun, wo die eigenen Stärken und Schwächen liegen, wie diszipliniert man die Vorlesungen besucht und nicht zuletzt hängt es auch von den Ansätzen der jeweiligen Lehrenden ab. Wie viele Seiten irgendwelche Skripte enthalten ist kein Kriterium nach dem man den Zeitaufwand planen kann. Ein Skript mit 200 Seiten kann in Null Komma Nichts durchgearbeitet und großteils verstanden sein, oder man hängt an einem gleich dicken Skript Wochen und Monate um durchzusteigen. Es hängt letztlich alles individuell vom eigenen Können, Interesse und vom eigenen Talent für das jeweilige Fach ab. Außerdem spielt die Frage wie man mit den jeweiligen Eigenheiten der Profs und mit den Skripten zurecht kommt eine Rolle. Oft hilft es aber ohnehin viel mehr einfach während der Vorlesungen so aufmerksam wie möglich zu sein und bereits während dessen zu versuchen den Lerninhalt so weit zu verinnerlichen, dass er durch die Arbeit mit den Unterlagen und Übungsaufgaben wirklich nur noch gefestigt werden muss.
Ein ganz wichtiger und meines Erachtens nicht zu unterschätzender Punkt sind im Übrigen auch feste Lerngruppen, in denen man sich dauerhaft mit Mitstudenten zusammentut, die nicht alle die gleichen Stärken und Schwächen haben. Dann erübrigt sich die Frage nach einem Zeitmanagement eigentlich von ganz allein
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Obwohl wir uns damals eigentlich nie explizit Gedanken über Zeitmanagement gemacht haben, sondern einfach immer so viel Zeit wie nötig erschien in die jeweiligen Fächer gesteckt haben und die jeweiligen fachlichen Inhalte in der Lerngruppe durchgegangen sind, bis es bei allen so weit saß, dass sich alle sicher genug für die Prüfungen fühlten, sind wir damals fast alle ohne durch eine einzige Klausur gerasselt zu sein und innerhalb der Regelstudienzeit fertig geworden und haben auch alle einen, den jeweiligen individuellen Talenten entsprechend, ordentlichen Abschluss gemacht. Warum sollte das heute nicht mehr möglich sein?
Zwar wurden durch den Bologna-Prozess viele Studiengänge meines Erachtens inhaltlich und schwerpunktmäßig nicht gerade besser, aber um am Ende einen vernünftigen Abschluss zu machen sollte es auch heute noch wichtig sein, dass man das Studium primär im Sinne des Erkenntnisgewinns betrachtet und nicht so tut als sei ein Studium (insb. ein Universitäts-Studium) einfach eine verlängerte Schulzeit in der es lediglich gilt irgendwelche Punkte oder Noten zusammen zu raffen. Wichtig ist am Ende ohnehin fast ausschließlich, ob man das Große Ganze des jeweiligen Studiengangs-Schwerpunkts verstanden hat. Je nach dem, ob man an einer Uni oder FH studiert, kommt es mehr oder weniger darauf an, dass man mit jeder Erkenntnis, die man während des Studiums gewinnt, stetig an seinem Gedankengebäude feilt. Dieses gedankliche Grundgerüst ist es schließlich später, auf was man sich stützen kann, und was den eigentlichen Wert des erfolgreichen Studiums ausmacht. Was man in einzelnen Fächern zu spezifischen Inhalten gelernt hat ist schneller vergessen als einem lieb ist - aber dieses Wissen ist es zumindest in technisch-physikalisch geprägten Fächern, abgesehen von den möglichst gut verinnerlichten Basics, auch nicht, was einen Akademiker von einem Nicht-Akademiker unterscheidet
. Bei anderen naturwissenschaftlichen Fächern in denen auch reines Bücherwissen zur Grundausstattung gehört (z. B. Artenkenntnis, chemischer Grundbaukasten o. Ä.), mag das vllt. ein bisschen anders aussehen und bei nicht technischen Studiengängen wie z. B. Jura oder Medizin, in denen einfach viel auswendig gelernt werden muss, mag es durchaus sein, dass es sich lohnt seine Lernzeiten anhand von CP-Bewertungen voraus zu planen, aber im Endeffekt ist auch in solchen Fächern am Ende das Verständnis und das möglichst solide Gedankengebäude das A und O - der Aufwand dies zu erreichen lässt sich aber nun mal schwer im Voraus planen.
Edit:
Noch was das Lesen/Abarbeiten angeht:
Wenn du zum Lesen einer Seite 10 Minuten brauchst, solltest du dir mal ernsthaft Gedanken machen (zumindest wenn die nicht ausschließlich aus komplizierten Formeln besteht)
. Ich nehme aber mal an, dass du damit den Seitenschnitt aus lesen, verstehen und ggfls. die ein oder andere Übungsaufgaben machen, meinst.
Vielleicht solltest du dir dann einfach mal eine andere Methodik aneignen und lesen/verstehen sauber vom Üben trennen
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