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Bereits beim Test der LG G Watch im Juli haben wir Android Wear ausführlich vorgestellt. Seitdem hat Google nichts am OS-Ableger für Smartwatches geändert, erst in einigen Wochen steht mit Version 5.0 ein größeres Update bevor. Damit bleibt es zunächst bei den bereits bekannten Stärken und Schwächen. Zu ersteren gehört die enge Verzahnung mit Google Now sowie die Möglichkeit, problemlos per Sprache - die passenden Schlüsselsätze vorausgesetzt - nach Informationen zu suchen. Aber auch die Minuspunkte sind noch immer nicht ausgeräumt. So erweist sich die Navigation zwischen den einzelnen Funktionen als wenig intuitiv und nicht immer logisch, mal führt eine Wischgeste nach rechts zum nächsten Menüpunkt, mal wird eine Karte entfernt. Vor allem dieses kann schnell stören, denn zurück erhält man diese nur über das gekoppelte Smartphone. Noch weniger Einfluss hat man auf die Sortierung der Kacheln, hier folgt Android Wear einem nicht durchschaubaren Prinzip.
Die für das Einrichten der Moto 360 und den Betrieb notwendige Companion-App hat Google seit dem Sommer mehrfach kleineren Überarbeitungen unterzogen, im Kern hat sich jedoch nichts verändert. Mit wenigen Schritten lässt sich die Uhr mit dem Smartphone per Bluetooth koppeln, im Anschluss lassen sich noch auf dem Hauptbildschirm Standard-Programme mit bestimmten Funktionen koppeln. So kann beispielsweise ausgewählt werden, ob die zurückgelegten Schritte an Google Fit oder eine andere App überführt werden sollen, Wahlfreiheit besteht unter anderem auch bei der Musikwiedergabe, der Navigation und der Terminverwaltung. Zu Android Wear kompatible Software lässt sich ebenfalls aus der Hauptansicht heraus suchen, mittlerweile ist die entsprechende Sektion in Google Play gut gefüllt.
Das nach wie vor geltende teilweise Verbot der Anpassung von Android Wear umgehen die Hersteller inzwischen mit eigenen Applikationen für das gekoppelte Handy, die teilweise bestimmte Funktionen der Smartwatch erst ermöglichen. Bei Motorola hört diese auf den Namen Connect, einen echten Mehrwert gegenüber Googles Companion-App bietet sie aber nicht. Lediglich das Zifferblatt der Moto 360 kann auf diesem Wege geändert werden, zudem lässt sich der letzte bekannte Standort der Uhr anzeigen, was mangels GPS mitunter zu stark abweichenden Positionen führt. Der wohl interessanteste Punkt ist Moto Body. Hier kann der Nutzer Größe, Gewicht, Geschlecht und Alter angeben, was laut Motorola zu präziseren Gesundheitsdaten führen soll. Auf Wunsch können die Informationen online gesichert werden. Interessant ist die Hinterlegung von Moto Body als Standardprogramm für die Zählung der Schritte und des Pulses. Denn dann stehen auf der Moto 360 weit mehr Informationen zur Verfügung, als Google sie mit der eigenen Lösung bietet.
Ob dies der bisherigen Homogenität der Plattform gut tut, bleibt abzuwarten. Immerhin steht Motorola Connect auch für Android-Smartphones anderer Hersteller zur Verfügung, auch hinsichtlich des Funktionsumfangs ändert sich nichts - ob die Moto 360 nun mit einem Moto X oder, wie im Test, mit einem Huawei Ascend P7 gekoppelt wird. Dass diese Interoperabilität bereits vor dem Ende steht, ist bislang jedoch nur wenigen bekannt. Denn ASUS hat in seiner ZenWatch Funktionen hinterlegt, die nur im Zusammenspiel mit einem Smartphone der Taiwaner genutzt werden können.
Alltag
In Sachen Bedienung weichen die Android-Wear-Uhren nicht voneinander ab. Ausgelegt ist das Betriebssystem auf die Bedienung per Touchscreen, zusätzlich lässt sich die Moto 360 wie auch ihre Konkurrenten per typischer „Auf die Uhr schauen“-Bewegung des Arms aktivieren. Die rechts untergebrachte Krone kann diese Aufgabe auf Wunsch auch erfüllen, gleichzeitig dient sie aber auch zum kompletten Abschalten des Gadgets. Im Test zeigte sich schnell, dass die Krone der beste Weg zum schnellen Ablesen der Uhrzeit ist. Denn auf die erwähnte Armbewegung reagiert die Moto 360 ausgesprochen träge, mitunter musste die Bewegung wiederholt werden, damit das Display überhaupt aktiviert wurde. Damit wäre der kleinere der beiden größten Schwachpunkte abgearbeitet.
Weitaus störender ist die fehlende Anpassung des Betriebssystems an runde oder teilrunde Displays. Vor dem Verkaufsstart der G Watch und Gear Live hatte Google in seinem Entwickler-Blog zwar Screenshots der Benutzeroberfläche auf eckigen und runden Anzeigen veröffentlicht, augenscheinlich hat man aber nicht alle Teile des OS angepasst. Dadurch werden mitunter Buchstaben oder Grafiken abgeschnitten, auffallend ist dies vor allem bei der Anzeige der zurückgelegten Schritte; hier fehlen teils wichtige Informationen. Weitaus schlimmer als Googles fehlende Anpassung ist aber Motorolas fehlendes Engagement diesbezüglich. Denn selbst Teile von Moto Body, aber auch für die Moto 360 entwickelte Zifferblätter sind nicht an das Display angepasst. Die Chance, den ungewöhnlich geformten Bildschirm auf diesem Wege aufzugreifen und als Design-Elemente zu nutzen, haben die US-Amerikaner vertan.
Ein anderes Manko tritt mittlerweile nicht mehr auf. Käufer der ersten Stunde bemängelten schlechte Laufzeiten, teilweise soll die Moto 360 selbst bei moderater Nutzung keinen ganzen Tag überstanden haben. Im Test wurde die Smartwatch mit der Firmware-Version KNX01S betrieben, die gegenüber dem Auslieferungszustand vor allem die Laufzeiten verbessert hat. Entsprechend schneidet die Uhr in diesem Punkt nun deutlich besser ab. Bei moderater Nutzung mit automatischer Helligkeitsregulierung kann sie der Ladeschale gut zwei Tage (etwa 52 Stunden) fernbleiben, bei häufigen Pulsmessungen immerhin eineinhalb Tage (37 Stunden). Wer die Moto 360 mit voller Anzeige-Helligkeit betreibt, reduziert die Laufzeit um bis zu 25 Prozent.
Noch mehr sinkt die Ausdauer, wenn das inaktive Display aktiviert wird. Dann bleiben bei mäßiger Nutzung nicht ganz eineinhalb Tage übrig, bei intensiver Nutzung rund ein Tag. Zwar ist das Display in diesem Modus nicht permanent eingeschaltet, die Smartwatch bewegt sich aber in einem höheren Standby-Betrieb, der die Reaktionszeit beim Einschalten per Armbewegung reduziert und dementsprechend zulasten des Akkus geht.
Ein positiver Punkt zum Schluss: Der verbaute Beschleunigungssensor ist beim Erfassen der Schritte vergleichsweise präzise, im Test lag er lediglich knapp 8 Prozent daneben.