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Motorola Moto 360 2nd Gen im Test - Gehäuse, Software, Alltag, Fazit

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Kein Design von der Stange

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Auch wenn die erste Moto 360 mit ihrem runden Gehäuse sehr dicht an klassische Armbanduhren heranrückte, unumstritten war das Design von Anfang an nicht. Denn trotz der Parallelen wirkte und wirkt sie eher technisch-kühl als elegant. In erster Linie lag dies an der unter dem Gehäuse platzierten Befestigung der Armbänder, das Gehäuse erschien dadurch ein Stück weit klobig. Zudem verzichtete man auf eine optische Auflockerung.

Auch wenn das Gehäuse zunächst vertraut wirkt: Motorola hat fast alles überarbeitet

Auch wenn das Gehäuse zunächst vertraut wirkt: Motorola hat fast alles überarbeitet.

Mit der neuen Generation geht man hier einen anderen Weg. Am auffälligsten ist dabei die Aufnahme der Armbänder. Diese ist nun direkt am Gehäuserand platziert, was für eine optische Streckung sorgt – die Uhr wirkt schlanker. Gleiches gilt auch für die große Version, die mit 46,0 x 46,0 x 11,4 mm nahezu die identischen Maße aufweist. Wer die Moto 360 2nd Gen zudem nicht im Handel, sondern über Motorola erwirbt, kann im Moto Maker zwischen diversen Details wählen, die das Erscheinungsbild noch weiter verändern. So stehen insgesamt sechs verschiedene Designs für die Lünette, drei Gehäusefarben und fünf unterschiedliche Armbänder zur Auswahl.

Während letztere je nach Modell entweder aus Leder oder aus Edelstahl bestehen, setzt Motorola beim Gehäuse immer auf Edelstahl. Dadurch wird nicht nur eine gewisse Robustheit, sondern auch eine hohe Wertigkeit erreicht. Ein Punkt, bei dem schon die erste Generation punkten konnte. Einen Teil dazu bei trägt aber auch die hervorragende Verarbeitung. Die Bauteile sind einwandfrei miteinander verbunden, die auf die 2-Uhr-Position verschobene Krone sauber und ohne überflüssiges Spiel eingefügt. Dank IP67-Zertifizierung ist die Uhr vor dem Eindringen von Wasser und Staub geschützt.

Wer will, kann im Moto Maker zwischen verschiedenen Farben und Details wählen

Wer will, kann im Moto Maker zwischen verschiedenen Farben und Details wählen.

Wer sich für ein Lederarmband entscheidet, muss sich darauf einstellen, dass dieses schnell eine Patina erhält. Derart schnell geschah dies bei noch keiner getesteten Smartwatch, es rundet das insgesamt überzeugende Gesamtbild aber ab. Wen das stört, der kann problemlos zu handelsüblichen Armbändern greifen.

Verbesserte, aber nicht perfekte Bedienung

Dass sich die Moto 360 2nd Gen im Alltag völlig ohne Überraschungen nutzen lässt, liegt an Android Wear. Trotz verschiedener Updates erfolgt die Bedienung in weiten Teile wie vor einem Jahr. Das Zifferblatt fungiert als eine Art Homescreen, je nach gewähltem Blatt werden neben der Uhrzeit noch verschiedene weitere Informationen dargestellt. Dies kann der zuletzt gemessene Puls sein, aber auch das Datum, eine andere Zeitzone oder die Anzahl der bereits zurückgelegten Schritte. Motorola selbst hat diverse Zifferblätter mit den unterschiedlichsten Designs vorinstalliert, über den inzwischen gut gefüllten Play Store für Android Wear können weitere heruntergeladen werden.

Bei der Navigation verlässt man sich auf die bekannten Gesten. Ein Wisch auf dem Zifferblatt nach unten ruft diverse Einstellungen sowie die wichtigsten Statusmeldungen auf, per Wisch nach oben wechselt man zu den Google-Now-Karten. Hier werden wie üblich neu eingegangene Nachtrichten, das Wetter, Sportergebnisse oder bevorstehende Termine angezeigt. Gewechselt werden kann auch mit einer schnellen Bewegung des Handgelenks anstelle einer Wisch-Geste. Ein kurzer Tipp auf das Display oder ein Druck auf die Krone blendet eine Art App Drawer ein. Hier werden alle installierten Programme aufgelistet, zudem können die auf dem Smartphone hinterlegten Kontakte eingeblendet und ausgewählt werden. Im Vergleich zum letzten Jahr wirkt Android Wear insgesamt weitaus reifer, frei von Mängeln ist die Plattform aber auch derzeit nicht. Der App Drawer wird schnell unübersichtlich, die Anordnung der Google-Now-Karten fällt trotz mehrerer Änderungen nicht immer passend aus. Zusätzlich stört die Verteilung der Funktionen auf diverse Menüs und Programme – nicht alle Optionen sind intuitiv erreichbar.

Wie gehabt: Ohne Comapnion-App geht nichts, immerhin ist Google Play inzwischen gut gefüllt

Wie gehabt: Ohne Comapnion-App geht nichts, immerhin ist Google Play inzwischen gut gefüllt.

Ein Beispiel für die unnütze Kompliziertheit ist Moto Body. Die von Motorola bereitgestellte Software für die Erfassung und Auswertung von Fitnessdaten ist auf der Moto 360 2nd Gen bereits vorinstalliert und gefällt mit einer gut gestalteten Oberfläche. Bestimmte Punkte sind jedoch gut versteckt. Und wer die Daten auf dem Smartphone nutzen will, muss Moto Body auch dort installieren. Der Export an Google Fit ist erst dann möglich. Allerdings können auch diverse andere Lösungen auf der Smartwatch genutzt werden, die teils besser gestaltet sind.

Gute und schlechte Sensoren

Das ändert aber nichts an zwei Auffälligkeiten. Während der Pulsmesser mit Abweichungen von nur etwa 5 % arbeitet, erlaubt sich die für das Zählen der Schritte verantwortliche Sensorik und Software so manchen Aussetzer. Aus 1.000 tatsächlichen Schritten wurden bis zu knapp 1.300 gemessene. Wer auf präzisere Daten zurückgreifen will, muss entweder das Smartphone mitführen und ein Programm nutzen, das gezählte Schritte und GPS-Daten kombinieren kann oder aber auf die Moto 360 Sport warten. Im Alltag offenbaren sich aber auch noch andere Stärken und Schwächen. Zu ersteren gehört unter anderem die dank zweiter Mikrofone gute Erkennung von Spracheingaben. Aber auch die gute Erkennung der typischen „Auf die Uhr schauen“-Geste überzeugt – gegenüber dem vergangenen Jahr hat Motorola hier für eine Verbesserung gesorgt.

Der Pulsmesser arbeitet überraschend präzise, die Schritterkennung enttäuscht hingegen

Der Pulsmesser arbeitet überraschend präzise, die Schritterkennung enttäuscht hingegen.

Als klar negativ muss hingegen die noch immer fehlende Optimierung an das Display genannt werden. Nicht nur, dass Google die runden Anzeigen noch immer nicht vollständig mit Android Wear bedient, auch seitens Motorola fehlen hier die Bemühungen. Denn der „Plattfuß“ schneidet häufig Bildschirminhalte ab, in einigen Fällen kann dies nicht durch das Scrollen nach unten ausgeglichen werden.

Fazit

Die erste Moto 360 konnte sich im Test vor einem Jahr die nicht ganz unzweifelhafte Auszeichnung der am wenigsten schlechten Smartwatch auf Basis von Android Wear verdienen. Beim Nachfolger sieht es ähnlich aus. Die Moto 360 2nd Gen wurde in zahlreichen Punkten weiterentwickelt, vor allem das neue Design, die höhere Leistung sowie die verbesserten Akkulaufzeiten gefallen. Vor allem die letzten beiden Punkte könnten sich als entscheidend erweisen. Die Gefahr, dass mangelnde Performance das nächste oder übernächste größere Update verhindert, besteht nicht – Google wird kaum mit einem Schlag alle Android-Wear-Uhren als Alteisen deklarieren wollen. Laufzeiten von bis zu zweieinhalb Tagen sind zwar noch immer eine Hürde, Angst, die Moto 360 2nd Gen täglich laden zu müssen, muss die breite Masse aber eher nicht haben.

Die könnte sich eher am Display stören. Dies ist zwar ausreichend hell, scharf und kontrastreich, der nicht vollendete Kreis kollidiert aber mit der noch immer nicht angepassten Software. Motorola muss sich hier die Frage gefallen lassen, warum andere Hersteller runde Displays bei gleicher Ausstattung verbauten können.

Mit der Moto 360 2nd Gen macht Motorola vieles besser als vor einem Jahr - überzeugend ist die Smartwatch aber noch immer nicht

Mit der Moto 360 2nd Gen macht Motorola vieles besser als vor einem Jahr - überzeugend ist die Smartwatch aber noch immer nicht.

Aber selbst wenn man mit dem „Plattfuß“ leben kann, eine klare Empfehlung verdient Motorola nicht. Denn mit der Gear S2 hat ein neuer Konkurrent den Markt betreten, der ohne Android Wear auskommt. Zwar entpuppte sich Samsungs neue Uhr ebenfalls nicht als die Offenbarung, auf die der Verbraucher gewartet hat, in Summe weiß sie aber zu gefallen. Will man auf Tizen verzichten, könnte die Huawei Watch der bessere Kandidat sein. Mit Preise ab knapp 400 Euro ist sie zwar teurer, in puncto Display und Gehäuse aber vielversprechender.

Deshalb verdient die Moto 360 2nd Gen nur einen Titel: Umfassender lässt sich keine aktuelle Smartwatch dem eigenen Geschmack anpassen. Wer Wert auf Individualität legt, kommt deshalb kaum an Motorola vorbei.

Der Preisvorteil kann sich dann aber schnell in Luft auflösen. Aus 299 Euro für das Einstiegsmodell können schnell 379 Euro werden, das 46 mm messende Modell kann im Moto Maker bis zu 429 Euro kosten.

Positive Aspekte der Motorola Moto 360 2nd Gen:

  • hervorragende Verarbeitung
  • teils gute Akkulaufzeiten
  • helles Display
  • präziser Pulssensor
  • problemlos austauschbare Armbänder

Negative Aspekte der Motorola Moto 360 2nd Gen:

  • Software nicht vollständig an das Display angepasst
  • Android Wear mit nicht optimierter Bedienung
  • unpräzise Schrittzählung
Quellen und weitere Links KOMMENTARE (13) VGWort