Schwacher SoC, enttäuschende Laufzeiten und eine nicht angepasste Software: Die vor einem Jahr in den Handel gebrachte Moto 360 konnte in weiten Teilen nicht überzeugen. Jetzt startet Motorola mit der Moto 360 2nd Gen den zweiten Anlauf. Bei diesem setzt man nicht nur auf neue Hardware, sondern auch auf die Qual der Wahl. Ob die neue runde Smartwatch besser als der Vorgänger ist, zeigt der Test.
Für diesen stand uns die 42 mm messende Version zur Verfügung. Daneben bietet Motorola ein größeres Modell mit 46 mm an, das in puncto Größe der ersten Generation sehr nahekommt. Zu einem späteren Zeitpunkt wird zudem die Moto 360 Sport angeboten. Dabei handelt es sich um eine modifizierte Ausgabe der 42-mm-Uhr, die sich an aktivere Nutzer richtet. Was letztere kosten wird, steht noch nicht fest. Mit unverbindlichen 299 und 349 Euro werden die beiden Standardmodelle hingegen bereits vom Handel gelistet. Dabei fällt auf, dass der Einstieg günstiger als vor einem Jahr ausfällt.
Gleichmacherei
In weiten Teilen gleichen sich die drei verschiedenen Versionen der neuen Moto 360. Nachdem in der ersten Generation der schon damals sehr betagte Single-Core-SoC OMAP 3 mit 1,0 GHz enttäuschte, wechselte man für die Neuauflage zum Snapdragon 400 mit seinen vier bis zu 1,2 GHz schnellen Cortex-A7-Kernen. In Hinblick auf das Leistungsplus ist dies zu begrüßen. Schließlich hatte die erste Moto 360 schon zum Start mit gelegentlichen Performance-Problemen zu kämpfen, die unter anderem zu einem verzögerten Update auf Android 5.1.1 geführt haben sollen. Zu bedauern ist jedoch, dass es damit derzeit bei Android Wear keinen SoC-Wettbewerb gibt – alle aktuellen Modelle werden vom gleichen Chip angetrieben.
Moto 360 2nd Gen (42 mm) | Moto 360 2nd Gen (46 mm) | |
Display | 1,37 Zoll, 360 x 325 Pixel, IPS | 1,56 Zoll, 360 x 330 Pixel, IPS |
Akku | 300 mAh | 400 mAh |
Maße (Gehäuse, in mm) | 42,0 x 42,0 x 11,4 | 46,0 x 46,0 x 11,4 |
Gewicht | 57 g (mit Armband) | |
Sensoren | Beschleunigungssensor, Pulsmesser, Helligkeitssensor, Lagesensor | |
Arbeitsspeicher | 512 MB | |
Interner Speicher | 4 GB | |
Material Gehäuse | Edelstahl, Glas | |
Material Armband | Leder oder Edelstahl | |
Produktseite | www.motorola.de |
Werbung
Ähnlich sieht es beim Speicher und den Funkschnittstellen aus. Mit 512 MB RAM, 4 GB internem Speicher sowie WLAN (802.11n) und Bluetooth 4.0 bietet die Moto 360 2nd Gen die Ausstattung, die man bereits vor einem Jahr anbot und mit der auch alle anderen direkten Konkurrenten auskommen müssen. Inwiefern Google hier Vorgaben aufgestellt hat, ist nicht bekannt. Mit einer steigenden Anzahl an verfügbaren Applikationen sowie dem Übertragen von Musik dürfte die zur Verfügung stehende Kapazität jedoch früher oder später knapp werden.
Ein NFC-Chip fehlt im Übrigen, was beim Blick auf Sonys Smartwatch 3, die Gear S2 und die Apple Watch verwundert. Schließlich ließe sich damit nicht nur Zubehör unter Umständen komfortabler koppeln, auch für den Einsatz von Android Pay wäre der Kurzstreckenfunk auf lange Sicht von Vorteil. Dass auf ein Mobilfunkmodem verzichtet wurde, ist hingegen keine große Überraschung. Nicht nur, dass Motorola hierfür Änderungen an der Software vornehmen müsste, auch die Akkulaufzeit würde spürbar unter der höheren Autarkie leiden.
Neues Display, wieder mit Plattfuß
Auswirkungen auf die Hardware hat die Wahl der Gehäusegröße nur in zwei Punkten: Display und Akku. Erstere misst entweder 1,37 oder 1,56 Zoll und löst mit 360 x 325 oder 360 x 330 Pixeln auf. Die größere Variante stimmt mit der ersten Generation überein, eine höhere Auflösung als die ein Jahr alte Smartwatch bieten hingegen beide Uhren. Mit 263 ppi bleibt die kleinere Moto 360 2nd Gen zwar deutlich unter der „magischen“ Grenze von rund 300 ppi, Probleme mit einer unscharfen Darstellung hat die Anzeige aber nicht. Lediglich bei sehr feinen, sich bewegenden Elementen sind Treppeneffekte und ähnliches zu erkennen, im Alltag spielt dies aber keine Rolle. Anders könnte es hingegen bei der größeren Uhr sein. Denn hier bietet Motorola nur 233 ppi.
Wie gehabt verbaut man in allen Varianten ein IPS-Panel. Gegenüber der OLED-Konkurrenz schneidet man deshalb bei Kontrast und Energiebedarf schlechter ab, im Gegenzug dürfte das Display günstiger sein – signifikant schlechter ist es den Messungen zufolge aber nicht.
Denn mit 582 cd/m² wird eine selbst bei direkter Sonneneinstrahlung ausreichende Helligkeit erreicht, mit 1.455:1 zudem ein gutes Kontrastverhältnis. Einzig eine optimale Farbtemperatur ist Motorola nicht gelungen. Mit rund 6.900 Kelvin ist die Anzeige leicht blaustichig, was aber nur bei größeren weißten Flächen auffällt.
Auch bei ausgeschaltetem Bildschirm sticht hingegen eine Besonderheit ins Auge, die schon bei der ersten Generation für viele Diskussionen gesorgt hat: Das nicht kreisrunde Display. Erneut verlässt man sich auf einen „Plattfuß“, den der Hersteller erneut mit der unter der Aussparung verbauten Technik begründet. Hier sitzt unter anderem ein Umgebungslichtsensor, der zuverlässig auf die äußeren Bedingungen reagiert. Wer sich auf diesen nicht verlassen will, kann zwischen insgesamt fünf manuellen Stufen wählen.
Kleinerer Akku
Für Irritationen sorgt der Blick auf die Kapazität des Akkus. Denn während die ersten Generation 320 mAh bot, muss die kleine Moto 360 2nd Gen mit 300 mAh auskommen; das größere Modell bietet 400 mAh. Wer den Test des vergangenen Jahres liest, dem dürfte anschließend Böses schwanen. Denn die erste Moto 360 kam damals bei mäßiger Nutzung und automatischer Helligkeitsregulierung auf Laufzeiten von gut zwei Tagen, bei häufigerer Nutzung bestimmter Funktionen sogar nur auf eineinhalb Tage.
Doch der neue, deutlich sparsamere SoC sowie die Änderungen an Android Wear zeigen Wirkung. Bei ebenfalls moderater Nutzung und Auto-Helligkeit wurden im Test nicht ganz zweieinhalb Tage mit einer Ladung überbrückt. Mit zusätzlich permanent aktiviertem Display waren es immer noch rund eineinhalb Tage. Wer hingegen über längere Phasen den Trainings-Helfer Moto Body, der alle fünf Minuten den Puls misst, nutzt, sollte die Smartwatch vorsichtshalber am Abend wieder in das Lade-Dock legen. Denn bei derart hoher Belastung wurde die Marke von 24 Stunden mehrfach verpasst; die maximale Helligkeit sorgt für eine weitere Verkürzung.
Am Prinzip des Ladens hat Motorola nichts verändert. Dies geschieht nach wie vor drahtlos in einem recht massiv wirkendem Dock. Die Moto 360 2nd Gen wechselt – wenn eingeschaltet – dabei in einen speziellen Display-Modus, in dem die Darstellung um 90° gedreht und über Uhrzeit und Ladestand informiert wird.
Wer sich für das 46-mm-Modell interessiert: Motorola gibt für dieses in einigen Szenarien um bei zu 25 % längere Laufzeiten an. Generell sind die Aussagen aber sehr vorsichtig gewählt. Denn die offiziellen Werte der kleineren Uhr konnten im Test fast alle überboten werden.