Die Farbe macht (k)einen Unterschied
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Weniger zerbrechlich als diese Pins wirkt die Smartwatch selbst. Denn wie auch die meisten Konkurrenten setzt Huawei auf ein Gehäuse aus Edelstahl, dessen Design dem einer klassischen Armbanduhr nachempfunden ist. Den hohen Grad der Robustheit will man durch den Zusatz „kaltgeschmiedet“ bewerben, handfester wird es beim Glas. Denn wo bei anderen Uhren auf Gorilla Glass gesetzt wird, vertraut man hier auf das vermutlich deutlich teurere, aber auch belastbarere Saphirglas. Anders als Apple kommt das Material aber nicht nur bei bestimmten Varianten zum Einsatz. Stattdessen stattet Huawei alle Gehäuseversionen damit aus, von denen es insgesamt drei gibt.
Die Unterschiede halten sich aber in Grenzen. Das Modell Classic verfügt über ein stahlfarbenes Gehäuse mit schlichter Lünette, die Active-Version kommt in Schwarz mit dezenten Stundenstrichen auf der Lünette daher, die Elite-Variante verfügt über ein goldfarbenes Äußeres ohne Striche. Die Maße sind in allen Fällen mit 42,0 x 42,0 x 11,3 mm identisch, Abweichungen gibt es beim Gewicht; das Testmuster mit Lederarmband bringt es auf 62 g.
Obwohl die optischen Unterschiede wie beschrieben gering ausfallen, wirken alle drei Modelle sehr eigenständig. Dabei zeigt sich aber schnell, dass nicht alles was von Huawei angeboten wird, auch gefällig ist. Überzeugen kann vor allem das Gesamterscheinungsbild des Classic-Modells mit schwarzem sowie die Elite-Version mit braunem Lederarmband. Die schwarze Smartwatch wirkt hingegen unabhängig vom Armband eher klobig. Davon einmal abgesehen, überzeugt die Huawei Watch mit einer tadellosen Verarbeitung, auch beim Lederarmband.
In der Anfangszeit ist dieses zwar etwas zu fest, wird aber schon nach wenigen Tagen geschmeidig und bietet optisch ansprechende „Alterungserscheinungen“. Wer mit den mitgelieferten Armbändern nichts anfangen kann oder von Zeit zu Zeit wechseln will: Handelsübliche Alternativen mit einer Breite von 18 mm können problemlos verwendet werden.
Bekannte Schwächen, zuverläsige Messungen
Im Alltag präsentiert sich die Huawei Watch nicht anders als die meisten anderen Android-Wear-Uhren. Die Bedienung gleicht der der Konkurrenz und schwankt damit zwischen intuitiv und verwirrend, ärgerlich ist auch hier die nicht vollständig an runde Displays angepasste Benutzeroberfläche.
Ähnlich wie bei der Moto 360 2nd Gen wurde die Krone auf der 2-Uhr-Position platziert, was aus ergonomischer Sicht besser ist. Sich abheben will Huawei hingegen mit einigen Software-Anpassungen. So hat man wie alle anderen Anbieter auch diverse Zifferblätter entwickelt, von denen zumindest einige optisch gelungen sind. Zusätzlich bietet man parallel zu Google Fit eine eigene App für die Erfassung von Fitness-Daten an, die ansprechend wirkt.
Dass diese mit äußerst präzisen Informationen versorgt wird, ist dabei weitaus wichtiger. Der Pulsmesser lag im Test maximal um 5 % daneben, der Schrittzähler um etwa 10 %. Zudem konnte die Sensorik präzise zwischen den unterschiedlichen Arten der Fortbewegung unterscheiden und damit genauere Daten liefern. Ärgerlich ist jedoch die fehlende Export-Möglichkeit innerhalb der Huawei-Apps.
Fazit
Gut einen Monat vor Weihnachten haben Android-Nutzer die Qual der Wahl. Soll unter dem Baum eine Smartwatch liegen, kann mittlerweile zwischen einer Vielzahl an Modellen gewählt werden, die allesamt ihre Vor- und Nachteile haben und fast alle erdenklichen Bereiche abdecken. Deshalb stellt sich die Frage, wo genau sich die Huawei Watch platziert. Denn durch den späten Start ist so manches Alleinstellungsmerkmal dahin. Das Display ist gut, aber doch nicht das schärfste. Die Position der Krone überzeugt, doch Motorola war damit am Ende schneller.
Schlechter wird Huaweis erste Smartwatch dadurch nicht. Doch um Interessenten zu überzeugen, muss man nun deutlich mehr als noch im Sommer bieten. Tatsächlich gelingt dies in weiten Teilen. Die Akkulaufzeit darf im Vergleich durchaus als gut bezeichnet werden, die Präzision der Sensoren ebenfalls. Über dem Strich überzeugt trotz der nicht ganz überzeugenden Helligkeit auch das Display. Keine Kritik gibt es hingegen bezüglich der Verarbeitung, die als exzellent bezeichnet werden kann.
Einer Empfehlung steht damit nichts mehr im Wege? Doch! Und zwar einige kleine Schwachpunkte, die in Summe für das knappe Verfehlen einer Auszeichnung sorgen. Dazu gehören das Lade-Dock mit den fragil wirkenden Pins, ebenso die fehlende automatische Helligkeitssteuerung. Zudem hätte man angesichts der unverbindlichen Preisempfehlung einen GPS-Empfänger oder andere technische Abweichungen von der Masse der Konkurrenz erwarten können.
Denn mit 399 Euro wird schon der Einstieg (Classic mit Lederarmband) teuer, das Testexemplar bringt es bereits auf 449 Euro. Auf die Spitze treiben kann man es mit goldenem Gehäuse und farblich passendem Edelstahlarmband für 799 Euro. Im Handel liegen die Preise teilweise etwas darunter. Das ändert jedoch nichts daran, dass die Huawei Watch derzeit die teuerste aller Android-Wear-Uhren ist. Auf dem zweiten Platz folgt die Moto 360 2nd Gen bereits mit einem Abstand von gut 50 Euro, die ebenfalls hochwertige Gear S2 bringt es auf 370 Euro.
Wie kann man Huaweis erste Smartwatch am Ende also am besten beschreiben? Vermutlich so: Die Huawei Watch ist insgesamt die beste Uhr auf Basis von Android Wear, scheitert aber nicht nur an kleinen Problemen, sondern auch am zu hohen Preis.
Positive Aspekte der Huawei Watch:
- exzellente Verarbeitung
- vergleichsweise gute Akkulaufzeiten
- Display mit sehr gutem Kontrast
- präzise Sensoren
Negative Aspekte der Huawei Watch:
- nicht überzeugendes Lade-Dock
- Display mit zu gerigner Helligkeit und Blaustich
- Android Wear ist weiterhin nicht für runde Displays optimiert
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