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Man nehme ein beliebtes Produkt, entferne ein für viele nicht ganz so wichtiges Merkmal und fertig ist die Neuheit. So oder so ähnlich dürfte DJIs Osmo Mobile entstanden sein. Beim derzeit jüngsten Mitglied der Osmo-Familie verzichtet man auf das Kamera-Modul zugunsten einer Smartphone-Halterung, was nicht nur den Preis reduzieren, sondern auch die Qualität steigern soll. Allerdings nur in Ausnahmefällen, wie der Test zeigt.
Was der Verzicht auf die integrierte Kamera bedeutet, zeigt vor allem der Blick aufs Preisschild. Für die Standard-Osmo mit ihrem 12-Megapixel-Sensor sowie der Möglichkeit zur Aufnahme von 4K-Videos verlangt DJI unverbindliche 659 Euro. Die Osmo Mobile ist mit 339 Euro deutlich günstiger, soll aber abgesehen von der fehlenden Kamera die gleiche Funktionalität bieten. Das führt zu der Frage, ob nicht die Kombination aus Osmo Mobile und Mittelklasse-Smartphone die bessere Wahl ist.
Während die Osmo sowie teurere Ableger formell als Action-Kameras eingestuft werden, wird die Osmo Mobile in der Regel als Kamerazubehör gelistet. Dabei ist das zugrundeliegende Prinzip identisch. Herzstück ist in allen Fällen eine kardanische Aufhängung, im Englischen als Gimbal bezeichnet. In einem solchen kommen mindestens drei ineinander liegende Ringe zum Einsatz, die jeweils um 90° versetzt miteinander verbunden sind. Das zu stabilisierende Objekt, bzw. dessen Schwerpunkt befindet sich im Zentrum des inneren Ringes und wird durch die Konstruktion in Waage gehalten. Ursprünglich eine rein mechanische Lösung, kommen in Kameras zumeist elektrische Modelle zum Einsatz.
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Gegenüber herkömmlichen Stabilisatoren, die auch in vielen Smartphones zum Einsatz kommen, kann eine moderne kardanische Lagerung auch abruptere Bewegungen wie Stöße und ähnliches meist zuverlässiger ausgleichen. Das prädestiniert derartige Konstruktionen für den Einsatz in Drohnen und eben Action-Kameras.
Die Osmo Mobile setzt auf ein eigenes Gimbal
In der Osmo Mobile setzt DJI dabei auf ein anderes Gimbal als in der Standard-Osmo: Hier ist es das Modell Zenmuse M1, dort das Zenmuse X3. Damit einher gehen Abweichungen bei den wichtigen Bewegungsbereichen, bei denen DJI zwischen mechanisch und kontrollierbar unterscheidet. Ersterer deckt beim Schwenken ±150°, beim Rollen -50° bis +90° und beim Neigen -140° bis +50° ab. Der kontrollierte Bereich umfasst hingegen ±150°, +25° und -125° bis +35° (Schwenken/Rollen/Neigen) ab. Die Winkelgenauigkeit gibt man mit ±0,03° an, die maximal steuerbare Geschwindigkeit mit 120°/s. Der Hinweis auf die Abweichungen gegenüber dem Zenmuse X3 hat dabei einen Grund. Denn das Gimbal der Osmo Mobile ist auch separat erhältlich und kann unter anderem als Alternative zum Zenmuse X3 zusammen mit der Standard-Osmo genutzt werden. Das ermöglicht den schnellen Wechsel zwischen integrierter und Smartphone-Kamera.
Nicht unwichtig ist, dass Smartphones zwischen 58,6 und 84,8 mm dick sein müssen, damit sie in die Halterung passen. Ein Maximalgewicht nennt DJI hingegen nicht - leider. Zu den weiteren technischen Daten gehören die Akku-Kapazität (980 mAh), die Verwendung von Bluetooth 4.0 LE zur Kommunikation zwischen Osmo Mobile und Smartphone sowie Gesamtmaße und -gewicht (ca. 286 x 109 x 91 mm/501 g). Der Akku ist im Griff verbaut und kann problemlos getauscht werden, das Laden erfolgt entweder über das mitgelieferte Kabel per USB oder das optional erhältliche Ladegerät. Das Kabel sollte im Übrigen nicht verloren werden. Denn DJI setzt hier auf eine exotische Variante mit USB Typ-A auf der einen und 3,5-mm-Klinke auf der anderen Seite.
Auch ohne App und Bluetooth nutzbar
Zwar verfügt die Osmo Mobile über die gleichen Bedienelemente wie die Standard-Osmo, die Steuerung kann aber dennoch abweichen. Entscheidend ist diesbezüglich, für welche Betriebsart man sich entscheidet.
Bereits unmittelbar nach dem Einschalten beginnt die Osmo Mobile mit dem Stabilisieren, die Nutzung der Tasten oder der DJI-Go-App für Android und iOS oder die Koppelung per Bluetooth sind nicht nötig; die Kamera muss dann direkt über das Smartphone-Display bedient werden. Allerdings erlauben die Bedienelemente am Griff auch hier die Ausrichtung. Für den vollen Funktionsumfang müssen Smartphone und Osmo Mobile jedoch gekoppelt und die App genutzt werden, spätestens dann gibt es bezüglich der Nutzung keinen nennenswerten Unterschied mehr zwischen Osmo und Osmo Mobile.
Die erstmalige Einrichtung geht schnell vonstatten, alle wichtigen Funktionen lassen sich über die insgesamt drei Tasten (Foto-Auslöser, Video-Auslöser, Trigger) sowie das Steuer-Pad nutzen. Innerhalb der App können verschiedene Optionen (Auflösung, Weißabgleich, Aufnahmemodi etc.) beeinflusst werden, die Smartphone-eigene Kamera-Software wird überflüssig. Neulinge benötigen in der Regel einiges an Einarbeitungszeit, um sämtliche Funktionen und deren Auswirkungen zu verstehen, was nicht nur am nicht optimalen Aufbau der App mit zahlreichen kleinen, fast willkürlich über das Display verteilten Piktogrammen, sondern auch an der schieren Anzahl der Möglichkeiten liegt. Allerdings sind erste Gehversuche schon nach wenigen Minuten möglich, für optimale Ergebnisse muss man sich hingegen sehr lange mit der Osmo Mobile beschäftigen.