DJI bevorzugt iOS zumindest ein wenig
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Was am Ende an Optionen zur Verfügung steht, hängt konzeptbedingt vom genutzten Smartphone ab. Beherrscht dessen Kamera beispielsweise keine 4K-Aufnahmen, fehlt die Auflösung in der DJI-App. Es gibt aber auch plattformbedingte Einschränkungen. Die wichtigste dürfte Zeitlupenaufnahmen betreffen, die im Zusammenspiel mit einem Android-Handy nicht möglich sind - unabhängig vom gewählten Gerät. Einen Zeitraffer-Modus gibt es hingegen unter beiden Betriebssystemen, ebenso die erweiterte Betriebsart mit Wegpunkten. Dieser ermöglicht Zeitrafferaufnahmen mit zuvor vom Nutzer festgelegten Schwenks und Verweildauern pro Position. Ebenfalls unabhängig vom Smartphone stehen Dinge wie das Erstellen von Panorama-Fotos mit unterschiedlichen Abdeckungen (180°, 330° etc.), die Möglichkeit zur Übertragungs von Live-Streams via Facebook oder YouTube, eine Tracking-Funktion und ein rudimentärer Video-Editor zur Verfügung.
Insbesondere die Tracking-Funktion dürfte für Nutzer interessant sein. Wird das vorher per Tap markierte Objekt erkannt, bleibt es - solange technisch möglich - an der Stelle, an der es beim Markieren im Sucher war; Positionskorrekturen per Steuer-Pad sind jederzeit möglich. Im Test funktionierte das Tracking über weite Strecken zuverlässig, allerdings arbeitet es nur auf Basis von Kontrastunterschieden. Hebt sich das Objekt nicht deutlich genug vom Hintergrund ab, bricht die Verfolgung im schlimmsten Fall ab, im besten Fall erfolgt die Wiedererkennung aber schnell genug.
Im Test fielen aber auch noch einige andere Schwächen auf - mal unabhängig vom Smartphone, mal nur im Zusammenspiel mit bestimmten Modellen. Zu letzterer Kategorie gehören beispielsweise Einschränkungen, die DJI zu „überschreiben“ versucht. Beim Huawei nova betraf dies die maximale Länge von 4K-Clips. Die eigene Kamera-Applikation setzt hier das Limit bei zwölf Minuten, beim Erreichen der Marke wird die Aufnahme automatisch gestoppt. Im Zusammenspielt mit der Osmo Mobile und deren App wurde eine solche Begrenzung nicht angezeigt, dafür gab es regelmäßig Abstürze im Bereich zwischen zwölf und 13 Minuten. Im Zusammenspiel mit anderen Modellen kam es hingegen zu Problemen mit vermeintlich zu langsamen microSD-Karten, die die eigene App hingegen nicht bemängelte. Und unabhängig davon, mit welchem Smartphone die Osmo Mobile gekoppelt war, kam es häufiger zu Problemen mit einer vermeintlich falschen Position innerhalb der Halterung oder Verbindungsproblemen beim Einschalten des Gimbals. Ebenfalls auffällig: Verfügt die Smartphone-Kamera über einen optischen Bildstabilisator, waren hin und wieder kurze, aber wahrnehmbare Ruckler im Video zu erkennen.
Mindestens ebenso ärgerlich sind zwei modellabhängige Schwächen. Zwar ist die Smartphone-Halterung darauf ausgelegt, die Geräte an drei Ecken zu umschließen, bei Handys bis etwa 5,2 Zoll ist das oftmals aber aufgrund der Positionierung der Standby- oder Lautstärketasten nicht möglich. In einem solchen Fall würde die Halterung direkt auf die Taste drücken und den Einsatz der Osmo Mobile erschweren bis unmöglich machen. Aber nicht nur auf die Größe muss geachtet werden, auch das Gewicht ist nicht zu unterschätzen. Denn die Kraft, die die Motoren des Gimbals aufbringen können, fällt nicht zu groß aus. Beim Huawei nova mit seiner Grundfläche von etwa 141 x 69 mm und einem Gewicht von 146 g bekam die Osmo Mobile ab Geschwindigkeiten von etwa 35 km/h Probleme, beim Mate 9 (157 x 79 mm, 190 g) hingegen schon ab Tempo 15.
Zurückzuführen ist das aber nicht nur auf die Angriffsfläche, die große Smartphones bieten oder ihr Gewicht, sondern auch auf die unterschiedlichen Schwerpunkte. Damit ein Gimbal effizient arbeiten kann, sollte sich der Schwerpunkt des zu stabilisierenden Objektes in der Mitte befinden. Da die Halterung der Osmo Mobile aber nur begrenzte Möglichkeiten zur Positionierung bietet, müssen die Motoren teilweise schon bei keiner Bewegung eingreifen, um das Smartphone zu stabilisieren.
Das führt dann direkt zum Thema Laufzeit. Denn die hängt in erster Linie davon ab, wie sehr das Gimbal gefordert wird. DJI verspricht bis zu 4,5 Stunden mit einer Ladung - ein Wert, den wir im Test nicht annähernd erreichen konnten. Spätestens nach knapp zwei Stunden musste zum Ladekabel gegriffen werden, in einem Fall war eine Entleerung aber auch schon nach etwa 45 Minuten erreicht. Im Vergleich zur Standard-Osmo ist aber selbst dies ein deutlich besserer Wert.
Grundsätzlich zuverlässige Stabilisierung
Sieht man einmal von den Problemen mit zu großen oder zu schweren Smartphones ab, weiß die Stabilisierung zu überzeugen. Unabhängig davon, ob der Tracking- oder ein anderer Modus genutzt wird, erfolgen die ausgleichenden Bewegungen der Osmo Mobile sehr sanft und zuverlässig. Für Videos bedeutet dies selbst bei abrupten Bewegungen ein sehr stabiles Bild, bei Fotos bleiben Verwackler aus. Interessant ist das vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen, hier wäre allerdings ein Pro-Modus innerhalb der Go-App wünschenswert. Im Falle des Huawei nova bedeutet dies, dass man für Fotos auf die Standard-Kamera-App ausweichen sollte. Dann können die wichtigsten Parameter wie ISO und Belichtungszeit selbst gewählt werden.
Nicht vergessen werden darf das Gehäuse der Osmo Mobile. Beim Griff setzt DJI auf - teilweise gummierten - Kunststoff, beim Gimbal hingegen fast vollständig auf Metall. Innerhalb der eigentlichen Smartphone-Halterung sollen drei großzügig bemessene Gummielemente vor Schäden schützen. Alle im Griff untergebrachten Bedienelemente sind gut erreichbar, die Verarbeitung ist insgesamt gut - grobe Mängel gibt es nicht, hier und da sind leicht ungleichmäßige Spaltmaße erkennbar. Leider ist die Osmo Mobile ebenso wenig wie die Osmo vor dem Eindringen von Wasser und Schmutz geschützt, wirklich outdoor-tauglich ist sie somit selbst bei Nutzung mit einem robusten Smartphone nicht.
Über ein seitlich platziertes Standard-Stativ-Gewinde kann Zubehör genutzt werden, DJI bietet hierfür unter anderem eine Basis mit Saugnäpfen sowie ein Stativ an. Alternativen zu letzterem von anderen Anbietern gibt es kaum, was an der Platzierung des Gewindes und dem dadurch eingeschränkten Platz liegt.
Fazit
Doch an einer solch vergleichsweise kleinen Schwäche liegt es nicht, dass die Osmo Mobile nicht überzeugen kann. Vielmehr erhält man schon nach wenigen Stunden der Nutzung den Eindruck, dass Konzept und Umsetzung nicht übereinstimmen. Die Idee, die Qualität von Smartphone-Videos und -Fotos durch eine Stabilisierung per Gimbal zu steigern, ist grundsätzlich gut - optische Bildstabilisatoren erreichen schnell ihre Grenzen. Doch genau in diesem Punkt schwächelt die Osmo Mobile.
Zwar werden ruckelige Bewegungen und ähnliches zuverlässig ausgeglichen und Funktionen wie der Tracker oder Zeitraffer-Aufnahmen mit Wegpunkten arbeiten überwiegend überzeugend, allerdings ist die Osmo Mobile schnell überfordert, wenn das Smartphone die Marke von 5 Zoll überschreitet oder überdurchschnittlich schwer ist. Vermeiden kann man dies in den meisten Fällen nur, wenn eine normale Geh- oder Laufgeschwindigkeit nicht überschritten wird - im Idealfall bewegt sich der Nutzer gar nicht.
Warum dafür aber zu einem Zubehör für etwa 300 Euro gegriffen werden soll, das Android Funktionen vorenthält und Probleme mit Einschränkungen der Smartphone-Hardware hat, wird auch nach dem Test nicht klar. Zumal dringend davon abzuraten ist, die Osmo Mobile im Freien einzusetzen. Denn auch dass das Handy vor dem Eindringen von Wasser und Schmutz geschützt sein sollte, DJIs Produkt ist es nicht - obwohl es laut Hersteller eine Alternative zu Action-Kameras darstellt.
Gute Ansätze sind allerdings auch vorhanden. Die Laufzeiten fallen besser als bei der Osmo aus, die Bedienung ist einfach, die dazugehörige Applikation bietet eine Fülle an Funktionen und das erhältliche Zubehör kann den Einsatzbereich erweitern. Zudem bietet DJI regelmäßige Software-Updates für App und Firmware an.
Kann man mit all den Einschränkungen leben, bleibt am Ende die Frage nach der Konkurrenz. Ist ein Smartphone mit guter Kamera bereits vorhanden, sollte die Osmo Mobile der Osmo vorgezogen werden. Falls nicht, ist letztere die preislich bessere Alternative - zumal die dort enthaltene Kamera für vieles mehr als ausreicht. Die Zahl der Osmo-Mobile-Konkurrenten ist überschaubar. Zwar wurden im vergangenen Jahr mehrere ähnliche Produkte zu teils niedrigeren Preisen angekündigt, entweder sind diese aber noch nicht verfügbar oder belastbare Erfahrungsberichte fehlen noch. Nennenswert sind vor allem die Lanparte HHG-01 für derzeit rund 220 Euro sowie solidLUUV des Berliner Startups LUUV für 249 Euro.
Positive Aspekte der DJI Osmo Mobile:
- nutzbar auch ohne DJI-Applikation und Koppelung des Smartphones
- DJI-Applikationen mit vielen Funktionen
- einfache Bedienung
Negative Aspekte der DJI Osmo Mobile:
- kein Schutz vor Wasser und Schmutz
- 3,5-mm-Anschluss für das Laden des Akkus
- Einschränkungen seitens des Smartphones können zu Abstürzen führen
- optische Bildstabilisatoren führen mitunter zu Rucklern
- mehrfacher Verlust der Bluetooth-Verbindung
- Probleme bei großen oder schweren Smartphones
- Gewinde kann nur eingeschränkt für Drittanbieter-Zubehör genutzt werden
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