TEST

Maxi-Test

Nokia Lumia 920 - die Kamera (Teil 2/3)

Portrait des Authors


Mit dem Lumia 920 will man der Konkurrenz das Fürchten lehren. So setzt man nicht nur auf ein schickes, gut verarbeitetes Äußeres und viele einzigartige Hardware-Features, wie wir in Teil 1 unseres Maxi-Tests schon festgestellt haben. Nein, auch die Kamera spielt heutzutage eine wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung. Dass man die Pureview-Technik auf die Windows Phone Plattform bringt, war abzusehen. Doch was genau davon, wusste man im Voraus nicht. Wie die Kamera abschneidet, haben wir in diesem zweiten Teil des Tests festgehalten.

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Eine 8,7 MP Kamera mit BSI-Sensor und optischer Bildstabilisierung ist das Ergebnis, das sich im Lumia 920 findet. Bevor wir uns aber genauer mit Pureview, optischer Bildstabilisierung und der Software beschäftigen, wollen wir einen Blick auf die groben technischen Daten der verbauten Kameras werfen:

Kamera (vorne) 1,2 MP (1280 x 960 px)
Videos: 720p
Kamera (hinten) 8,7 MP (3552 x 2448 px)
Videos: 1080p
f2.0, Dual-LED-Blitz, BSI-Sensor
Optische Bildstabilisation
PureView-Technik, Camera-Lenses
Die komplette Feature-Liste gibt es in Teil 1 des Testberichts.

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PureView - nur Marketing?

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PureView - da war doch was. Genau, das Nokia 808 PureView (zum Test) war das bislang abgefahrenste Kamera-Smartphone in unseren Testräumen und konnte dank der monströsen 41-MP-Kamera in den meisten Bereichen durchaus überzeugen. PureView war seitdem der Inbegriff für unglaublich hohe MP-Zahlen und problemloses Zoomen. Jetzt aber wirbt Nokia beim Lumia 920 ebenfalls mit dem Zusatz "PureView" - verkommt der Begriff zum Marketing-Objekt? Nein, sagt Damian Dinning, Imaging Chief bei Nokia, in einem Tweet. Also hoffen wir bei unserem Test das Beste für die "nur" 8,7 MP Kamera, die vor allem bei Low-Light-Situationen ihr komplettes Potential ausschöpfen soll. Doch was bedeutet der PureView-Zusatz denn dann wirklich?

Wie im Whitepaper von Nokia zu lesen ist, teilt sich PureView in mehrere Phasen auf. Dabei war Phase 1 die Einführung mit dem 808 PureView (Lossless Zoom, HD-Video, Pixel Oversampling), in Phase 2 kommt das Lumia 920 dann zum Einsatz. Dabei wurde vor allem auf die Low-Light-Performance geachtet, d.h. Fotos in der Dämmerung oder im Dunkeln sollen deutlich besser sein als bei der Konkurrenz. Zum Einsatz kommt dafür ein Backside-Illuminated Sensor mit 8,7 MP und eine optischen Bildstabilisierung, die auf einer mechanischen Federkonstruktion beruht und damit bislang einzigartig im Smartphone-Sektor ist. Der Vorteil: selbst bei schwierigen Lichtverhältnissen verwackeln die Bilder aufgrund der Kompensation nicht bzw. weniger.

Weiterhin hat man eine f2.0-Blende verbaut (Kurzinfo: Je geringer die Blendenzahl, desto mehr Licht kann durch die Linse dringen) sowie einen "next generation", "high power" Dual-LED-Blitz. Durch ein Fokus-Licht, das vor jeder Aufnahme kurz aufleuchtet, kann die Kamera besser fokussieren und ggf. den Blitz automatisch zuschalten. Dieser war im kurzen Test kraftvoll, wenngleich er hinter den Xenon-Blitzen natürlich etwas zurückbleibt. Mehr dazu aber bei den Testfotos- und -videos auf der nächsten Seite. Dank Nokias Image Processing Technology werden die Bilder automatisch entrauscht, sodass auch bei Nachtaufnahmen natürliche Bilder entstehen sollen. Alles weitere sowie viele interessante Einzelheiten rund um die Kameratechnik hat Nokia im oben schon erwähnten Whitepaper festgehalten.

Kamera-Software

Die beste Kamera in einem Smartphone - das hat Nokia sich auf die Fahnen geschrieben. Doch zu einer guten Kamera gehört natürlich auch immer gute Software - erinnern wir uns an die Applikation des 808 PureView, die massig Einstellungsmöglichkeiten bot und somit Einsteiger teils auch überforderte, müsste das Lumia 920 als logische Konsequenz natürlich ähnlich fein einzustellen sein - oder zumindest die Features des Lumia 900 haben. Und was findet man nun in den Kameraeinstellungen?

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Erstaunlich wenig. Es handelt sich dabei um die Standard-Windows-Phone Applikation, die am Rand mit vier Buttons auskommen muss (Blitz-Einstellung, Switch zwischen den Kameras, Switch zwischen Video und Fotomodus, Camera Lenses), weitere Einstellungen verstecken sich wie gewohnt hinter den drei Punkten. Hier kann man zunächst zwischen Foto- und Videoeinstellungen wählen, wobei bei letzteren lediglich der Weißabgleich und die Aufnahmequalität (720p oder 1080p) angepasst und der fortlaufende Fokus ein- und ausgeschaltet werden kann. 

So viel anders sieht das bei den Fotoeinstellungen auch nicht aus. Hier lässt sich zumindest noch zwischen 6 Modi (Automatik, Nahaufnahme, Nacht, Nachtportät, Sport, Hintergrundbeleuchtung) wechseln. Weiterhin können die ISO-Zahl (100, 200, 400, 800 und Auto), der Belichtungswert (in 1/3 Schritten von 2 bis -2), Weißabgleich, das Bildseitenverhältnis und das Fokus-Hilfslicht angepasst werden.

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Ansonsten bietet die App recht wenig - hier soll man sich scheinbar auf Nokias Algorithmen verlassen. Für Individualisten ist das natürlich weniger schön, für "Automatik"-Knipser (wozu die meisten Smartphone-Fotografen wahrscheinlich zählen werden) sicherlich kein großer Nachteil. Eventuell liefert Nokia dies aber mit einem Update noch nach. Erweitert werden kann die Kamera seit WP8 auch über sogenannte "Lenses", quasi eigenständige Apps, die sich ins Kameramenü integrieren.

Bislang sind nur sehr wenige Applikationen im Store zu finden, doch Nokia hat alleine schon drei Lenses bereitgestellt. Darunter eine Panorama-App, ein Cinemagramm (das im System teilweise auch Cinemagraph genannt wird; erstellt teilanimierte Bilder im Stile der populären App "Cinemagramm") sowie Smart-Shoot, eine Funktion, bei der von einer Gruppe Menschen mehrere Fotos gemacht werden und man sich die besten Gesichtsausdrücke zusammensuchen kann, um diese dann in ein einziges Bild überzuführen. Wünschenswert wäre natürlich, dass schnell mehr Lenses in den Store kommen und man somit einen deutlichen Mehrwert und Komfortgewinn bei der Nutzung der Kamera hat.