Nokia hat mit dem PureView 808 (zum Test) seinerzeit eine Smartphone-Kamera kreiert, die ihresgleichen suchte und gleichzeitig das PureView-Programm ins Leben gerufen. PureView war seitdem der inbegriff guter Kameratechnik in Smartphones - und könnte mit dem Kauf seitens Microsoft in der Versenkung verschwinden. So weit ist es aber noch nicht. Und genau deshalb haben wir uns das Nokia Lumia 1020 mit PureView-Technik angesehen, das hochwertige Fotos kreiert und auf der Windows-Phone-Plattform läuft.
Hardware im Kurzüberblick
Doch bevor wir uns die Kamera genauer ansehen, wollen wir einen Blick auf das Gerät selbst werfen. Ausgestattet mit einem Snapdragon S4 (2x 1,5 GHz), 2048 MB Arbeitsspeicher und 32 GB internem Speicher ist man im Windows Phone Universum mehr als gut dabei. Ein microSD-Kartenslot fehlt; unverständlich bei einer 41 MP Kamera, die zudem alle Bilder zusätzlich in einer 5 MP Variante abspeichert (insgesamt je Bild ca. 20 MB).
Prozessor | 2x 1,5 GHz (Qualcomm Snapdragon S4) |
Display & Auflösung | 4,5-Zoll AMOLED ClearBlack; 1280 x 768 px (332 ppi) |
Akku | 2000 mAh, fest verbaut |
Kamera (sekundär) | 1,2 MP |
Kamera (primär) | 41-MP, 1080p-Video, OIS, Xenon-Blitz, LED-Leuchte, mechanischer Shutter |
int. Speicher | 32 GB (verfügbar: ca. 27 GB); nicht erweiterbar |
Maße / Gewicht | 134,0 x 71,4 x 10,4 mm |
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Display
Das 4,5-Zoll-Display ist wie beim Lumia 925 ein AMOLED-Modell mit 1280 x 768 px Auflösung. Das Display selbst wird durch Corning Gorilla Glass 3 geschützt und bietet die von den vorherigen Flaggschiffen bekannten Features wie High-Brightness-Mode, PureMotion HD+, Glance-Screen oder Double-Tap-To-Wake.
Die Messwerte des eigentlich fast wichtigsten Teils eines Smartphones gehen allenfalls in Ordnung: 265 cd/m² als durchschnittlich maximale Helligkeit ist - für ein Top-Smartphone - ein eher unterdurchschnittlicher Wert. Dieser kann im High Brightness Mode zwar noch etwas übersteuert werden, nichtsdestotrotz bleibt ein ungutes Gefühl, wenn selbst die günstigen Lumia-Vertreter ein leuchtstärkeres Display verbaut haben.
Der Kontrast ist dank AMOLED natürlich nahezu perfekt, einen Schwarzwert konnte unser Messgerät (wie üblich) nicht erfassen, wodurch sich ein rein theoretischer Kontrast von "unendlich" ergibt.
Das wirklich praktische am AMOLED-Screen gegenüber der IPS-Variante vom Lumia 920: der Glance-Screen, der Uhrzeit sowie Smartphone-Status (und in naher Zukunft wohl auch alle Notifications) zeigen kann, verbraucht kaum Strom, da nur die Areale, die nicht Schwarz sind, auch zum Verbrauch beitragen. Die Blickwinkel des Panels sind ebenfalls "sehr gut". Trotz dieser Vorteile: AMOLED ist und bleibt Geschmackssache und die damit einhergehende PenTile-Matrix erst recht. Gerade wenn es um die farbliche Abstimmung geht, sind viele Nutzer doch eher den IPS-Panels zugeneigt; wobei dies durch die individuell abstimmbare Farbeinstellung seit dem GDR2/Amber-Update für Windows Phone seitens Nokia ein nicht ganz so starker Kritikpunkt sein dürfte.
Gehäuse: Verarbeitung, Optik, Ergonomie
Auch sonst unterscheidet sich das Lumia 1020 äußerlich nicht extrem von seinen Vorgängern, wobei es dem Lumia 920 mehr ähnelt als dem 925. Dafür spricht auch, dass es das Gerät in verschiedenen Farben gibt: Schwarz, Weiß und Gelb. Bei allen Modellen sind die Bedienelemente (Power, Lautstärke, Kamera-Auslöser) sowie das Kamera-Gehäuse in Schwarz gehalten und setzen sich somit (zumindest bei weiß und gelb) vom restlichen Gerät ab. Die Grundform, ein Rechteck mit abgerundeten Kanten und fast planer Rückseite, wurde jedoch von Lumia 800 und 900 übernommen - vermutlich zugunsten der dünneren Bauweise und der einfacheren Einpassung der Kamera. Das Lumia 920 konnte hier noch mit einer leicht geschwungenen Rückseite aufwarten.
Durch den starken Kamera-Huckel auf der Rückseite erinnert das Gerät etwas an den Glöckner von Notre-Dame. Dass dies bei einem solchen Sensor inklusive mechanischem Verschluss, Xenon-Blitz, LED-Leuchte und OIS unerlässlich ist, sollte klar sein. Für Enthusiasten hat Nokia deshalb einen "Camera Grip" im Angebot, der das Gerät deutlich näher an eine normale Kamera bringt und die Rückseite durch den zusätzlichen Aufsatz glättet. Zusätzlich erweitert er das Gerät um eine Grifffläche mit Stativgewinde. Da dies aber wohl eher für eingefleischte Kamera-Liebhaber gedacht ist, liegt das "reine" Smartphone im Normalfall immer angewinkelt auf dem Tisch. Was im Hochformat recht nett erscheint (aber auch dort bei der Bedienung von im oberen Drittel befindlichen Schaltflächen zum Kippeln führt), ist im Querformat aufgrund der großen Neigung eher störend.
Die Verarbeitung des Lumia 1020 ist hingegen hervorragend. Keine scharfen Kanten oder unsauber verarbeiteten Ecken. Das Display ist erfreulicherweise nicht mehr von dem beim Lumia 920 kritisierten Plastik-Ring umgeben, sondern geht - wie beim Lumia 800) nahtlos in das Gehäuse über. Das sieht nicht nur schick aus sondern fühlt sich bei der Einhandbedienung auch besonders gut an. Die mattierte Rückseite (auch Weiß und Gelb sind jetzt mattiert) bietet einen guten Halt. Die vom Lumia 920 bekannten Keramik-Bedienelemente mussten jedoch Standard-Elementen weichen, die mit der gleichen Soft-Touch-Oberfläche überzogen sind wie das restliche Gehäuse.
Etwas enttäuscht wurden wir dann aber bei gleich zwei Punkten: Die auf der Unterseite des Gerätes angebrachten Stereo-Lautsprecher wurden in einem Lautsprecher-Grill rechtsseitig des microUSB-Anschlusses angeordnet. Zwar war auch bei den Vorgängern durch die Positionierung kein echtes Stereo zu entnehmen; dennoch war es egal, in welcher Richtung man das Gerät im Querformat hielt, da man meist nur einen der beiden Lautsprecher mit den Fingern verdeckte. Weiterhin ist der Lautsprecher von minderer Qualität und im Gegensatz zu dem im Lumia 920 verbauten extrem höhenlastig - in puncto Maximal-Lautstärke tun sich die Geräte hingegen nichts.
Positiv fällt auf, dass das Problem Frontkamera angegangen wurde. Diese ist nun deutlich entfernt von der Hörmuschel positioniert. Staubprobleme wie beim Lumia 920, die erst nach einigen Wochen Nutzung auftraten (und mittlerweile durch eine Hardware-Änderung behoben wurden), sollte es ab sofort nicht mehr geben. Ergonomisch betrachtet ist das Lumia 1020 lediglich im Mittelfeld angesiedelt: die Display-Fläche liegt mit 59,4 % eher im Schlussfeld und mit 1,59 g/cm³ handelt es sich um ein nicht gerade leichtes Gerät (158 Gramm total). Zudem ist das Smartphone zwar in etwa mittig ausbalanciert, hält man es aber unter dem Kamera-Huckel, ist es recht kopflastig und kippt schnell über. Das gibt Abzüge bei der sonst sehr guten Haptik, denn so hat man immer den kalten, kantigen Kamera-Huckel zwischen den Fingern.
Das verringerte Gewicht gegenüber dem Lumia 920 (158 zu 185 g) konnte nur durch Entfernen der Wireless Charging Funktion erreicht werden. Unserer Meinung nach extrem schade, da somit kein aktuelles Nokia-Gerät mehr die kabellose Ladefunktion integriert hat - ob das den Standard wirklich vorantreibt, darf bezweifelt werden. Immerhin wird sich der Großteil der Käufer nicht extra eine weitere Hülle um das Smartphone machen, nur um kabellos zu laden (zumal diese deutlich teurer ist, als normale Schutzhüllen). Und dass die Maße in fast alle Richtungen gewachsen sind, macht das sowieso ungewohnt geformte Gerät nicht wirklich besser bedienbar. Immerhin: es wirkt deutlich dünner und handlicher als das Lumia 920, ist es aber letzten Endes bei der Bedienung nicht.
System und Akkulaufzeit
Wer das System und die Features des GDR2/Amber-Updates näher betrachten möchte, sollte einen Blick auf unseren Lumia 925 Testbericht werfen. Da die gleiche Software zum Einsatz kommt, sind in diesem Punkt keine Überraschungen zu erwarten; natürlich sind alle Nokia-Premium-Services wie Here Drive+ (weltweite Navigation) oder auch Nokia Music für das 1020 erhältlich. Durch die zwei Gigabyte Arbeitsspeicher kommt das Gerät selbst beim Reframing der 41 MP Fotos nicht ins Stocken und auch die Gesamtperformance im Alltag ist (wie bei fast allen Windows Phones) als überdurchschnittlich zu bezeichnen.
Die Akkulaufzeit, die mit einem 2000 mAh starken Akku in unserem 720p-Videoloop bei etwa 200 cd/m² erreicht werden konnte, liegt bei etwa 7 Stunden und 54 Minuten.