Gehäuse
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Beim Thema Gehäuse lohnt ein Blick zurück auf das erste Halbjahr 2013. HTC hatte mit dem ersten One einen neuen Bestwert für Smartphone-Gehäuse gesetzt und sich größtenteils von Kunststoff zugunsten von Metall verabschiedet. Das Ergebnis war ein Äußeres, das auch heute noch als attraktiv und hochwertig gilt. Samsung hingegen verließ sich beim Galaxy S4 erneut auf Kunststoff und handelte sich für das Design erstmals viel Kritik ein. Denn nach dem in diesem Punkt durchaus gelungenen Vorgänger blieb eine konsequente Weiterentwicklung aus. Im vergangenen Jahr schmolz der Vorsprung HTCs dann. Beim One M8 wurde das Gehäuse moderat weiterentwickelt, Samsung versuchte den Kunststoff wertiger zu gestalten, konnte aber am Ende nicht mithalten.
Nun hat sich das Blatt aber gewendet. Denn zum ersten Mal setzt Samsung bei einem Topmodell ebenfalls großflächig auf Metall. Gleichzeitig wurde das Design komplett überarbeitet. Herausgekommen ist ein 143,4 x 70,5 x 6,8 mm großes und 138 g schweres Gehäuse, das optisch zu überzeugen weiß. Ähnlich wie die Edge-Variante ist auch das normale Galaxy S6 sofort als Samsung-Smartphone zu erkennen, dennoch wirkt es - auch gegenüber den Vorgängern - sehr eigenständig.
Im Vergleich zum Schwestermodell fällt vor allem der seitliche Rahmen auf. Fällt dieser dort rechts und links zu schmal aus, ist er hier einheitlich breit. Aber nicht nur deshalb fällt die Ergonomie besser aus, auch die Gestaltung der beiden Seiten ist diesbezüglich ein Vorteil. Denn während der Rahmen oben und unten abgerundet ist, weist er rechts und links eine flache Oberfläche auf - das Smartphone kann nicht nur einfacher aufgehoben werden, es liegt dadurch auch besser und sicherer in der Hand. Davon abgesehen gleicht die Optik in weiten Teilen der des Edge-Modells. Front und Rückseite sind vollflächig mit Glas versehen, die Tasten für Lautstärke und Standby sind am linken respektive rechten Rand untergebracht. Parallelen sind auch auf der Rückseite zu finden. Denn auch beim Galaxy S6 steht die Kamera weit vom eigentlichen Gehäuse ab, womit das Smartphone nicht eben auf Tischen und anderen Oberflächen aufliegt.
Ansonsten verzichtet Samsung weitestgehend auf Eyecatcher, auf der Front kann allenfalls der obligatorische Home-Button so bezeichnet werden.
Einen großen Unterschied zwischen beiden Galaxy-S6-Versionen gibt es in Sachen Verarbeitung: Während wir beim Galaxy S6 edge einige Patzer monieren mussten, ist die normale Version völlig unauffällig. Hier gibt es weder uneinheitliche Spaltmaße noch wackelnde Tasten oder ein durchschimmerndes Display. Kurzum: Das Gehäuse bewegt sich insgesamt auf einem sehr hohen Niveau, was Haptik und Verarbeitung angeht.
Etwas schlechter sieht es in Hinblick auf die Ergonomie aus. Zwar schneidet das Smartphone gegenüber dem Galaxy S6 edge nicht nur wie bereits erwähnt beim Rahmen besser ab, auch das Nutzen der Bildschirmtastatur fällt aufgrund der fehlenden Display-Biegung leichter. Allerdings bleibt es bei den weiteren Kritikpunkten. Die Standby-Taste am rechten Rand ist zu weit unten platziert und die Bedienung des Geräts mit einer Hand auch aufgrund der schlechten Ausnutzung der Front nicht möglich - das Display nimmt hier nur knapp 71 Prozent ein. Wie auch für das Edge-Modell gilt am Ende: Eine IP-Zertifizierung fehlt, anders als das Galaxy S5 ist das Galaxy S6 nicht vor Wasser und Staub geschützt.
Aber auch das One M9 muss ohne den Schutz vor den Elementen auskommen, allerdings hat HTC - und dies ist der wichtigste Punkt - generell auf eine Weiterentwicklung des Designs verzichtet. Entsprechend weicht das aktuelle Modell nur in Details vom Vorgänger ab.
Der wichtigste Punkt sind die Seiten des erneut als Unibody ausgeführten Metall-Gehäuses. Denn hier hat man eine leichte Stufe eingearbeitet, die einen besseren Halt in der Hand gewährleistet. Damit verbunden ist laut HTC eine Premiere. Denn nach eigenen Angaben hat man es als erster Hersteller geschafft, einen Unibody nicht nur mit zwei unterschiedlichen Färbungen, sondern auch zwei unterschiedlichen Oberflächenbeschaffenheiten zu versehen. So ist die raue Rückseite des Testmusters im üblichen Silber respektive im gewohnten Aluminium-Look gehalten, der glatte Rand liegt hingegen irgendwo zwischen Gold und Kupfer. Der Optik kommt beides zugute, das One M9 wirkt dadurch in diesem Punkt hochwertiger als seiner Vorgänger.
Allerdings sieht das Gerät im Vergleich zur aktuellen Konkurrenz so altbacken aus, wie es bei noch keinem One der Fall war. Zwar hat dies auf ein Fazit keinerlei Auswirkungen, von einem Smartphone mit aktueller Ausstattung darf jedoch auch ein zeitgemäßeres Design erwartet werden. Was in Sachen Optik aber wichtiger ist: HTC hat die Dimensionen in den richtigen Punkten überarbeitet. Gegenüber dem One M7 (146,4 x 70,6 x 9,3 mm) fällt das neue Exemplar mit 144,6 x 69,7 x 9,6 mm etwas schmaler und kürzer, aber auch dicker aus. Damit liegt es nicht nur besser in der Hand, sondern räumt dem Akku auch mehr Raum ein.
Dennoch dürfte es der Masse schwer fallen, beide Generationen voneinander zu unterscheiden. Denn abgesehen von den genannten Punkten gibt es nur Abweichungen im Detail. So ist die Abdeckung der Hauptkamera auf der Rückseite nun eckig statt rund und die Postion einiger Tasten verändert. Die Standby-Taste wanderte vom oberen Rand an den rechten, aus der Lautstärkewippe wurden nun zwei eigene Tasten. Am kritisierten schwarzen Balken unterhalb des Displays inklusive HTC-Logo hat sich hingegen ebenso wenig getan wie an den Antennenisolierungen am Rand und auf der Rückseite.
Aber auch das hohe Verarbeitungsniveau haben die Taiwaner gehalten, es gibt keine unterschiedlichen Spaltmaße oder wackelnde Tasten. Bei allen Unterschieden gegenüber dem Galaxy S6 gibt es aber dennoch eine Übereinstimmung: Auch beim One M9 fällt die Ergonomie lediglich mittelmäßig aus. Denn auch hier sitzt die Standby-Taste zu weit unten und mit rund 68 Prozent nimmt das Display ebenfalls zu wenig der Front ein.
Zwischenfazit
In den ersten drei Teilbereichen liegt das Samsung Galaxy S6 minimal in Führung. Der SoC bietet mehr Leistung, dank Fingerabdrucksensor kann Sicherheit mit Komfort verbunden werden und der integrierte Pulsmesser kann beim Sport hilfreichen sein. Gleichzeitig ist das WLAN-Modul moderner, der integrierte Speicher schneller. HTC kontert dies mit einem microSD-Slot, besseren Lautsprechern sowie dem unter Umständen schnelleren LTE-Modem.
In Sachen Verarbeitung nehmen sich die Smartphones hingegen nichts, beide Geräte bieten diesbezüglich eine dem Preis angemessene Qualität. Auffällig ist jedoch, dass weder Samsung noch HTC dem Thema Ergonomie viel Aufmerksamkeit geschenkt haben. Anders ist zumindest die schlechte Positionierung der Standby-Taste sowie das im Verhältnis zum Display viel zu große Gehäuse nicht zu erklären.
Angesichts der geringen Unterschiede kann zum aktuellen Zeitpunkt noch keines der beiden Geräte als klarer Sieger oder Verlierer bezeichnet werden. Denn für den Alltag spielen die Differenzen hinsichtlich der Benchmarks keine Rolle, ebenso bleibt die Optik unbewertet.