Man kann auch echtes Leder nutzen
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In kaum einem Bereich sorgen diese beiden Materialien für derart hitzige Diskussionen: Kunststoff und Aluminium. Die einen argumentieren, dass ein teures Smartphones nicht aus „billigem“ Kunststoff bestehen soll, die anderen führen die höhere Unempfindlichkeit gegenüber dem Leichtmetall an. Klar ist: Beide Werkstoffe habe ihre Berechtigung und können hochwertig, aber auch billig wirken. LG führt nun ein Alternative ins Rennen. Denn wer bereit ist, etwas mehr Geld für sein G4 auszugeben, der erhält eine Rückseite aus echtem Leder. Damit ist man zwar nicht der erste Smartphone-Anbieter, der dem Käufer diese Option bietet, wohl aber der, der diese als erster offensiv bewirbt. Für den Test stand uns das Modell mit brauner Rückseite zur Verfügung, daneben werden die Farben Rot und Schwarz geboten. Käufer der Leder-Variante erhalten zusätzlich aber auch eine zweite Rückseite aus Kunststoff - dem Sample lag diese nicht bei.
Unabhängig davon, dürfte die Leder-Option die bessere Wahl sein. Denn anders als bei Samsung, wo man auf ein Lederimitat setzt, lässt sich beim G4 sofort erfühlen, dass man es nicht mit einer Fälschung zu tun hat. Was wie Leder aussieht, fühlt sich sich wie Leder an und riecht auch so. Dabei fällt die Lederschicht nur hauchdünn und als Überzug der Kunststoffbasis aus. Dies lässt sich aber nur dann erkennen, wenn die Rückseite abgenommen wird. Hier hat LG ganze, und vor allem hervorragende Arbeit geleistet. Einziger Wermutstropfen: Die mittig verlaufenden Nähte sind nur Zierde - gut aussehen tun sie trotzdem. Wie lange das G4 in Benutzung den Farbton und das Aussehen auf der Rückseite behält, dürfte vom jeweiligen Nutzer abhängen. LG stellt jedoch klar, dass sich das Leder mit der Zeit verfärben kann. Dies ist nicht nur gewollt, sondern typisch für dieses Material. Nach einigen Monaten dürfte in diesem Punkt jedes G4 in gewisser Weise einzigartig sein.
Von der Rückseite abgesehen zeigt sich das Smartphone jedoch konservativ. Denn außer der Front besteht das restliche Gehäuse aus Kunststoff, der jedoch nicht nur gut aussieht, sondern auch eine ansprechende Haptik bietet. An der Verarbeitung gibt es nichts zu bemängeln. Die erneut auf der Rückseite platzierten Tasten für Lautstärke und Standby haben kein überflüssiges Spiel, unterschiedliche Spaltmaße zwischen Rahmen und Rückseite gibt es ebenfalls nicht. Für Aufsehen dürfte da schon eher das Design sorgen. Denn nicht, dass die rückwärtigen Tasten ein Hingucker sind, auch die Lederoptik mit G4-Logo und Lautsprechergitter dürfte für neugierige Blicke sorgen. LG selbst geht zum davon aus, dass man sich mit dem gebogenen Gehäuse, das abgesehen davon grundsätzlich der Optik des G3 folgt, von der Konkurrenz abheben kann. Zwar bietet dies tatsächlich kaum ein anderes Gerät, den Radius von 7.000 mm erkannt man aber lediglich aus der Nähe.
Aber auch auf die Ergonomie hat dies keine positiven Auswirkungen. Zwar gibt der Hersteller an, dass man alle Ecken des Display durch die Biegung leichter erreichen kann, nachvollziehbar ist dies in der Praxis aber nicht. Dafür ist nicht nur das Display mit seinen 5,5 Zoll zu groß, sondern auch das Gehäuse mit seinen 148,9 x 76,1 mm zu breit und hoch - die Anzeige nimmt nur durchschnittliche 73 Prozent der Front ein. Dennoch liegt das G4 gut in der Hand. Durch die Biegung schmiegt es sich leicht der Handinnenseite an, das Leder sorgt für einen sicheren halt. Zusätzlich sind alle Tasten und Anschlüsse leicht zu erreichen.
Fazit
Wer schon länger ein neues Smartphones aus dem oberen Preisbereich sucht und bis zur Entscheidungsfindung auf das G4 gewartet hat, der hat alles richtig gemacht. Denn was LG mit seinem neuen Topmodell bietet, muss sich vor der Konkurrenz in Summe nicht verstecken. Beim Blick auf die technischen Daten mag dies zunächst überraschen, schließlich vertraut man nicht in allen Punkten auf den vermeintlichen Stand der Technik. Statt des Snapdragon 810 vertraut man auf das schwächere Schwestermodell, statt der OLED- kommt die Quantum Dot-Technik zum Einsatz. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass all diese Entscheidung wohlüberlegt waren. Denn der SoC kommt ohne die Hitzeprobleme des größeren Modells aus und bietet zudem eine vergleichbare und völlig ausreichende Leistung, das Display überzeugt mit kräftigen Farben sowie guten Helligkeits- und Kontrastwerten. Dass man hier wieder auf die QHD-Auflösung setzt, mag der Konkurrenz und den positiven Auswirkungen in der Werbung geschuldet sein, in der Praxis würden weniger Pixel kaum auffallen.
Außer in Sachen Laufzeit. Denn was im Prospekt gut aussieht, belastet den Akku doch deutlich - die Anzeige genehmigt sich einen ordentlichen Schluck. Dass am Ende dennoch zufriedenstellende zwei Tage bei üblicher Nutzung herauskommen können, ist der Software zu verdanken, die LG besser als vor einem Jahr im Griff hat. Generell hat man hier aus den eigenen Fehlern und denen der Konkurrenz gelernt. Das vorinstallierte Android ist auf dem aktuellen Stand, die eigene Oberfläche vergleichsweise schlank gehalten und mit einigen durchaus nützlichen Apps angereichert. Angenehm fällt hier auf, dass störende Werbe-Apps, die bei so manch anderem Smartphone gleich im Dutzend vorhanden sind, komplett fehlen.
Für die nötige Abrundung des sehr guten Eindrucks sorgt die beinahe vollständige Ausstattung. Schnelles ac-WLAN wird ebenso unterstützt wie Bluetooth 4.1 oder LTE nach Cat 6 mit seinen bis zu 300 Mbit pro Sekunde. Hinzu kommen Dinge, die bis vor einigen Monaten zumindest im Android-Lager selbstverständlich waren: Ein microSD-Slot und ein problemlos austauschbarer Akku. Und wer entgegen dem allgemeinen Trend das Smartphone doch noch für Telefonate nutzt, der profitiert von der hohen Übertragungs- und Audio-Qualität.
Ausruhen sollte LG sich jedoch nicht, denn für den potentiellen Nachfolger sollte an einigen Punkten gearbeitet werden. Dazu gehört nicht nur die weitere Verbesserung der Laufzeiten, sondern auch das Aufgreifen der ein oder anderen Innovation - Stichwort USB Typ-C - sowie eine vernünftige Ausstattungspolitik. Wer drahtloses Laden anbieten will, darf nicht auf halber Strecke Halt machen.
Am Ende bietet das G4 aber ganz klar das derzeit beste Gesamtpaket. Kamera, Leistung und Ausstattung belegen klar Plätze an der Spitze, mit der Option Leder bietet LG zudem das gewisse Extra. All das hat aber seinen Preis. Denn für weniger als 680 Euro ist das G4 derzeit nicht zu haben. Aber auch für die direkte Konkurrenz wird noch viel Geld verlangt: Das Galaxy S6 schlägt mit mindestens 630 Euro zu Buche, das One M9 mit etwa 660 Euro.
Positive Aspekte des LG G4:
- hohe Systemleistung
- überzeugendes Display
- Speicher erweiterbar
- aktuelle Android-Version
- Verzicht auf Werbe-Applikationen
- Akku kann getauscht werden
- Akku mit Schnellade-Funktion
- hochwertige Verarbeitung
- Einsatz von echtem Leder mit allen Vor- und Nachteilen
- überdurchschnittliche Kamera
- Kamera-App mit zahlreichen Funktionen und RAW-Aufnahmen
Negative Aspekte des LG G4:
- in puncto SoC-Technologie liegt man hinter der Konkurrenz
- in bestimmten Situationen unterdurchschnittliche Laufzeiten
- drahtloses Laden des Akkus nur mit Zubehör möglich
- kein USB Typ-C
- Kamera-Software mit vereinzelten Schwächen
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