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Verbesserte Laufzeiten, ein schneller SoC und aktuelle Software - bislang schlug sich das LG G4 in unserem Test überzeugend. Doch am Ende könnten die zwei letzten Punkte einem guten Fazit entgegenstehen. Denn in Sachen Kamera und Gehäuse konnte schon so mancher Hersteller die geweckten Hoffnungen nicht erfüllen. Schafft es LG?
Dass wir genau diese beiden Punkte für das Finale aufgehoben haben, hat einen Grund. In beiden soll sich das G4 von der Konkurrenz klar abheben. Denn viel mehr Technik kann man einer Smartphone-Kamera kaum noch spendieren, zudem verspricht Leder eine erfrischender Alternative zur Frage Kunststoff oder Aluminium.
Teil 1 des Tests - Leistung und Display - kann hier gelesen werden , der 2. Teil - Akku und Software - hier.
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Von Lasern, Sensoren und Bewegungsfreiheit
Im vergangenen Jahr verließ LG sich auf eine vorsichtige Weiterentwicklung der G2-Kamera. Dem 13-Megapixel-Sensor wurden lediglich ein neuer Dual-LED-Blitz sowie der erstmals eingesetzte Laser-Fokus zur Seite gestellt. Das Ergebnis waren bei guten Lichtverhältnissen überzeugende, bei schlechten Verhältnissen enttäuschende Aufnahmen.
Für das G4 hat man sich der Kritik angenommen, denn die hier eingesetzte Hauptkamera wurde beinahe von Grund auf neu gestaltet. Der Sensor bietet nun 16 Megapixel und fällt mit 1/2.6“ größer als beim Vorgänger aus, zudem hat der optische Bildstabilisator mehr Bewegungsmöglichkeiten. Verwackelungen können in gleich drei Richtungen und mit einer Abweichung von bis zu 2 Grad ausgeglichen werden. Neu ist aber auch die Linse, die mit Blende f1.8 vergleichsweise viel Licht passieren lassen soll, vor allem in dämmerigen Umgebungen sollen Nutzer Vorteile haben. Allein ist man mit diesem guten Wert aber nicht: Auch Huawei schafft dies beim P8. Zu guter Letzt wurde aber auch der Blitz überarbeitet. Auf eine zweite LED verzichtet man nun wieder, den Platz nimmt der neue Color Spectrum Sensor ein. Dieser soll lediglich Farbwerte messen und Lichtquellen erkennen und somit in erster Linie einen besseren Weißabgleich ermöglichen. Unangetastet geblieben ist hingegen der Laser-Fokus - dieser überzeugte bereits im vergangenen Jahr.
Viel Arbeit hat LG aber auch in die Software investiert, aus gutem Grund. Denn wo das G2 noch viele Funktionen bot, dominierte beim G3 die Übersichtlichkeit. Wer bestimmte Einstellungen manuell vornehmen wollte, konnte dies innerhalb der Standard-App nicht mehr. Die neue Applikation soll hingegen mit gleich drei Modi alle Gruppe überzeugen. Wer sich auf die Automatik verlassen will, wählt den Einfach-Modus. Im Allgemein-Modus können bestimmte Faktoren beeinflusst werden, freie Hand hat man aber nicht. Hierfür muss der Manuell-Modus gewählt werden, in dem unter anderem die Verschlusszeit, der Weißabgleich, ISO und Fokus frei gewählt werden können. Zusätzlich bietet die App dann Hilfsmittel wie ein Echtzeit-Histogramm und eine Horizontwaage sowie wie Möglichkeit, Aufnahmen nicht als JPEG, sondern auch im RAW-Format zu sichern; für die spätere Bearbeitung der Fotos ein großer Vorteil. Was fehlt: Unter anderem der Hinweis, ob die HDR-Funktion genutzt wird oder nicht sowie eine etwas klarere Beschriftung einzelner Funktionen.
Dafür kann ein Foto auch mit wenigen Handgriffen im Standby geschossen werden: Wird die Taste für die Reduzierung der Lautstärke zweimal kurz nacheinander gedrückt, startet die Kamera-App und fertigt die Aufnahme mit einer Verzögerung von rund einer Sekunde an. Bei Selfies profitiert man von einer verbesserten Gestenerkennung. Damit lassen sich schnell und einfach gleich mehrere Aufnahmen binnen weniger Sekunden anfertigen, im Anschluss kann die beste ausgewählt werden.
Die Qualität schwankt
Der Lohn der Mühen sind scharfe und detailreiche Aufnahmen, die auch dank der guten Optik selbst in der Dämmerung ausreichend hell ausfallen. Farbverläufe bleiben erhalten und auch feine Farbunterschiede sind problemlos auszumachen. Allerdings hilft die Software in Sachen Helligkeit mitunter zu sehr nach. Dann wirken beim Original kräftige Farben auf den Fotos plötzlich blass, teilweise kommt es zu einer Überbelichtung. In diesem Punkt gleicht das G4 in weiten Teilen dem Galaxy S6, das im Test mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatte.
Einen Ausweg stellt der Manuell-Modus dar, zumindest teilweise. Denn wer Belichtungszeit und andere selbst regelt, kann die Schwächen der Automatik in vielen Fällen umgehen, an die Qualität einer hochwertigen Kompaktkamera oder gar einer Systemkamera reicht das G4 aber auch dann nur sehr vereinzelt heran. Beschränkt man sich hingegen auf Vergleiche mit Smartphones, landet LG klar im oberen Drittel.
Noch besser sieht es aus, wenn nur wenig Umgebungslicht geboten wird. Denn bei sehr schlechten Verhältnissen punktet die Kombination aus Blende und Bildstabilisator unübersehbar. Fotos sind dann deutlich heller und schärfer als bei fast allen Konkurrenten, starkes Bildrauschen kann aber auch das G4 nicht verhindern. Nimmt man den Blitz hinzu, sollte der Abstand zum Motiv mindestens einen Meter betragen. Andernfalls muss auch hier mit Überbelichtung gerechnet werden. Hält man diese einfache Regel jedoch ein, profitiert man von viel Licht, ausreichenden Details und beinahe unverfälschten Farben - die Konkurrenz kann hier nur selten mithalten.
Mehr oder minder uneingeschränkt gelten die Stärken und Schwächen auch für den Video-Modus. Standesgemäß sind Aufzeichnung maximal in UHD-Auflösung möglich, Artefakte treten hier allerdings weitaus früher als bei Full HD-Material auf. Ein großer Vorteil unabhängig von der gewählten Auflösung ist der Stabilisator. Verwackler werden so auch hier minimiert.
Selfie-Freunden bietet das G4 einen neuen Frontsensor. Mit seinen 8 Megapixeln verspricht er scharfe und detailreiche Fotos, das Ergebnis kann jedoch nur bei guten Lichtverhältnissen überzeugen. Andernfalls treten schnell qualitätsmindernde Faktoren wie Bildrauschen oder blasse Farben auf. Zu gefallen weiß die bereits erwähnte Gestensteuerung.