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Zwei Monate nach dem Start des P8 hat Huawei die ersten Händler mit dem kleineren und schwächeren Ableger P8 Lite versorgt. Für rund 220 Euro soll das Smartphone all diejenigen ansprechen, denen die Optik des größeren Modells gefällt, die aber in puncto Leistung und Display mit weniger auskommen können. Ob das P8 Lite aber am Ende noch genügend von allem bietet, klärt der Test.
Trotz des erstmals verwendeten Anhängsels „Lite“ ist Huawei kein Neuling wenn es darum geht, bestimmte – meist optische – Merkmale eines Flaggschiffs auf günstigere Modelle zu übertragen. Im letzten Jahr hieß ein solcher Ableger Ascend P7 Mini, im Jahr davor Griff man mit einigen Geräten der G-Reihe Aspekte des Ascend P6 auf. Dass man nun „Mini“ durch „Lite“ ersetzt hat, dürfte vor allem einem Punkt geschuldet sein. Denn mit seinem 5 Zoll großen Display ist das P8 Lite nicht viel kleiner als der große Bruder, der nur 0,2 Zoll mehr bietet.
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Der Wechsel des Zusatzes ist aber gegenüber dem Kunden auch ehrlicher. Denn wo „Mini“ suggeriert, dass man es mit einem technisch irgendwie ebenbürtigen Exemplar des Namensspenders zu hat, deutet „Lite“ schon den einen oder anderen Verzicht an.
Mitelklasse-SoC für Mittelklasse-Leistung
So beispielsweise beim SoC. Zwar setzt Huawei auch hier auf einen Achtkerner, der in 28 nm gefertigte Kirin 620 muss sich aber anders als der im P8 steckende Kirin 930 ausschließlich mit Kernen des Typs Cortex-A53 begnügen. Zudem erreichen diese in der Spitze hier lediglich 1,2 statt 1,5 GHz, ein Leistungswunder ist das P8 Lite entsprechend nicht. Im 3DMark (Ice Storm Unlimited) reicht es für unterdurchschnittliche 5.569 Punkte, AnTuTu attestiert rund 33.500 respektive 35.400 Punkte (32/64 Bit); auch dies reicht nur für einen Platz in der Mitte. Abgerundet wird dieses Bild vom PCMark, der von etwa 3.700 Punkten spricht.
Hinter den Werten stecken aber nicht nur die leistungsschwachen CPU-Kerne. Auch in Sachen GPU muss man Verzicht üben. Denn die eingesetzte Mali-450MP4 ist alles andere als neu und trotz vier Kernen der Konkurrenz klar unterlegen – nicht ohne Grund stuft ARM diese Grafikeinheit als „kosteneffizient“ ein.
In der Praxis schlägt sich das P8 Lite aber besser, als die Benchmarks behaupten. Die Systemoberfläche wird ohne Ruckler oder andere Aussetzer dargestellt und auch die alltäglichen Aufgaben wie Surfen, Mails schreiben und empfangen oder Navigieren erledigt das Smartphone ohne Auffälligkeiten – auch, weil mit 2 GB für viele Fälle genügend Arbeitsspeicher bereitsteht. An die Grenzen gelangt es jedoch bei grafisch anspruchsvolleren Spielen – und der Wiedergabe von Videos über Google Play Video. Hier kam es im Test beim Abspielen von lokal abgelegtem HD-Material häufiger zu kürzeren Aussetzern.
Dual-SIM und betagtes WLAN
Unauffällig agiert hingegen das Modem. Neben den diversen 3G-Standards unterstützt dieses auch LTE Cat 4, was maximale Download-Raten von 150 Mbit/s ermöglicht. Empfangsprobleme oder ähnliches gab es im Test weder bei Daten-, noch bei Gesprächsverbindungen. Bei letzteren profitiert der Nutzer von der guten Unterdrückung störender Nebengeräusche, ebenso von den Eigenschaften des Lautsprechers.
Mit einem Kompromiss müssen jedoch diejenigen auskommen, die zwei SIM-Karten nutzen wollen. Grundsätzlich bietet das P8 Lite diese Funktion, wie in letzter Zeit so oft geht dies jedoch zulasten der Speichererweiterung. Hier heißt es: Mehr interner Speicher oder Dual-SIM? Mit den fest verbauten 16 GB dürften viele Nutzer jedoch auskommen. Leben muss man aber auch mit dem nicht ganz aktuellen WLAN-Modul. Dieses bietet lediglich den inzwischen betagten Standard 802.11n und funkt nur in 2,4-GHz-Netzen.
Zusätzlich stehen Bluetooth 4.0 und NFC für Datenübertragungen zur Verfügung; mit Micro-USB-2.0 wird die übliche Schnittstelle für das Laden bereitgestellt.
Helles oder farbneutrales Display
Der beim Display wichtigste Unterschied gegenüber dem P8 dürfte für viele Nutzer nicht die minimal geringere Diagonale, sondern die Auflösung sein. Denn das von Huawei verbaute IPS-Panel bietet nur 1.280 x 720 Pixel, die Bildpunktdichte sinkt im direkten Vergleich entsprechend von 424 auf 294 ppi. Liegen beide Geräte nebeneinander, kann der Unterschied bei Text und anderen feinen Strukturen erkannt werden. Eher ins Auge sticht unter Umständen jedoch die Helligkeit. Denn während das P8 im Test bis zu 416 cd/m² erreichte, bietet das P8 Lite in der Spitze nur noch 331 cd/m². Gerade im Freien ist dies ein klarer Nachteil.
Erschwerend hinzu kommt jedoch, dass man sich entscheiden muss: Sollen Inhalte möglichst farbneutral dargestellt werden oder muss das Display so hell wie möglich sein? Denn ab Werk weisen weiße Flächen eine Farbtemperatur rund 8.000 K auf. Legt man selbst Hand an, sind im besten Fall gut 6.700 K möglich – die Helligkeit sinkt gleichzeitig jedoch auf nur noch gut 270 cd/m². Im Vergleich mit der Konkurrenz ist dies zu wenig. Gleiches gilt aber auch für den Kontrast, der mit 851:1 allenfalls durchschnittlich ausfällt.
Akku ohne Highlights
Auf einem Niveau mit dem P8 bewegt man sich hingegen in Sachen Akku. Zwar fällt die Kapazität mit 2.200 mAh etwa 18 % geringer aus, die Laufzeiten liegen jedoch sehr dicht beieinander. Im Video-Test musste das Ladekabel nach knapp 6,5 Stunden (383 Minuten) wieder angeschlossen werden, im PCMark hielt das Smartphone mit einer Ladung gut 5 Stunden (309 Minuten) durch. Gut sind beide Werte nicht, im Vergleich mit der Konkurrenz schneidet das P8 Lite eher schlecht ab.
Beschränkt man sich hingegen auf die Praxis, sieht es besser aus. Im alltäglichen Einsatz mit Telefonaten und der Datennutzung per WLAN und LTE konnten ohne Steckdose rund 1,5 Tage überbrückt werden; morgens vom Netz getrennt, musste es am späten Abend des folgenden Tages wieder geladen werden. Längere Zeiten lassen sich jedoch mit den Energiesparmodi erreichen, die jedoch mit mehr oder minder umfangreichen Einschränkungen verbunden sind.
Eine weitere Übereinstimmung mit dem P8: Auch beim kleineren Modell kann der Akku nicht ohne weiteres gewechselt werden.