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Huawei P9 im Test (1/2) - Schnittstellen, Laufzeit, Software, Fazit

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Ein Plus für WLAN und Mobilfunk

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Problemlos mithalten kann das P9 hingegen bei den Schnittstellen, in einem Punkt liegt man sogar vorn. Denn das P9 hat als ersten Huawei-Smartphone einen USB-Anschluss vom Typ-C erhalten, was das Anschließen des Ladekabels deutlich vereinfacht. Wer sich davon aber auch höhere Übertragungsraten verspricht, wird enttäuscht. Denn hinter dem neuen Anschluss verbirgt sich lediglich USB 2.0. Beim Rest gleicht das neue Modell dem Mate 8. Unterstützt werden schnelles WLAN (802.11ac), Bluetooth 4.2 und NFC, das LTE-Modem erreicht dank Cat 6 bis zu 300 und 150 Mbit/s im Down- und Upstream. Auf dem Papier ist man damit in der Spitze langsamer als beim Exynos 8890 oder Snapdragon 820 unterwegs, zumindest in Deutschland und weiteren Teilen der restlichen Welt spielt dies mangels entsprechendem Netzausbaus noch keine Rolle.

Wichtiger ist, dass die Empfangs- und Sendeeigenschaften überzeugend sind. Möglich wird dies durch „Signal + 2.0“, wohinter Huawei eine „virtuelle Triple-Antenne“ versteckt. Das bedeutet: Im Gerät sind mehrere Antennen verbaut, die je nach Position der Hand und des Geräts genutzt werden. Damit sollen qualitätsmindernde Effekte wie das Abdecken einer Antenne umgangen werden. Soweit man der vom Smartphone ausgegebenen Signalstärke glauben kann, bringt das Umschalten in der Praxis einen Vorteil - allerdings nur in Bezug auf Mobilfunknetze. Die für den WLAN-Betrieb erforderliche Antenne sitzt - soweit dies reproduzierbar ist - nur im oberen Bereich des Gehäuses. Allerdings hat sich Huawei auch für den Betrieb in derartigen Netzen eine Verbesserung einfallen lassen. Denn dank „WLAN + 2.0“ werden die in Reichweite befindlichen Netze nicht einfach nur nach Empfangsstarke sortiert. Stattdessen wird auch die jeweils aktuelle Bandbreite berücksichtigt.

Im Innern stecken alle aktuellen Schnittstellen

Im Innern stecken alle aktuellen Schnittstellen

Beim Telefonieren profitiert man von der zuverlässigen Unterdrückung störender Nebengeräusche sowie den guten Eigenschaften von Mikrofon und Lautsprecher. In Bezug auf letzteres gilt das nicht nur für den primären Lautsprecher auf der Front, auch der am unteren Ende verbaute zweite überzeugt. Zwar fehlt es unüberhörbar an Tiefen, im Gegenzug sind aber auch bei maximaler Lautstärke keine Verzerrungen wahrnehmbar.

In Europa offiziell nicht erhältlich sein wird die Dual-SIM-Variante des P9. Zurückzuführen dürfte dies auf die Politik der großen Provider sein. Im Gegenzug kann so der microSD-Slot nicht durch eine zweite SIM-Karte blockiert werden. Die Erweiterung des 32 GB großen internen Speichers ist also jederzeit möglich.

Kein Ausdauer-Wunder

Wie schwer die Laufzeiten eines Smartphones messbar sind, zeigen nicht zuletzt Leserkommentare. Durch stark unterschiedliche Nutzerprofile lassen sich Messungen kaum auf den Alltag übertragen, selbst Tendenzen waren zuletzt immer seltener erkennbar. Dennoch gibt es aus Sicht der Objektivität keine Alternative zu Tests unter identischen Rahmenbedingungen. Entsprechend durchlief auch das P9 unsere Video-Schleife sowie den Akkutest des PCMark - jeweils bei einer Display-Helligkeit von 200 cd/m² sowie aktiviertem WLAN. Die Ergebnisse sind zumindest im direkten Vergleich ernüchternd.

Denn der 3.000 mAh große Akku hielt bei der Wiedergabe des Test-Videos nur genau sieben Stunden durch, im PCMark reichte es für rund fünfeinhalb Stunden. In beiden Fällen platziert sich das P9 im unteren Mittelfeld, jedoch vor seinem Vorgänger, allerdings auch klar hinter dem Galaxy S7, das nicht nur von seinem Super-AMOLED-Display profitiert. Warum genau das P9 keine besseren Werte liefert, ist bislang unklar, ein möglicher Grund könnte die Software sein. Denn laut Huawei könnte es bis zum Verkaufsstart noch ein Update geben - ob dies Auswirkungen auf die Laufzeiten hat, konnte man noch nicht sagen.

Geladen wird das P9 per USB Typ-C, aber nur mit bis zu 10 W

Geladen wird das P9 per USB Typ-C, aber nur mit bis zu 10 W

Allerdings gibt das Smartphone im Alltag eine deutlich bessere Figur ab. Hier hielt es gut zwei Tage durch, was über den Herstellerangaben liegt. Diesen zufolge sollen „Heavy User“ einen ganzen Tag mit einer Ladung auskommen, eine klare Definition dieses Nutzertyps gibt es aber nicht. Dass damit das anhaltende Spielen aufwändiger Titel nicht gemeint sein kann, ist aber klar. Denn dann muss das P9 spätestens nach einem halben Tag wieder an das Ladegerät angeschlossen werden.

Eine Alternative dazu gibt es nicht, drahtloses Laden oder der einfache Tausch des Akkus sind nicht vorgesehen. Immerhin verspricht man das schnelle Wiederaufladen, mehr als 10 W liefert das Netzteil aber nicht.

Android 6.0 und wiedergekehrte Funktionen

Mit dem Mate 8 hielt Android 6.0 auch bei Huawei ab Werk Einzug - sieht man einmal vom Nexus 6P und dessen besonderer Stellung ab. Gleichzeitig hob man auch die eigene Oberfläche auf Version 4.0, was in Teilen für Kritik sorgte. Denn die neue EMUI-Fassung bot in Teilen weniger Funktionen als der Vorgänger, unter anderem fehlte die Bedienung per Fingerabdrucksensor. Dem hat Huawei sich angenommen, was in EMUI 4.1 mündet.

Android 6.0 und EMUI 4.1, einige Drittanbieter-Apps und das ein oder andere Gimmick: Die Software ist aktuell und vollständig

Android 6.0 und EMUI 4.1, einige Drittanbieter-Apps und das ein oder andere Gimmick: Die Software ist aktuell und vollständig

Optisch gleicht die Oberfläche Version 4.0 und auch funktionell gibt es keine Einschränkungen, sieht man einmal von den zurückgekehrten Möglichkeiten ab. Nach wie vor gibt es damit keinen App Drawer im klassischen Sinne, im Gegenzug aber eine Vielzahl an mal mehr, mal weniger nützlichen Helfern. Ein Klassiker ist inzwischen der Telefonmanger, der auf einen Blick alle wichtigen Systeminformationen liefert, darunter Angaben zum Akku- oder Datenvolumenverbrauch. Darüber hinaus lassen sich Energiesparmodi oder Belästigungsfilter verwalten. Die sogenannte Stromverbrauchs-Firewall hält sich mit Meldungen zurück, was beim Mate S noch anders war, arbeitet aber dennoch zuverlässig.

Altbekannt ist auch die Steuerung per Fingerknöchel. Auf Wunsch lassen sich mit einem doppelten Klopfen mit zwei Knöcheln Screenshots anfertigen, auch die Video-Aufzeichnung des Bildschirminhalts ist so möglich. Es lassen sich aber auch vorher definierte Applikationen steuern, ein mit dem Knöchel gezeichnetes „C“ startet beispielsweise die Kamera.

Die Neuerungen in EMUI 4.2: Geänderte Sortierung in den Einstllungen, Steuerung per Finderabdrucksensor und einfachere Auswahl der Farbtemperatur

Die Neuerungen in EMUI 4.2: Geänderte Sortierung in den Einstllungen, Steuerung per Finderabdrucksensor und einfachere Auswahl der Farbtemperatur

Wissend, dass derart viele Möglichkeiten schnell für Unübersichtlichkeit sorgen können, hat Huawei die Einstellungen optisch neu sortiert. Alle wichtigen Punkte wie die Bereich Display, WLAN, Töne, Nutzerkonten und ähnliches findet man dort, wo sie auch unter EMUI 3.1 und 4.0 waren. Am unteren Ende der Liste findet man nun aber den Punkt „Erweiterte Einstellungen“ mit einigen weniger häufig aufgerufenen Punkten. Das sorgt zwar tatsächlich zunächst für etwa mehr Ordnung, kann unter Umständen aber auch für lästiges Suchen sorgen. Hier hilft die Suchleiste, mit der sich einzelne Punkte zuverlässig aufspüren lassen - wenn man denn weiß, wie sie benannt sind.

Nach wie vor Teil von EMUI und nicht von Android ist die Implementierung des Fingerabdrucksensors. Die entsprechende Hardware hat Huawei nach eigenen Angaben auf ein neues Niveau gehoben, das international als Level 4 bezeichnet. Entsprechend werden nicht mehr nur der Verlauf oder die zweidimensionale Form der Papillarleisten ausgewertet, auch das 3D-Profil ist nun entscheidend. Der Nutzer spürt gegenüber dem Mate 8 keinen Unterschied. Die Erkennung ist schnell und zuverlässig.

Der Fingerabdrucksensor arbeitet erneut schnell und präzise

Der Fingerabdrucksensor arbeitet erneut schnell und präzise

Insgesamt wirkt EMUI 4.1 reifer als der ebenfalls schon überzeugende Vorgänger, auch wenn man nur von kleineren Veränderungen sprechen kann. Hinsichtlich der Übersichtlichkeit sollte Huawei mittelfristig aber an neuen Lösungen arbeiten, die Fülle an Möglichkeiten ist inzwischen nur schwer zu überschauen. Erwähnenswert ist noch, dass auf dem P9 vergleichsweise viele Drittanbieter-Applikationen installiert sind. Diese sind zwar allesamt deinstallierbar, blockieren zunächst aber Speicherplatz und bieten überwiegend keine echten Mehrwert.

Vorläufiges Fazit

Auch wenn Huawei die Kamera des P9 ins Zentrum stellt, auch in den anderen Punkten muss das neue Smartphone punkten - allein schon aufgrund der preislichen Positionierung. Mit unverbindlichen 569 Euro rangiert es zwar noch immer deutlich unterhalb eines Galaxy S7 oder G5, der Oberklasse kann man es dennoch zuordnen. Auch deshalb geht es bis hier lediglich um das, was das P9 abseits von Foto- und Video-Eigenschaften bietet.

Fast schon traditionell kann das Gehäuse überzeugen. Das Design wirkt stimmig, die Verarbeitung ist sehr gut. Der ein oder andere mag sich beim Blick auf das Gerät an Apple erinnert fühlen, in natura wirkt das P9 aber sehr viel eigenständiger als es auf Bildern der Fall ist. Für verblüffte Gesichter kann man sorgen, wenn man jemandem das neue Modell und seinen Vorgänger in die Hand gibt. Dass letzteres tatsächlich dünner ist, mag man zunächst kaum glauben. Auch das spricht für Huawei.

Auch ohne Leica gibt das P9 eine gute Figur ab

Auch ohne Leica gibt das P9 eine gute Figur ab

Ähnlich sieht es beim Display aus. Ja, höhere Auflösungen machen sich im Prospekt gut, entpuppen sich im Alltag aber eher als Nachteil oder zumindest nicht als Vorteil. Das im P9 steckende Full-HD-Panel bietet eine hohe Helligkeit und eine stimmige Farbdarstellung, einzig der Kontrast könnte noch besser ausfallen. Warum man sich ähnliches nicht auch beim SoC gedacht hat, ist hingegen die große Frage. Der Kirin 955 bietet eine ausreichende Leistung, ohne dabei nach Rekorden zu greifen, das kleinere Schwestermodell hätte vermutlich aber für ähnliche Resultate gesorgt. Dass wieder nicht alle Funktionen des SoCs genutzt werden, ist erneut ärgerlich, immerhin bietet man nun USB Typ-C.

Generell ist die Ausstattung auf einem hohen Niveau, auch wenn man an das Niveau eines Galaxy S7 nicht herankommt. Ob man dessen Funktionen in Summe aber wirklich alle braucht, sei dahingestellt - auch das erklärt vielleicht den preislichen Unterschied. Schnelles WLAN und LTE sind ebenso an Bord wie ein ausreichend groß dimensionierter Speicher und dessen Erweiterbarkeit. Dass keine zweite SIM genutzt werden kann, dürfte die Masse der Nutzer kaum stören und ist einzig und allein auf die Macht der Provider zurückzuführen; ein Lied, das auch Samsung singen kann. Sich der Kritik angenommen hat Huawei in Sachen Software. Die in EMUI 4.0 vermissten Funktionen stehen nun wieder zur Verfügung, zudem bietet man mit Android 6.0 eine aktuelle Basis. Hier und da würde etwas mehr Übersichtlichkeit nicht schaden, mit diesem Problem haben aber viele Hersteller zu kämpfen - die Masse der Möglichkeiten bringt dies fast zwangsläufig mit sich.

Leistung und Gehäuse überzeugen, im Alltag relevante Schwächen gibt es kaum

Leistung und Gehäuse überzeugen, im Alltag relevante Schwächen gibt es kaum

Sucht man eine Schwachstelle, bleibt Stand jetzt nur der Akku übrig. Zwar schneidet das P9 besser als das P8 ab, vom 3.000 mAh fassenden Akku hat man sich im Vorfeld aber mehr versprochen. Viele Nutzer dürften problemlos eineinhalb bis zwei Tage ohne Ladegerät auskommen, andere Smartphones schaffen aber mehr.

An der vorläufigen Einschätzung ändert das aber kaum etwas. Klammert man die Kamera aus, muss sich das P9 nicht vor der Konkurrenz verstecken. Es erreicht zwar in vielen Fällen keine Spitzenposition, bietet im Alltag aber von allem genügend. Die Vorteile der Mitbewerber beschränken sich hingegen in vielen Fällen auf theoretische Werte, die nur auf dem Papier erkennbar sind.

Bisher positive Eindrücke des Huawei P9:

  • sehr hohe Verarbeitungsqualität
  • helles Display
  • hohe Systemleistung
  • aktuelle Android-Version
  • Speicher erweiterbar

Bisher negative Eindrücke des Huawei P9:

  • Akku fest verbaut
  • nicht alle Vorteile des SoCs werden genutzt

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