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Huawei P9 im Test (2/2) - Das leistet die Leica-Kamera - Kamera-App, Kamera-Qualität, Fazit

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Neue Kamera-App mit vielen Fenstern

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Bislang galt Huaweis Kamera-Applikation als beinahe narrensicher. Alle Funktionen waren übersichtlich auf wenige Bildschirme verteilt, die Bedienung einfach. Kritisieren konnte man lediglich die Optik, da man sich hier sehr deutlich an Apple orientierte. Ob man dem P9 eine neue Lösung spendiert hat, da Leica dies verlangt hat, es aufgrund der neuen Möglichkeiten die bessere Wahl war oder man einfach endlich ein neues Design starten wollte, ist unklar.

Die Kamera-App im Automatik-Modus

Die Kamera-App im Automatik-Modus

Sicher ist hingegen, dass der erste Schnappschuss problemlos möglich ist, vor dem Ausschöpfen aller Möglichkeiten aber einiges an Zeit erforderlich ist - nicht nur aufgrund der bereits erwähnten Kombinationsmöglichkeiten. Eher, da die neue App einiges an Übersichtlichkeit eingebüßt hat. Ein Wisch nach oben (jeweils vom Hauptbildschirm im Landscape-Modus betrachtet) blendet die verfügbaren Modi ein, ein Wisch nach unten die jeweils möglichen Zusatzfunktionen. Dazu gehören beispielsweise das Speichern eines GPS-Tags, das Aktiveren die Objektverfolgung durch den Autofokus oder aber das simple Einblenden eines Kamerarasters. Ebenso können Fotogröße (in Megapixel) und Bildformat respektive die Video-Auflösung gewählt werden. Am linken Bildrand warten schließlich noch die Optionen für LED-Blitz, Filter und Wechsel zwischen Front- und Hauptkamera.

Ist der Pro-Modus verfügbar, gibt es zusätzlich noch einen kleinen weißen Balken am rechten Rand des Sucher-Ausschnitts. Aktiviert man diesen durch das einfache Ziehen in die Mitte, kann schnell auf ISO, Belichtungszeit, Blendenzahl, Fokus-Modus (Single-Spot etc.) und Weißabgleich Einfluss genommen werden. Je nach Vorlieben und Erfahrung können einzelne oder alle Werte manuell angepasst werden, andere verbleiben hingegen in der Einstellung Automatik. Damit auch weniger versierte Fotografen mitunter oder gar regelmäßig in den „Pro“-Modus wechseln, werden ihnen die Auswirkungen der Änderungen an den Parametern unmittelbar auf dem Display angezeigt, Huawei nennt es richtigerweise Live-Preview.

Von links nach rechts: Pro-Modus, Tiefenschärfe-Modus und eins von zwei Einstellungsfenstern

Von links nach rechts: Pro-Modus, Tiefenschärfe-Modus und eins von zwei Einstellungsfenstern

Für ambitionierte Nutzer gibt es aber noch einen anderen Grund, um die anderen Modi weitestgehend links liegen zu lassen: Nur in der „Pro“-Einstellung können die Fotos als RAW-Daten abgelegt und damit später einfach und umfangreich bearbeitet werden.

Was leider in allen Modi fehlt: Parallel zu einem Video können keine Fotos aufgenommen werden.

Nicht alles wird gut, aber vieles hervorragend

Dass es nicht ausreicht, nur Hardware namhafter Hersteller zu verbauen, haben in der Vergangenheit schon mehrere Smartphones gezeigt, die als Kamera-Alternative angepriesen wurden. Ohne die passende Abstimmung können auch der beste Sensor oder die beste Optik allenfalls Durchschnittliches abliefern. Beim P9 haben Huawei und Leica aber fast alles richtiggemacht, wenn es um die Bewertung der Foto-Qualität geht.

Die Modi von links nach rechts: Automatik, HDR, Pro

Die Modi von links nach rechts: Automatik, HDR, Pro

Bei guten und sehr guten Lichtverhältnissen werden im Auto-Modus klar überdurchschnittliche Bilder produziert. Farben und Details stimmen, die Schärfe der Aufnahmen passt. Je schlechter die äußeren Bedingungen werden, desto eher lohnt der Griff zum „HDR“- oder „Pro“-Modus. Denn die Automatik scheint dann schnell überfordert zu sein, wie die Vergleichsaufnahmen zeigen. Zwar erreichen HDR-Aufnahmen nicht das Maß an Qualität, das beispielsweise das Galaxy S7 oder das iPhone 6s bieten, das Niveau ist aber dennoch hoch.

Auch im HDR-Modus können die Bilder überzeugen, allerdings nicht immer

Auch im HDR-Modus können die Bilder überzeugen, allerdings nicht immer

Die beiden Kontrahenten übertreffen kann das P9 aber dann, wenn man selbst Hand anlegt. Die Lernkurve ist dank Live-Preview vergleichsweise flach, schon nach einigen Dutzend Aufnahmen hat man den Dreh mit ISO, Belichtungszeit etc. zumindest soweit raus, als dass die Automatik nur noch selten genutzt werden muss. Sind die richtigen Parameter gewählt, produziert das Ensemble bestehend aus Sony-Sensor, Leica-Optik und Huawei-Software die derzeit besten Smartphone-Fotos. Das gilt auch und vor allem dann, wenn man den Monochrom-Sensor nutzt. Im Vergleich zu nachträglich auf Schwarz-Weiß getrimmten Aufnahmen wirken die „Originale“ deutlich stimmiger, da dem Sensor die Trennung selbst sehr ähnlicher Farben zuverlässig gelingt.

Gleiche Szene, unterschiedliche Sensoren: Der Monochrom-Sensor überzeugt

Gleiche Szene, unterschiedliche Sensoren: Der Monochrom-Modus überzeugt

Angesichts der überzeugenden Fotos verwundert die schwache Leistung bei Videos umso mehr. Während man das Fehlen einer 4K-Option noch mit der geringen Verbreitung fehlender Wiedergabegeräte halbwegs entschuldigen kann, darf die Qualität deutlich kritisiert werden. Zwar liegen die Videos über dem Durchschnitt, mit den aktuellen Topmodellen der namhaften Hersteller kann man in diesem Punkt aber ganz eindeutig nicht mithalten.

Tiefenschärfe-Modus: Der Monochrom-Sensor liefert die notwendigen Daten, die Software erledigt den Rest

Tiefenschärfe-Modus: Der Monochrom-Sensor liefert die notwendigen Daten, die Software erledigt den Rest

Farben und Details überzeugen zwar ähnlich wie bei den Fotos, der fehlende Bildstabilisator, die verringerte Auflösung und Bildwiederholrate bei Zeitlupen- und Zeitraffer-Videos kann das aber nicht ausgleichen. Im Idealfall gelingen gute „Schnappschuss-Videos“, häufig enttäuschen die Aufnahmen aber aufgrund von Wacklern oder einer leichten Artefaktbildung.

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Ähnlich kann die Frontkamera bewertet werden. Auch hier landet das P9 über dem Durchschnitt, oftmals zu helle Aufnahmen und ein leichtes Bildrauschen stören aber.

Die Frontkamera kann nicht mithalten, reicht aber für Schnappschüsse

Die Frontkamera kann nicht mithalten, reicht aber für Schnappschüsse

Fazit

Die Mühe hat sich gelohnt. Wer das Smartphone auch als Kamera nutzen will, kommt um das P9 nicht herum. Zwar gibt es in Hinblick auf die Foto-Qualität in bestimmten Szenarien Konkurrenten, die besser abschneiden, wer sich ein wenig in die Materie einarbeitet, kann diese aber vergleichsweise schnell und vor allem eindeutig übertrumpfen. Kurzum: Wer den „Pro“-Modus wählt, kann sich auf - verglichen mit anderen Smartphones - teils überragende Aufnahmen freuen.

Das liegt auch daran, dass Huawei die Überarbeitung der Kamera-Applikation in weiten Teilen gelungen ist. Zwar muss man sich an die ein oder andere Positionierung von Funktionen gewöhnen, insgesamt gibt es hier aber wenig zu meckern. Anders sieht es aus, wenn es um Videos geht. Diese können nicht mit den Fotos mithalten, vor allem der Verzicht auf Hardware oder das Ausnutzen eigentlich vorhandener Leistung kostet viele Punkte. Will Huawei das nächste Mate-Modell ebenfalls in Kooperation mit Leica entwickeln, dürfen optischer Bildstabilisator, eine höhere Bildwiederholrate und 4K nicht fehlen.

Die Rückseite macht den Unterschied: Huawei liefert mit dem P9 das derzeit beste Kamera-Smartphone

Die Rückseite macht den Unterschied: Huawei liefert mit dem P9 das derzeit beste Kamera-Smartphone

Berücksichtigt man die Eindrücke aus dem ersten Teil des Tests, hat man mit dem P9 vieles richtiggemacht. Die Verarbeitung überzeugt, die Ausstattung ist in weiten Teilen komplett und aktuell, der Speicher erweiterbar und die Leistung in allen Lebenslagen mehr als ausreichend. Dass der SoC ähnlich wie im Mate 8 nicht vollständig ausgereizt wird, ist einer der wenigen Minuspunkte.

Auch darum ist die Bewertung einfach. Wer mit seinem Smartphone häufig fotografiert und über ein ausreichend großzügiges Budget verfügt, kann beim P9 fast bedenkenlos zugreifen.

ta huawei p9

Für die ausgezeichnete Kamera-Lösung erhält das Huawei P9 den Technik-Award.

Steht die Kamera hingegen nicht im Fokus des alltäglichen Gebrauchs, fällt die Empfehlung schwerer. Vor allem, da zwischen Huaweis neuem Modell und dem Galaxy S7 im Handel derzeit nur etwa 30 Euro liegen. Samsung bietet mehr Leistung und ein besseres Display, auch wenn man hier eigentlich nur von Vorteilen auf dem Papier sprechen kann. Ob das HTC 10 ein ernsthafter Konkurrent ist, kann noch nicht eingeschätzt werden, auch wenn die Kamera einen guten ersten Eindruck hinterlassen hat.

Alle Fotos können hier (Google Drive, 179 MB) unbearbeitet heruntergeladen werden.

Positive Eindrücke des Huawei P9:

  • sehr hohe Verarbeitungsqualität
  • helles Display
  • hohe Systemleistung
  • aktuelle Android-Version
  • Speicher erweiterbar
  • Kamera mit sehr guten Ergebnissen bei Fotos

Negative Eindrücke des Huawei P9:

  • Akku fest verbaut
  • nicht alle Vorteile des SoCs werden genutzt
  • Kamera mit Schwächen bei Videos

Preise und Verfügbarkeit
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