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Gigaset GS160 im Test - Laufzeit, Kamera, Gehäuse, Fazit

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Ein wechselbarer Akku ist nicht alles

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Beim Archos 55 Helium kritisierten wir noch, dass der Akku trotz der abnehmbaren Rückseite nicht ohne weiteres getauscht werden kann - beim GS160 sieht es besser aus. Auch hier lässt sich das Rückteil entfernen, was wiederum Zugriff auf die drei Slots sowie den Energiespeicher erlaubt. Der fasst hier 2.500 mAh, angesichts der Gerätegröße ein zu erwartender Wert.

Wer Display-Größe und -Technik sowie den verbauten SoC im Hinterkopf hat, dürfte auch von den Laufzeiten nicht überrascht werden. In der Video-Schleife mit lokal hinterlegtem Full-HD-Material sowie einer Helligkeit von 200 cd/m² hielt das Gigaset GS160 etwas mehr als acht Stunden durch, im Akku-Test des PCMark waren es nicht ganz sieben Stunden. Damit landet das Testgerät jeweils im Mittelfeld.

Im praxisnahen Einsatz mit automatischem Mail-Abgleich sowie Surf- und Telefonie-Aktivitäten konnten mit einer Ladung rund eineinhalb Tage überbrückt werden. Hauptursache für den nicht überzeugenden Wert dürfte der SoC sein, der nicht im Ruf steht, ein Effizienzriese zu sein. Gigaset selbst verspricht im Übrigen Video-Laufzeiten von sechseinhalb Stunden.

Eine vollständige Ladung des Akkus dauerte im Test nicht ganz dreieinhalb Stunden, das mitgelieferte Ladegerät bietet ausgangsseitig lediglich 5 W. Schnellladetechniken oder drahtloses Wiederbefüllen werden nicht unterstützt.

Die Kamera darf ignoriert werden

Zweckdienlich ist die Kamera-Hardware. Zwar erwecken 13 und 5 Megapixel auf der Rück- und Vorderseite zunächst den Eindruck, man habe es mit einem Vertreter der Mittelklasse zu tun, die weiteren Eckdaten relativeren das aber sehr schnell. So werden Videos unabhängig von der gewählten Kamera nur mit 1.280 x 720 Pixeln aufgenommen und auf der Front kommt mit f/2.4 eine nur wenig lichtstarke Optik zum Einsatz; hinten ist es immerhin f/2.2. Einen Bildstabilisator gibt es in dieser Preisklasse natürlich nicht, Hilfestellung bieten lediglich ein etwas träger Autofokus sowie ein LED-Blitz.

Dem stellt Gigaset eine übersichtliche Kamera-App gegenüber, deren Bedienung kaum Fragen offen lässt und die hier und da auch positiv überrascht. So kann der Auslöser auf Wunsch beim Erkennen eines Lächelns oder einer „V“-Fingergeste automatisch ausgelöst werden und selbst ein HDR-Modus steht zur Verfügung. Letzterer arbeitet zwar vergleichsweise langsam, produziert aber akzeptable Fotos.

Dennoch ist die Bild- und Video-Qualität insgesamt eher mäßig. Der Weißabgleich lag im Test mehrfach falsch, Details und Schärfe überzeugten oftmals nicht. Bei guten Lichtverhältnissen gefielen immerhin die festgehaltenen Farben, bei Aufnahmen aus nächster Nähe hatte der Fokus dafür unabhängig vom Umgebungslicht fast immer zu kämpfen.

Weitere Schwächen: Schon bei vergleichsweise geringen ISO-Werten fällt Bildrauschen auf und bei schlechten Lichtverhältnissen verschwimmen Details und Farben. Welche der Kameras dabei genutzt wird, ist unerheblich, die Schwächen - und sehr wenigen Stärken - sind die gleichen. Deshalb darf das GS160 getrost als Schnappschuss-Smartphone bezeichnet werden, andere Aufnahmen lassen sich ihm nicht entlocken.

Einen Schönheitswettbewerb gewinnt das GS160 nicht

Gigaset selbst sagt, dass man an einigen Stellen auf ein Mehr verzichtet hat, um beispielsweise einen Fingerabdrucksensor oder andere - aus eigener Sicht - hervorstechende Merkmale bieten zu können. Auf diese Strategie dürfte auch das Gehäuse zurückzuführen sein.

Zu den verwendeten Materialien schweigt sich das Unternehmen zwar aus, mehr als Kunststoff dürfte aber nicht zum Einsatz kommen. Dem Rahmen, der in einem Blau-Grau gehalten ist, sieht man das nicht an, der Rückseite hingegen schon. Die hat man zwar mit einer sehr feinen Musterung versehen, einen hochwertigen Eindruck vermittelt sie allerdings nicht. Und wie bei so vielen Smartphones mit abnehmbarer Rückseite hat man auch beim GS160 Angst, sie könnte beim Entfernen zerbrechen; Schäden trug sie im Test allerdings keine davon.

An der generellen Verarbeitung gibt es kaum etwas zu kritisieren, nur die nicht ganz gleichmäßigen Spaltmaße zwischen Rahmen und Rückseite stören. Die am rechten Rand untergebrachten Tasten für Lautstärke und Standby sind gut eingefasst und bieten satte Druckpunkte.

Optisch hält sich das 144,0 x 72,3 x 9,5 mm große Smartphone stark zurück, über die Front ist es eindeutig nicht zu identifizieren. Die Rückansicht wird hingegen vom Unternehmensschriftzug sowie den beiden chromfarbenen Ringen rund um Kamera und Fingerabdrucksensor geprägt.

In der Hand liegt das GS160 auch dank des geringen Gewichts von 139 g grundsätzlich gut, die Rückseite dürfte aber etwas mehr Halt bieten - sie ist schlicht zu glatt. Verbesserungswürdig ist ebenso die Ausnutzung der Fläche, das Display nimmt nur 66 % der Front ein. Auch deshalb lässt sich das Smartphone nicht mit einer Hand bedienen.

Unveränderte Oberfläche und doch kein Android 7

Der Verzicht auf Anpassungen der Benutzeroberfläche gilt bei Android-Smartphones gemeinhin als großer Vorteil, wenn es um die Bereitstellung von Updates geht. Schließlich sinkt der Aufwand, wenn weniger Veränderungen berücksichtigt werden müssen. Leider ist der Einsatz von „Vanilla“-Android aber keine Garantie dafür, dass überhaupt neue Versionen angeboten werden - das lehrt uns Gigaset.

Denn obwohl man beim GS160 auf Anpassungen verzichtet, soll es nach aktuellem Stand kein Update geben - von Sicherheits-Patches einmal abgesehen. Damit müssen Nutzer mit hoher Wahrscheinlichkeit auch langfristig mit Android 6.0 vorliebnehmen, was vor allem mit Blick auf Neuerungen wie die Erweiterungen des veränderten Doze-Modus‘ oder Project Svelte ärgerlich sein kann. Warum das Unternehmen kein Android 7 in Aussicht stellen wird, begründet man nicht, es dürfte aber im Wesentlichen am verwendeten SoC liegen, der nicht alle Anforderungen der aktuellen Betriebssystem-Version erfüllt.

Davon abgesehen gibt es bezüglich der Software nichts zu kritisieren. Zwar liefert Gigaset das GS160 mit einigen Werbe-Apps aus, diese lassen sich aber problemlos deinstallieren. Mit Smart Draw bietet man eine den Huawei Knuckle Codes sehr ähnliche Funktion an: Wird ein vorher definierter Buchstabe mit dem Finger auf das Display gezeichnet, wird die hinterlegte App gestartet. Ebenso lassen sich Screenshots schnell und ohne Tastendruck erstellen. Allerdings kann auch der Fingerabdrucksensor zum Starten von Programmen genutzt werden, hierfür muss ein Finger lediglich mit dem gewünschten Programm verknüpft werden.

Fazit

Keine Frage, ein Schnäppchen ist das GS160 nicht. Umfasst das Lastenheft ein etwa 5 Zoll großes Display, 16 GB internen Speicher, eine Dual-SIM-Funktion sowie einen Fingerabdrucksensor, geht es schon bei unter 100 Euro los - auch wenn Hersteller wie Umi oder Zopo den meisten Interessierten kaum etwas sagen werden. Aber auch der ein oder andere bekanntere Anbieter kann Gigaset unterbieten. Vor allem dann, wenn bestimmte Ausstattungsmerkmale kein Muss sind. Empfindet man den Fingerabdrucksensor als überflüssig, sind Lenovos Moto G4 Play oder Acers Liquid Zest 4G günstigere Alternativen, das ASUS ZenFone 2 Laser bietet für etwa 150 Euro mehr Leistung und eine bessere Kamera als das GS160.

Das zeigt, dass am Ende nur der Preis eine ernsthafte Schwäche ist. Denn andere ernsthafte Schnitzer leistet Gigaset sich nicht, auch wenn die Kamera enttäuscht und das Display nicht überzeugen kann. Für ein Einsteiger-Smartphone bietet das GS160 eine durchaus umfassende Ausstattung sowie eine erwartbare Performance, nur leider für 30 bis 40 Euro zu viel. Vor allem mit Hinblick auf die eingeschränkte Produktpflege - Stichwort Android-Updates.

Vielleicht aber sollte man das GS160 aber auch nur als ersten Versuch bewerten. Mit der Ankündigung, in absehbarer Zeit weitere und auch höherpreisige Modelle auf den Markt bringen zu wollen, will Gigaset den Neustart endgültig vollziehen. Zieht man aus dem Erstling die richtigen Lehren, könnte aus dem deutschen Unternehmen ein ernsthafter Konkurrent für zumindest die Anbieter der zweiten Reihe werden.

Positive Eindrücke des Gigaset GS160:

  • Speicher erweiterbar
  • Akku einfach wechselbar
  • unveränderte Android-Oberfläche

Negative Eindrücke des Gigaset GS160:

  • schwache Kamera
  • kein Update auf Android 7 vorgesehen
  • Display mit starkem Blaustich

Preise und Verfügbarkeit
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