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Mit gleich drei Modellen betrat Gigaset im Spätsommer 2015 den Smartphone-Markt, doch nach der Vorstellung der Geräte wurde es schnell wieder ruhig. Nun, mehr als ein Jahr danach, ist das GS160 bereit. Das ist laut Hersteller nicht einfach nur ein neues Modell, sondern soll für den Neuanfang stehen. Ob dafür die Wahl des Einsteigersegments die beste Wahl war, zeigt der Test des 149 Euro teuren Smartphones.
Betrachtet man die erste Ankündigung als Startdatum, ist Gigaset seit knapp zwei Jahren im Smartphone-Bereich aktiv. So kurz die Historie aber auch ist, sie ist dennoch einen Rückblick wert. Im Januar 2015 stellte die ehemalige Siemens-Tochter, die in erster Linie für ihre Festnetz-Telefone bekannt ist, die ersten eigenen Handys in Aussicht. Auf der IFA des gleichen Jahres wurden die Modelle ME Pure, ME und ME Pro vorgestellt, Ausstattung und Preispunkte wirkten zu diesem Zeitpunkt konkurrenzfähig.
Doch ein verspäteter Verkaufsstart, einige Mängel sowie eine nicht vorhandene Update-Politik sorgten dafür, dass aus den Hoffnungsträgern keine wurden. Inzwischen scheint klar, dass das Konstrukt im Hintergrund für vieles verantwortlich war. Denn Gigaset fungierte in weiten Teilen lediglich als Namensgeber, viele wichtige Dinge wurden vom Partner, dem Investor Goldin in China, entschieden.
Diese Zusammenarbeit existiert nun nicht mehr, Mitte Dezember wurde das Ende bekanntgegeben. Zwar will Gigaset auch weiterhin mit verschiedenen anderen Unternehmen zusammenarbeiten, will aber alle Prozesse nun von Deutschland aus zentral steuern. Wichtiger aber: Das GS160 soll nur eines von mehreren neuen Modellen sein, die in den kommenden Monaten auf den Markt kommen sollen. Schließlich will Gigaset sich langfristig engagieren und hat auch die höherpreisigen Marktsegmente nach eigenen Angaben nicht aus den Augen verloren.
Warum man sich nun für ein Einsteigergerät entschieden hat, wird nicht kommuniziert. Eine Rolle dürfte natürlich der psychologische Preispunkt sein, bei 149 Euro greifen viele vermutlich eher als bei 249 Euro zu - die Hemmschwelle ist geringer. Wer die ME-Familie kennt, muss sich allerdings darüber im Klaren sein, dass das GS160 weit unterhalb des ME Pure angesiedelt ist.
Einsteigerleistung
Man kann es aber auch sehr früh erkennen, wenn auf das Datenblatt geschaut wird. So ist MediaTeks MT6737 ganz klar am unteren Ende einsortiert, auch 1 GB Arbeitsspeicher sprechen eine sehr deutliche Sprache.
Der SoC verfügt über vier Cortex-A53-Kerne, die bis zu 1,3 GHz erreichen, sowie eine GPU vom Typ Mali-T720 MP2. Vorgestellt wurde letztere bereits vor mehr als drei Jahren und gilt inzwischen nicht ohne Grund als Flaschenhals. Denn selbst die höherpositionierten Schwestermodelle der 700er Reihe kommen den Adreno-Konkurrenten kaum hinterher, selbst eine Adreno 306 oder 405 ist spürbar potenter.
Gezeigt hat das erst kürzlich das Archos 55 Helium, das ebenfalls über das Gespann bestehend aus MT6737 und 1 GB RAM verfügt. Man könnte beim Blick auf die Benchmark-Werte allerdings sagen, dass sich der leicht höhere Preis des GS160 positiv auf die Leistung auswirkt. Denn in fast allen Tests ist das Gigaset-Smartphone zumindest etwas schneller als der französische Konkurrent.
Im 3DMark Ice Storm Unlimited erreicht es mit rund 3.700 Punkten knapp 4 %, in AnTuTu 6 mit etwa 29.4000 Punkten sogar fast 25 % mehr. Doch das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass das GS160 dennoch fast immer am unteren Ende der Tabelle landet. Mit den alltäglichen Apps wie dem Mail-Client oder dem Browser hat das Smartphone zwar keine Probleme, bei umfangreichen Seiten ist die Limitierung aufgrund des knappen Arbeitsspeichers dann aber doch zu spüren. Gleiches gilt für den Einsatz von großen Programmen, hier und da reagierte aber auch die Benutzeroberfläche nicht ganz flüssig, wenn zuletzt speicher- oder rechenintensive Anwendungen ausgeführt wurden.
Das liegt ein Stück weit aber auch am mitunter trägen internen Speicher mit seinen 16 GB. Im PCMark-Storage-Test mit Standardeinstellungen erreichte das GS160 schwache 1.500 Punkte sowie maximale Transferraten von etwa 100 und 38 MB/s beim Lesen und Schreiben, in Androbench mit härteren Anforderungen nur 54 und 18 MB/s.
Alles Wichtige ist an Bord
Die weitere Ausstattung bewegt sich hingegen auf einem Niveau, das selbst der unteren Mittelklasse in nichts nachsteht. Das LTE-Modem überträgt dank Cat 4 Daten mit bis zu 150 Mbit/s, in drahtlosen Netzwerken werden erwartungsgemäß maximal der n-Standard sowie 2,4 GHz unterstützt und Bluetooth ist in Version 4.0 an Bord. Auf NFC muss verzichtet werden, dafür kann das Smartphone UKW-Radiostationen empfangen; das für den Empfang notwendige Headset liegt nicht bei.
Zur Erweiterung des internen Speichers steht ein microSD-Slot bereit, der auch dann genutzt werden kann, wenn zwei SIM-Karten eingelegt sind. Denn Gigaset setzt löblicherweise auf separate Plätze für alle Karten. Allerdings kann nur eine SIM-Karte für Datenübertragungen genutzt werden. Anschlussmöglichkeiten gibt es darüber hinaus für Kopfhörer und Headsets mit typischem 3,5-mm-Stecker sowie USB-Kabel - hier allerdings nur mit Micro-USB-Stecker.
Hinsichtlich der Empfangs- und Sendeeigenschaften gab es im Laufe des Tests keine Auffälligkeiten. Beim Telefonieren fiel hingegen auf, dass der hierfür vorgesehene Lautsprecher oberhalb des Displays allenfalls eine mittelmäßige Audio-Qualität bietet. Das Mikrofon am unteren Rand arbeitet hingegen gut, eine Unterdrückung störender Nebengeräusche konnte aber nicht entdeckt werden; Gigaset erwähnt weder die Funktion noch ein zweites Mikrofon, das hierfür nötig wäre. Der auf der Rückseite verbaute Lautsprecher könnte ebenfalls höhere Pegel erreichen, aber auch für mehr Tiefen sowie eine verzerrungsfreie Wiedergabe dürften Nutzer dankbar sein.
Der unterhalb der Hauptkamera platzierte Fingerabdrucksensor arbeitete im Test zuverlässig, mitunter verging zwischen dem Erkennen und dem Entsperren des GS160 aber auffällig viel Zeit - zurückzuführen vermutlich auf die Systemleistung.
Nur das Blau stört beim Display
Beim Display setzt Gigaset auf einen guten Kompromiss. Mit 5 Zoll dürfte man viele Geschmäcker treffen, mit 1.280 x 720 Pixeln ist die Auflösung für den Alltag noch hoch genug; eine höhere Pixel-Dichte - beim GS160 sind es 294 ppi - für gleich viel oder gar weniger Geld gibt es nicht. Full HD dürften die meisten Nutzer zwar gern in Kauf nehmen, profitieren würde man davon aber in erster Linie aber nur bei sehr feinen Elementen. Im Gegenzug würden aber auch die Anforderungen an den SoC und den Akku steigen.
Wichtiger ist es, dass Helligkeit und Kontrast ausreichen. Mit maximal 518 cd/m² ist das Display auch in sehr hellen Umgebungen gut ablesbar, nur bei direkter Sonneneinstrahlung und vergleichbaren Umständen kommt es zu Problemen. Ein Kontrastverhältnis von 1.072:1 ist insgesamt zwar nur durchschnittlich, das Archos 55 Helium brachte es aber beispielsweise nur auf 867:1.
Echte Kritik muss sich Gigaset so am Ende nur für den satten Blaustich des IPS-Panels gefallen lassen. Mit rund 10.700 Kelvin bietet das GS160 den schlechtesten bislang von uns gemessenen Wert, was sich natürlich nicht nur im direkten Vergleich mit wirklich weißen Flächen wie Papier bemerkbar macht. Eine Möglichkeit zur Anpassung sehen die Display-Optionen nicht vor.
Verschmerzbar ist hingegen, dass der Touch-Sensor nur fünf Eingaben gleichzeitig erkennt.