TEST

Moto G5S im Test

Fast das Brot-und-Butter-Smartphone - Leistung, Kamera, Laufzeit, Software, Fazit

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Limitiert dank Snapdragon 430

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Alles andere als frisch ist der verbaute SoC. Denn der Qualcomm Snapdragon 430 wurde schon im Sommer 2015 angekündigt und hat mit dem Snapdragon 450 auch schon einen Nachfolger. Warum Lenovo respektive Motorola auf den alten Chip setzen, ist nicht bekannt.

Dass die Entscheidung aber negative Auswirkungen hat, überrascht nicht. Der Achtkerner (ARM Cortex-A53) erreicht maximal 1,4 GHz und verfügt mit einer Adreno 505 über die aktuell langsamste Qualcomm-GPU, die für Smartphones vorgesehen ist. Hinzu kommen ein stark abgespeckter DSP (Hexagon 536) sowie eine nur einkanalige Speicheranbindung (LPDDR3, 800 MHz). Das Ergebnis ist eine Leistung, die klar im unteren Drittel angesiedelt ist. Rund 47.000 Punkte in AnTuTu 6 sind diesbezüglich ebenso eindeutig wie Geekbench-4.1-Werte von 657 und 2.360 im Single- und Multi-Thread-Modus. Aber es gibt auch einige Ausreißer nach oben, so zum Beispiel knapp 4.800 Punkte in PCMark, die aber auch dem internen Speicher geschuldet sind. Mit 140 und 70 MB/s (Androbench) respektive 209 und 70 MB/s (PCMark) fallen die maximalen Transferraten für diese Preisklasse gut aus.

Der Einsatzbereich des Smartphones ist somit klar umrissen: Als Spielekonsole ist das Moto G5S nicht konzipiert. Ganz alltägliche Aufgaben wie Surfen, Mail-Verkehr oder den Einsatz der üblichen Messenger meistert das Smartphone aber anstandslos. Dass die Benutzeroberfläche jederzeit flüssig dargestellt wird, ist angesichts des Verzichts auf einen eigenen Einsatz keine echte Überraschung.

16 Megapixel reichen für mehr als Schnappschüsse

Eine interessante Überarbeitung hat die rückseitige Hauptkamera erhalten. Steht Nutzern des Moto G5 und Moto G5 Plus ein 13-Megapixel-Sensor, bzw. ein Sensor mit 12 Megapixel zur Verfügung, sind es beim Moto G5S 16 Megapixel. Beibehalten hat man hingegen - leider - die Blende des Moto G5, es bleibt somit bei f/2,0. Für zusätzliches Licht sorgt ein LED-Blitz, einen optischen Bildstabilisator gibt es nicht. Scharfgestellt wird per Phasenvergleich.

Bei guten Lichtverhältnissen können sich die Aufnahmen sehen lassen, so lange nicht stark vergrößert wird. Denn dann fällt auf, das Details nur schlecht festgehalten werden. Zudem sind Farbübergänge an einigen Stellen nicht hart genug, es entsteht ein leicht verwaschener Eindruck. Das Rauschverhalten gibt weniger Anlass zur Kritik. Zwar lässt es sich bei genauem Hinsehen auch bei ISO 100 schon entdecken, im Großen und Ganzen gibt es in diesem Preisbereich aber auch deutlich schlechtere Smartphone-Kameras. Enttäuschend ist hingegen der HDR-Modus. Der wird zwar löblicherweise auf Wunsch automatisch aktiviert, oftmals ist vom Effekt aber kaum etwas zu erkennen.

Überraschend gut gefällt die Frontkamera mit ihren 5 Megapixeln sowie Blende f/2,0. Teilweise wirken die Aufnahmen detaillierter als die der Hauptkamera, Farben und vor allem Hellgeitsunterschiede und -intensität könnten aber besser festgehalten werden. Dennoch: Die Qualität liegt klar über der „Schnappschuss"-Schwelle. Selfie-Freunde dürften sich zudem über den Front-LED-Blitz freuen. Allerdings ist ein langer Arm bei dessen Einsatz Pflicht, da sonst vieles überstrahlt wird.

Für Videos gelten die gleichen Stärken und Schwächen wie für Fotos. Das Limit liegt bei beiden Kameras bei 1080p30. Wer sich für Zeitlupenaufnahmen entscheidet, ist auf 540p120 (Hauptkamera) und 480p120 (Frontkamera beschränkt.

Die Kamera-App ist übersichtlich aufgebaut, auch wenn Neulinge zunächst vor einem Rätsel stehen. Denn dass die Einstellungen über einen Wisch nach rechts eingeblendet werden, ist nicht erkennbar. Am oberen, bzw. linken Rand werden Modus-abhängig die wichtigsten Funktionen dargestellt. Im Pro-Modus können die wichtigsten Parameter direkt beeinflusst werden, das Ergebnis sind in der Regel, ein wenig Übung vorausgesetzt, qualitativ bessere Fotos. Leider ist das Sichern im RAW-Modus nicht möglich.

Der SoC kostet Laufzeit

Der Größe des Moto G5S angemessen fällt der Akku aus. Mit 3.000 mAh entspricht dessen Kapazität dem, was bei 5,2-Zoll-Geräten üblich ist - auch innerhalb der Familie; das gleichgroße Moto X4 bietet die gleiche Kapazität. Beim Laden vertraut man auf die hauseigene TurboPower-Technik: Wird das mitgelieferte Netzteil verwendet, sollen nach nur 15 Minuten 5 Stunden Laufzeit möglich sein. Allerdings nur, wenn der Akku zuvor einen niedrigen Füllstand hatte. Möglich wird das durch eine maximale Ladeleistung von 15 W. Das i-Tüpfelchen wäre der Einsatz von USB Typ-C gewesen, drahtloses Laden darf man hingegen in dieser Preisklasse (noch) nicht erwarten.

Wie wichtig das schnelle Laden ist, zeigen die Messungen und während des Tests gesammelten Erfahrungen. Denn ein Langläufer ist das Moto G5S nicht, was zu einem großen Teil am SoC liegt. Dessen Fertigung im 28-nm-LP-Verfahren ist alles andere als zeitgemäß und Grund für eine vergleichsweise geringe Effizienz. So reicht es in der Video-Schleife mit lokal hinterlegtem Full-HD-Material und einer Display-Helligkeit von 200 cd/m² nur für eine Laufzeit von rund 9 Stunden. Den üblichen PCMark-Test durchlief das Moto G5S trotz mehrfacher Versuche nicht komplett, an unterschiedlichen Stellen stürzte der Akku-Benchmark ab; gleiches gilt im Übrigen für Geekbench 4.0, nicht aber für Geekbench 4.1.

Den simulierten Alltagstest mit Telefonaten, Surfen per WLAN und LTE sowie dem Einsatz der üblichen Messenger hielt das Smartphone nicht ganz zwei Tage durch. Nach 43 Stunden musste das Netzteil zum Laden angeschlossen werden.

Ausgerechnet bei der Software wird gepatzt

Ein vor allem für erfahrener Nutzer großer Pluspunkt der Moto-Familie ist der Verzicht auf eine eigene Benutzeroberfläche. Das kommt nicht nur der Performance zugute, sondern erleichtert und beschleunigt - in der Theorie - das Entwickeln von Android-Updates. In der Theorie, da Motorola, bzw. Lenovo zuletzt nicht mehr zu den ersten Herstellern gehörten, die frische Software zur Verfügung stellten. Das mag auch daran liegen, dass das Erstellen eines Updates weitaus umfangreicher ist, als so mancher denkt. So sind nicht nur passende Treiber für SoC und andere Komponenten nötig, auch bestimmte Applikationen müssen angepasst werden.

Denn auch wenn auf eine eigene Oberfläche verzichtet wird: Eigene Software kommt auf dem Moto G5S dennoch zum Einsatz. So wird die Kamera über die Moto-Kamera-App gesteuert, für eine einfachere Bedienung vertraut man auf Moto. Hinter letzterem verbergen sich Moto Action und Moto Display und damit unter anderem die Möglichkeit, bestimmte Gesten und Tastenkombinationen für Befehle zu nutzen. So kann mit einem zweimaligen schnellen Drehen des Smartphones die Kamera-App gestartet werden, eine doppelte „Hack"-Bewegung aktiviert die Taschenlampen-Funktion. Ebenso lässt sich der Fingerabdrucksensor als Alternative für die drei Android-Tasten ein- und ausschalten. Für das Ein- und Ausblenden der Benachrichtigungszentrale lässt sich der Sensor aber leider ebenso wenig einsetzen wie für die Navigation innerhalb der Galerie. Lediglich das Aktivieren und Deaktivieren des Standbys ist noch möglich.

Auf Werbe-Apps und ähnliches verzichtet man - wenn der Nutzer denn während der Ersteinrichtung des Moto G5S aufmerksam ist. Denn während dieser wird gefragt, ob interessante Programme installiert werden sollen. Eine Unsitte, die wir zuletzt unter anderem bei HTC kritisiert haben. Wie bei den Taiwanern kann man diesen Schritt aber überspringen.

Ausgeliefert wird das Moto G5S mit Android 7.1.1, obwohl zumindest Version 7.1.2 erwartet werden könnte. Schlimmer jedoch: Das Sicherheits-Niveau entspricht Juni 2017. Wann ein Update auf Android 8 erscheint, ist noch nicht bekannt. Klar ist jedoch, dass ein solches in Arbeit ist.

Fazit

Mit dem Moto G5S orientieren sich Lenovo und Motorola erfreulicherweise an der ersten Generation. Nahezu alles, was im Alltag bei einem Smartphone wichtig ist, ist dabei und hier und da werden Grundvoraussetzungen auch übererfüllt - wie im Falle des großzügig bemessenen Speichers oder der Display-Auflösung. Hinzu kommen das gut verarbeite Gehäuse sowie der Verzicht auf eine eigene Benutzeroberfläche.

Dem gegenüber stehen kaum echte Schwächen. Der Blaustich des Displays ist ärgerlich, vor allem aufgrund der fehlenden manuellen Anpassung und so manches Komfort-Feature darf man eigentlich auch in dieser Preisklasse erwarten. USB Typ-C und ac-WLAN stehen hier stellvertretend.

Der ein oder andere Interessent dürfte sich eine größere Leistungsfähigkeit oder bessere Laufzeiten gewünscht haben. Ersteres ist zu verschmerzen, da für den Alltag genügend Performance geboten wird, letzteres hätte hingegen mit dem Einsatz eines anderen SoCs problemlos ermöglicht werden können.

Und genau dies wird dem Moto G5S zusammen mit seinem Quasi-Vorgänger zum Verhängnis. Denn wäre da nicht das Moto G5 Plus, hätte sich das neue Modell eine Preis-Leistungs-Empfehlung verdient - sozusagen als Brot-und-Butter Smartphone.

Doch das Moto G5 Plus schneidet in keinem Punkt schlechter ab, im Gegenteil. Der dort verbaute Snapdragon 625 bietet nicht nur mehr Leistung, sondern auch eine höhere Effizienz. Zudem verfügt die Kamera über eine lichtstärkere Optik und ein Update auf Android 8 ist auch hier in Arbeit. Mit Preisen ab etwa 210 Euro wird das Moto G5S leicht unterboten.

Positive Aspekte des Moto G5S:

  • gut verarbeitetes Gehäuse
  • Speicher kann erweitert werden
  • nahezu unverändertes Android

Negative Aspekte des Moto G5S:

  • kein USB Typ-C
  • Akku fest verbaut
  • Display mit Blaustich

Preise und Verfügbarkeit
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