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LG V30 im Test

Das Smartphone für Musikfans - Kamera, Gehäuse

Portrait des Authors


Vor allem Hobby-Filmer dürfen sich freuen

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Schon seit dem G5 setzt LG auf eine Dual-Kamera-Lösung auf der Rückseite. Am Prinzip hat sich seitdem nichts geändert: eine Kamera für Tele-Aufnahmen, eine für Weitwinkel-Aufnahmen. Die Hardware hat LG hingegen verändert.

Die Primärkamera nutzt einen 16-Megapixel-Sensor (1,0 µm Pixel-Kantenlänge), einen optischen Bildstabilisator sowie eine sechsteilige Glasoptik mit Blende f/1,6 und einem Aufnahmewinkel von 71°. Für die Sekundärkamera verwendet LG einen 13-Megapixel-Sensor (1,0 µm Pixel-Kantenlänge) sowie eine nicht näher beschriebene Optik mit Blende f/1,9 und einem Aufnahmewinkel von 120°. Die Sekundärkamera muss aber nicht nur ohne optischen Bildstabilisator auskommen, auch einen Autofokus gibt es nicht. Anders sieht es bei der Primärkamera aus: Hier entscheidet die Software automatisch, ob per Laser oder Phasenvergleich scharfgestellt wird.

Die Qualität der Aufnahmen schwankt aber nicht nur deshalb. Unterschiede gibt es nicht nur mit Blick auf die gewählte Kamera, sondern auch in Abhängigkeit von den Lichtverhältnissen. Sind diese zumindest befriedigend, wie beispielsweise bei bewölktem Himmel tagsüber, gefallen Fotos und Videos. Farben und Details werden gut festgehalten, auch Helligkeitsunterschiede bleiben erhalten. Dabei schneidet die Primärkamera mit ihrer Tele-Optik immer ein Stück besser ab - vor allem, da die Sekundärkamera zu etwas dunkleren Aufnahmen neigt. Drei Schwächen offenbaren allerdings beide Kameras, wenn auch erst bei stark vergrößerter Betrachtung: Konturen werden etwas überschärft, am Bildrand fehlt mitunter ein wenig Schärfe und selbst bei ISO 100 kommt das V30 nicht ohne Bildrauschen aus. Ebenfalls nicht immer überzeugen kann der HDR-Modus. Der springt, falls die Automatik gewählt wurde, zwar zuverlässig an, der Dynamikumfang fällt aber eher enttäuschend aus.

Bei schlechten Lichtverhältnissen tritt letzteres verstärkt auf. Hinzu kommt allerdings, dass die Sekundärkamera Flächen hellen Lichts nicht stark genug von anderen abgrenzt. Bemerkbar macht sich dies beispielsweise bei hellen Leuchtquellen, die auf den Aufnahmen alles andere in ihrer Umgebung überstrahlen. Beiden Kameras gelingt es davon abgesehen jedoch, Farben zuverlässig festzuhalten.

Einige Schwächen lassen sich durch den manuellen Modus vermeiden. Hier kann der Nutzer die wichtigsten Parameter direkt beeinflussen - auch im Falle der Frontkamera. Die verfügt über einen 5-Megapixel-Sensor (1,12 µm Pixel-Kantenlänge) sowie eine Optik mit Blende f/2,2. Der Aufnahmewinkel beträgt 90°, kann jedoch auf 82° verringert werden. Die Foto- und Video-Qualität ist insgesamt gut, Probleme mit Bildrauschen und mangelnder Schärfe am Rand gibt es aber auch hier.

Für Videos, die mit den beiden rückseitigen Kameras gedreht werden, gelten die gleichen Stärken und Schwächen wie für Fotoaufnahmen. Allerdings bietet die Kamera-App einige Besonderheiten, weshalb Videos eines der Highlights des V30 sein sollen. Neben der üblichen Automatik gibt es mit Manuell und Cine Video zwei weitere Modi. Im manuelle Modus können verschiedene Parameter wie ISO, Belichtungszeit und Weißabgleich direkt beeinflusst werden, aber auch in Hinblick auf Bitrate und Bildwiederholrate gibt es ungewöhnlich viele Eingriffsmöglichkeiten. Besonders hervor sticht allerdings die Audio-Option. Erfahrene Nutzer können Lautstärke (Gain) sowie bestimmte Frequenzen (LCF und LMF) beeinflussen, zudem kann ein Windfilter aktiviert werden. Hinzu kommt eine Pegelanzeige für den linken und rechten Kanal sowie die Option, die Audio-Spur in Hi-Fi-Qualität aufzuzeichnen.

Im Modus Cine View hat der Nutzer weit weniger Optionen zur Verfügung, im Mittelpunkt sehen hier verschiedene vorgefertigte Profile, die LG als Cine Effect bezeichnet. Diese sind in Form von Lookup-Tabellen (LUT) integriert und reichen yon „Romantisch" über „Dokumentationen" und „Landschaft" bis hin zu „Medlodrama" und „Klassisch" - insgesamt sind es 15. Die Bezeichnungen machen deutlich, dass LG damit vor allem Hobby-Filmer ansprechen will, die ihren Clips mit wenig Aufwand den jeweils passenden Look verpassen wollen. Vignette und Stärke lassen sich jeweils über Schieberegler anpassen, allerdings nicht während der Aufnahme. Ebenso lassen sich die Profile nicht währenddessen ändern. Das verwundert, da es sich laut LG um Echtzeit-Colorgrading handeln soll. Unklar ist ebenfalls, warum die Option Point Zoom auf den Modus Cine Video beschränkt ist. Gedacht ist Point Zoom zum Vergrößern eines zuvor auf dem Display markierten Punktes, es kann entsprechend nicht nur die Bildmitte vergrößert werden.

Die Kamera-App bietet allerdings auch für Fotos verschiedene Modi, darunter die üblichen wie Panorama. Interessante Ergebnisse gibt es vor allem im Modus „Pop-out", in dem Tele- und Weitwinkel-Kamera für eine Aufnahme genutzt werden sowie im Modus „Fotogitter". In diesem können mehrere Fotos oder kurze Clips nebeneinander im 2x2-Raster platziert werden. Videos lassen sich zudem in Form von Zeitlupen oder Zeitraffern aufzeichnen. Erstere sind auf 720p120 beschränkt, letztere können maximal in 1080p30 aufgenommen werden.

Der Aufbau der App ist insgesamt übersichtlich und weitestgehend selbsterklärend, in vielen Fällen wird beim Aufrufen einer Funktion eine kurze Anleitung eingeblendet. Ärgerlich ist, dass bestimmte Einstellungen nur dann vorgenommen werden können, wenn der entsprechende Modus ausgewählt wurde.

Kompakt trotz 6 Zoll

Ein Stück weit zu beliebig ist das Design des V30 geraten. Eine Überraschung ist das nicht. Denn mit immer schmaler werdenden Display-Rändern fehlt schlicht Platz für optische Eigenständigkeit - zumindest auf der Vorderseite. Die wird vom Display dominiert, rund 81 % nimmt die Anzeige ein. Dank gewölbten Glas fällt der Übergang zum Metallrahmen sehr harmonisch aus.

In diesen integriert LG am linken Rand die beiden Lautstärketasten, im rechten ist Platz für SIM- und microSD-Karte. Oben und unten gibt es jeweils eine 3,5-mm-Audio-Buchse sowie einen USB-Typ-C-Port.

Die Rückseite geht ebenfalls gewölbt in den Rahmen über, was letztlich für ein gelungenes Gesamt-Design sorgt. Anders als auf der Front gibt es hier aber gleich mehrere Hingucker. Da wäre zum einen die minimal abstehende Dual-Kamera am oberen Ende, direkt darunter fallen die Standby-Taste mit zuverlässig arbeitendem Fingerabdrucksensor sowie das Bang & Olufsen-Logo auf. Ganz unten wird hingegen auf den Hersteller des V30 verwiesen.

Bei der in Moroccan Blue gehaltenen Version kommt Licht als Eyecatcher hinzu. Durch die gläserne Rückseite wird einfallendes Licht je nach Winkel unterschiedlich reflektiert, das Spektrum reicht dabei von Dunkelgrau über Blau und Grün bis hin zu Petrol.

Mit 151,7 x 75,4 x 7,3 mm fällt das V30 für ein 6-Zoll-Smartphone sehr kompakt aus, sowohl das Pixel 2 XL als auch das Mate 10 Pro sind voluminöser. Mit 158 g ist das LG-Smartphone zudem deutlich leichter. Über die entsprechenden Gründe kann nur spekuliert werden, das haptische Feedback ist aber ein Indiz. Denn das deutet darauf hin, dass LG auf der Rückseite kein echtes Glas verwendet, stattdessen dürfte es sich um  wesentlich leichteres Acrylglas handeln. Das Unternehmen selbst spricht nur von „3D Glas", die Bezeichnung Gorilla Glas wird lediglich für die Front verwendet.

Auf die Verarbeitung hat das aber keinen Einfluss. Zwischen Rahmen und Vorder- sowie Rückseite gibt es keine unterschiedlichen oder spürbaren Spaltmaße, die insgesamt drei Tasten sind gut einpasst und verfügen jeweils über einen sehr guten Hub und Druckpunkt. Einzig der Kartenträger im rechten Rand fällt leicht negativ auf: Beim Testmuster schloss der nicht bündig mit dem restlichen Rahmen ab.

Die Bedienung mit nur einer Hand ist aufgrund der Länge des Smartphones nicht möglich, daran ändern auch die schmalen Display-Ränder nichts. Dafür lassen sich die drei Tasten einfach erreichen, in der Hand liegt das V30 trotz der glatten Rückseite sicher.

Fällt es dennoch einmal herunter, sollen schwerwiegende Folgen ausbleiben oder zumindest unwahrscheinlich sein. Denn das Gehäuse ist nicht nur gemäß IP68 vor dem Eindringen von Wasser und Staub geschützt, sondern soll Stürze dank Einhaltung der MIL-STD-810-Norm überstehen.

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