Android 7.1.2 trifft auf LG UX 6.0+
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Dem hohen Preis und Anspruch des V30 nicht gerecht wird die verwendete Software-Basis. Denn ein Vierteljahr nach dem Start von Android 8 darf man dessen Einsatz in einem Flaggschiff erwarten. Das Argument, anderswo wäre das V30 schon länger erhältlich, zählt nicht. Zumal der Sicherheits-Patch-Level mit September 2017 alles andere als aktuell ist.
Davon abgesehen stellt sich aber die Frage, ob Nutzer einen Unterschied zwischen dem eingesetzten Android 7.1.2 und Android 8 überhaupt bemerken würden. Schließlich wird mit LG UX 6.0+ eine eigene Oberfläche über das Betriebssystem gestülpt, die die Oberfläche und Bedienung teils deutlich verändert.
So sind die Systemeinstellungen beispielsweise in vier Tabs unterteilt, was nur auf den ersten Blick für mehr Übersicht sorgt, der klassischen Android-App-Drawer muss erst aktiviert werden. Verzichtet man darauf, werden Apps im iOS-Stil abgelegt. Hinzu kommen verschiedene Bedienhilfen, darunter das beliebte „Double Tap to Wake Up", das einfache Erstellen von Screenshots und Fotos per doppeltem Tastendruck oder das Einrichten situations- und ortsbedingter Makros (Smart Settings).
Den Wegfall des noch beim V20 vorhandenen zweiten Displays soll das Floating Bar genannte Widget kompensieren. Hier lassen sich Verknüpfungen zu Apps, Kontakten und Funktionen hinterlegen und wahlweise vom linken oder rechten Rand in die Mitte ziehen. So gut dies auch umgesetzt ist, an den Komfort des zweiten Displays reicht es nicht heran.
Optisch wirkt LGs eigene Oberfläche weit weniger bunt und verspielt als noch vor ein oder zwei Jahren, wirklich modern ist sie aber noch immer nicht gestaltet. Android-Neulingen dürfte der Einstieg hier schwerer als bei einigen Konkurrenten fallen, auch wenn LG an vielen Stellen kurze Anleitungen und ähnliches platziert hat.
Wann genau das Update auf Android 8 folgt, ist noch nicht bekannt. In Südkorea hat ein entsprechender Beta-Test bereits begonnen, dort könnte die finale Version bereits Anfang 2018 bereitgestellt werden.
Fazit
Der vielleicht wichtigste Punkt: LG bietet auch deutschen Kunden die bestmögliche Ausstattung an und verzichtet somit anders als beim G6 auf den Verkauf einer beschnittenen Version. Den infolgedessen erlittenen Image-Verlust dürfte die Kurskorrektur aber nicht unmittelbar wieder ausgleichen.
Hilfreich wäre es deshalb gewesen, zwei höchstwahrscheinlich vermeidbare Fehler nicht zu begehen. So aber muss LG sich den Vorwurf gefallen lassen, das V30 nicht nur mit einer alten Software, sondern auch mit einem eher fragwürdigen Display ausgeliefert zu haben. Der klare Blaustich lässt sich nicht wegdiskutieren und auch die Helligkeit dürfte nicht jeden überzeugen. Dinge, die schon beim Pixel 2 XL gestört haben - dort wird das gleiche Panel verbaut.
Das dritte echte Manko kennt man ebenfalls vom großen Google-Smartphone, wenn auch nicht so ausgeprägt: die Drosselung des SoCs. Ein Leistungseinbruch um etwa ein Viertel mag aufgrund des hohen Leistungsniveaus im Alltag nicht zum Tragen kommen, stört angesichts des Smartphones-Preises aber dennoch. Zumal es Konkurrenten mit Snapdragon 835 gibt, bei denen Throtteling eine weitaus geringere Rolle spielt.
Auf der anderen Seite punktet das V30 an zahlreichen Stellen. Angefangen bei der umfangreichen Ausstattung über die teils guten Akku-Laufzeiten bis hin zum kompakten Gehäuse, das abgesehen von einem kleineren Mangel beim Testmuster eine hohe Verarbeitungsqualität aufweist. Die klaren Highlights sind aber andere.
Dank Quad-DAC bietet das Smartphone im Kopfhörer-Modus eine sehr hohe Audio-Qualität, die Musikfans begeistern dürfte. Vielleicht gelingt es LG, mit einem Update noch mehr herauszuholen. Denn ein manuell anpassbarer Equalizer wäre wünschenswert, das Fehlen ist aufgrund der vorhandenen, durchaus guten Profile aber nicht zu schmerzhaft. Zudem dürften sich viele über die klassische Audio-Buchse freuen, Nutzer von hochwertigen Bluetooth-Kopfhörern profitieren von aptX HD. Wäre da nicht die etwas halbgare Lautsprecherumsetzung, könnte man das V30 fast als ideales Smartphone für Audiophile bezeichnen.
Das zweite Highlight ist natürlich die Kamera. Wobei das eher für die Modi und Möglichkeiten der entsprechenden App gilt. Vieles kennt man bereits von früheren LG-Smartphones, im V30 wirkt alles aber runder. Wer häufig kürzere oder längere Clips dreht, wird den manuellen Video-Modus schnell zu schätzen lernen. In diesem Punkt werden alle anderen derzeit verfügbaren Smartphones in den Schatten gestellt. Umso erfreulicher wäre es deshalb, wenn die Bildqualität dieses hohe Niveau ebenfalls erreichen würde. Zwar fallen Fotos und Videos diesbezüglich überdurchschnittlich gut aus, die Schwankungen je nach verwendetem Sensor und Lichtverhältnissen sind aber unübersehbare Minuspunkte.
Deshalb und aufgrund des Displays erhält das V30 keine uneingeschränkte Empfehlung. Aufgrund der zahlreichen Stärken in anderen Bereichen gehört das Smartphone aber durchaus zu den besten - und vor allem interessantesten - Vertretern des Jahres 2017. Musikfans, die auf der Suche nach einem neuen Handy sind und ein entsprechendes Budget haben, kommen kaum am V30 vorbei.
Positive Aspekte des LG V30:
- kompaktes Gehäuse
- hohe Systemleistung
- umfangreiche Ausstattung
- hohe Audio-Qualität im Kopfhörermodus
- teils gute Akku-Lautzeiten
- Kamera-App mit zahlreichen Video-Modi
- insgesamt hohe Verarbeitungsqualität
- Speicher erweiterbar
Negative Aspekte des LG V30:
- Display mit Blaustich
- SoC wird gedrosselt
- Akku fest verbaut
- ab Werk nur mit Android 7.1.2 und fehlenden Sicherheits-Updates
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