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Amazon Fire TV im Test - Alltagseindrücke und Fazit

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Unterhaltung per Video, Spiel und Foto

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Am eigentlichen Einsatzzweck lässt Amazon beim Fire TV ebenso wenig einen Zweifel wie Apple beim Apple TV: Vor allem die eigenen Streaming-Dienste sollen genutzt werden. Dementsprechend ist eine - nicht zwingend benötigte - Prime-Mitgliedschaft ein großer Vorteil, durch das integrierte Instant Video lassen sich tausende Filme und Serienepisoden kostenlos nutzen. Darüber hinaus stehen weit mehr Titel gegen zusätzliche Bezahlung bereit, hier ähnelt der Umfang klar iTunes - auch die Preise liegen auf einem Niveau.

Derzeit noch die Nase vorn haben Apple und Co. bei den Streaming-Alternativen. Denn mit Watchever und Netflix sind hier die wichtigsten Anbieter in Form von Apps vertreten, Amazon selbst will letztgenannten Dienst sowie Maxdome demnächst integrieren. Fällt der Blick zurück auf Instant Video, bleibt nichts Negatives zurück. Die Bedienung ist nicht zuletzt dank der Sprachsuche einfach, die Bildqualität kann zumindest auf den ersten Blick überzeugen - geschulte Augen erkennen aber wie bei der Konkurrenz schnell Unterschiede zu Blu-ray und Co.

Der Spielekatalog führt auch bekannte Titel, die mitunter jedoch zwingend ein Gamepad benötigen

Der Spielekatalog führt auch bekannte Titel, die mitunter jedoch zwingend ein Gamepad benötigen

Sind die Mindestanforderungen an die Internet-Anbindung erfüllt (3,5 Mbit für 720p, 12 Mbit für 1080p), überrascht Fire TV mit extrem kurzen Puffer-Zeiten: Schon unmittelbar nach der Auswahl eines Titels beginnt die Wiedergabe. Ist ein Kindle Fire HDX verfügbar, lässt sich dieses als sogenannter Second Screen beispielsweise für weitergehende Informationen zum gerade laufenden Film oder zur Wiedergabesteuerung nutzen. Aber auch der Wechsel des Wiedergabegeräts ist problemlos möglich: Ein auf dem Tablet gestarteter Titel lässt such auf dem Fire TV einfach an der Stelle fortsetzen, an der das Abspielen unterbrochen wurde - dies kennt man von vielen Konkurrenten.

Optisch bewegen sich die Titel meist auf dem Niveau aktueller Smartphones und Tablets

Optisch bewegen sich die Titel meist auf dem Niveau aktueller Smartphones und Tablets

Steht einem der Sinn hingegen gerade nicht nach Unterhaltung durch Filme oder Serien, locken zahlreiche Spiele. Die bereits erwähnte Möglichkeit, derartige Apps herunterzuladen, soll Fire TV mit einer Konsole vergleichbar machen, so der Hersteller. Tatsächlich aber bewegt sich die Settop-Box in diesem Punkt eher im Bereich von aktuellen Smartphones und Tablets. Dies gilt nicht nur für die Grafik, sondern auch in Hinblick auf die verfügbaren Titel. Verwunderlich ist dies nicht, schließlich handelt es bei fast allen Spielen um angepasste Versionen, die ursprünglich für Android-Geräte konzipiert waren. Wirklich aufwändige Unterhaltung darf man in diesem Punkt also nicht erwarten, Titel wie „Asphalt 8“, „Minecraft Pocket Edition“ oder „Riptide 2“ versprechen aber zumindest ein gewisses Maß an Zerstreuung.

amazon fire tv 08

Integration der Amazon Cloud: Fotos und Videos können abgerufen werden, Musik soll später folgen

Wer jedoch mit dem Gedanken spielt, Fire TV mehr als nur gelegentlich zum Spielen zu nutzen, sollte zum separat erhältlichen Fire-Gamecontroller greifen. Für knapp 40 Euro erhält man damit ein Eingabegerät, das optisch und funktionell an den Xbox-Controller erinnert und die Bedienung von Spielen deutlich verbessert. Darüber hinaus lassen sich aber auch alle anderen Funktionen des Fire TV darüber nutzen; einige Spiele setzen einen Controller zwingend voraus, allerdings lassen sich auch zahlreiche USB-Modelle - beispielsweise die PC-Variante des Xbox-Controllers - nutzen.

Zu guter Letzt hat Amazon die eigene Cloud tief in das System integriert. Wer seine Fotos und Videos im Speicher des Online-Händlers ablegt, kann diese via Fire TV abspielen. Dabei stehen diverse Darstellungsmöglichkeiten zur Verfügung, beispielsweise in Form einer Dia-Show.

Fazit

Amazon selbst vergleicht seine Settop-Box mit Apples Apple TV und Googles Chromecast. Beim Blick auf die Grundfunktionen erscheint dies als naheliegend, im Detail gibt es aber große Unterschiede, was die Vergleiche nicht nur in einem Punkt schwer macht. Festzuhalten ist zunächst, dass man mit Fire TV ein ordentliches Debüt hinlegt. In Sachen Optik orientiert man sich klar am Konkurrenten aus Cupertino, zumindest in Sachen Fernbedienung kann man aber weder beim Material noch bei der Haptik mithalten. Dass Fire TV etwas kleiner ausfällt, ist eher nebensächlich - wichtiger ist da schon, dass die kleine Box dank der Bluetooth-Anbindung der Fernbedienung versteckt werden kann.

Ihre originäre Aufgabe, das Wiedergeben von Videos via Instant Video, erfüllt die Hardware tadellos. Vor allem das schnelle Starten der Titel sowie der umfangreiche Katalog wissen zu gefallen, auch wenn sich letzterer nicht von iTunes und Co. abheben kann.

Amazon Fire TV: Schnelle Video-Weidergabe, überzeugende Sprachsuche und vielfältige Einsatzmöglichkeiten, aber Schwächen bei der Bedienung

Amazon Fire TV: Schnelle Video-Weidergabe, überzeugende Sprachsuche und vielfältige Einsatzmöglichkeiten, aber Schwächen bei der Bedienung

In einigen Punkten mehr, in anderen Punkten weniger bietet man bei den darüber hinaus gehenden Angeboten. So stehen zwar die öffentlich-rechtlichen Mediatheken sowie diverse Nachrichten-Applikationen bereit, andere Streaming-Angebote wie Netflix, aber auch Amazons eigener Musikdienst, fehlen noch. Nachbessern sollte man aber nicht nur den Umfang der verfügbaren Programme, sondern auch in Hinblick auf die Benutzeroberfläche. Die angeführten Probleme bei der Nutzung vieler Apps sowie die etwas zu sterile Optik können nicht vollends überzeugen, die sehr gut umgesetzte Sprachsuche gleicht dies aber mehr als aus.

Für letztere wünscht man sich aber eine Integration in die Drittanbeiter-Apps per API oder zumindest ein Verweis auf die Programme. Die Suche nach der „Heute Show“ könnte dann im Idealfall die ZDF Mediathek starten und die passenden Clips präsentieren, mindestens jedoch in der Trefferliste auf die App hinweisen.

Ähnlich, aber doch unterschiedlich: Fire TV ist offener als Apple TV, hinkt in einigen Punkten jedoch hinterher

Ähnlich, aber doch unterschiedlich: Fire TV ist offener als Apple TV, hinkt in einigen Punkten jedoch hinterher

Aber auch abseits der eigenen Dienste macht Fire TV eine gute Figur. So lassen sich ohne großen Aufwand via Plex eigene Inhalte via Netzwerk abrufen, versierte Nutzer können zudem mit vertretbarem Aufwand weitere Software nachrüsten. Gerade in diesem Punkt kann sich Amazons Settop-Box von Apple TV und viele Konkurrenten abheben - der Einsatz von Fire OS macht es möglich.

Wie beim Konkurrenten gilt aber: Wer den vollen Umfang nutzen will, muss mehr als nur den einmaligen Anschaffungspreis zahlen. Zwar fällt die Prime-Jahresgebühr in Höhe von 49 Euro angesichts der gebotenen Gesamtleistung günstig aus, nur für das im Vergleich zum gesamten Katalog überschaubare Gratisangebot lohnt sie sich jedoch nicht. Abgewogen werden muss aber auch das mögliche Nutzungsverhaten. Denn wer Fire TV überwiegend für Instant Video nutzen will, könnte sich einen Kauf unter Umständen sparen. Denn entsprechende Clients gibt es für eine Vielzahl von Geräten, darunter Konsolen und Smart TVs. Für technisch versierte Nutzer ist Fire TV dennoch eine klare Empfehlung. Denn für wenig Geld erhält man eine Plattform, die mit etwas Zeitaufwand in eine leistungsfähige Unterhaltungsplattform erweitert werden kann.

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Eine mögliche zweite Generation sollte jedoch im Detail verbessert werden, vor allem in Hinblick auf die Wertigkeit der Fernbedienung sowie die Abschaltung des Geräts. Aber auch den nutzbaren Speicher sollte Amazon vergrößern. Denn angesichts von Programmgrößen im GB-Bereich kann die Box mit nur wenigen Apps bis zum Anschlag gefüllt werden.

Positive Aspekte des Amazon Fire TV:

  • Video-Wiedergabe startet ohne längeres Puffern
  • umfangreicher Film- und Serienkatalog
  • zahlreiche Drittanbieter-Apps
  • überzeugende Sprachsuche
  • offener Ansatz

Negative Aspekte des Amazon Fire TV:

  • Abschalten der Settop-Box nicht möglich
  • Fernbedienung hinterlässt keinen hochwertigen Eindruck
  • ohne Prime-Konto eingeschränkter Funktionsumfang
Quellen und weitere Links KOMMENTARE (17) VGWort