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Das Acer Iconia W510 ist das erste Windows 8-Tablet, das wir in der Hardwareluxx-Redaktion getestet haben. Dementsprechend kann im Rahmen des Fazits nicht nur das Tablet allein im Fokus stehen, sondern sollte auch das Betriebssystem etwas mehr Beachtung finden.
Für das Handling von Windows 8 gilt im Prinzip das gleiche wie schon für Windows RT. Die doppelte Benutzeroberfläche (traditioneller Desktop und Modern UI) wirkt mitunter verwirrend, z.B. wenn sich manche Systemeinstellungen zwar unter dem Modern UI anpassen lassen, andere aber den Wechsel zum Desktop erfordern. Gleichzeitig ist das doppelte Gesicht des Betriebssystems aber auch ein Segen. Das Modern UI ist sehr gut auf die Touch-Bedienung angepasst. Für den typischen Tablet-Einsatz ist es damit genau richtig. Gleichzeitig besteht aber immer die Möglichkeit, zur Desktop-Oberfläche zu wechseln und dort so zu hantieren, wie man es vom Windows-Computer gewohnt ist. Gerade bei Tablets mit Tastaturdock, das passende Eingabegeräte für die Bedienung des Desktops bereitstellt, ist das eine Bereicherung. Wer z.B. Dateien kopieren oder verschieben will, kann das einfach über den bewährten Windows-Arbeitsplatz erledigen.
Gegenüber den Windows RT-Geräten kann ein Windows 8-Tablet wie das Iconia W510 aber einen unschätzbaren Vorteil in die Waagschale werfen: Die gewohnten Windows-Programme laufen allesamt auf dem Tablet, die Abhängigkeit von Apps aus dem Windows Store ist passé. Wer über die Anschaffung eines Tablets nachdenkt, aber gern all seine gewohnten Windows-Programme auf dem Touch-Computer nutzen möchte, wird sich schnell gegen Windows RT und für Windows 8 entscheiden.
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Windows 8 setzt allerdings passende Hardware voraus. Im Gegensatz zu den Windows RT-Geräten kann kein ARM-SoC genutzt werden, sondern es ist x86-Hardware nötig. Noch gibt es nur wenige geeignete SoCs. In schlanken Tablets kommt aktuell vor allem der Clover Trail-Atom Z2760 zum Einsatz. Intel hat es vollbracht, mit diesem Atommodell ein SoC auf die Beine zu stellen, das wirklich für den Tableteinsatz geeignet ist und durchaus Respekt abnötigt. Der Stromverbrauch fällt so niedrig aus, das Akkulaufzeiten erreicht werden können, die mit denen von ARM-Tablets vergleichbar sind. Gleichzeitig ist die Leistung ausreichend, um auf einem kleinen Tablet ein Betriebssystem nutzen zu können, das trotz aller Optimierung für die Touch-Eingabe in erster Linie für ausgewachsene PCs gedacht ist. Natürlich kann man den Atom-Prozessor auch schnell überfordern - für eine typische Tabletnutzung ist er aber aus unserer Sicht zumindest ausreichend performant.
Das Microsoft-Betriebssystem und das Intel-SoC stecken den Rahmen für das Iconia W510 ab. Stärken und Schwächen von Software und Hardware hat Acer nicht zu verantworten, wohl aber das eigentliche Gerät selbst. Und hier hat das taiwanesische Unternehmen gute Arbeit geleistet. Das Tablet zeigt sich anschlußfreudig und präsentiert den Bildschirminhalt auf einem guten IPS-Panel. Das Microsoft anzulastende Manko des großen Platzbedarfs von Windows 8 (unser 64 GB-Modell konnte noch etwas über 30 GB an freiem Speicher bieten) gleicht Acer zumindest teilweise durch einen microSD-Kartenslot aus. Und mit dem optionalen Tastaturdock kann das Tablet dann richtig auftrumpfen (auch wenn das Touchpad nicht herausragend ist). Dank der konventionellen Eingabegeräte lässt sich Windows 8 auch auf dem Desktop gut bedienen, der zusätzliche Akku sorgt für eine beeindruckende Laufzeit - die angegebenen 18 Stunden sind bei anspruchsloser Nutzung durchaus erreichbar.
Sowohl Tablet als auch Dock stecken in einem Kunststoffgehäuse, die Verarbeitung bewegt sich aber trotzdem auf einem guten Niveau. Das Tablet ist für sich genommen vergleichsweise leicht und dünn und liegt angenehm in der Hand. Im Dock sorgt das Tabletgewicht dafür, dass der Verbund bei unachtsamer Nutzung leicht nach hinten kippen kann - das ist aber dem Prinzip Tablet + Dock geschuldet. Acer setzt sich dafür von anderen Anbietern vergleichbarer Lösungen durch den beachtlichen Neigungswinkel des Tablets/Display ab. So kann das Dock selbst als Tabletständer genutzt werden.
Wie schlägt sich das Acer-Tablet im Vergleich mit der Konkurrenz? Das Iconia W510 ist das erste von uns getestete Windows 8-Tablets. Mit anderen Windows 8-Tablets können wir es deshalb nur über den Preis vergleichen. Das 64 GB-Modell ist mit Tastaturdock für knapp unter 600 Euro erhältlich. Bei anderen Herstellern wie Dell, HP, Lenovo oder Samsung muss man bei einem vergleichbaren Preis auf ein Tastaturdock verzichten und teilweise sogar mit nur 32 GB Speicher auskommen. Deutlich günstiger ist nur das ASUS VivoTab Smart, das ohne Tastaturdock etwa 450 Euro kostet. Die passende Bluetooth-Tastatur soll für etwa 100 Euro auf den Markt kommen, ist aber noch nicht verfügbar. Selbst Windows RT-Geräte sind als 64 GB-Modell und mit Tastaturdock (bzw. bei Microsoft mit Touch Cover) nicht günstiger erhältlich.
Insgesamt bietet Acer mit dem Iconia W510 ein weitgehend überzeugendes Windows 8-Tablet, das sich nur wenige Detailschwächen leistet. Angesichts des günstigen Verkaufspreises zücken wir unseren Preis-Leistungs-Award.
Positive Aspekte des Acer Iconia W510:
- gute Verarbeitung, eigenständiges Design
- optionales Tastaturdock mit integriertem Zweitakku erhältlich, auch als Tablet-Halter nutzbar
- Akkulaufzeit (mit Dock)
- blickwinkelstabiles Display (IPS-Panel)
- Anschlussmöglichkeiten (microSD, microUSB, Full-USB per Adapter und am Dock, microHDMI), NFC
Negative Aspekte des Acer Iconia W510:
- Leistung des Atom-SoCs reduziert Nutzungsmöglichkeiten
- Tablet sitzt etwas wacklig im Dock, kopflastig
- Touchpad nicht überzeugend