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Wo Pro draufsteht, steht Produktivität oder Leistung im Vordergrund. So sehen es zumindest einige Hersteller, zu denen Huawei ganz offensichtlich aber nicht gehört. Denn mit dem MediaPad T2 10.0 Pro verfolgt man ganz andere Ziele. Wie genau die definiert sind, ist aber auch nach dem Test nicht ganz klar.
Das liegt auch daran, dass sich die Beschreibung des Herstellers in einigen Bereichen mit denen des MediaPad M2 10.0 überschneidet. Bei beiden bewirbt man Sound, Leistung und Display - beim MediaPad T2 10.0 Pro wird letzteres besonders hervorgehoben. Einfacher wird es, wenn man sich die Preise vor Augen hält. Für das M2 werden im Handel derzeit rund 320 und 460 Euro (WLAN-only mit 16 GB Speicher/LTE mit 64 GB Speicher) aufgerufen, das T2 wird mit etwa 240 und 290 Euro und damit dicht an der UVP gelistet.
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Display aus dem Lager
Damit liegt die Vermutung nah, dass Huawei das MediaPad T2 10.0 Pro als günstigeren Ableger vorsieht. Zumindest der Blick auf das Display bestätigt dies aber nicht. Auch hier löst das 10,1 Zoll große IPS-Panel mit 1.920 x 1.200 Pixeln auf. Die Blickwinkel sind bauartbedingt erneut großzügig, die Darstellung mit 224 ppi ausreichend scharf. Wieder mit dabei ist auch der Eye-Care-Modus, der auf Wunsch den Blauanteil verringert, was die Augen weniger stark belasten soll.
Die Messwerte offenbaren weitere Parallelen. Mit 405 cd/m² in der Spitze erreicht das MediaPad T2 10.0 Pro ein um knapp ein Fünftel höhere Helligkeit, beim Kontrast fällt man mit einem Verhältnis von 896:1 jedoch hinter das Schwestermodell (1.046:1) zurück. Besser sieht es dann wieder bei der Farbdarstellung aus. Ab Werk sind viel zu kühle 9.000 Kelvin eingestellt, per Hand lassen sich Werte zwischen rund 6.100 und 11.300 Kelvin wählen; das Optimum von 6.500 Kelvin erreicht man nur mit sehr gutem Auge oder einem entsprechenden Messinstrument.
Insgesamt schneidet das Display noch gut ab, für den Einsatz im Freien wäre ein noch helleres Display aber wünschenswert. Ebenso sollte Huawei an den Abstufungen der Hellgikeit arbeiten. Weder im manuellen noch im automatischen Modus überzeugen die einzelnen Schritte, vor allem zwischen 150 und 300 cd/m² klafft eine große Lücke.
Der Snapdragon tut nicht gut
Einen eigenen Weg beschreitet das neue Tablet beim SoC. Hier bedient man sich überraschenderweise nicht im eigenen Lager, sondern kauft bei Qualcomm dazu. Anstelle des im MediaPad M2 10.0 verbauten Kirin 930 verrichtet hier ein Snapdragon 615 sein Werk. Die einzige Gemeinsamkeit betrifft die Art und Anzahl der CPU-Kerne - in beiden Fällen acht vom Typ Cortex-A53. Mit maximal 1,0 und 1,7 GHz takten diese im MediaPad T2 10.0 Pro aber deutlich niedriger, was sich beim Blick auf die Leistung klar bemerkbar macht. In Geekbench 3 reicht es in der Multi-Thread-Wertung für gut 3.000 Punkte, knapp 10 % weniger.
Aber auch die GPU ist langsamer. Während es die Mali-T628 MP4 in AnTuTu 6 im Punkt 3D immerhin noch auf rund 8.500 Punkte brachte, sind es bei der Adreno 405 nur noch 5.300.
Betrachtet man die Gesamtleistung, fällt das Ergebnis ähnlich aus. Überall landet man teils deutlich hinter dem Schwestermodell und sortiert sich im unteren Mittelfeld ein. Für die üblichen Aufgaben wie Surfen, Mail-Verkehr und ähnliches sowie die ruckelfreie Darstellung der Oberfläche reicht das völlig aus, technisch anspruchsvollere Titel werden meist aber nicht flüssig wiedergegeben.
Erwartbare Ausstattung
Bei der weiteren Ausstattung spart Huawei hingegen kaum. Im Einstiegsmodell sieht man 2 GB RAM sowie 16 GB internen Speicher vor, die getestete höher positionierte Premiumversion bringt es auf 3 und 32 GB; die Erweiterbarkeit mittels microSD-Karte ist in beiden Fällen möglich. Gefunkt wird per ac-WLAN oder Bluetooth 4.1, wer auf Kabel setzt, muss mit Micro-USB 2.0 auskommen. Wer den vergleichsweise geringen Aufpreis nicht scheut, sollte zum LTE-Modell greifen. Das dann vorhandene Modem erreicht im Downstream maximal 150 Mbit/s, laut Anleitung sind auch Telefonate möglich. Auf einen Fingerabdrucksensor hat man verzichtet, ebenso auf NFC.
Halbiert hat man die Anzahl der Lautsprecher. Sind es beim MediaPad M2 10.0 noch vier, muss das MediaPad T2 10.0 Pro mit zweien auskommen. Diese sind - ausgegangen vom Landscape-Modus - mittig rechts und links im Rahmen untergebracht. In der Regel dürften sie somit während der Nutzung nicht von den Händen bedeckt werden. Klanglich muss man ebenfalls Abstriche in Kauf nehmen. Der maximale Pegel fällt zwar hoch aus, es fehlt den 2-W-Boxen aber klar an Tiefen. Zudem drohen leichte Verzerrungen ab einem Pegel von etwa 75 %. Mit vielen Konkurrenten kann das Tablet dennoch mithalten, klanglich liegt es im oberen Mittelfeld.
Asymmetrie und Polycarbonat
Wenn es einen Punkt gibt, in dem sich das neue Tablet von seinen derzeitigen Schwestermodellen klar unterscheidet, dann ist es das Gehäuse. Wo Huawei sonst mit viel Metall verwöhnt, kommt hier lediglich Polycarbonat zum Einsatz. Das „lediglich“ ist dabei aber nicht als Geringschätzung zu verstehen. Denn billig wirkt das MediaPad T2 10.0 Pro nicht. Die Verarbeitung ist sehr gut, die Haptik kann als solide beschrieben werden. Wird das Tablet im Landscape-Modus genutzt, was bei dieser Diagonalen nicht unüblich ist, stört die Platzierung der Tasten für Lautstärke und Standby.
Besser gelöst hat man hingegen die Platzierung der Micro-USB-Schnittstelle und Audio-Buchse. Hier eingesteckte Kabel stören nicht. Aus einem ähnlichen Grund dürfte die Frontkamera eine eher ungewöhnliche Position einnehmen. Diese ist nicht mittig angeordnet, damit die Hand sie nicht verdeckt.
Optisch irritiert das natürlich auf den ersten Blick, generell hält Huawei sich aber an die übliche Formensprache. Echte Hingucker gibt es nicht, allenfalls die leicht silbrige Display-Einfassung kann mit viel gutem Willen als solcher bezeichnet werden.
Wichtiger ist, dass das MediaPad T2 10.0 Pro gut in der Hand liegt. Mit 259,1 x 156,4 x 8,5 ist es zwar etwas länger als so mancher Konkurrent, dafür aber auch schmaler. Die ausgewiesenen 495 g gehen in Ordnung, machen sich auf der Couch aber früher oder später bemerkbar - Geräte der 8-Zoll-Klasse haben hier einen klaren Vorteil.