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NVIDIA GeForce GTX 750 Ti im Test - Fazit

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Mit der "Kepler"-Architektur hat NVIDIA bereits bewiesen, dass diese vom kleinen mobilen Tegra K1 SoC bis hin zur großer Desktop-Grafikkarte ihr Einsatzgebiet finden kann. Doch es hat einige Zeit gedauert, bis NVIDIA die Fertigung entsprechend anpassen konnte, denn die ersten Produkte mit "Kepler"-Architektur waren die GeForce GTX 680 (GK104) und Tesla K20 (GK110). Die Marschrichtung für NVIDIA ist klar - zwar sieht man im Desktop noch über einen langen Zeitraum sein Hauptgeschäft, doch der mobile Sektor wird bei zukünftigen Produktentwicklungen mehr und mehr eine Rolle spielen. Zudem ist eine Steigerung von Performance/Watt nur eine logische Entwicklung, die das komplette Halbleitergeschäft seit Jahrzehnten beschäftigt. Insofern verwundert es nicht, dass NVIDIA mit "Maxwell" das Pferd vom hinten aufzäumt. Zwar beginnt man nicht im komplett mobilen Segment (dazu wird man die nächsten Entwicklungsschritte in der Fertigung abwarten müssen), doch ein Start in der unteren Mittelklasse mit der GeForce GTX 750 und GeForce GTX 750 Ti ist ein Wink auf das, was uns in den kommenden Monaten erwarten wird.

"Kepler" gegen "Maxwell"

Erstmals hält sich NVIDIA auch mit der Weitergabe von Informationen zurück, wie bei gleicher Fertigung eine derartige Steigerung der Leistung erreicht wurde. Zwar werden Optimierungen bei der Anordnung der Strukturen, im Verhältnis zwischen der Control Logic und der Recheneinheiten sowie weitere Maßnahmen genannt, so wirklich ins Detail möchte man aber nicht gehen. Natürlich ist die gestiegene Performance maßgeblich der höheren Anzahl an Shadereinheiten zuzuschreiben, doch auch jeder einzelne Shader leistet bei "Maxwell" angeblich mehr, als es bei "Kepler" der Fall ist.

NVIDIA spricht nicht ohne Grund von der 1. Generation von "Maxwell". Im vergangenen Jahr zeigte NVIDIA auf der GTC 2013 eine GPU-Roadmap, in der zu "Maxwell" auch ausdrücklich die Rede von "Unified Memory" die Rede war. Auf der GTC 2014 wird daher erwartet, dass NVIDIA weitere Details zu den geplanten Ausbaustufen verraten wird. Diese werden sich sicherlich auf den professionellen Bereich konzentrieren, doch stellt dies auch meist einen Ausblick auf die Entwicklung im Desktop-Segment dar. Nicht nur bei den Features wäre eine 2. Generation von "Maxwell" denkbar, sondern auch in Sachen Fertigung, denn die GM107-GPUs werden allesamt noch in 28 nm gefertigt. Unweigerlich werden die Parallelen zur Tick-Tock-Strategie von Intel bewusst, bei der im Wechsel die Architektur und in der Folge der Fertigungsprozess gewechselt werden. Bisher aber gibt es dazu noch keine belastbaren Informationen, insofern konzentrieren wir uns auf das Hier und Heute und das heißt GeForce GTX 750 und GeForce GTX 750 Ti.

Der Preisbereich zwischen 100 und 150 Euro ist extrem interessant für Grafikkarten-Hersteller. Hier wird der größte Umsatz gefahren, die Stückzahlen sind enorm und somit bildet dieses Preissegment das Rückgrat des Produkt-Portfolios. Zum einen kann NVIDIA die neue "Maxwell"-Architektur also testen und bietet gleichzeitig auch noch ein eventuell interessantes Produkt an. Auf dem Papier hat sich NVIDIA die Radeon R7 260X für die GeForce GTX 750 Ti und die Radeon R7 260 für die GeForce GTX 750 als Gegner auserkoren. Je nach Benchmarks entspricht dies auch in etwa unseren Erfahrungen. Leider konnten wir uns noch keine Radeon R7 260 anschauen, da uns aber auch keine GeForce GTX 750 zur Verfügung stand, stört dies nicht weiter. Gleiches gilt natürlich auch für die gerade erst erschienene Radeon R7 265. Wer von älteren Generationen wechseln möchte, für den bieten sich die GeForce GTX 560 Ti oder GeForce GTX 650 Ti als Anhaltspunkt an.

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Interessant wird es bei der Betrachtung der Leistungsaufnahme. NVIDIA verspricht einen im Vergleich zu den ersten Karten auf Basis der "Fermi"-Architektur halbierten Verbrauch, bei gleichzeitig doppelter Performance. Nun wollen wir auch hier die aktuelle Situation für sich sprechen lassen und hier liegt eine GeForce GTX 750 Ti in der Leistung mal über und mal unter einer Radeon R7 260X, verbraucht in unserem Testsystem aber auch gut 60 Watt weniger. Ein ähnliches Verhältnis ist bei der Radeon R7 260 und GeForce GTX 750 zu erwarten. Nun ist die Referenzversion der GeForce GTX 750 Ti nicht das, was sich der Kunde im Online-Shop wird kaufen können, also sollte wir uns auch der Umsetzung von ASUS etwas genauer widmen.

Offensichtlich wird uns eine Vielzahl von unterschiedlichsten Modellen erwarten, die sich allesamt bei Takt und Kühlung unterscheiden. Mit den von ASUS gewählten Taktraten bewegt sich die Karte in einem spürbaren Leistungsplus über der Referenzversion. Wir werden aber sicherlich auch noch Karten sehen, die wesentlich schneller sind. Doch dieses Bild wird sich erst in den kommenden Wochen vervollständigen. Relativ leichtes Spiel hat der Kühler mit der Abwärme der GPU, allerdings dürfte die Kühlung auch gerne etwas weniger wuchtig und der oder die Lüfter dafür etwas leiser sein. Schaut man sich allerdings die Konkurrenzmodelle an, stehen diese zumindest bei der Kühlung dem Modell von ASUS in nichts nach.

Ein paar weitere Anmerkungen zur ASUS GeForce GTX 750 Ti haben wir aber auch noch: Zum einen gefällt uns die Position des zusätzlichen Stromanschlusses nicht. In den meisten Gehäusen dürfte die Zuführung dieser Stecker über den vorderen Bereich des Gehäuses erfolgen und nicht über die Slotblende und somit wäre auch der dazugehörige Anschluss im hinteren Bereich der Karte sicher besser untergebracht. Ein weiterer Kritikpunkt ist unserer Meinung nach die Wahl der Display-Anschlüsse, denn uns erschließt sich nicht, warum sich ASUS hier für den analogen VGA-Anschluss entschieden hat, wo doch bereits ein einfacher Adapter von DVI auf VGA umsetzen kann. Stattdessen wäre ein DisplayPort-Anschluss wünschenswert gewesen. Gut gefallen hat uns hingegen das Overclocking. Offenbar lässt sich aus dem kleinen "Maxwell" noch einiges an Leistung herauskitzeln.

NVIDIAs-Produktpalette in der unteren Mittelklasse

NVIDIAs-Produktpalette in der unteren Mittelklasse

Viel fällt und steht mit der richtigen Preisgestaltung. NVIDIA will die GeForce GTX 750 für 110 Euro anbieten, die GeForce GTX 750 Ti soll 135 Euro kosten. Der Straßenpreis dürfte sich einige Euro darunter bewegen, sodass wir eine ASUS GeForce GTX 750 Ti für 130 bis 135 Euro erwarten. Dann ist sie auch eine sinnvolle Alternative zur Radeon R7 260(X). Ein großer Pluspunkt ist der geringe Verbrauch, der bei der gebotenen Performance einen geringen Aufpreis zumindest teilweise aufwiegen kann.

Zusammenfassend kann man folgendes festhalten: NVIDIA geht den Wechsel auf die nächste Architektur sehr vorsichtig an. Doch mit "Maxwell" wechselt NVIDIA erstmals von einer High-End getriebenen Entwicklung auf eine solche, die sich in beide Richtungen orientiert. Nicht mehr nur via Downscaling wird eine Technik für mehrere Produktsegmente interessant, sondern von der ersten Minute der Entwicklung stand ein besseres Performance/Watt-Verhältnis im Mittelpunkt. Diesen Ausgangspunkt sehen wir mit der GeForce GTX 750 Ti und GeForce GTX 750 - von hier aus wird uns NVIDIA in den kommenden Wochen und Monaten mit neuen Produkten versorgen. Unklar ist allerdings noch, wann dies geschehen wird und ob man sich für gewisse Produktbereiche nicht doch noch etwas einfallen lässt. "Maxwell" erst in 28 nm für die Mittelklasse testen und dann für die High-End-Produkte auf 20 nm wechseln, könnte ein gangbarer Weg sein.

Alternativen?Wie bereits mehrfach erwähnt: Das Preissegment von 100 bis 150 Euro ist hart umkämpft und die neuerliche Produktflut von AMD trägt nicht gerade dazu bei, dass es dem potenziellen Käufer leichter gemacht wird. Je nachdem wo die Präferenzen liegen, findet sich auch die richtige Karte. Eine echte Empfehlung oder gar Alternativen auszusprechen, fällt schon alleine durch dem Umstand schwer, dass es kaum möglich ist sich einen Eindruck des gesamten Angebotes zu verschaffen. Große Fehler sind in diesem Bereich aber ebenfalls schwer möglich, sodass der Griff nach der richtigen Karte vielleicht einfacher ist, als es den Anschein macht.

Positive Aspekte der ASUS GeForce GTX 750 Ti

  • sehr niedrige Leistungsaufnahme unter Last
  • sehr gutes Performance/Watt-Verhältnis
  • ausreichende Leistung um einige Titel in FullHD darzustellen
  • GPU-Boost 2.0

Negative Aspekte der ASUS GeForce GTX 750 Ti:

  • schlechte Position des zusätzlichen Stromanschlusses
  • kein DisplayPort-Anschluss (stattdessen VGA)

Persönliche Meinung

Mit der GeForce GTX 750 und GeForce GTX 750 Ti bzw. der ersten Implementierung der "Maxwell"-Architektur bietet NVIDIA einen Ausblick auf das, was uns in den kommenden Monaten erwartet. Erstaunlich ist, wie es NVIDIA geschafft hat bei gleicher Fertigungstechnologie die Performance leicht zu steigern, dabei aber den Verbrauch derart zu reduzieren. Sicherlich werden uns die üblichen Leistungsklassen erhalten bleiben (z.B. <100 Watt, 150 Watt, 200 Watt und 250 Watt), wem der aktuelle Leistungsstand allerdings ausreicht bzw. wer bereits jetzt einen Blick auf ein aktuelles High-End-Modell geworfen hat, für den könnte eine solche Karte vielleicht bald mit nur noch 2/3 des aktuellen Verbrauchs ins Hause stehen. Sicherlich aber werden auch die Anforderungen an die Hardware weiter steigen, insofern eröffnet sich mit der "Maxwell"-Architektur die Möglichkeit teilweise deutlich mehr Leistung bei gleichem Verbrauch anzubieten. Etwas schade finde ich, dass sich NVIDIA bei den Details derzeit noch stark zurückhält. Neben der simplen Tatsache, dass die Anzahl der Shadereinheiten erhöht und einige Optimierungen an den Strukturen gemacht wurden, wären es genau diese, die mich weiter interessieren würden. Vielleicht aber nutzt NVIDIA die GTC 2014, um uns und euch weitere Details zu verraten. (Andreas Schilling)

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