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AMD Radeon R9 285 mit Tonga-GPU im Test - Fazit

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Vor gut einem Jahr präsentierte AMD die "Hawaii"-GPU, die in Form der Radeon R9 290X und Radeon R9 290 noch immer die beiden schnellsten Modelle stellt. Alle unter diesen beiden Modellen positionierten Karten (mit einigen wenigen Ausnahmen) sind ein Recycling altbekannter GPUs, die teilweise bereits 3 1/2 Jahre am Markt vertreten sind. Natürlich hat AMD auch bei diesen Änderungen in der Fertigung vorgenommen, doch meist bleibt nur der alte Name der GPU hängen und damit verschließt man sich den informierten Käufern gegenüber auch wieder ab.

Zum einen sorgt die aktuelle Modellvielfallt für Verwirrung bei den potenziellen Käufern, denn inzwischen tummeln sich acht Modelle innerhalb der Radeon-R9-Serie. AMD versucht durch die Namensgebung etwas Struktur in das Gebilde zu bringen, was aber nur bedingt gelingt. So ist die heute vorgestellte Radeon R9 285 zwar schneller als die Radeon R9 280, aber langsamer als eine Radeon R9 280X. Erst eine mögliche Radeon R9 285X wird die Brücke zwischen Radeon R9 280X und Radeon R9 290 schlagen. Nicht nur geht es um eine sinnvolle Reihenfolge der Modelle, auch weicht man inzwischen weit von der eigenen Sweet-Spot-Strategie ab, die bestimmte Marktbereiche erschließen und Zwischenräume, die ohnehin auf kaum bis kein Interesse bei den Käufern hervorrufen, ignorieren. So bietet man dem Käufer zwar viele Auswahlmöglichkeiten, dieser ist von der Vielzahl der Karten in einem ähnlichen Preissegment aber schnell verwirrt. Allerdings soll die Radeon R9 285 die Radeon R9 280 ersetzen. Letztgenannte wird aber noch so lange im Handel bleiben, wie die Hersteller sie auf Lager haben und so lange bleibt sie auch Betandteil der Serie.

Auch auf technischer Ebene sorgt die aktuelle Produktpolitik nicht für Klarheit. Zwar versucht AMD alles unter den "GCN-Hut" zu bekommen, doch damit erzählt man nur die halbe Wahrheit. Zwar wird die Mantle-API von allen Karten mit GCN-GPU unterstützt, doch spätestens bei TrueAudio, CrossFire ohne Brücke, dem flexiblen Eyefinity und der DirectX-11.2-Tier-2-Unterstützung ist die Verwirrung dann perfekt. Daher haben wir noch einmal eine Tabelle erstellt, die all dies auflistet und hoffentlich für Klarheit sorgen kann.

Feature-Matrix
GPU Hawaii Tahiti Curacao Bonaire Tonga
Radeon-Modelle Radeon R9 290X
Radeon R9 290
Radeon R9 295X2

Radeon HD 7870 XT
Radeon HD 7950
Radeon HD 7950 Boost
Radeon HD 7970
Radeon HD 7970 GHz Edition
Radeon HD 7990
Radeon R9 280
Radeon R9 280X

Radeon R7 265
Radeon R7 270
Radeon R7 270X
Radeon R7 260
Radeon R7 260X
Radeon R9 285
Mantle-Support Ja Ja Ja Ja Ja
TrueAudio-Support Ja Nein Nein Ja Ja
GCN GCN 1.1 GCN 1.0 GCN 1.0 GCN 1.1 GCN 2.0
DirectX 11.2 Tier 2 Ja Nein Nein Ja Ja
Flexibles Eyefinity Ja Ja Ja Ja Ja
CrossFire ohne Bridge Ja Nein Nein Ja Ja

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Nun aber zur Karte selbst. Die Radeon R9 285 wird von AMD in der oberen Mittelklasse positioniert und daran gibt es auch nichts auszusetzen. Wie bereits angesprochen liegt die Leistung zwischen vier und acht Prozent über der Radeon R9 280, sie steht aber noch weit hinter der Radeon R9 280X an. Als Gegner hat man die GeForce GTX 760 erkoren, die man in allen Benchmarks auch im Griff hat. Im NVIDIA-Vergleich findet sie sich zwischen der GeForce GTX 760 und der GeForce GTX 770 wieder.

In Sachen Kühlung hat Sapphire bei der Radeon R9 285 Dual-X OC eine runde Sache abgeliefert. Große Schwächen konnten wir bei der Kühlung nicht feststellen. Leiser geht natürlich immer, aber wir möchte kann ja immer noch manuell in die Lüftersteuerung eingreifen. Wir sind auf den ersten Vergleich mehrerer Modelle der Radeon R9 285 gespannt, der sich in wenigen Wochen folgen wird. Besonderes Augenmerk will AMD bei der "Tonga"-GPU auf die Effizienz gelegt haben und tatsächlich sehen wir bei gleicher bzw. leicht besserer Performance eine um etwa 40 Watt geringere Leistungsaufnahme. Da dies bei gleicher Fertigungstechnologie geschieht, muss AMD die höhere Effizienz durch Maßnahmen innerhalb der Architektur erreicht haben. Einige Details haben wir bereits genannt, wir hoffen aber noch etwas mehr von AMD zu erfahren.

Aktuell kennen wir nur den US-Preis der Radeon R9 285. Dieser soll bei 249 US-Dollar liegen und ist bei 1:1-Umrechung deutlich über der Radeon R9 280 und Radeon R9 280X. Letztgenannte ist bereits ab knapp über 200 Euro zu haben, sodass AMD bei der Radeon R9 285 noch merklich an der Preisschraube drehen muss. Bis wir den finalen Euro-Preis nicht kennen, fällt ein abschließendes Urteil aber schwer.

Alternativen?

Die Alternativen zur Radeon R9 285 sind recht zahlreiche, denn die Radeon R9 280 liegt nur dicht dahinter und wenn der geringere Verbrauch der Radeon R9 285 kein ausschlaggebendes Argument ist, kann eine Radeon R9 280 ebenfalls für das 1.080p-Gaming ausreichen. Da wir den finalen Preis der Radeon R9 285 noch nicht kennen, fällt eine abschließende Einschätzung zu den Alternativen aber schwer.

Positive Aspekte der Radeon R9 285:

  • geringe Leistungsaufnahme unter Last
  • Mantle-Support
  • ausreichende Leistung für 1.080p-Gaming

Negative Aspekte der Radeon R9 285:

  • nur 2 GB Grafikspeicher
  • unübersichtliche Positionierung in der Radeon-R9-Serie

 

Persönliche Meinung

NVIDIAs erreichte Effizienzsteigerung bei den "Maxwell"-GPUs haben wir sehr begrüßt, auch wenn wir eine Umsetzung des Prinzips auch gerne schnell bei den High-End-Karten gesehen hätten. Ähnlich verhält es sich auch bei der Radeon R9 285 mit "Tonga"-GPU. Bei gleicher Leistung etwa 30 Prozent an Leistungsaufnahme zu reduzieren, kann zumindest als Schritt in die richtige Richtung bezeichnet werden. Auch hier sind wir aber gespannt, ob, wann und wie AMD das Konzept auf die schnelleren Karten umsetzen kann. Die Gerüchte sprechen bereits davon, dass sowohl AMD als auch NVIDIA den 20-nm-Prozess auslassen könnten und mit verbesserter 28-nm-Fertigung weiterarbeiten. Ab 16 nm und einer Umsetzung der FinFET-Technologie könnten beide dann wieder einen größeren Schritt machen. (Andreas Schilling)

Quellen und weitere Links KOMMENTARE (77) VGWort