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Soviel der Vorreden, nun aber wollen wir konkret auf das eingehen, was bei einem High-End-Overclocking wichtig ist und wie vorgegangen wird. Dazu hat "Daniel" Dancop Schier einmal einen kleinen Bericht aus seiner eigenen Sichtweise verfasst:
Hallo,
ich bin Dancop. Mein richtiger Name ist Daniel. Ich bin verheiratet und habe zwei Stiefkinder und ein Kind mit meiner Frau. Wir leben im Kraichgau – der Schauplatz meiner meisten Ergebnisse.
Ich möchte Euch, liebe Luxxer und Luxx-Leser, meine Leidenschaft etwas näher bringen, in dem ich etwas von meiner "Arbeit" als Overclocker preisgebe.
In diesem Artikel beschränke ich mich einmal auf die GeForce GTX 980 – hier im Speziellen die EVGA GeForce GTX 980 Classified – vielen Dank an dieser Stelle an EVGA – Vince Lucido – für die Stellung der Grafikkarten!
Wenn ich eine Grafikkarte das erst Mal in den Händen halte und sie verbaue, ist als erstes das Auslesen der ASIC für mich wichtig. Ich habe mittlerweile 8 GeForce GTX 980 "kalt gemacht" und dabei herausgefunden, dass eine höhere ASIC meist auch zu besseren OC-Ergebnissen führt (nochmal der Hinweis – ich beziehe mich nur auf die GeForce GTX 980).
Nach dem Auslesen der ASIC wird das OC-Potential unter Luft getestet. Diese Tests erfolgen grundsätzlich mit der maximalen, durch NVIDIA zugelassenen, Spannung, also 1,25V. Hier haben sich folgende Werte im Unigine Heaven und Firestrike Extreme erwiesen:
GPU-Takt / Speichertakt-Takt durchschnittlicher Takt unter LN2
Selektierung der Karten Luft /LN2 | |||
---|---|---|---|
GPU (Luft) | Speicher (Luft) | GPU (LN2) | Speicher (LN2) |
1.500 MHz | 2.050 MHz | 2.050 MHz | 2.100 MHz |
1.550 MHz | 2.100 MHz | 2.100 MHz | 2.150 MHz |
1.600 MHz | 2.200 MHz | 2.200 MHz | 2.225 MHz |
Zu den oben genannten Werten muss gesagt werden, dass es vereinzelt Karten gibt, die nicht mit Kälte perfekt skalieren – dazu später aber mehr! Nur eines voraus, meine beste GeForce GTX 980 macht 1.650/2.250 MHz unter Luft – sie ist allerdings die schlechteste Karte unter LN2.
Wenn alle oben genannten Tests durchgeführt sind, wird die Karte isoliert und gesondert vorbereitet. Hierzu findet Ihr einige Bilder. Ich isoliere meine gesamte Hardware immer mit Plastidip. Plastidip ist ein Gummi in flüssiger Form, welches sich mit einem Pinsel überall auftragen lässt. Beim Isolieren von Grafikkarten sind folgende Stellen besonders wichtig.
- Sämtliche elektrisch leitenden Teile, wie Widerstände und Spulen, sollten abgedeckt sein
- Der Platz um die Speicherbausteine herum. Wenn man die Karte von der Kantenseite aus betrachtet, sieht man, dass die Speicherbausteine etwas in "der Luft hängen". Sie sind mit BGA-Balls auf der Platine verlötet. Damit sich hier kein Wasser drunter sammeln kann, werden die Speicherbausteine komplett mit Plastidip umrandet
- Der Platz um die GPU herum erfährt die gleiche Behandlung, da auch diese Freiraum unter sich hat.
Wenn nun alles getrocknet ist, dann kann man mit dem Aufbau der Hardware beginnen. In den Fotos findet Ihr einen sog. Netzteil-Connector. Ich nutze für alle 3D-Benchmarks IMMER mindestens zwei Netzteile, da sich alleine eine Grafikkarte unter Volllast bei 1,7 V schon einmal gut und gerne 900 W zu Gemüte führt (eine GeForce GTX 780 Ti mochte schon gerne 1.500 W). Mit diesem Connector schaltet sich das separate Netzteil für die Grafikkarte automatisch und gleichzeitig mit dem Master-Netzteil, dass für das Board und die Peripherie zuständig ist, an.
Nun bestreicht man die GPU der Grafikkarte gleichmäßig mit Wärmeleitpaste. Hier hat sich Gelid Extreme als die bisher beste erwiesen, da ein sogenanntes "Brechen" der WLP sehr selten vorkommt. Wenn WLP bricht, stimmt die Wärmeabfuhr an einigen Stellen der GPU nicht mehr und es lassen sich kaum noch gute Ergebnisse erzielen. In Kürze erscheint eine noch etwas bessere WLP, die speziell für solche Einsätze und für Wasserkühlungen entwickelt worden ist – hierzu dann aber bei Zeiten mehr.
Wenn nun alles sauber und ordentlich bestrichen ist, wird der Pot angebracht. Hierbei handelt es sich um einen Der8auer ECC Raptor. Ein Vollkupfer-Pot mit nahezu 3 kg Lebendgewicht. Ist dieser angebracht, werden noch einige isolierende Maßnahmen getroffen, die das Heruntertropfen von Wasser oder Eisstücken auf das Board verhindern.
Nun kann zusammengebaut werden. Wichtig bei Versuchen unter -40 °C ist der DVI/VGA Adapter. Ohne diesen erhält man bei genannter Temperatur nur noch ein schwarzes Bild, da der digitale Ausgang der Karte nicht mehr angesteuert werden kann.
Bei EVGA-Karten hat es sich als praktisch erwiesen, immer mit dem EVBOT zu arbeiten. Hiermit lassen sich folgende Werte justieren:
- GPU-Spannung
- MEM-Spannung
- PLL-Spannung (wichtig um den Betrieb der Grafikkarte bei niedrigen Temperaturen und hohem Takt zu gewährleisten)
- PWM Frequenzen der GPU und der PLL
- Load Line Calibration
- OCP (Ein Schutz, der die GPU bei zu hoher Leistungsaufnahme ausschaltet)
Nun ist es so weit und man kann beginnen, die Komponenten herunter zu kühlen. Da ich die Begebenheiten kenne, weiß ich ungefähr, mit welchen Temperaturen, welche Taktraten gebencht werden können. Solltet Ihr es mal versuchen wollen, schlage ich folgende Vorgehensweise vor:
- Grafikkarte auf -110 °C herunterkühlen und den maximalen Speichertakt testen. Dies ist sehr wichtig, denn die Karten verhalten sich alle komplett anders, was Speicher unter Kälte angeht. Die oben genannte "Super-Karte" unter Luft, mag z.B. gar keine Kälte auf dem Speicher und läuft somit nur noch 2000 Mhz auf dem Speicher ab einer Temperatur von -80 °C.
- Wenn Ihr den maximalen Speichertakt gefunden habt, testet euch in 0,1-V-Schritten und 100 Mhz an den maximalen GPU Takt heran. Hierbei beginne ich immer mit 1,4 V und 1.650 MHz. Normalerweise sollte mit 1,65 V schon 2.050 MHz laufen.
- Wenn Ihr die maximalen Werte gefunden habt, sollte man mit der Temperatur spielen. Die meisten GeForce GTX 980 laufen "Fullpot" - dies bedeutet bei einer Temperatur von -196 °C. Das Problem hierbei ist allerdings das sich bildende Kondenswasser an den Komponenten. Manche Karten haben auch einen sog. CB (Cold-Bug). Dieser erlaubt es der Karte nur bis zu einer bestimmten Temperatur zu arbeiten, danach stellt sie ihren Dienst ein und man muss sie wieder erhitzen, bis zu dem Wert des CBB (Cold-Boot-Bug). Hierbei handelt es sich um die Temperatur, die die Karte mindestens braucht um wieder starten zu können. Im Schnitt haben alle Modelle der GeForce GTX 980 einen CBB bei etwa -60 bis -90 °C.
Wenn man diese Hinweise allesamt befolgt, steht einem tollen Ergebnis nichts mehr im Weg. In den Fotos findet Ihr auch zwei Ergebnisse, die ich in der Session für diesen Artikel erreicht habe. Dabei arbeitete die GeForce GTX 980 mit einem Takt von 2.107/2.225 MHz im Unigine Heaven und 2.207/2.150 MHz im Futuremark 3DMark03.