TEST

Der Anfang ist gemacht

Intel Arc A750 und A770 Limited Edition im Test - Fazit

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Ist Intel der Einstieg in den Grafikkarten-Markt nun gelungen oder nicht und stellen sie damit auch eine ernsthafte Alternative dar – das sind wohl die großen Fragen, die wir uns als Fachpresse aber die sich auch der potentielle Käufer nun stellt. Wie so oft könne wir darauf nur mit einem "kommt darauf an" antworten.

Dass Intel mit einer ersten Generation den Markt nicht direkt komplett umkrempeln wird – das sollte den meisten und auch Intel bewusst gewesen sein. Aber man hatte größere Schwierigkeiten, als man dies erwartet hätte. Einige dieser Probleme haben damit zu tun, dass die finale Entwicklungsphase durch die Corona-Pandemie gestört wurde. Aber es gab auch Management-Fehler in Form einiger Fehleinschätzungen. So dachte man den Treiber der integrierten Grafikeinheiten relativ einfach auf eine diskrete GPU übertragen zu können. Die Abhängigkeiten einer integrierten Grafikeinheit sind aber ganz andere. Die Speicherbandbreite ist deutlich geringer, insgesamt ist die Engine deutlich kleiner und man hängt quasi sofort am GPU-Limit. Eine potentiell große GPU mit guter Speicheranbindung sollte weder eine zu geringe Speicherbandbreite haben, noch sollte sie bei den geringsten Anforderungen als GPU das Limit darstellen. Die Treiberentwicklung ist und bleibt der große Pferdefuß. Dies wurde mit dem Test der Arc A380 bereits deutlich und setzt sich nun in gewisser Weise auch fort.

Aber kommen wir zunächst zur Einschätzung der Leistung. Hier zeigen die Benchmarks ein sehr klares Bild. Zunächst einmal liegen zwischen der Arc A750 mit 8 GB und der Arc A770 mit 16 GB Grafikspeicher in der Rohleistung keine großen Unterschiede. Wir bewegen uns im Bereich von 5 bis 10 %. Mit aktivierten Raytracing-Effekten können die 16 GB der Arc A770 dann einen Unterschied ausmachen, grundsätzlich aber sind 8 GB in dieser Leistungsklasse ausreichend.

Im Vergleich zur Konkurrenz aus dem Hause NVIDIA ordnen sich die Karten zwischen der GeForce RTX 3060 und dem entsprechenden Ti-Modell ein. Bei AMD ist die Radeon RX 6600 XT wohl der Hauptkonkurrent. Aber so einfach ist es auf den zweiten Blick dann auch wiederum nicht, denn es gibt große Schwankungen innerhalb der Breite der Tests. Während Spiele auf Basis von DirectX 12 recht gut performen, hängen die Karten unter Verwendung von DirectX 11 und Vulkan meist noch etwas zurück. Dies ist ausschließlich auf eine noch nicht optimale Treiberunterstützung zurückzuführen. Aber es ist auch logisch, dass sich Intel zunächst einmal auf DX12-Titel konzentriert hat. Die Frage ist nun, wie viel Aufwand man bei Intel aufwenden möchte, um auch ältere Spiele besser in den Griff zu bekommen.

Der große Wurf ist es hinsichtlich der Leistung also nicht – aber das war auch nicht zu erwarten. Eine GeForce RTX 3070 oder Radeon RX 6700 XT kann Intel nicht angreifen. Die Verzögerungen in der Treiber- und Software-Entwicklung haben auch nicht geholfen, die Karten besser dastehen zu lassen, denn sowohl AMD als auch NVIDIA bringen schon bald die nächste Generation auf den Markt.

Sehr gut gefallen haben uns die Limited Editions der beiden Karten. Eine hohe Verarbeitungsqualität, gute Materialwahl und das schlichte Design zeichnen die Hardware aus. Die RGB-Beleuchtung der Arc A770 Limited Edition ist sicherlich ein optisches Highlight. Mit DisplayPort 2.0 und HDMI 2.1 unterstützt Intel auch die aktuellsten Ausgabe-Standards. In diesen Themenbereich passt auch die Unterstützung des AV1-Encodings, hier werden AMD und NVIDIA aber sicherlich bald nachziehen. Bis das Streaming in Gänze von AV1 Gebrauch macht, wird es ohnehin noch etwas dauern. 

Die Limited Editions sollen laut Intel aber nicht in ihrer Stückzahl limitiert sein. Sie werden über einen gewissen Zeitraum verfügbar sein – so Intel.

Aber kommen wir zu den Schattenseiten: Schon beim Test der Arc A380 Anfang August stellten wir eine zu hohe Idle-Leistungsaufnahme fest. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Damals sagte Intel, dass man das Problem noch im August beheben wird. Ob dies bei der A380 gelungen ist, können wir aus Mangel an Zugriff auf ein Sample nicht sagen. Wir können aber bestätigen, dass die Arc A750 und A770 noch immer das gleiche Problem haben. 45 bzw. 50 W im Idle-Betrieb einfach so zu verbrennen, ist nicht mehr zeitgemäß. Zudem führt es dazu, dass die Lüfter im Idle-Betrieb nicht stillstehen, da sie die für diesen Betriebmodus hohe Abwärme ständig abführen müssen. Ansonsten sind die Temperaturen und Lautstärke der Limited Editions als sehr gut zu bewerten – vor allem die Last-Lautstärke weiß zu überzeugen.

Bei der Effizienz müssen wir noch ein kleines Fragezeichen machen. Beide Karten verbrauchen unter Last knapp über 200 W. Eine GeForce RTX 3060 kommt auf 190 W. Mal liegt Intel in den Benchmarks vorne, mal NVIDIA – insofern würden wir hier von einem Unentschieden sprechen wollen.

Für den Einsatz der Raytracing-Technik kann man festhalten, dass Intel hier auf Niveau der Konkurrenz ist. Der Verlust an FPS entspricht dem, was NVIDIA zu leisten im Stande ist. Es handelt sich also um kein Raytracing zweiter Klasse oder dergleichen. Eine Technik die FPS wieder auf ein höheres Niveau zu bringen ist XeSS. Insgesamt bietet XeSS nicht ganz die Bandbreite von DLSS, wenn es um das Leistungsplus geht. Hier sehen wir auch noch großes Verbesserungspotenzial, denn teilweise liefert XeSS im Ultra-Quality-Preset sogar eine etwas geringere Leistung – so sollte das natürlich nicht sein. Gut ist, dass XeSS auch auf Karten mit AMD- und NVIDIA-GPU funktioniert. Zur Bildqualität können wir aus Mangel an Zeit mit der Technik noch nicht viel sagen. Wir bieten euch aber die Möglichkeit euch selbst davon ein Bild zu machen und einige Screenshots zu vergleichen.

Was uns nun noch fehlt ist ein Preis. Zwar hat Intel für die Arc A750 Limited Edition einen Preis ab 289 US-Dollar aufgerufen, was in Anbetracht der gebotenen Leistung auf die Preise am US-Markt bezogen ein gutes Angebot wäre, der Euro-Dollar-Kurs und weitere Einflüsse lassen uns aber daran zweifeln, dass die Karte hierzulande ähnlich gut aufgestellt sein wird. Die Arc A770 mit 8 GB soll 329 US-Dollar kosten und die von uns getestete Arc A770 Limited Edition mit 16 GB wiederum 349 US-Dollar. 20 US-Dollar Aufpreis für die Verdopplung des Grafikspeichers sind ein Novum am Markt. Aber auch hier müssen wir zunächst einmal abwarten, wie sich die Preise hierzulande darstellen werden. Eine GeForce RTX 3060 ist aktuell ab 385 Euro zu bekommen. Um eine Alternative zu sein, müsste eine Arc A770 schon darunter liegen. Der Verkaufsstart ist am 12. Oktober. Vermutlich wissen wir die preisliche Situation erst dann besser einzuschätzen.

So richtig spannend wird es ohnehin erst, wenn auch Partner mit einsteigen. Die Arc A770 mit 8 GB Speicher wird es nur von den Partnern geben. Diesen steht es auch frei, eine Variante mit 16 GB auf den Markt zu bringen. Zunächst haben sich nur Gunnir und ASRock dazu bekannt, die Intel-GPUs in Custom-Modellen zu verbauen. Vor einigen Tagen zog dann Acer nach. Wir wissen auch von einigen Herstellern von Grafikkarten  mit AMD- und/oder NVIDIA-GPU, dass hier über eine Einstieg bei den Intel-GPUs nachgedacht wird. Konkretes vermelden können wir allerdings noch nicht.

Positive Aspekte der Intel Arc A770 Limited Edition:

  • leise unter Last
  • hervorragende Verarbeitung
  • Leistungsniveau einer GeForce RTX 3060
  • im Zusammenspiel mit den 16 GB Grafikspeicher gute Compute-Leistung
  • schicke RGB-Beleuchtung

Negative Aspekte der Intel Arc A770 Limited Edition:

  • zu hoher Idle-Verbrauch
  • kein semipassiver Betrieb möglich (siehe Idle-Verbrauch)
  • Schwächen in DX11 und Vulkan

Positive Aspekte der Intel Arc A750 Limited Edition:

  • leise unter Last
  • hervorragende Verarbeitung
  • Leistungsniveau einer GeForce RTX 3060

Negative Aspekte der Intel Arc A750 Limited Edition:

  • zu hoher Idle-Verbrauch
  • kein semipassiver Betrieb möglich (siehe Idle-Verbrauch)
  • Schwächen in DX11 und Vulkan

Nun heißt es nachlegen! Mit einer zweiten Generation will Intel schon deutlich besser dastehen und mit einer dritten die Konkurrenz deutlich unter Druck setzen. Die Erwartungen an Battlemage (2. Arc-Generation) und Celestial (3. Arc-Generation) sind also hoch. Vermeintlich hat man durch Alchemist (1. Arc-Generation) die gröbsten Steine in der Treiber- und Compiler-Entwicklung aus dem Weg geräumt. Battlemage befindet sich in der Entwicklung und soll gute Fortschritte machen. Nun muss Intel den Worten auch Taten folgen lassen! Der Markt kann einen dritten Vertreter gut gebrauchen. Bei AMD und NVIDIA wird man genau hinschauen, was sich bei Intel tut und für den Endkunden kann dies nur gut sein.