TEST

Amazon Fire TV Omni QLED ausprobiert

Der TV mit integriertem Stick

Portrait des Authors


Der TV mit integriertem Stick
29

Werbung

Amazon packt seinen Fire-TV-Stick in einen Fernseher - was liegt eigentlich näher. Das beliebte Upgrade, um alte Fernseher smart zu machen, bringt die Amazon-Welt mit sämtlichen Prime-Funtionen schon seit längerer Zeit auf das heimische Fernsehdisplay. Da die klassischen TV-Anbieter ihre eigenen Plattformen weiterentwickeln, war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis Amazon in den TV-Markt einsteigt - denn auch hier ist die Software das, was zu AOL- und Netscape-Zeiten die Internet-Startseite war: Ein effizienter Einstiegspunkt zum Verkauf von Angeboten rund um das eigene Produkt.

Während es für Amazon natürlich praktisch ist, dass die Fire-TV-Plattform in jedem verkauften Fernseher steckt und somit einen perfekten Einstieg in die Amazon-Prime-Welt gleich mitbringt, ist für den Endkunden mit Prime-Abo und dem Willen, dass man sich auf Amazon einlässt, die Plattform der ideale Einstiegspunkt. Zumal niemand auf Amazon limitiert ist, denn die vorhandenen Apps innerhalb von Fire TV bieten alles, was man sich wünschen kann - Netflix, Paramount, Disney Plus und co. können natürlich ebenso gestartet werden. 

Hinzu kommt die Unterstützung von Alexa - wobei Amazon hier natürlich eine deutlich höhere Funktionalität mitbringt, als viele TV-Hersteller dies überhaupt können. Die Sprachsteuerung kann in vielfältiger Weise genutzt werden - und so ist der Fernseher Alexa-Zugangspunkt und aufgrund des Ambient-Features auch Informationspunkt aufgrund der Alexa-Widgets, ähnlich eines Echo Show. 

Und dann ist da ja auch noch der Fernseher selber: Ein 4K-QLED-Display, HDR (HDR10+ Gaming), adaptive Helligkeit, Full Array Local Dimming und ein Low Latency Modus, das liest sich schon erstaunlich gut für die erste Omni-QLED-Serie, und das zu einem Preis von nur 999 Euro für unser getestete 65-Zoll-Modell. Das ist schon ein Kampfpreis, günstigere Modelle gibt es zu identischen Features höchstens von Hisense und Samsung, aber größtenteils sind 65-Zoll-Modelle mit ähnlichem Produktumfang teurer. Haben wir hier also einen kleinen Geheimtipp, wenn man sich auf die Amazon-Welt einlassen will?

Technische Spezifikationen und Einrichtung

Die technischen Spezifikationen des 65" Amazon Fire TV Omni QLED lesen sich für den Start ins neue Marktsegment sehr gut:

Technische Details 65" Amazon Fire TV Omni
Auflösung3840 x 2160 (4K UHD)
BildschirmtechnikQuantum Dot (QLED)
HDR-FunktionalitätHDR10+ Adaptive, HDR10+ Gaming, Dolby Vision IQ, HDR10, HLG
BacklightFull Array Local Dimming (80 Zonen)
Aktualisierungsrate48-60 Hz, variabel inkl. Low Latency Modus
Anschlüsse3x HDMI 2.0, 1x HDMI 2.1 mit eARC, Ethernet, 2x USB 2.0, WLAN, 1x Optical Audio
Audioleistung2x 12 W, Dolby Digital Plus mit Passthrough 
SonstigesFire TV OS, Alexa Sprachfernsteuerung
Bezugsquelle, PreisAmazon, 999 Euro

Hat man bereits ein Amazon-Konto - und das wird wohl bei den meisten Lesern der Fall sein - so lässt sich die Einrichtung schnell abschließen, in dem man den TV nach dem Aufbauen mit dem Konto verbindet. Hat man bereits einen Fire TV, so lassen sich die Einstellungen und Apps von diesem einfach übernehmen und installieren. Ähnlich wie bei einem neuen Telefon sind die Settings somit superschnell hinterlegt. Und wer ein Prime-Abo hat, kann natürlich danach gleich mit dem Streamen loslegen. 

Funktionalität: Streaming

Wir nutzten den Amazon-Fernseher an einem klassischen DSL-100-Anschluss und nahmen dabei auch keine Rücksicht auf die Bandbreite - trotzdem kam es zu keinen Problemen. Im Vergleich zu einem Fire-TV-Stick scheint der Fernseher einen etwas besseren WLAN-Empfang zu haben, die Signalstärke des Fernsehers scheint aufgrund des letztendlich größeren Gehäuses wohl auch eine bessere Antennenausrichtung zu ermöglichen. Insofern haben wir uns durch die üblichen Verdächtigen gezappt: Amazon Prime, Paramount, Netflix, Disney und co. liefen ohne Probleme. Auch Spotify kann man integrieren und natürlich laufen auch die Streaming-Apps der TV-Anbieter problemlos. 

Auch HDR-Inhalte von Netflix oder Disney stellt der Fire-TV ohne Probleme dar, das Bild wird dadurch wie üblich etwas dreidimensionaler und brillianter.

Die Ladezeit der Apps ist ebenso zügiger als bei einem Amazon-TV-Stick, wenn auch teilweise abhängig von der Internetverbindung. Größere Wartezeiten konnten wir aber nicht feststellen. Auch das Zurückwechseln auf die Oberfläche von Amazon geht schnell. 

Funktionalität: TV

Ein Fernseher benötigt am Ende - auch wenn es so 90er zu sein scheint - ein gutes TV-Bild und eine gute TV-Funktionalität. Wir schlossen ein CI-Modul an, mit einer HD+-Karte und verhalfen dem TV mit einem Kabel zum Satelliten-Signal. Die Konfiguration der Kanäle ist nach der Erkennung etwas umständlicher - letztendlich legt man aber sowieso keine Kanäle mehr fest ("ARD" auf der "1", "ZDF" auf der "2"...), sondern man wird wohl schnell die Übersicht der am häufigsten genutzten TV-Kanäle verwenden, die in der Benutzeroberfläche bereits integriert ist. Und diese ist wirklich schön gestaltet, mit entsprechenden Vorschaubildern und Informationen zum TV-Programm. 

Einen Kanal zu wechseln, geht dabei ausreichend zügig - und das TV-Signal scheint ordentlich verarbeitet, sodass Full-HD auf dem 4K-Fernseher ganz gut aussieht. Für 4K-verwöhnte Streaming-Freunde mit Retro-Neigung ist der Fernseher für einen Rückfall auf das TV-Programm also auch vollkommen ausreichend. 

Messwerte: Display

Nicht fehlen darf natürlich auch ein Blick auf die Leistungswerte des Displays. Wir haben mit einem ColorChecker Display Pro von X-Rite die Leistungswerte des Fernsehers unter die Lupe genommen.

Bei SDR-Content kann Amazons TV-Gerät mit einer maximalen Helligkeit von 431 cd/m² aufwarten, was auch für gut beleuchtete Wohnräume ausreichend ist. Als Peak-Helligkeit sind auch mal Werte jenseits der 1.000 cd/m² möglich, das ist aber nur über einen kurzen Zeitraum möglich. Die Homogenität liegt bei sehr 93 %. So fallen Helligkeitsunterschiede auch bei homogenen Flächen nicht auf. Sehr gut ist der Kontrastumfang von 6237,4:1 einzustufen. Hier können wir allerdings nicht ausschließen, dass noch eine Dimming-Funktion ihre Finger im Spiel hatte.

Gemessen wurde über den HDMI-Eingang im Bildmodus "Film dunkel" und "SmartHDR". Zudem wurde die lokale Kontrastoptimierung auf "hoch" gestellt und die Hintergrundbeleuchtung auf 100%. In diesem Setting, fällt die Farbabstimmung mit 5.985 K etwas wärmer aus, als wir es normalerweise gewohnt sind. Ein Grund zum Nachregeln besteht bei dieser Abweichung aber kaum.

Der gemessene Stromverbrauch liegt bei ungefähr 10,4 W im ausgeschalteten Zustand (hier ist dann noch Alexa aktiv) und 183 W mit hellsten Einstellungen. In den von Amazon voreingestellten Settings liegt man ungefähr bei 85-90 W Verbrauch. Gerade bei einem so großen Display kommt es also darauf an, wie hoch man die Helligkeit tatsächlich dreht. 

Etwas ärgerlich ist die Tatsache, dass die Ambient-Funktion - in der der Fernseher ja eigentlich nur als Bilderrahmen zur Anzeige von ein paar Widgets fungiert - auch mit knapp 100 W zu Werke geht. In Zeiten, in denen man Strom sparen möchte, egal ob für den eigenen Geldbeutel oder als Umweltbeitrag, ist eine Ambient-Funktion auf einem 65-Zoll-Fernseher eigentlich als schwachsinnige Idee zu beurteilen. 

Fazit und Empfehlungen

Amazons Einstieg in die Fernsehwelt kann als gelungen bezeichnet werden. Ja, wer auf Amazon Prime verzichten möchte, wird mit dem Modell sicherlich nicht glücklich. Wer aber auf Streaming-Inhalte aller Art setzt und Amazon Prime sowieso davon ein Teil ist, der hat sicherlich viel Spaß an der Oberfläche des Fernsehers. Aber auch, wenn man nicht streamt und gelegentlich TV-Inhalte konsumiert, ist man bei dem Fernseher gut aufgehoben. Und letztendlich bietet Amazon auch reichlich Anschlussmöglichkeiten, um einen PC über HDMI anzuschließen, wenn man dies einmal machen möchte. 

Die Testwerte sind unauffällig und zeigen, dass Amazon nicht auf Sparmaßnahmen beim Panel setzt. Helligkeit und Kontrastumfang sind überzeugend, die Farbabstimmung ist zwar etwas warm, nachgeregelt werden muss aber nicht.

Zu kritisieren haben wir eigentlich nur den hohen Stromverbrauch bei der Ambient-Funktion. Das ist nicht zeitgemäß, auch wenn der Gedanke natürlich verlockend ist, seinen Fernseher bei Nicht-Benutzung für etwas anderes zu verwenden und schöne Bilder anzuzeigen. Ein Stromverrbauch von 100 W würde im schlimmsten Fall bei Dauernutzung (normalerweise stellt sich der Fernseher in Voreinstellung nach vier Stunden aus) in ca. 876 kWh pro Jahr resultieren - und somit Kosten von ungefähr 400 Euro für eine Ambient-Funktion, die nur schön aussieht. Den Fernseher sollte man also immer richtig ausschalten und nicht die Ambient-Funktion nutzen. 

Wenn man dies allerdings beachtet, steht kein Argument gegen den Kauf - und klassische Anbieter wie Samsung, LG und co. haben im identischen Preisbereich keine stechenden Argumente, warum man auf sie setzen sollte. Amazons aufgerufener Preis ist nämlich schon ein Kracher.