Das 660W-Modell der Platinum Series bietet im Wesentlichen die gleichen Features und technischen Details wie die bereits für einige Zeit erhältlichen 860W- und 1000W-Versionen: Effizienz nach 80PLUS Platinum, ein voll-modulares Kabelmanagement, eine Lüftersteuerung mit zwei Modi und natürlich den Anspruch auf hohe Qualität und Stabilität. Auch am optischen Design hat sich nichts geändert, mit 160 mm Gehäuselänge ist es aber 2 cm kürzer als die größeren und älteren Versionen.
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Das Gehäuse ist mit einer Beschichtung in einem dunklen Anthrazit versehen und bietet mit den kleinen Schriftzügen an der Seite und dem von Seasonic bekannten Herstellerlogo neben der Netzbuchse nur wenige optische Auffälligkeiten. Das schlichte und funktionale Design passt aber gut zur Marke und sorgt auch mit wenigen Elementen für einen hohen Wiedererkennungswert.
Eine auffällige Seite hat das Platinum 660W aber auch: die Innenseite mit dem voll-modularen Kabelmanagement. Dieses spezielle Layout hat Seasonic mit der X-Series vor gut drei Jahren eingeführt und es scheint dank entsprechender Updates immer noch sehr gut zu funktionieren. Auf der Innenseite oben rechts ist auch beim Platinum 660W der Schalter zu finden, mit dem der User zwischen semi-passivem und aktivem Lüftersteuerungsmodus umschalten kann.
Keine Überraschungen auch auf der technischen Seite: Seasonic setzt weiter auf ein Single-Rail-Design und bietet die in dieser Klasse übliche Leistungsfähigkeit. Die gesamte Netzteilleistung von 660 Watt ist auf 12 Volt abrufbar, die Nebenspannungen sind mit ordentlichen 125 Watt belastbar. Das Typenschild verrät uns weiterhin, dass man das Netzteil nicht im Hochgebirge betreiben soll und einen beliebten Tippfehler konnte Seasonic im deutschsprachigen Text auch unterbringen.
Ein Blick in das Netzteil zeigt, dass Seasonic im Vergleich zu den beiden stärkeren Platinum-Modellen ein verändertes Design zum Einsatz bringt, was allein schon aufgrund des kleineren Gehäuses zu erwarten war. So sind u.a. einige zentrale Bauteile (12V-Regulierung und LLC-Steuerung) auf eine separate Tochterplatine verschoben worden, die mit eigenem Kühlkörper relativ mittig auf der Platine untergebracht ist. Weiterhin kommt eine LLC-Resonanzwandler-Topologie zum Einsatz, sekundärseitig ergänzt durch Synchronous Rectification und DC-DC-Wandler. Die DC-DC-Wandler sind direkt auf der Tochterplatine untergebracht, welche auch die Buchsen des Kabelmanagements trägt, sodass hier potentiell verlustanfällige Leitungswege auf ein Minimum reduziert werden.
Primär- und sekundärseitig sind Kondensatoren von Nippon Chemi-con zu finden, sekundärseitig auch als Solid-State-Variante und zumindest ein Elko von Rubycon ist auch dabei. Wie bei Seasonic selbstverständlich sind alle wichtigen Schutzschaltungen (OCP, OPP, SCP, UVP, OVP) mit an Bord und auch einen Überhitzungsschutz hat Seasonic realisiert (Thermofühler montiert am Kühlkörper der mittigen Tochterplatine).
Ein besonderes Merkmal der Platinum-Modelle von Seasonic ist die umschaltbare Lüftersteuerung. Vereinfacht gesagt hat Seasonic einfach zwei Lüftersteuerungen integriert, die sich über einen kleinen Kippschalter aktivieren lassen. Im normalen Modus (genannt S²FC von Seasonic) arbeitet die Kühlung stets aktiv, der Lüfter soll bis ca. 50 Prozent Last konstant im "Silent Mode" drehen und wird dann langsam hochgefahren. Der "hybride" Modus (S³FC) arbeitet hingegen semi-passiv und lässt den Lüfter unter ca. 30 Prozent Last ausgeschaltet, so zumindest die Angabe von Seasonic. In der Theorie entscheidet der Schalter also nur zwischen aktivem und semi-passiven Modus bei niedriger Last, in der Praxis scheint der komplette Lastbereich beinflusst zu werden.
Beim Lüfter greift Seasonic wieder auf das Sanyo-Denki-Modell zurück, welches bei den anderen X- oder Platinum-Series-Modellen zum Einsatz kommt. Der "San Ace 120" (Modell 9S1212F404) ist ein hochwertiger Vertreter eines Lüfters mit (Doppel)Kugellager und kann theoretisch mit bis zu 2200 U/min drehen, welche er im Seasonic natürlich nicht ansatzweise erreicht.
Die Ansteuerung des Lüfters hängt von Temperatur und Last ab, wobei die Temperatur der wichtigere Parameter ist. Das entsprechende Infobild von Seasonic, das einen passiven Betrieb bis ca. 30 Prozent zusichert, ist wohl eher für schwierigere Umgebungsbedingungen zu sehen. In unserem Test arbeitete das Platinum 660W, vermutlich dank der guten Belüftung auf der Testplattform, auch noch bei über 60 Prozent Last im passiven Modus. Bei 80 Prozent Last sprang der Lüfter gelegentlich an, und drehte für kurze Zeit auf 1500 U/min, bevor er wieder auf Null heruntergefahren wurde und sich das Spielchen nach einiger Zeit wiederholte. Bei Volllast drehte er kurzeitig noch etwas höher und blieb auch auch für etwas längere Zeit im Betrieb, aber wurde zwischenzeitlich ebenfalls für einige Zeit ausgeschaltet. Laut Seasonic ist es normal, dass, wenn entsprechend niedrige Betriebstemperaturen vorherrschen, auch unter hoher Last noch der Wechsel zwischen Passiv- und Aktivmodus stattfindet, denn Seasonic gibt auch hier sehr konservative Schaltpunkte an.
Im normalen, also aktiven Modus behielt das Platinum-660 von 5 bis 60 Prozent Last eine Drehzahl von ca. 780 U/min konstant bei. Darüber hinaus steigerte sich die Drehzahl minimal auf knapp über 800 U/min bei 80 Prozent Last und 850 U/min bei 100 Prozent Last.
Bei abgeschaltetem Lüfter arbeitete unser Testsample mucksmäuschenstill, ohne Fiepen oder Zirpen. Bei den im aktiven Modus anliegenden ca. 800 U/min ist das Seasonic sehr leise, nur in direkter Nähe ist ein schwaches und leicht dumpfes Lüfterrauschen zu hören. Bei den im Hybrid-Modus unter höherer Last auftretenden kurzzeitigen Ausflügen hin zu Drehzahlen von 1500+ U/min wird das Lüfterrauschen dann natürlich für kurze Zeit sehr deutlich wahrnehmbar. Dafür arbeitet es bei dieser Einstellung wohl in den meisten Systemen bis hin zu mittlerer Last lautlos.
Kommen wir auf der nächsten Seite zur Ausstattung des Seasonic Platinum-660.